lich componiertes nomen als früher vorhanden voraus und sind lediglich daher abgeleitet. Nicht das verbnm schlagen hat sich mit rath verbunden, sondern das subst. schlag und aus rath-schlag ist weiter ein verbum gebildet worden. Da es auf diesem wege entsprungner verba nicht sehr viele gibt, scheint es mir passend hier die wich- tigsten beispiele zu sammeln.
a) schwache verba von componierten subst. abgeleitet. Ulf. kennt nicht einmahl sie; sein text hätte ihn leicht dahin geführt, z. b. Luc. 6, 48. oikodomein oikian über- setzt er timrjan razn, Marc. 1, 40. gonupetein durch kni- vam knussjan: crucifigere heißt ihm hramjan (stauroun). Es waren keine goth. composita wie oikodomos (aedisex, etwa razna timrja?) gonupetes (kniva-knussja?) gebräuch- lich, aus welchen die verba gefloßen wären. Doch für deipnon hat er nahta-mats, was für deipnein? nahta-mat- jan? die stelle Luc. 17, 8. ist bedenklich. -- Ahd. folgen die meisten dieser ableitungen zweiter schwacher conj.: tag-alton (jocari, jucundari) doc. 238b, vielleicht auch dinc-alton (dissimulare) jun. 290. obgleich ich kein subst. dinc-alt, wie tag-alt beweisen kann; taga-dingon (in judicio comparere); gris-cramon (fremere) N. 2, 1. gris-cramod (fre- mitus) N. p. 261b, 12. gris-crimmon doc. 216b mons. 344. grus-cr. crus-cr. mons. 333. 395. von einem subst. gris-cram? dessen erstes wort das goth. krusts scheint und dann für chrus, chris stünde? vgl. krist-krimmunc ker. 260; meri- creoßon (margaritare) ker. 45. hrab. 955a; hant-krison (vio- lare) ker. 283. von hant-krif; wuof-haron (ejulare) N. 93, 20. von wuof-hara? (planctus) vgl. fora-haro (praeco) jun. 192. denn das einfache verb. lautet haren, nicht haron; mana-houpiton (mancipare) ker. 187; aband-muoson (coe- nare) K. 43b 44b (wo ich lese muasoen, coenent); houpit- panton (redimire) hrab. 969a ker. 184. 236. jun. 243. 248; heri-pergon; harm-queton (maledicere) francof. 8; vogal- rarton (augurari) jun. 194; huge-sangon N. 94, 3. 107, 1. wunni-sangon N. 65, 2. u. ähnl.; haram-scaron (percutere) mons. 347. 357. 382. 387; wuof-screion oder wuoft-screion (ejulare) von einem subst. wuof-screi (clamor, lugubris) ana- log dem huge-screi N. 30, 20.) N. 65, 2, wo stehet wolft- screion, oder bedeutet wolf-screion ululare instar lupi? vgl. altn. aulfa-thytr; grund-sellon (sund. ponere) N. 77, 69; han- ta-slagon (plaudere) hrab. 971a mons. 355. jun. 243. hant- slagon N. 46, 2. kiusslagon (desistere) ker. 95. worin ich das erste wort nicht verstehe, und noch andere -slagon, z. b. rat-slagon (consulere); got-spellon T. 13, 25; reht-
III. ſubſt. eigentl. comp. — ſubſt. mit verb.
lich componiertes nomen als früher vorhanden voraus und ſind lediglich daher abgeleitet. Nicht das verbnm ſchlagen hat ſich mit rath verbunden, ſondern das ſubſt. ſchlag und aus rath-ſchlag iſt weiter ein verbum gebildet worden. Da es auf dieſem wege entſprungner verba nicht ſehr viele gibt, ſcheint es mir paſſend hier die wich- tigſten beiſpiele zu ſammeln.
α) ſchwache verba von componierten ſubſt. abgeleitet. Ulf. kennt nicht einmahl ſie; ſein text hätte ihn leicht dahin geführt, z. b. Luc. 6, 48. οἰκοδομεῖν οἰκίαν über- ſetzt er timrjan razn, Marc. 1, 40. γονυπετεῖν durch kni- vam knuſſjan: crucifigere heißt ihm hramjan (σταυροῦν). Es waren keine goth. compoſita wie οἰκοδόμος (aediſex, etwa razna timrja?) γονυπετής (kniva-knuſſja?) gebräuch- lich, aus welchen die verba gefloßen wären. Doch für δεῖπνον hat er nahta-mats, was für δειπνεῖν? nahta-mat- jan? die ſtelle Luc. 17, 8. iſt bedenklich. — Ahd. folgen die meiſten dieſer ableitungen zweiter ſchwacher conj.: tag-altôn (jocari, jucundari) doc. 238b, vielleicht auch dinc-altôn (diſſimulare) jun. 290. obgleich ich kein ſubſt. dinc-alt, wie tag-alt beweiſen kann; taga-dingôn (in judicio comparere); gris-cramôn (fremere) N. 2, 1. gris-cramôd (fre- mitus) N. p. 261b, 12. gris-crimmôn doc. 216b monſ. 344. grus-cr. cruſ-cr. monſ. 333. 395. von einem ſubſt. gris-cram? deſſen erſtes wort das goth. kruſts ſcheint und dann für chrus, chris ſtünde? vgl. kriſt-krimmunc ker. 260; meri- crëoƷôn (margaritare) ker. 45. hrab. 955a; hant-kriſôn (vio- lare) ker. 283. von hant-krif; wuof-harôn (ejulare) N. 93, 20. von wuof-hara? (planctus) vgl. fora-haro (praeco) jun. 192. denn das einfache verb. lautet harên, nicht harôn; mana-houpitôn (mancipare) ker. 187; aband-muoſôn (coe- nare) K. 43b 44b (wo ich leſe muaſôên, coenent); houpit- pantôn (redimire) hrab. 969a ker. 184. 236. jun. 243. 248; heri-përgôn; harm-quëtôn (maledicere) francof. 8; vogal- rartôn (augurari) jun. 194; huge-ſangôn N. 94, 3. 107, 1. wunni-ſangôn N. 65, 2. u. ähnl.; haram-ſcarôn (percutere) monſ. 347. 357. 382. 387; wuof-ſcreiôn oder wuoft-ſcreiôn (ejulare) von einem ſubſt. wuof-ſcrei (clamor, lugubris) ana- log dem huge-ſcrei N. 30, 20.) N. 65, 2, wo ſtehet wolft- ſcreiôn, oder bedeutet wolf-ſcreiôn ululare inſtar lupi? vgl. altn. ûlfa-þytr; grund-ſëllôn (ſund. ponere) N. 77, 69; han- ta-ſlagôn (plaudere) hrab. 971a monſ. 355. jun. 243. hant- ſlagôn N. 46, 2. kiusſlagôn (deſiſtere) ker. 95. worin ich das erſte wort nicht verſtehe, und noch andere -ſlagôn, z. b. rât-ſlagôn (conſulere); got-ſpëllon T. 13, 25; rëht-
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[583/0601]
III. ſubſt. eigentl. comp. — ſubſt. mit verb.
lich componiertes nomen als früher vorhanden voraus
und ſind lediglich daher abgeleitet. Nicht das verbnm
ſchlagen hat ſich mit rath verbunden, ſondern das ſubſt.
ſchlag und aus rath-ſchlag iſt weiter ein verbum gebildet
worden. Da es auf dieſem wege entſprungner verba
nicht ſehr viele gibt, ſcheint es mir paſſend hier die wich-
tigſten beiſpiele zu ſammeln.
α) ſchwache verba von componierten ſubſt. abgeleitet.
Ulf. kennt nicht einmahl ſie; ſein text hätte ihn leicht
dahin geführt, z. b. Luc. 6, 48. οἰκοδομεῖν οἰκίαν über-
ſetzt er timrjan razn, Marc. 1, 40. γονυπετεῖν durch kni-
vam knuſſjan: crucifigere heißt ihm hramjan (σταυροῦν).
Es waren keine goth. compoſita wie οἰκοδόμος (aediſex,
etwa razna timrja?) γονυπετής (kniva-knuſſja?) gebräuch-
lich, aus welchen die verba gefloßen wären. Doch für
δεῖπνον hat er nahta-mats, was für δειπνεῖν? nahta-mat-
jan? die ſtelle Luc. 17, 8. iſt bedenklich. — Ahd. folgen
die meiſten dieſer ableitungen zweiter ſchwacher conj.:
tag-altôn (jocari, jucundari) doc. 238b, vielleicht auch
dinc-altôn (diſſimulare) jun. 290. obgleich ich kein ſubſt.
dinc-alt, wie tag-alt beweiſen kann; taga-dingôn (in judicio
comparere); gris-cramôn (fremere) N. 2, 1. gris-cramôd (fre-
mitus) N. p. 261b, 12. gris-crimmôn doc. 216b monſ. 344.
grus-cr. cruſ-cr. monſ. 333. 395. von einem ſubſt. gris-cram?
deſſen erſtes wort das goth. kruſts ſcheint und dann für
chrus, chris ſtünde? vgl. kriſt-krimmunc ker. 260; meri-
crëoƷôn (margaritare) ker. 45. hrab. 955a; hant-kriſôn (vio-
lare) ker. 283. von hant-krif; wuof-harôn (ejulare) N. 93, 20.
von wuof-hara? (planctus) vgl. fora-haro (praeco) jun.
192. denn das einfache verb. lautet harên, nicht harôn;
mana-houpitôn (mancipare) ker. 187; aband-muoſôn (coe-
nare) K. 43b 44b (wo ich leſe muaſôên, coenent); houpit-
pantôn (redimire) hrab. 969a ker. 184. 236. jun. 243. 248;
heri-përgôn; harm-quëtôn (maledicere) francof. 8; vogal-
rartôn (augurari) jun. 194; huge-ſangôn N. 94, 3. 107, 1.
wunni-ſangôn N. 65, 2. u. ähnl.; haram-ſcarôn (percutere)
monſ. 347. 357. 382. 387; wuof-ſcreiôn oder wuoft-ſcreiôn
(ejulare) von einem ſubſt. wuof-ſcrei (clamor, lugubris) ana-
log dem huge-ſcrei N. 30, 20.) N. 65, 2, wo ſtehet wolft-
ſcreiôn, oder bedeutet wolf-ſcreiôn ululare inſtar lupi? vgl.
altn. ûlfa-þytr; grund-ſëllôn (ſund. ponere) N. 77, 69; han-
ta-ſlagôn (plaudere) hrab. 971a monſ. 355. jun. 243. hant-
ſlagôn N. 46, 2. kiusſlagôn (deſiſtere) ker. 95. worin ich
das erſte wort nicht verſtehe, und noch andere -ſlagôn,
z. b. rât-ſlagôn (conſulere); got-ſpëllon T. 13, 25; rëht-
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 583. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/601>, abgerufen am 22.11.2024.
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