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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. subst. uneig. comp. -- subst. mit subst. gen.
kriegs-noth, todes-noth; helden-that; weibs-bild, weibs-
name; manns-kraft, manns-person, manns-bild, manns-
name; engels-stimme, engels-herz; wirts-haus, wirts-
stube, raths-herr, raths-bank, raths-keller, raths-stube;
amts-diener, amts-stube; landesherr, landes-fürst, landes-
vater; todes-furcht, todes-angst, todes-strafe; todten-hof,
u. a. m. Nur kann man lange nicht jedes mhd. subst. mit
seinem gen. voran in ein nhd. uneigentl. comp. verwan-
deln; unter den wenigen s. 605. angegebnen belegen füge
sich bloß eine kleine zahl dazu. Der ganze hergang be-
ruht nicht auf theoretischer umwandlung, sondern auf
allmähliger und einzelner einführung im gebrauch. Wie
sich zuerst nom. pr., hernach im mhd. schon einige an-
dere gangbare zusammenstellungen in uneigentliche com-
position begaben; so blieben endlich im nhd., nachdem
ein schärfer bestimmtes pronomen üblich geworden war
von den genitivvorschiebungen fast nur solche übrig,
welche sich an das regierende subst. fester anschloßen.
Wo das nicht geschah, müßen wir jetzt, wenn aus dem
mhd. ins nhd. übersetzt werden soll, den gen. seinem
subst. nachtreten laßen, z. b. für zornes kraft sagen: die
kraft des zorns, oder andere auf andere weise umschrei-
ben. Die genaueren verhältnisse dieser zus. setzungen
oder anflösungen zu dem pronomen können erst in der
syntax erörtert werden. --

Der kürze wegen berühre ich bloß, daß sich im nnl. dän.
und schwed. uneigentliche subst. composita ungefähr auf die-
selbe weise erzeugt und gestaltet haben, wie im nhd.; z. b.
nnl. duivels-bruid, honds-neus, hongers-nod, konings-doch-
ter, konings-zon, mans-kraft, mans-kleder, zwanen-hals,
zwanen-zang etc.; dän. diävels-barn, diävels-bid (teufels-
biß, ein kraut) ilds-noed, ilds-lue, mands-lem, mands-
person, vands-fare (waßersgefahr) etc. aber konge-dotter,
konge-soen u. a. abweichungen. Da die engl. sprache
beinahe alle genitivflexionen hat erlöschen laßen, so sind
spuren uneigentlicher zus. setzung außer thier und pflan-
zenbenennungen höchstens in verdunkelten und entstell-
ten ortsnamen anzutreffen; aus ags. angles-ige, assan-dun
(mons asini) bebban-burh, bremes-burh, bucinga-ham,
cantvara-burh, hrofes-ceaster wurde mit der zeit angles-
ey, assing-ton, bam-borough (analog dem nhd. bam-
berg aus babin-berc) brams-bury, buking-ham, canter-
bury, ro-chester. Lebendige genitive der s-form stehen
bisweilen den subst. vor (god's grace, the king's palace),
ohne daß daraus zus. setzung erwüchse, wenigstens nicht

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III. ſubſt. uneig. comp. — ſubſt. mit ſubſt. gen.
kriegs-noth, todes-noth; helden-that; weibs-bild, weibs-
name; manns-kraft, manns-perſon, manns-bild, manns-
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amts-diener, amts-ſtube; landesherr, landes-fürſt, landes-
vater; todes-furcht, todes-angſt, todes-ſtrafe; todten-hof,
u. a. m. Nur kann man lange nicht jedes mhd. ſubſt. mit
ſeinem gen. voran in ein nhd. uneigentl. comp. verwan-
deln; unter den wenigen ſ. 605. angegebnen belegen füge
ſich bloß eine kleine zahl dazu. Der ganze hergang be-
ruht nicht auf theoretiſcher umwandlung, ſondern auf
allmähliger und einzelner einführung im gebrauch. Wie
ſich zuerſt nom. pr., hernach im mhd. ſchon einige an-
dere gangbare zuſammenſtellungen in uneigentliche com-
poſition begaben; ſo blieben endlich im nhd., nachdem
ein ſchärfer beſtimmtes pronomen üblich geworden war
von den genitivvorſchiebungen faſt nur ſolche übrig,
welche ſich an das regierende ſubſt. feſter anſchloßen.
Wo das nicht geſchah, müßen wir jetzt, wenn aus dem
mhd. ins nhd. überſetzt werden ſoll, den gen. ſeinem
ſubſt. nachtreten laßen, z. b. für zornes kraft ſagen: die
kraft des zorns, oder andere auf andere weiſe umſchrei-
ben. Die genaueren verhältniſſe dieſer zuſ. ſetzungen
oder anflöſungen zu dem pronomen können erſt in der
ſyntax erörtert werden. —

Der kürze wegen berühre ich bloß, daß ſich im nnl. dän.
und ſchwed. uneigentliche ſubſt. compoſita ungefähr auf die-
ſelbe weiſe erzeugt und geſtaltet haben, wie im nhd.; z. b.
nnl. duivels-bruid, honds-neus, hongers-nôd, konings-doch-
ter, konings-zôn, mans-kraft, mans-klêder, zwânen-hals,
zwânen-zang etc.; dän. diävels-barn, diävels-bid (teufels-
biß, ein kraut) ilds-nœd, ilds-lue, mands-lem, mands-
perſon, vands-fare (waßersgefahr) etc. aber konge-dotter,
konge-ſœn u. a. abweichungen. Da die engl. ſprache
beinahe alle genitivflexionen hat erlöſchen laßen, ſo ſind
ſpuren uneigentlicher zuſ. ſetzung außer thier und pflan-
zenbenennungen höchſtens in verdunkelten und entſtell-
ten ortsnamen anzutreffen; aus agſ. angles-ige, aſſan-dun
(mons aſini) bebban-burh, bremes-burh, bucinga-ham,
cantvara-burh, hrofes-cëaſter wurde mit der zeit angles-
ey, aſſing-ton, bam-borough (analog dem nhd. bam-
berg aus babin-bërc) brams-bury, buking-ham, canter-
bury, ro-cheſter. Lebendige genitive der s-form ſtehen
bisweilen den ſubſt. vor (god’s grace, the king’s palace),
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[609/0627] III. ſubſt. uneig. comp. — ſubſt. mit ſubſt. gen. kriegs-noth, todes-noth; helden-that; weibs-bild, weibs- name; manns-kraft, manns-perſon, manns-bild, manns- name; engels-ſtimme, engels-herz; wirts-haus, wirts- ſtube, raths-herr, raths-bank, raths-keller, raths-ſtube; amts-diener, amts-ſtube; landesherr, landes-fürſt, landes- vater; todes-furcht, todes-angſt, todes-ſtrafe; todten-hof, u. a. m. Nur kann man lange nicht jedes mhd. ſubſt. mit ſeinem gen. voran in ein nhd. uneigentl. comp. verwan- deln; unter den wenigen ſ. 605. angegebnen belegen füge ſich bloß eine kleine zahl dazu. Der ganze hergang be- ruht nicht auf theoretiſcher umwandlung, ſondern auf allmähliger und einzelner einführung im gebrauch. Wie ſich zuerſt nom. pr., hernach im mhd. ſchon einige an- dere gangbare zuſammenſtellungen in uneigentliche com- poſition begaben; ſo blieben endlich im nhd., nachdem ein ſchärfer beſtimmtes pronomen üblich geworden war von den genitivvorſchiebungen faſt nur ſolche übrig, welche ſich an das regierende ſubſt. feſter anſchloßen. Wo das nicht geſchah, müßen wir jetzt, wenn aus dem mhd. ins nhd. überſetzt werden ſoll, den gen. ſeinem ſubſt. nachtreten laßen, z. b. für zornes kraft ſagen: die kraft des zorns, oder andere auf andere weiſe umſchrei- ben. Die genaueren verhältniſſe dieſer zuſ. ſetzungen oder anflöſungen zu dem pronomen können erſt in der ſyntax erörtert werden. — Der kürze wegen berühre ich bloß, daß ſich im nnl. dän. und ſchwed. uneigentliche ſubſt. compoſita ungefähr auf die- ſelbe weiſe erzeugt und geſtaltet haben, wie im nhd.; z. b. nnl. duivels-bruid, honds-neus, hongers-nôd, konings-doch- ter, konings-zôn, mans-kraft, mans-klêder, zwânen-hals, zwânen-zang etc.; dän. diävels-barn, diävels-bid (teufels- biß, ein kraut) ilds-nœd, ilds-lue, mands-lem, mands- perſon, vands-fare (waßersgefahr) etc. aber konge-dotter, konge-ſœn u. a. abweichungen. Da die engl. ſprache beinahe alle genitivflexionen hat erlöſchen laßen, ſo ſind ſpuren uneigentlicher zuſ. ſetzung außer thier und pflan- zenbenennungen höchſtens in verdunkelten und entſtell- ten ortsnamen anzutreffen; aus agſ. angles-ige, aſſan-dun (mons aſini) bebban-burh, bremes-burh, bucinga-ham, cantvara-burh, hrofes-cëaſter wurde mit der zeit angles- ey, aſſing-ton, bam-borough (analog dem nhd. bam- berg aus babin-bërc) brams-bury, buking-ham, canter- bury, ro-cheſter. Lebendige genitive der s-form ſtehen bisweilen den ſubſt. vor (god’s grace, the king’s palace), ohne daß daraus zuſ. ſetzung erwüchſe, wenigſtens nicht Q q

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 609. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/627>, abgerufen am 22.11.2024.