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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

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nicht nahen, ärgerte sich sehr und befahl dem
Müller: "hau ihr die Hände ab, daß ich ihr
was anhaben kann. Der Müller aber entsetzte
sich und antwortete: wie könnte ich meinem
lieben Kind die Hände abhauen, nein, das thu
ich nicht. "Weißt du was, so hol ich dich
selber, wenn dus nicht thust!" Da fürchtete
sich der Müller gewaltig und versprach ihm in
der Angst, zu thun was er befohlen hätte.
Ging zu seiner Tochter und sprach: mein Kind,
der Teufel wird mich holen, wenn ich dir nicht
beide Hände abhaue, und da habe ich es ihm
versprochen, ich bitte dich um Verzeihung.
"Vater, sagte sie, macht mit mir was ihr
wollt," legte ihre beiden Hände hin und ließ
sie abhauen. Zum drittenmal kam der Teu-
fel, allein sie hatte so lang und viel auf ihre
Stümpfe geweint, daß sie doch ganz rein wur-
de, da hatte der Teufel alles Recht an ihr
verloren.

Der Müller, weil er so großes Gut durch
sie gewonnen hatte, versprach ihr nun, er wolle
sie Zeitlebens aufs köstlichste halten, allein sie
mochte nicht mehr dableiben: "ich will fort von
hier, mitleidige Menschen werden mir schon so-
viel geben, als ich zum Leben brauche." Die
beiden abgehauenen Hände ließ sie sich auf den
Rücken binden; mit Sonnenaufgang zog sie fort
und ging und ging den ganzen Tag, bis es

nicht nahen, aͤrgerte ſich ſehr und befahl dem
Muͤller: „hau ihr die Haͤnde ab, daß ich ihr
was anhaben kann. Der Muͤller aber entſetzte
ſich und antwortete: wie koͤnnte ich meinem
lieben Kind die Haͤnde abhauen, nein, das thu
ich nicht. „Weißt du was, ſo hol ich dich
ſelber, wenn dus nicht thuſt!“ Da fuͤrchtete
ſich der Muͤller gewaltig und verſprach ihm in
der Angſt, zu thun was er befohlen haͤtte.
Ging zu ſeiner Tochter und ſprach: mein Kind,
der Teufel wird mich holen, wenn ich dir nicht
beide Haͤnde abhaue, und da habe ich es ihm
verſprochen, ich bitte dich um Verzeihung.
„Vater, ſagte ſie, macht mit mir was ihr
wollt,“ legte ihre beiden Haͤnde hin und ließ
ſie abhauen. Zum drittenmal kam der Teu-
fel, allein ſie hatte ſo lang und viel auf ihre
Stuͤmpfe geweint, daß ſie doch ganz rein wur-
de, da hatte der Teufel alles Recht an ihr
verloren.

Der Muͤller, weil er ſo großes Gut durch
ſie gewonnen hatte, verſprach ihr nun, er wolle
ſie Zeitlebens aufs koͤſtlichſte halten, allein ſie
mochte nicht mehr dableiben: „ich will fort von
hier, mitleidige Menſchen werden mir ſchon ſo-
viel geben, als ich zum Leben brauche.“ Die
beiden abgehauenen Haͤnde ließ ſie ſich auf den
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[134/0168] nicht nahen, aͤrgerte ſich ſehr und befahl dem Muͤller: „hau ihr die Haͤnde ab, daß ich ihr was anhaben kann. Der Muͤller aber entſetzte ſich und antwortete: wie koͤnnte ich meinem lieben Kind die Haͤnde abhauen, nein, das thu ich nicht. „Weißt du was, ſo hol ich dich ſelber, wenn dus nicht thuſt!“ Da fuͤrchtete ſich der Muͤller gewaltig und verſprach ihm in der Angſt, zu thun was er befohlen haͤtte. Ging zu ſeiner Tochter und ſprach: mein Kind, der Teufel wird mich holen, wenn ich dir nicht beide Haͤnde abhaue, und da habe ich es ihm verſprochen, ich bitte dich um Verzeihung. „Vater, ſagte ſie, macht mit mir was ihr wollt,“ legte ihre beiden Haͤnde hin und ließ ſie abhauen. Zum drittenmal kam der Teu- fel, allein ſie hatte ſo lang und viel auf ihre Stuͤmpfe geweint, daß ſie doch ganz rein wur- de, da hatte der Teufel alles Recht an ihr verloren. Der Muͤller, weil er ſo großes Gut durch ſie gewonnen hatte, verſprach ihr nun, er wolle ſie Zeitlebens aufs koͤſtlichſte halten, allein ſie mochte nicht mehr dableiben: „ich will fort von hier, mitleidige Menſchen werden mir ſchon ſo- viel geben, als ich zum Leben brauche.“ Die beiden abgehauenen Haͤnde ließ ſie ſich auf den Ruͤcken binden; mit Sonnenaufgang zog ſie fort und ging und ging den ganzen Tag, bis es

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/168>, abgerufen am 24.11.2024.