der sprach: was quälst du dich so sehr, ich will dich reich machen, verschreib mir dafür, was hinter deiner Mühle steht, in drei Jahren will ichs abholen. Der Müller denkt: das ist mein Apfelbaum, sagte ja, und verschriebs dem Man- ne. Wie er nach Haus kommt, sagt seine Frau zu ihm: "Müller, woher kommt der große Reichthum, der auf einmal Kisten und Kasten in unserm Haus angefüllt hat?" -- das kommt von einem alten Mann aus dem Wald, ich hab ihm dafür verschrieben, was hinter der Mühle steht. -- "Ach Mann, sprach die Frau erschrocken, das wird schlimm werden, der alte Mann war der Teufel und er hat unsere Toch- ter damit gemeint, die hat gerad hinter der Mühle gestanden und den Hof gekehrt."
Die Müllerstochter war aber gar schön und fromm, und nach drei Jahren kam der Teufel ganz früh und wollte sie holen, aber sie hatte mit Kreide einen Kranz um sich gemacht und sich rein gewaschen. Da konnte der Teufel nicht zu ihr kommen, zornig sprach er zu dem Mül- ler: "thu ihr alles Waschwasser weg, daß sie sich nicht mehr waschen kann, und ich Gewalt über sie habe." Der Müller fürchtete sich und that es. Am andern Tag kam der Teufel wie- der, aber sie hatte auf ihre Hände geweint und sich mit ihren Thränen gewaschen, und war ganz rein; da konnte ihr der Teufel abermals
der ſprach: was quaͤlſt du dich ſo ſehr, ich will dich reich machen, verſchreib mir dafuͤr, was hinter deiner Muͤhle ſteht, in drei Jahren will ichs abholen. Der Muͤller denkt: das iſt mein Apfelbaum, ſagte ja, und verſchriebs dem Man- ne. Wie er nach Haus kommt, ſagt ſeine Frau zu ihm: „Muͤller, woher kommt der große Reichthum, der auf einmal Kiſten und Kaſten in unſerm Haus angefuͤllt hat?“ — das kommt von einem alten Mann aus dem Wald, ich hab ihm dafuͤr verſchrieben, was hinter der Muͤhle ſteht. — „Ach Mann, ſprach die Frau erſchrocken, das wird ſchlimm werden, der alte Mann war der Teufel und er hat unſere Toch- ter damit gemeint, die hat gerad hinter der Muͤhle geſtanden und den Hof gekehrt.“
Die Muͤllerstochter war aber gar ſchoͤn und fromm, und nach drei Jahren kam der Teufel ganz fruͤh und wollte ſie holen, aber ſie hatte mit Kreide einen Kranz um ſich gemacht und ſich rein gewaſchen. Da konnte der Teufel nicht zu ihr kommen, zornig ſprach er zu dem Muͤl- ler: „thu ihr alles Waſchwaſſer weg, daß ſie ſich nicht mehr waſchen kann, und ich Gewalt uͤber ſie habe.“ Der Muͤller fuͤrchtete ſich und that es. Am andern Tag kam der Teufel wie- der, aber ſie hatte auf ihre Haͤnde geweint und ſich mit ihren Thraͤnen gewaſchen, und war ganz rein; da konnte ihr der Teufel abermals
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der ſprach: was quaͤlſt du dich ſo ſehr, ich will
dich reich machen, verſchreib mir dafuͤr, was
hinter deiner Muͤhle ſteht, in drei Jahren will
ichs abholen. Der Muͤller denkt: das iſt mein
Apfelbaum, ſagte ja, und verſchriebs dem Man-
ne. Wie er nach Haus kommt, ſagt ſeine Frau
zu ihm: „Muͤller, woher kommt der große
Reichthum, der auf einmal Kiſten und Kaſten
in unſerm Haus angefuͤllt hat?“ — das kommt
von einem alten Mann aus dem Wald, ich
hab ihm dafuͤr verſchrieben, was hinter der
Muͤhle ſteht. — „Ach Mann, ſprach die Frau
erſchrocken, das wird ſchlimm werden, der alte
Mann war der Teufel und er hat unſere Toch-
ter damit gemeint, die hat gerad hinter der
Muͤhle geſtanden und den Hof gekehrt.“
Die Muͤllerstochter war aber gar ſchoͤn und
fromm, und nach drei Jahren kam der Teufel
ganz fruͤh und wollte ſie holen, aber ſie hatte
mit Kreide einen Kranz um ſich gemacht und
ſich rein gewaſchen. Da konnte der Teufel nicht
zu ihr kommen, zornig ſprach er zu dem Muͤl-
ler: „thu ihr alles Waſchwaſſer weg, daß ſie
ſich nicht mehr waſchen kann, und ich Gewalt
uͤber ſie habe.“ Der Muͤller fuͤrchtete ſich und
that es. Am andern Tag kam der Teufel wie-
der, aber ſie hatte auf ihre Haͤnde geweint und
ſich mit ihren Thraͤnen gewaſchen, und war
ganz rein; da konnte ihr der Teufel abermals
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/167>, abgerufen am 24.11.2024.
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