folgenden labialis, wahre form hon-perc, vgl. hon-berc MS. 1, 24a, neben hohen-burc 1, 17a hohen-vels 1, 83b]. Aus den örtlichen namen entwickelten sich allmählig per- sönliche: alten-stein, schwarzen-berg und dergl.
3) altn. oder vielmehr isländ. scheint bisweilen der nom. sg. adj. schwacher decl. in die zus. setzung verhär- tet, vgl. bei Biörn die neutra svarta-braud (panis ater) svarta-blod (cruor) kalda-bad (baln. frig.) kalda-kul (fri- gus); das masc. svarti-brodir (frater ord. domin.); den pl. hveita-dagar (pentecoste) u. a. m. Einen compositionsvocal darin zu sehen hüte man sich.
§. 3. verbale composition (s. 410.).
Einleitung: a) die zusammensetzungen der adjectivi- schen participien und des substantivischen infinitivs sind von der hauptfrage abzusondern. Ihre verbale (nicht ihre nominale) flexion geht begreiflich mit in die compo- sition ein, ohne daß diese dadurch zur uneigentlichen wird.
b) das wirkliche verbum componiert sich nicht anders als eigentlich. Etwas dem abhängigkeitsverhältnisse, wor- in ein vorgesetztes nomen zu dem unmittelbar folgenden nomen steht, analoges läßt die natur und stellung des ver- bums nicht zu. Das nomen wird von dem verbum re- giert, nicht das verbum von dem nomen, und jener rec- tion entspricht eine freie, bewegliche stellung des ver- bums, die es selbst in dem seltneren fall, wo es dem nomen vorangeht, abhält, sich näher damit zu verbinden. Die verbalflexionen sind auch theils ungleich manigfalter, als die casus, theils ihrem (oft nur vocalischen) elemente nach unfüglicher. Am denkbarsten wäre noch eine un- eigentliche composition des flexionslosen sing. imperat. mit dem dahinter stehenden nomen und wenigstens bietet die spätere sprache einige beispiele davon in eigennamen dar, aber fast nicht ohne einmischung von artikel und prae- position, weshalb ich sie in §. 8. verweise.
c) die eigentliche verbalcomposition erfordert den rei- nen (einfachen oder abgeleiteten) von aller flexion ent- bundnen stamm des verbums. Weder ein zeichen der person, noch des modus, noch des tempus findet eingang in die zus. setzung. Hieraus fließt, daß jede verbale zus. setzung den laut des praesens haben müße und sowenig mit dem ablaut, als mit dem vergangenheitskennzeichen
III. verbale compoſition.
folgenden labialis, wahre form hôn-përc, vgl. hôn-bërc MS. 1, 24a, neben hôhen-burc 1, 17a hôhen-vëls 1, 83b]. Aus den örtlichen namen entwickelten ſich allmählig per- ſönliche: alten-ſtein, ſchwarzen-berg und dergl.
3) altn. oder vielmehr iſländ. ſcheint bisweilen der nom. ſg. adj. ſchwacher decl. in die zuſ. ſetzung verhär- tet, vgl. bei Biörn die neutra ſvarta-braud (panis ater) ſvarta-blôd (cruor) kalda-bad (baln. frig.) kalda-kul (fri- gus); das maſc. ſvarti-brôdir (frater ord. domin.); den pl. hvîta-dagar (pentecoſte) u. a. m. Einen compoſitionsvocal darin zu ſehen hüte man ſich.
§. 3. verbale compoſition (ſ. 410.).
Einleitung: a) die zuſammenſetzungen der adjectivi- ſchen participien und des ſubſtantiviſchen infinitivs ſind von der hauptfrage abzuſondern. Ihre verbale (nicht ihre nominale) flexion geht begreiflich mit in die compo- ſition ein, ohne daß dieſe dadurch zur uneigentlichen wird.
b) das wirkliche verbum componiert ſich nicht anders als eigentlich. Etwas dem abhängigkeitsverhältniſſe, wor- in ein vorgeſetztes nomen zu dem unmittelbar folgenden nomen ſteht, analoges läßt die natur und ſtellung des ver- bums nicht zu. Das nomen wird von dem verbum re- giert, nicht das verbum von dem nomen, und jener rec- tion entſpricht eine freie, bewegliche ſtellung des ver- bums, die es ſelbſt in dem ſeltneren fall, wo es dem nomen vorangeht, abhält, ſich näher damit zu verbinden. Die verbalflexionen ſind auch theils ungleich manigfalter, als die caſus, theils ihrem (oft nur vocaliſchen) elemente nach unfüglicher. Am denkbarſten wäre noch eine un- eigentliche compoſition des flexionsloſen ſing. imperat. mit dem dahinter ſtehenden nomen und wenigſtens bietet die ſpätere ſprache einige beiſpiele davon in eigennamen dar, aber faſt nicht ohne einmiſchung von artikel und prae- poſition, weshalb ich ſie in §. 8. verweiſe.
c) die eigentliche verbalcompoſition erfordert den rei- nen (einfachen oder abgeleiteten) von aller flexion ent- bundnen ſtamm des verbums. Weder ein zeichen der perſon, noch des modus, noch des tempus findet eingang in die zuſ. ſetzung. Hieraus fließt, daß jede verbale zuſ. ſetzung den laut des praeſens haben müße und ſowenig mit dem ablaut, als mit dem vergangenheitskennzeichen
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III. verbale compoſition.
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MS. 1, 24a, neben hôhen-burc 1, 17a hôhen-vëls 1, 83b].
Aus den örtlichen namen entwickelten ſich allmählig per-
ſönliche: alten-ſtein, ſchwarzen-berg und dergl.
3) altn. oder vielmehr iſländ. ſcheint bisweilen der
nom. ſg. adj. ſchwacher decl. in die zuſ. ſetzung verhär-
tet, vgl. bei Biörn die neutra ſvarta-braud (panis ater)
ſvarta-blôd (cruor) kalda-bad (baln. frig.) kalda-kul (fri-
gus); das maſc. ſvarti-brôdir (frater ord. domin.); den pl.
hvîta-dagar (pentecoſte) u. a. m. Einen compoſitionsvocal
darin zu ſehen hüte man ſich.
§. 3. verbale compoſition (ſ. 410.).
Einleitung: a) die zuſammenſetzungen der adjectivi-
ſchen participien und des ſubſtantiviſchen infinitivs ſind
von der hauptfrage abzuſondern. Ihre verbale (nicht
ihre nominale) flexion geht begreiflich mit in die compo-
ſition ein, ohne daß dieſe dadurch zur uneigentlichen wird.
b) das wirkliche verbum componiert ſich nicht anders
als eigentlich. Etwas dem abhängigkeitsverhältniſſe, wor-
in ein vorgeſetztes nomen zu dem unmittelbar folgenden
nomen ſteht, analoges läßt die natur und ſtellung des ver-
bums nicht zu. Das nomen wird von dem verbum re-
giert, nicht das verbum von dem nomen, und jener rec-
tion entſpricht eine freie, bewegliche ſtellung des ver-
bums, die es ſelbſt in dem ſeltneren fall, wo es dem nomen
vorangeht, abhält, ſich näher damit zu verbinden. Die
verbalflexionen ſind auch theils ungleich manigfalter,
als die caſus, theils ihrem (oft nur vocaliſchen) elemente
nach unfüglicher. Am denkbarſten wäre noch eine un-
eigentliche compoſition des flexionsloſen ſing. imperat. mit
dem dahinter ſtehenden nomen und wenigſtens bietet die
ſpätere ſprache einige beiſpiele davon in eigennamen dar,
aber faſt nicht ohne einmiſchung von artikel und prae-
poſition, weshalb ich ſie in §. 8. verweiſe.
c) die eigentliche verbalcompoſition erfordert den rei-
nen (einfachen oder abgeleiteten) von aller flexion ent-
bundnen ſtamm des verbums. Weder ein zeichen der
perſon, noch des modus, noch des tempus findet eingang
in die zuſ. ſetzung. Hieraus fließt, daß jede verbale zuſ.
ſetzung den laut des praeſens haben müße und ſowenig
mit dem ablaut, als mit dem vergangenheitskennzeichen
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 678. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/696>, abgerufen am 22.11.2024.
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