mentlich verschiedne der s. 688. 689. 693. angeführten zus. setzungen gerechnet werden. z) einige ahd. compo- sita mit un- haben auch männliche nomina propria abge- geben, z. b. un-arc, un-foraht, un-frid, un-ruoh, un-wan.
und- (ad, usque) früher wohl unth? weil im ags. od, od dafür steht, aber mit noch weiterer lautabstufung so- gar unte (f. unde), welchem goth. und, unte die schwan- kenden ahd. formen unti, unzi, unz entsprechen; mhd. unz, nhd. ausgestorben. Ob diese part. mit der copula und (et) altn. enn verwandt sei? gehört nicht hierher. Sie scheint kaum vor nominibus zu stehen und, woran man denken könnte, das goth. und-aurni (oben s. 337.) deshalb nicht mit ihr coniponiert, weil die ags. form und-ern lautet, nicht od-ern, auch die wurzel -aurni, ahd. -orn höchst bedenklich wäre; unt-kenkeo (naufragus) ker. 107. ist unsicher, vielleicht ant-kenkeo (der entron- nene? vgl. ant-runneo, profugus und pi-kenkeo, extorris) und das ags. ud-genge (deciduus, transitorius) Beov. 159. ud-vita (sapiens, philosophus). Goth. und ags. verba mit und-, od- werden unten vorkommen, keine ahd. Das altn. und (= undr, sub) ist wiederum verschieden und steht ohnehin nicht in compositis.
altn. undan- (subter), gleicht in der bedeutung mehr dem nhd. ent-, als unten (subtus), ist aber (wie die lat. partikeln lehren) genau damit verwandt. In der compo- sition hat es bald subter (unten durch, von dannen) bald praeter, prae auszudrücken: undan-bragd (impedimen- tum); undan-drattr (tergiversatio); undan-fari (prodro- mus) undan-sör (praecursus) undan-soeri (effugium); un- dan-hallr (declivis); undau-kemba (stupa lanea); undan- rekstr (effugium); undan-skot (tergiversatio); undan-skurdr (pinguissima pars carnium balaenae); undan-vik (cessio, recessus).
undar- (sub, inter); kein goth. beispiel von composition. Ahd. under-chinni (submentum) flor. 990a trev. 8b; under- chleine (gnarus? oder das subst. fundamentum?) N. Cap. 82; untar-thioh (subditus) O. I. 22, 113; untar-habitha (sublevatio) ker. 255; untar-laß (intermissio, interstitium) mons. 324. 331. 338. 346. etc.; undir-march (finis) N. 8, 1; untar-merchi (chaos, intervallum) T. 107. untar-marh- leih jun. 192; untar-penti (discriminale) mons. 332. unter- gebende doc. 241a; untar-poto (mediator) mons. 375; un- ter-prah (interruptio) mons. 334. (oder praet. des verbi?); under-brawe (cilium) N. Cap. 121; untar-prust (inter- ruptio) doc. 213a; unter-purgei (siliae, vielleicht kinder,
III. partikelcompoſition. — part. mit nom.
mentlich verſchiedne der ſ. 688. 689. 693. angeführten zuſ. ſetzungen gerechnet werden. ζ) einige ahd. compo- ſita mit un- haben auch männliche nomina propria abge- geben, z. b. un-arc, un-foraht, un-frid, un-ruoh, un-wân.
und- (ad, usque) früher wohl unþ? weil im agſ. oð, ôð dafür ſteht, aber mit noch weiterer lautabſtufung ſo- gar untê (f. undê), welchem goth. und, untê die ſchwan- kenden ahd. formen unti, unzi, unz entſprechen; mhd. unz, nhd. ausgeſtorben. Ob dieſe part. mit der copula und (et) altn. enn verwandt ſei? gehört nicht hierher. Sie ſcheint kaum vor nominibus zu ſtehen und, woran man denken könnte, das goth. und-aúrni (oben ſ. 337.) deshalb nicht mit ihr coniponiert, weil die agſ. form und-ern lautet, nicht oð-ern, auch die wurzel -aúrni, ahd. -orn höchſt bedenklich wäre; unt-kenkëo (naufragus) ker. 107. iſt unſicher, vielleicht ant-kenkëo (der entron- nene? vgl. ant-runnëo, profugus und pi-kenkëo, extorris) und das agſ. uð-genge (deciduus, tranſitorius) Beov. 159. uð-vita (ſapiens, philoſophus). Goth. únd agſ. verba mit und-, oð- werden unten vorkommen, keine ahd. Das altn. und (= undr, ſub) iſt wiederum verſchieden und ſteht ohnehin nicht in compoſitis.
altn. undan- (ſubter), gleicht in der bedeutung mehr dem nhd. ent-, als unten (ſubtus), iſt aber (wie die lat. partikeln lehren) genau damit verwandt. In der compo- ſition hat es bald ſubter (unten durch, von dannen) bald praeter, prae auszudrücken: undan-bragd (impedimen- tum); undan-drâttr (tergiverſatio); undan-fari (prodro- mus) undan-ſör (praecurſus) undan-ſœri (effugium); un- dan-hallr (declivis); undau-kemba (ſtupa lanea); undan- rëkſtr (effugium); undan-ſkot (tergiverſatio); undan-ſkurdr (pinguiſſima pars carnium balaenae); undan-vik (ceſſio, receſſus).
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III. partikelcompoſition. — part. mit nom.
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und- (ad, usque) früher wohl unþ? weil im agſ. oð,
ôð dafür ſteht, aber mit noch weiterer lautabſtufung ſo-
gar untê (f. undê), welchem goth. und, untê die ſchwan-
kenden ahd. formen unti, unzi, unz entſprechen; mhd.
unz, nhd. ausgeſtorben. Ob dieſe part. mit der copula
und (et) altn. enn verwandt ſei? gehört nicht hierher.
Sie ſcheint kaum vor nominibus zu ſtehen und, woran
man denken könnte, das goth. und-aúrni (oben ſ. 337.)
deshalb nicht mit ihr coniponiert, weil die agſ. form
und-ern lautet, nicht oð-ern, auch die wurzel -aúrni,
ahd. -orn höchſt bedenklich wäre; unt-kenkëo (naufragus)
ker. 107. iſt unſicher, vielleicht ant-kenkëo (der entron-
nene? vgl. ant-runnëo, profugus und pi-kenkëo, extorris)
und das agſ. uð-genge (deciduus, tranſitorius) Beov. 159.
uð-vita (ſapiens, philoſophus). Goth. únd agſ. verba mit
und-, oð- werden unten vorkommen, keine ahd. Das
altn. und (= undr, ſub) iſt wiederum verſchieden und
ſteht ohnehin nicht in compoſitis.
altn. undan- (ſubter), gleicht in der bedeutung mehr
dem nhd. ent-, als unten (ſubtus), iſt aber (wie die lat.
partikeln lehren) genau damit verwandt. In der compo-
ſition hat es bald ſubter (unten durch, von dannen) bald
praeter, prae auszudrücken: undan-bragd (impedimen-
tum); undan-drâttr (tergiverſatio); undan-fari (prodro-
mus) undan-ſör (praecurſus) undan-ſœri (effugium); un-
dan-hallr (declivis); undau-kemba (ſtupa lanea); undan-
rëkſtr (effugium); undan-ſkot (tergiverſatio); undan-ſkurdr
(pinguiſſima pars carnium balaenae); undan-vik (ceſſio,
receſſus).
undar- (ſub, inter); kein goth. beiſpiel von compoſition.
Ahd. under-chinni (ſubmentum) flor. 990a trev. 8b; under-
chleine (gnarus? oder das ſubſt. fundamentum?) N. Cap.
82; untar-thioh (ſubditus) O. I. 22, 113; untar-habitha
(ſublevatio) ker. 255; untar-lâƷ (intermiſſio, interſtitium)
monſ. 324. 331. 338. 346. etc.; undir-march (finis) N. 8,
1; untar-merchi (chaos, intervallum) T. 107. untar-marh-
lîh jun. 192; untar-penti (diſcriminale) monſ. 332. unter-
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ter-prah (interruptio) monſ. 334. (oder praet. des verbi?);
under-brâwe (cilium) N. Cap. 121; untar-pruſt (inter-
ruptio) doc. 213a; unter-purgî (ſiliae, vielleicht kinder,
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 783. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/801>, abgerufen am 22.11.2024.
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