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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

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lassen." Sie wolltens aber nicht glauben, daß
er also unverletzt sollt' von den Riesen kom-
men, sondern ritten in den Wald, dies Wun-
der zu besichtigen, und fandens also, wie ihnen
der Schneider gesagt hatte. Darob sie sich sehr
verwunderten, großen Schrecken empfingen und
noch übler zu Muth waren, dann vor, dann sie
mehr forchten, er würd sie, wo er ihnen Feind
wär' all umbringen, ritten also heim und sag-
ten dem König die That an. Der Schneider
begerte die Tochter mit sammt dem halben Kö-
nigreich; der König, als er sahe die Riesen er-
würgt, deswegen er seine Tochter dem unbekann-
ten Krieger sollt zur Eh geben, war ihn seines
Verheißens sehr gereuen, gedacht, wie er doch
sein mit Fügen mögt abkommen, dann er ihm
die Tochter zu geben keineswegs gesinnet. Dem
Schneider noch einmal sagte, wie er ein Ein-
horn im Walde hätte, das ihm so sehr großen
Schaden an Fisch und Leut thät, wenn er das-
selbige fing, wollt er ihm die Tochter geben.
Der Schneider war dessen wohl zufrieden, nahm
ein Stricklein, ging zum Wald, befahl seinen
Zugeordneten, heraußen zu warten, er wollt al-
lein hinein, spazierte also im Walde umher.
Indem ersah er das Einhorn gegen ihn daher
springen, der Meinung ihn umzubringen; der
Schneider aber war nicht unbehend, wartete bis
das Einhorn gar nahe zu ihm kam, und als es

Kindermärchen. F

laſſen.“ Sie wolltens aber nicht glauben, daß
er alſo unverletzt ſollt' von den Rieſen kom-
men, ſondern ritten in den Wald, dies Wun-
der zu beſichtigen, und fandens alſo, wie ihnen
der Schneider geſagt hatte. Darob ſie ſich ſehr
verwunderten, großen Schrecken empfingen und
noch uͤbler zu Muth waren, dann vor, dann ſie
mehr forchten, er wuͤrd ſie, wo er ihnen Feind
waͤr' all umbringen, ritten alſo heim und ſag-
ten dem Koͤnig die That an. Der Schneider
begerte die Tochter mit ſammt dem halben Koͤ-
nigreich; der Koͤnig, als er ſahe die Rieſen er-
wuͤrgt, deswegen er ſeine Tochter dem unbekann-
ten Krieger ſollt zur Eh geben, war ihn ſeines
Verheißens ſehr gereuen, gedacht, wie er doch
ſein mit Fuͤgen moͤgt abkommen, dann er ihm
die Tochter zu geben keineswegs geſinnet. Dem
Schneider noch einmal ſagte, wie er ein Ein-
horn im Walde haͤtte, das ihm ſo ſehr großen
Schaden an Fiſch und Leut thaͤt, wenn er das-
ſelbige fing, wollt er ihm die Tochter geben.
Der Schneider war deſſen wohl zufrieden, nahm
ein Stricklein, ging zum Wald, befahl ſeinen
Zugeordneten, heraußen zu warten, er wollt al-
lein hinein, ſpazierte alſo im Walde umher.
Indem erſah er das Einhorn gegen ihn daher
ſpringen, der Meinung ihn umzubringen; der
Schneider aber war nicht unbehend, wartete bis
das Einhorn gar nahe zu ihm kam, und als es

Kindermärchen. F
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[81/0115] laſſen.“ Sie wolltens aber nicht glauben, daß er alſo unverletzt ſollt' von den Rieſen kom- men, ſondern ritten in den Wald, dies Wun- der zu beſichtigen, und fandens alſo, wie ihnen der Schneider geſagt hatte. Darob ſie ſich ſehr verwunderten, großen Schrecken empfingen und noch uͤbler zu Muth waren, dann vor, dann ſie mehr forchten, er wuͤrd ſie, wo er ihnen Feind waͤr' all umbringen, ritten alſo heim und ſag- ten dem Koͤnig die That an. Der Schneider begerte die Tochter mit ſammt dem halben Koͤ- nigreich; der Koͤnig, als er ſahe die Rieſen er- wuͤrgt, deswegen er ſeine Tochter dem unbekann- ten Krieger ſollt zur Eh geben, war ihn ſeines Verheißens ſehr gereuen, gedacht, wie er doch ſein mit Fuͤgen moͤgt abkommen, dann er ihm die Tochter zu geben keineswegs geſinnet. Dem Schneider noch einmal ſagte, wie er ein Ein- horn im Walde haͤtte, das ihm ſo ſehr großen Schaden an Fiſch und Leut thaͤt, wenn er das- ſelbige fing, wollt er ihm die Tochter geben. Der Schneider war deſſen wohl zufrieden, nahm ein Stricklein, ging zum Wald, befahl ſeinen Zugeordneten, heraußen zu warten, er wollt al- lein hinein, ſpazierte alſo im Walde umher. Indem erſah er das Einhorn gegen ihn daher ſpringen, der Meinung ihn umzubringen; der Schneider aber war nicht unbehend, wartete bis das Einhorn gar nahe zu ihm kam, und als es Kindermärchen. F

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/115>, abgerufen am 24.11.2024.