mein Bett gut machst, und es fleißig aufschüt- telst, daß die Federn fliegen, dann schneit es in der Welt; *) ich bin die Frau Holle. Weil die Alte so gut sprach, willigte das Mädchen ein und begab sich in ihren Dienst. Es besorgte auch alles nach ihrer Zufriedenheit und schüt- telte ihr das Bett immer gewaltig auf, dafür hatte es auch ein gut Leben bei ihr, kein böses Wort und alle Tage Gesottenes und Gebrate- nes. Nun war es eine Zeitlang bei der Frau Holle, da ward es traurig in seinem Herzen und ob es hier gleich viel tausendmal besser war, als zu Haus, so hatte es doch ein Ver- langen dahin; endlich sagte es zu ihr: "ich habe den Jammer nach Haus kriegt, und wenn es mir auch noch so gut hier geht, so kann ich doch nicht länger bleiben." Die Frau Holle sagte: "du hast Recht und weil du mir so treu gedient hast, so will ich dich selbst wieder hin- aufbringen. "Sie nahm es darauf bei der Hand und führte es vor ein großes Thor. Das ward aufgethan und wie das Mädchen darun- ter stand, fiel ein gewaltiger Goldregen, und alles Gold blieb an ihm hängen, so daß es über und über davon bedeckt war." Das sollst du haben, weil du so fleißig gewesen bist,"
*) Darum sagt man in Hessen, wenn es schneit: die Frau Holle macht ihr Bett.
mein Bett gut machſt, und es fleißig aufſchuͤt- telſt, daß die Federn fliegen, dann ſchneit es in der Welt; *) ich bin die Frau Holle. Weil die Alte ſo gut ſprach, willigte das Maͤdchen ein und begab ſich in ihren Dienſt. Es beſorgte auch alles nach ihrer Zufriedenheit und ſchuͤt- telte ihr das Bett immer gewaltig auf, dafuͤr hatte es auch ein gut Leben bei ihr, kein boͤſes Wort und alle Tage Geſottenes und Gebrate- nes. Nun war es eine Zeitlang bei der Frau Holle, da ward es traurig in ſeinem Herzen und ob es hier gleich viel tauſendmal beſſer war, als zu Haus, ſo hatte es doch ein Ver- langen dahin; endlich ſagte es zu ihr: „ich habe den Jammer nach Haus kriegt, und wenn es mir auch noch ſo gut hier geht, ſo kann ich doch nicht laͤnger bleiben.“ Die Frau Holle ſagte: „du haſt Recht und weil du mir ſo treu gedient haſt, ſo will ich dich ſelbſt wieder hin- aufbringen. „Sie nahm es darauf bei der Hand und fuͤhrte es vor ein großes Thor. Das ward aufgethan und wie das Maͤdchen darun- ter ſtand, fiel ein gewaltiger Goldregen, und alles Gold blieb an ihm haͤngen, ſo daß es uͤber und uͤber davon bedeckt war.“ Das ſollſt du haben, weil du ſo fleißig geweſen biſt,“
*) Darum ſagt man in Heſſen, wenn es ſchneit: die Frau Holle macht ihr Bett.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0142"n="108"/>
mein Bett gut machſt, und es fleißig aufſchuͤt-<lb/>
telſt, daß die Federn fliegen, dann ſchneit es in<lb/>
der Welt; <noteplace="foot"n="*)">Darum ſagt man in Heſſen, wenn es ſchneit:<lb/>
die Frau Holle macht ihr Bett.</note> ich bin die Frau Holle. Weil die<lb/>
Alte ſo gut ſprach, willigte das Maͤdchen ein<lb/>
und begab ſich in ihren Dienſt. Es beſorgte<lb/>
auch alles nach ihrer Zufriedenheit und ſchuͤt-<lb/>
telte ihr das Bett immer gewaltig auf, dafuͤr<lb/>
hatte es auch ein gut Leben bei ihr, kein boͤſes<lb/>
Wort und alle Tage Geſottenes und Gebrate-<lb/>
nes. Nun war es eine Zeitlang bei der Frau<lb/>
Holle, da ward es traurig in ſeinem Herzen<lb/>
und ob es hier gleich viel tauſendmal beſſer<lb/>
war, als zu Haus, ſo hatte es doch ein Ver-<lb/>
langen dahin; endlich ſagte es zu ihr: „ich habe<lb/>
den Jammer nach Haus kriegt, und wenn es<lb/>
mir auch noch ſo gut hier geht, ſo kann ich<lb/>
doch nicht laͤnger bleiben.“ Die Frau Holle<lb/>ſagte: „du haſt Recht und weil du mir ſo treu<lb/>
gedient haſt, ſo will ich dich ſelbſt wieder hin-<lb/>
aufbringen. „Sie nahm es darauf bei der<lb/>
Hand und fuͤhrte es vor ein großes Thor. Das<lb/>
ward aufgethan und wie das Maͤdchen darun-<lb/>
ter ſtand, fiel ein gewaltiger Goldregen, und<lb/>
alles Gold blieb an ihm haͤngen, ſo daß es<lb/>
uͤber und uͤber davon bedeckt war.“ Das ſollſt<lb/>
du haben, weil du ſo fleißig geweſen biſt,“<lb/></p></div></body></text></TEI>
[108/0142]
mein Bett gut machſt, und es fleißig aufſchuͤt-
telſt, daß die Federn fliegen, dann ſchneit es in
der Welt; *) ich bin die Frau Holle. Weil die
Alte ſo gut ſprach, willigte das Maͤdchen ein
und begab ſich in ihren Dienſt. Es beſorgte
auch alles nach ihrer Zufriedenheit und ſchuͤt-
telte ihr das Bett immer gewaltig auf, dafuͤr
hatte es auch ein gut Leben bei ihr, kein boͤſes
Wort und alle Tage Geſottenes und Gebrate-
nes. Nun war es eine Zeitlang bei der Frau
Holle, da ward es traurig in ſeinem Herzen
und ob es hier gleich viel tauſendmal beſſer
war, als zu Haus, ſo hatte es doch ein Ver-
langen dahin; endlich ſagte es zu ihr: „ich habe
den Jammer nach Haus kriegt, und wenn es
mir auch noch ſo gut hier geht, ſo kann ich
doch nicht laͤnger bleiben.“ Die Frau Holle
ſagte: „du haſt Recht und weil du mir ſo treu
gedient haſt, ſo will ich dich ſelbſt wieder hin-
aufbringen. „Sie nahm es darauf bei der
Hand und fuͤhrte es vor ein großes Thor. Das
ward aufgethan und wie das Maͤdchen darun-
ter ſtand, fiel ein gewaltiger Goldregen, und
alles Gold blieb an ihm haͤngen, ſo daß es
uͤber und uͤber davon bedeckt war.“ Das ſollſt
du haben, weil du ſo fleißig geweſen biſt,“
*) Darum ſagt man in Heſſen, wenn es ſchneit:
die Frau Holle macht ihr Bett.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/142>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.