mackellosen, glänzenden Augen (in die sich die kleinen Kinder selbst so gern greifen*)), die nicht mehr wachsen können, während die andern Glieder noch zart, schwach, und zum Dienst der Erde ungeschickt sind. So ein- fach sind die meisten Situationen, daß viele sie wohl im Leben gefunden, aber wie alle wahrhaftigen doch immer wieder neu und ergreifend. Die Eltern haben kein Brod mehr, und müssen ihre Kinder in dieser Noth verstoßen, oder eine harte Stiefmutter läßt sie leiden **), und mögte sie gar zu Grunde gehen lassen. Dann sind Geschwister in des
*) Fischart Gargantua 129b. 131b.
**) Dieses Verhältniß kommt hier oft vor und ist wohl die erste Wolke, die an dem blauen Him- mel eines Kinds aufsteigt und die ersten Thrä- nen erpreßt, welche die Menschen nicht sehen, aber die Engel zählen. Selbst Blumen ha- ben davon ihren Namen erhalten, die Viola tricolor heißt Stiefmütterchen, weil jedes der gelben Blätter unter sich ein schmales, grünes Blättchen hat, wovon es gehalten wird, das sind die Stühle, welche die Mutter ihren rech- ten lustigen Kindern gegeben; oben müssen die zwei Stiefkinder, in dunkelviolett trauernd ste- hen und haben keine Stühle.
mackelloſen, glaͤnzenden Augen (in die ſich die kleinen Kinder ſelbſt ſo gern greifen*)), die nicht mehr wachſen koͤnnen, waͤhrend die andern Glieder noch zart, ſchwach, und zum Dienſt der Erde ungeſchickt ſind. So ein- fach ſind die meiſten Situationen, daß viele ſie wohl im Leben gefunden, aber wie alle wahrhaftigen doch immer wieder neu und ergreifend. Die Eltern haben kein Brod mehr, und muͤſſen ihre Kinder in dieſer Noth verſtoßen, oder eine harte Stiefmutter laͤßt ſie leiden **), und moͤgte ſie gar zu Grunde gehen laſſen. Dann ſind Geſchwiſter in des
*) Fiſchart Gargantŭa 129b. 131b.
**) Dieſes Verhaͤltniß kommt hier oft vor und iſt wohl die erſte Wolke, die an dem blauen Him- mel eines Kinds aufſteigt und die erſten Thraͤ- nen erpreßt, welche die Menſchen nicht ſehen, aber die Engel zaͤhlen. Selbſt Blumen ha- ben davon ihren Namen erhalten, die Viola tricolor heißt Stiefmuͤtterchen, weil jedes der gelben Blaͤtter unter ſich ein ſchmales, gruͤnes Blaͤttchen hat, wovon es gehalten wird, das ſind die Stuͤhle, welche die Mutter ihren rech- ten luſtigen Kindern gegeben; oben muͤſſen die zwei Stiefkinder, in dunkelviolett trauernd ſte- hen und haben keine Stuͤhle.
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[IX/0015]
mackelloſen, glaͤnzenden Augen (in die ſich
die kleinen Kinder ſelbſt ſo gern greifen *)),
die nicht mehr wachſen koͤnnen, waͤhrend die
andern Glieder noch zart, ſchwach, und zum
Dienſt der Erde ungeſchickt ſind. So ein-
fach ſind die meiſten Situationen, daß viele
ſie wohl im Leben gefunden, aber wie alle
wahrhaftigen doch immer wieder neu und
ergreifend. Die Eltern haben kein Brod
mehr, und muͤſſen ihre Kinder in dieſer Noth
verſtoßen, oder eine harte Stiefmutter laͤßt
ſie leiden **), und moͤgte ſie gar zu Grunde
gehen laſſen. Dann ſind Geſchwiſter in des
*) Fiſchart Gargantŭa 129b. 131b.
**) Dieſes Verhaͤltniß kommt hier oft vor und iſt
wohl die erſte Wolke, die an dem blauen Him-
mel eines Kinds aufſteigt und die erſten Thraͤ-
nen erpreßt, welche die Menſchen nicht ſehen,
aber die Engel zaͤhlen. Selbſt Blumen ha-
ben davon ihren Namen erhalten, die Viola
tricolor heißt Stiefmuͤtterchen, weil jedes der
gelben Blaͤtter unter ſich ein ſchmales, gruͤnes
Blaͤttchen hat, wovon es gehalten wird, das
ſind die Stuͤhle, welche die Mutter ihren rech-
ten luſtigen Kindern gegeben; oben muͤſſen die
zwei Stiefkinder, in dunkelviolett trauernd ſte-
hen und haben keine Stuͤhle.
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. IX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/15>, abgerufen am 22.07.2024.
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