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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. partikelcomposition. -- part. mit nom.
daß sie noch spurweise da, folglich ihr abfall auch
anderwärts möglich ist. Dem goth. razn (domus) ent-
spricht das altn. rann, aus jenem wird mit ga- formiert
ga-razna (vicinus) = altn. granni, also ist g-ranni aus
ga-ranni, oder welchen vocal man dazu nehme, ent-
sprungen. Für leikr (similis) steht die ältere form g-leikr
saem. edd. 254b (vgl. var. i. zu Hym. 2. ed. hafn.
1, 120.) goth. ga-leiks, ahd. ka-leih, ags. ge-leic, nirgends
leiks, leih, leic, eher sind demnach das nord. leikr, engl.
leike der vorpartikel beraubt worden, als daß sie im goth.
ahd. ags. etc. zwecklos und überflüßig stünde. So scheint
auch g-nogr (abundans) edd. saem. 152a 260b, goth. ga-
nohs, ahd. ka-nuac organischer und älter, als das übliche
nogr; g-neisti (scintilla) ahd. ka-neista, älter als neisti;
und wohl noch andere. -- Ueber die bedeutung der par-
tikel wird sich erst nach abhandlung der einzelnen fälle
ihres gebrauchs urtheilen laßen. Sie gilt 1) wenn aus
sächlichen subst. persönliche gesellschaftsbegriffe gebildet
werden, wobei gewöhnlich schwache form, oft auch ab-
leitendes i miteintritt. Es sind masc. und fem., keine
neutra. Goth. dails (pars, sors) ga-daila (consors) Luc.
5, 10; hlaibs (panis, victus) ga-hlaiba (socius) Joh. 11, 16.
Philipp. 2, 25; razn (domus) ga-razna (confinis, vicinus);
sinths (iter) ga-sinthja (comes); vaurstv (opus) ga-vaurstva
(sunergos) Philipp. 2, 25. versch. von vaurstva (ergates);
ob auch ga-mana (socius) Luc. 5, 7. hierher gehört, hängt
davon ab, daß in man die sächliche bedeutung manici-
pium zu grund gelegt werde oder nicht. Ahd. altar
(aetas) ki-altro (coaetaneus) jun. 236. g-altro (collacta-
neus) mons. 363. 365; dinc (causa) ka-dingo (patronus)
mons. 404. 406; hleip (panis) ka-leibo, ge-leipo (sodalis)
jun. 227. doc. 213b; hloß (sors) ki-hloßo (consors) J. 345;
haus (domus) ka-hauso (domesticus) ge-hausa (laris vernula)
N. Boeth. 44; laso? (pascuum) ca-lasueo (vicinus, com-
pascens)? in der lex bajuv. 22, 11. stehet: conmarcanus,
quem calasneo (al. calesneo) dicimus, welches deutsche
wort man bisher schlecht begriffen hat, es gehört offen-
bar zu den hier abgehandelten compositis, obgleich ich
meine leichte emendation des n in u (= v, w) nur durch
das ags. läsve (pascuum) altengl. leasow, lesow beweisen
kann, ca-lasueo (vollständig ca-lasaweo) würde ags. lauten
ge-läsvea, geläsva [stünde n fest, so wäre ein subst. lasan
zu suchen, das ungefähr bedeutet haben muß: marca,
campus, pascuum]; mah? (domus, mansio) davon gi-
mahho (consors, par) N. Cap. 74. gi-mahha (socia, con-

III. partikelcompoſition. — part. mit nom.
daß ſie noch ſpurweiſe da, folglich ihr abfall auch
anderwärts möglich iſt. Dem goth. razn (domus) ent-
ſpricht das altn. rann, aus jenem wird mit ga- formiert
ga-razna (vicinus) = altn. granni, alſo iſt g-ranni aus
ga-ranni, oder welchen vocal man dazu nehme, ent-
ſprungen. Für lîkr (ſimilis) ſteht die ältere form g-lîkr
ſæm. edd. 254b (vgl. var. i. zu Hym. 2. ed. hafn.
1, 120.) goth. ga-leiks, ahd. ka-lîh, agſ. ge-lîc, nirgends
leiks, lîh, lîc, eher ſind demnach das nord. lîkr, engl.
lîke der vorpartikel beraubt worden, als daß ſie im goth.
ahd. agſ. etc. zwecklos und überflüßig ſtünde. So ſcheint
auch g-nôgr (abundans) edd. ſæm. 152a 260b, goth. ga-
nôhs, ahd. ka-nuac organiſcher und älter, als das übliche
nôgr; g-neiſti (ſcintilla) ahd. ka-neiſta, älter als neiſti;
und wohl noch andere. — Ueber die bedeutung der par-
tikel wird ſich erſt nach abhandlung der einzelnen fälle
ihres gebrauchs urtheilen laßen. Sie gilt 1) wenn aus
ſächlichen ſubſt. perſönliche geſellſchaftsbegriffe gebildet
werden, wobei gewöhnlich ſchwache form, oft auch ab-
leitendes i miteintritt. Es ſind maſc. und fem., keine
neutra. Goth. dáils (pars, ſors) ga-dáila (conſors) Luc.
5, 10; hláibs (panis, victus) ga-hláiba (ſocius) Joh. 11, 16.
Philipp. 2, 25; razn (domus) ga-razna (confinis, vicinus);
ſinþs (iter) ga-ſinþja (comes); vaúrſtv (opus) ga-vaúrſtva
(συνεργός) Philipp. 2, 25. verſch. von vaúrſtva (ἐργάτης);
ob auch ga-mana (ſocius) Luc. 5, 7. hierher gehört, hängt
davon ab, daß in man die ſächliche bedeutung manici-
pium zu grund gelegt werde oder nicht. Ahd. altar
(aetas) ki-altro (coaetaneus) jun. 236. g-altro (collacta-
neus) monſ. 363. 365; dinc (cauſa) ka-dingo (patronus)
monſ. 404. 406; hleip (panis) ka-leibo, ge-leipo (ſodalis)
jun. 227. doc. 213b; hlôƷ (ſors) ki-hlôƷo (conſors) J. 345;
hûs (domus) ka-hûſo (domeſticus) ge-hûſa (laris vernula)
N. Boeth. 44; laſo? (paſcuum) ca-laſuëo (vicinus, com-
paſcens)? in der lex bajuv. 22, 11. ſtehet: conmarcanus,
quem calaſneo (al. caleſneo) dicimus, welches deutſche
wort man bisher ſchlecht begriffen hat, es gehört offen-
bar zu den hier abgehandelten compoſitis, obgleich ich
meine leichte emendation des n in u (= v, w) nur durch
das agſ. läſve (paſcuum) altengl. leaſow, leſow beweiſen
kann, ca-laſuëo (vollſtändig ca-laſawëo) würde agſ. lauten
ge-läſvëa, geläſva [ſtünde n feſt, ſo wäre ein ſubſt. laſan
zu ſuchen, das ungefähr bedeutet haben muß: marca,
campus, paſcuum]; mah? (domus, manſio) davon gi-
mahho (conſors, par) N. Cap. 74. gi-mahha (ſocia, con-

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[735/0753] III. partikelcompoſition. — part. mit nom. daß ſie noch ſpurweiſe da, folglich ihr abfall auch anderwärts möglich iſt. Dem goth. razn (domus) ent- ſpricht das altn. rann, aus jenem wird mit ga- formiert ga-razna (vicinus) = altn. granni, alſo iſt g-ranni aus ga-ranni, oder welchen vocal man dazu nehme, ent- ſprungen. Für lîkr (ſimilis) ſteht die ältere form g-lîkr ſæm. edd. 254b (vgl. var. i. zu Hym. 2. ed. hafn. 1, 120.) goth. ga-leiks, ahd. ka-lîh, agſ. ge-lîc, nirgends leiks, lîh, lîc, eher ſind demnach das nord. lîkr, engl. lîke der vorpartikel beraubt worden, als daß ſie im goth. ahd. agſ. etc. zwecklos und überflüßig ſtünde. So ſcheint auch g-nôgr (abundans) edd. ſæm. 152a 260b, goth. ga- nôhs, ahd. ka-nuac organiſcher und älter, als das übliche nôgr; g-neiſti (ſcintilla) ahd. ka-neiſta, älter als neiſti; und wohl noch andere. — Ueber die bedeutung der par- tikel wird ſich erſt nach abhandlung der einzelnen fälle ihres gebrauchs urtheilen laßen. Sie gilt 1) wenn aus ſächlichen ſubſt. perſönliche geſellſchaftsbegriffe gebildet werden, wobei gewöhnlich ſchwache form, oft auch ab- leitendes i miteintritt. Es ſind maſc. und fem., keine neutra. Goth. dáils (pars, ſors) ga-dáila (conſors) Luc. 5, 10; hláibs (panis, victus) ga-hláiba (ſocius) Joh. 11, 16. Philipp. 2, 25; razn (domus) ga-razna (confinis, vicinus); ſinþs (iter) ga-ſinþja (comes); vaúrſtv (opus) ga-vaúrſtva (συνεργός) Philipp. 2, 25. verſch. von vaúrſtva (ἐργάτης); ob auch ga-mana (ſocius) Luc. 5, 7. hierher gehört, hängt davon ab, daß in man die ſächliche bedeutung manici- pium zu grund gelegt werde oder nicht. Ahd. altar (aetas) ki-altro (coaetaneus) jun. 236. g-altro (collacta- neus) monſ. 363. 365; dinc (cauſa) ka-dingo (patronus) monſ. 404. 406; hleip (panis) ka-leibo, ge-leipo (ſodalis) jun. 227. doc. 213b; hlôƷ (ſors) ki-hlôƷo (conſors) J. 345; hûs (domus) ka-hûſo (domeſticus) ge-hûſa (laris vernula) N. Boeth. 44; laſo? (paſcuum) ca-laſuëo (vicinus, com- paſcens)? in der lex bajuv. 22, 11. ſtehet: conmarcanus, quem calaſneo (al. caleſneo) dicimus, welches deutſche wort man bisher ſchlecht begriffen hat, es gehört offen- bar zu den hier abgehandelten compoſitis, obgleich ich meine leichte emendation des n in u (= v, w) nur durch das agſ. läſve (paſcuum) altengl. leaſow, leſow beweiſen kann, ca-laſuëo (vollſtändig ca-laſawëo) würde agſ. lauten ge-läſvëa, geläſva [ſtünde n feſt, ſo wäre ein ſubſt. laſan zu ſuchen, das ungefähr bedeutet haben muß: marca, campus, paſcuum]; mah? (domus, manſio) davon gi- mahho (conſors, par) N. Cap. 74. gi-mahha (ſocia, con-

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 735. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/753>, abgerufen am 22.11.2024.