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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. subst. uneig comp. -- subst. mit subst. gen.
wahrscheinlich und nach der analogie von thruts-fill ziehe
ich baurgs-v. dem baurgs vaddjus vor. Dulgis-skula
mag aber fast soviel für sich haben, als dulgis skula (dem
gleichbedeutigen faihu-skula entspräche dulga-skula, vgl.
dulga-haitja) skula regiert bald den gen. (Matth. 5, 22.
Marc. 3, 29.) bald den dat. (Matth. 5, 21. Marc. 14, 68.);
sigis-laun oder sigis l. ist sonst bedenklich und schon s. 475.
476. besprochen. --

Im ahd. ist die vorsetzung des gen. so an der ord-
nung, daß beßere übersetzungen, namentlich J. und T.,
die stellung des lat. textes umkehren; vgl. chuningo
hrucca, druhteines gheist, scalches farawa, manno walden-
deo, gotes minnju J, 346. 353. 355. 359. 384; thonares kind,
himilo reiche, johanneses toufei, mannes sun, gotes gibete.
himiles fugala, mittelgartes gitatei, waßares zuibar, stei-
nes wors T. 22, 6. 64, 7. 64, 8. 64, 14. (153, 2. 158, 6.
182, 7. 218, 4.) 70, 1. 73, 2. 73, 3. 157, 2. 181, 1. und
ähnliche stellen in menge mit dem latein, das hier den
gen. immer nachsetzt. O. und N. bestätigen diese eigen-
heit der ahd. syntax auf allen blättern. Wie sich aus
solcher wortstellung uneigentliche composita entwickelu
konnten, ist also sehr begreiflich. Wo aber muß der
ungebundne casus und wo angeuommen werden, daß er
dem folgenden subst. accresciert? Regel scheint mir die
losheit, ausnahme die gebundenheit des gen. Nähere be-
stimmungen wären etwa:

a) wenn dem gen. noch ein zu ihm gehörendes adj.
oder prou., namentlich der artikel vorausgeht, so findet
keine zus. setzung statt; denn dadurch wird er selbstän-
diger und gleichsam von dem regierenden subst. zurück-
gehalten. Z. b. des heilagin geistes minna, oder thes
selben werkes guatei O. IV. 11, 82. thes geistes giburt O.
II. 2, 93. thes skeses nezi T. 236, 3. Ebenso, wenn ein
andrer gen. subst. derselben construction vorausgeht, z. b.
des reihhes u. lantes giwalt oder gar vom befragten gen.
selbst abhängt: gotes gibotes suaßei O. I. 1, 93. Und ein
gleiches gilt in den seltneren fällen, wo solche adj. und
subst. noch hinter dem regierenden subst. nachfolgen.

b) umgekehrt wird uneigentliche comp. dadurch be-
günstigt, daß dem gen. ein zu dem regierenden subst. ge-
höriges pron. oder adj. vorausgeht; der eingeschloßene
gen. büßt leichter seine freie stellung ein und findet sich
zu dem folgenden subst. hingedrängt, z. b. der gotes boto
O. I. 4, 113. des gotes botin etc. Allein ich bin weit

III. ſubſt. uneig comp. — ſubſt. mit ſubſt. gen.
wahrſcheinlich und nach der analogie von þruts-fill ziehe
ich baúrgs-v. dem baúrgs vaddjus vor. Dulgis-ſkula
mag aber faſt ſoviel für ſich haben, als dulgis ſkula (dem
gleichbedeutigen faíhu-ſkula entſpräche dulga-ſkula, vgl.
dulga-háitja) ſkula regiert bald den gen. (Matth. 5, 22.
Marc. 3, 29.) bald den dat. (Matth. 5, 21. Marc. 14, 68.);
ſigis-láun oder ſigis l. iſt ſonſt bedenklich und ſchon ſ. 475.
476. beſprochen. —

Im ahd. iſt die vorſetzung des gen. ſo an der ord-
nung, daß beßere überſetzungen, namentlich J. und T.,
die ſtellung des lat. textes umkehren; vgl. chuningô
hruccâ, druhtînes gheiſt, ſcalches farawa, mannô walden-
dëo, gotes minnju J, 346. 353. 355. 359. 384; thonares kind,
himilô rîche, johanneſes toufî, mannes ſun, gotes gibëte.
himiles fugalâ, mittelgartes gitâtî, waƷƷares zuibar, ſtei-
nes worſ T. 22, 6. 64, 7. 64, 8. 64, 14. (153, 2. 158, 6.
182, 7. 218, 4.) 70, 1. 73, 2. 73, 3. 157, 2. 181, 1. und
ähnliche ſtellen in menge mit dem latein, das hier den
gen. immer nachſetzt. O. und N. beſtätigen dieſe eigen-
heit der ahd. ſyntax auf allen blättern. Wie ſich aus
ſolcher wortſtellung uneigentliche compoſita entwickelu
konnten, iſt alſo ſehr begreiflich. Wo aber muß der
ungebundne caſus und wo angeuommen werden, daß er
dem folgenden ſubſt. accreſciert? Regel ſcheint mir die
losheit, ausnahme die gebundenheit des gen. Nähere be-
ſtimmungen wären etwa:

α) wenn dem gen. noch ein zu ihm gehörendes adj.
oder prou., namentlich der artikel vorausgeht, ſo findet
keine zuſ. ſetzung ſtatt; denn dadurch wird er ſelbſtän-
diger und gleichſam von dem regierenden ſubſt. zurück-
gehalten. Z. b. dës heilagin geiſtes minna, oder thës
ſëlben wërkes guatî O. IV. 11, 82. thës geiſtes giburt O.
II. 2, 93. thës ſkëſes nezi T. 236, 3. Ebenſo, wenn ein
andrer gen. ſubſt. derſelben conſtruction vorausgeht, z. b.
dës rîhhes u. lantes giwalt oder gar vom befragten gen.
ſelbſt abhängt: gotes gibotes ſuaƷî O. I. 1, 93. Und ein
gleiches gilt in den ſeltneren fällen, wo ſolche adj. und
ſubſt. noch hinter dem regierenden ſubſt. nachfolgen.

β) umgekehrt wird uneigentliche comp. dadurch be-
günſtigt, daß dem gen. ein zu dem regierenden ſubſt. ge-
höriges pron. oder adj. vorausgeht; der eingeſchloßene
gen. büßt leichter ſeine freie ſtellung ein und findet ſich
zu dem folgenden ſubſt. hingedrängt, z. b. dër gotes boto
O. I. 4, 113. dës gotes botin etc. Allein ich bin weit

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[599/0617] III. ſubſt. uneig comp. — ſubſt. mit ſubſt. gen. wahrſcheinlich und nach der analogie von þruts-fill ziehe ich baúrgs-v. dem baúrgs vaddjus vor. Dulgis-ſkula mag aber faſt ſoviel für ſich haben, als dulgis ſkula (dem gleichbedeutigen faíhu-ſkula entſpräche dulga-ſkula, vgl. dulga-háitja) ſkula regiert bald den gen. (Matth. 5, 22. Marc. 3, 29.) bald den dat. (Matth. 5, 21. Marc. 14, 68.); ſigis-láun oder ſigis l. iſt ſonſt bedenklich und ſchon ſ. 475. 476. beſprochen. — Im ahd. iſt die vorſetzung des gen. ſo an der ord- nung, daß beßere überſetzungen, namentlich J. und T., die ſtellung des lat. textes umkehren; vgl. chuningô hruccâ, druhtînes gheiſt, ſcalches farawa, mannô walden- dëo, gotes minnju J, 346. 353. 355. 359. 384; thonares kind, himilô rîche, johanneſes toufî, mannes ſun, gotes gibëte. himiles fugalâ, mittelgartes gitâtî, waƷƷares zuibar, ſtei- nes worſ T. 22, 6. 64, 7. 64, 8. 64, 14. (153, 2. 158, 6. 182, 7. 218, 4.) 70, 1. 73, 2. 73, 3. 157, 2. 181, 1. und ähnliche ſtellen in menge mit dem latein, das hier den gen. immer nachſetzt. O. und N. beſtätigen dieſe eigen- heit der ahd. ſyntax auf allen blättern. Wie ſich aus ſolcher wortſtellung uneigentliche compoſita entwickelu konnten, iſt alſo ſehr begreiflich. Wo aber muß der ungebundne caſus und wo angeuommen werden, daß er dem folgenden ſubſt. accreſciert? Regel ſcheint mir die losheit, ausnahme die gebundenheit des gen. Nähere be- ſtimmungen wären etwa: α) wenn dem gen. noch ein zu ihm gehörendes adj. oder prou., namentlich der artikel vorausgeht, ſo findet keine zuſ. ſetzung ſtatt; denn dadurch wird er ſelbſtän- diger und gleichſam von dem regierenden ſubſt. zurück- gehalten. Z. b. dës heilagin geiſtes minna, oder thës ſëlben wërkes guatî O. IV. 11, 82. thës geiſtes giburt O. II. 2, 93. thës ſkëſes nezi T. 236, 3. Ebenſo, wenn ein andrer gen. ſubſt. derſelben conſtruction vorausgeht, z. b. dës rîhhes u. lantes giwalt oder gar vom befragten gen. ſelbſt abhängt: gotes gibotes ſuaƷî O. I. 1, 93. Und ein gleiches gilt in den ſeltneren fällen, wo ſolche adj. und ſubſt. noch hinter dem regierenden ſubſt. nachfolgen. β) umgekehrt wird uneigentliche comp. dadurch be- günſtigt, daß dem gen. ein zu dem regierenden ſubſt. ge- höriges pron. oder adj. vorausgeht; der eingeſchloßene gen. büßt leichter ſeine freie ſtellung ein und findet ſich zu dem folgenden ſubſt. hingedrängt, z. b. dër gotes boto O. I. 4, 113. dës gotes botin etc. Allein ich bin weit

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 599. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/617>, abgerufen am 22.11.2024.