cal scheint hiernach, wie im goth. und ahd. a gewesen zu sein. --
Mhd. hat sich der zu e verdünnte compositionsvocal hinter einigen kurzsilbigen wörtern, die ihn im ahd. haben, erhalten, insoweit er nicht nach allgemeiner laut- regel auch hier weichen muste, namentlich wenn l und r vorhergeht (also spil-man, sper-schaft, nicht spile-man. spere-schaft). Einigemahl, besonders bei schw. subst. währt er noch nach langer silbe fort. 1) beispiele des haftenden, a) nach starken masc. und neutr.: glase-vaß Trist.; gote-heit Barl. 75, 40. gote-leich; hove-baere MS. 1, 105a hove-belle MS. 1, 132a hove-diet, hove-site Trist. hove-vart kl. 453.; mage-zoge Wilh. 2, 148b; rade-brechen Barl. 113. Wilh. 3, 203b; stabe-wurz (abrotanum) jun. 330; swane-velt Nib. 6113. swane-goei MS. 1, 143; tage-liet MS. 1, 107b tage-sterne Trist. tage-weise MS. 1, 147a; wege-los, wege-muede, wege-reise Trist. Auch donre-strale und holre- blasen gehören hierher, vgl. oben s. 124. -- b) nach star- ken fem.: bete-haus Barl. 338; rede-geselle Parc. 89a MS. 1, 106b rede-reiche MS. 1, 105b; gewone-heit Trist.; zwei- felhaft ob das häufige nahte-gal? da auch in der flexion unumlautendes nahte gilt (1, 686). -- g) nach schwachen subst.: bote-schaft Barl. 66. MS. 1, 119a; bluome-vaß Barl. 290; klobe-wurst MS. 2, 194b; herze-leit, -liep, -ser etc.; kone-schaft Wigal. kone-magen kl. 848. Bit. 123b; schade-haft Trist.; geselle-schaft Parc. 163c 170a; seite-spil Wigal. -- Ohne zweifel darf das e aber auch in allen fällen kurzer silben, wie es die umstände for- dern, wegfallen, d. h. bot-schaft, got-heit, gewon-heit, tag-weide sind erlaubt und Bon. 75, 33 heißt es bat-stube f. bade-stube.
2) ungleich häufiger mangelt der comp. vocal, so- wohl nach kurzen silben, wie eben gesagt wurde, als nach langen in der regel.
a) composita mit starken masc. und neutris: lant- volc, grunt-wal, schif-man, neit-spil, touf-napf, wein- blat, volk-degen, stap-slinge Parc. 137c, vogel-weide etc.
b) mit starken fem.: ert-ber meist. Alex. 144c ert- gruft Nib. 1059. kl. 1009; wart-haus Parc. 180a etc.
g) mit schwachen subst.: han-boum Parc. 46c han- krat Tit., lintrache Nib. (s. lint-trache) tan-boum cod.
III. ſubſtantiviſche eigentl. compoſition.
cal ſcheint hiernach, wie im goth. und ahd. a geweſen zu ſein. —
Mhd. hat ſich der zu e verdünnte compoſitionsvocal hinter einigen kurzſilbigen wörtern, die ihn im ahd. haben, erhalten, inſoweit er nicht nach allgemeiner laut- regel auch hier weichen muſte, namentlich wenn l und r vorhergeht (alſo ſpil-man, ſpër-ſchaft, nicht ſpile-man. ſpëre-ſchaft). Einigemahl, beſonders bei ſchw. ſubſt. währt er noch nach langer ſilbe fort. 1) beiſpiele des haftenden, α) nach ſtarken maſc. und neutr.: glaſe-vaƷ Triſt.; gote-heit Barl. 75, 40. gote-lîch; hove-bære MS. 1, 105a hove-bëlle MS. 1, 132a hove-diet, hove-ſite Triſt. hove-vart kl. 453.; mage-zoge Wilh. 2, 148b; rade-brëchen Barl. 113. Wilh. 3, 203b; ſtabe-wurz (abrotanum) jun. 330; ſwane-vëlt Nib. 6113. ſwane-gœi MS. 1, 143; tage-liet MS. 1, 107b tage-ſtërne Triſt. tage-wîſe MS. 1, 147a; wëge-lôs, wëge-muede, wëge-reiſe Triſt. Auch donre-ſtrâle und holre- blâſen gehören hierher, vgl. oben ſ. 124. — β) nach ſtar- ken fem.: bëte-hûs Barl. 338; rede-geſëlle Parc. 89a MS. 1, 106b rede-rîche MS. 1, 105b; gewone-heit Triſt.; zwei- felhaft ob das häufige nahte-gal? da auch in der flexion unumlautendes nahte gilt (1, 686). — γ) nach ſchwachen ſubſt.: bote-ſchaft Barl. 66. MS. 1, 119a; bluome-vaƷ Barl. 290; klobe-wurſt MS. 2, 194b; hërze-leit, -liep, -ſêr etc.; kone-ſchaft Wigal. kone-mâgen kl. 848. Bit. 123b; ſchade-haft Triſt.; geſëlle-ſchaft Parc. 163c 170a; ſeite-ſpil Wigal. — Ohne zweifel darf das e aber auch in allen fällen kurzer ſilben, wie es die umſtände for- dern, wegfallen, d. h. bot-ſchaft, got-heit, gewon-heit, tag-weide ſind erlaubt und Bon. 75, 33 heißt es bat-ſtube f. bade-ſtube.
2) ungleich häufiger mangelt der comp. vocal, ſo- wohl nach kurzen ſilben, wie eben geſagt wurde, als nach langen in der regel.
α) compoſita mit ſtarken maſc. und neutris: lant- volc, grunt-wal, ſchif-man, nît-ſpil, touf-napf, wîn- blat, volk-dëgen, ſtap-ſlinge Parc. 137c, vogel-weide etc.
β) mit ſtarken fem.: ërt-ber meiſt. Alex. 144c ërt- gruft Nib. 1059. kl. 1009; wart-hûs Parc. 180a etc.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0441"n="423"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">III. <hirendition="#i">ſubſtantiviſche eigentl. compoſition.</hi></hi></fw><lb/>
cal ſcheint hiernach, wie im goth. und ahd. a geweſen<lb/>
zu ſein. —</p><lb/><p>Mhd. hat ſich der zu e verdünnte compoſitionsvocal<lb/>
hinter einigen kurzſilbigen wörtern, die ihn im ahd.<lb/>
haben, erhalten, inſoweit er nicht nach allgemeiner laut-<lb/>
regel auch hier weichen muſte, namentlich wenn l und<lb/>
r vorhergeht (alſo ſpil-man, ſpër-ſchaft, nicht ſpile-man.<lb/>ſpëre-ſchaft). Einigemahl, beſonders bei ſchw. ſubſt.<lb/>
währt er noch nach langer ſilbe fort. 1) beiſpiele des<lb/>
haftenden, <hirendition="#i">α</hi>) nach ſtarken maſc. und neutr.: glaſe-vaƷ<lb/>
Triſt.; gote-heit Barl. 75, 40. gote-lîch; hove-bære MS.<lb/>
1, 105<hirendition="#sup">a</hi> hove-bëlle MS. 1, 132<hirendition="#sup">a</hi> hove-diet, hove-ſite Triſt.<lb/>
hove-vart kl. 453.; mage-zoge Wilh. 2, 148<hirendition="#sup">b</hi>; rade-brëchen<lb/>
Barl. 113. Wilh. 3, 203<hirendition="#sup">b</hi>; ſtabe-wurz (abrotanum) jun. 330;<lb/>ſwane-vëlt Nib. 6113. ſwane-gœi MS. 1, 143; tage-liet MS.<lb/>
1, 107<hirendition="#sup">b</hi> tage-ſtërne Triſt. tage-wîſe MS. 1, 147<hirendition="#sup">a</hi>; wëge-lôs,<lb/>
wëge-muede, wëge-reiſe Triſt. Auch donre-ſtrâle und holre-<lb/>
blâſen gehören hierher, vgl. oben ſ. 124. —<hirendition="#i">β</hi>) nach ſtar-<lb/>
ken fem.: bëte-hûs Barl. 338; rede-geſëlle Parc. 89<hirendition="#sup">a</hi> MS.<lb/>
1, 106<hirendition="#sup">b</hi> rede-rîche MS. 1, 105<hirendition="#sup">b</hi>; gewone-heit Triſt.; zwei-<lb/>
felhaft ob das häufige nahte-gal? da auch in der flexion<lb/>
unumlautendes nahte gilt (1, 686). —<hirendition="#i">γ</hi>) nach ſchwachen<lb/>ſubſt.: bote-ſchaft Barl. 66. MS. 1, 119<hirendition="#sup">a</hi>; bluome-vaƷ<lb/>
Barl. 290; klobe-wurſt MS. 2, 194<hirendition="#sup">b</hi>; hërze-leit, -liep,<lb/>
-ſêr etc.; kone-ſchaft Wigal. kone-mâgen kl. 848. Bit.<lb/>
123<hirendition="#sup">b</hi>; ſchade-haft Triſt.; geſëlle-ſchaft Parc. 163<hirendition="#sup">c</hi> 170<hirendition="#sup">a</hi>;<lb/>ſeite-ſpil Wigal. — Ohne zweifel darf das e aber auch<lb/>
in allen fällen kurzer ſilben, wie es die umſtände for-<lb/>
dern, wegfallen, d. h. bot-ſchaft, got-heit, gewon-heit,<lb/>
tag-weide ſind erlaubt und Bon. 75, 33 heißt es bat-ſtube<lb/>
f. bade-ſtube.</p><lb/><p>2) ungleich häufiger mangelt der comp. vocal, ſo-<lb/>
wohl nach kurzen ſilben, wie eben geſagt wurde, als<lb/>
nach langen in der regel.</p><lb/><p><hirendition="#i">α</hi>) compoſita mit ſtarken maſc. und neutris: lant-<lb/>
volc, grunt-wal, ſchif-man, nît-ſpil, touf-napf, wîn-<lb/>
blat, volk-dëgen, ſtap-ſlinge Parc. 137<hirendition="#sup">c</hi>, vogel-weide etc.</p><lb/><p><hirendition="#i">β</hi>) mit ſtarken fem.: ërt-ber meiſt. Alex. 144<hirendition="#sup">c</hi> ërt-<lb/>
gruft Nib. 1059. kl. 1009; wart-hûs Parc. 180<hirendition="#sup">a</hi> etc.</p><lb/><p><hirendition="#i">γ</hi>) mit ſchwachen ſubſt.: han-boum Parc. 46<hirendition="#sup">c</hi> han-<lb/>
krât Tit., lintrache Nib. (ſ. lint-trache) tan-boum cod.<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[423/0441]
III. ſubſtantiviſche eigentl. compoſition.
cal ſcheint hiernach, wie im goth. und ahd. a geweſen
zu ſein. —
Mhd. hat ſich der zu e verdünnte compoſitionsvocal
hinter einigen kurzſilbigen wörtern, die ihn im ahd.
haben, erhalten, inſoweit er nicht nach allgemeiner laut-
regel auch hier weichen muſte, namentlich wenn l und
r vorhergeht (alſo ſpil-man, ſpër-ſchaft, nicht ſpile-man.
ſpëre-ſchaft). Einigemahl, beſonders bei ſchw. ſubſt.
währt er noch nach langer ſilbe fort. 1) beiſpiele des
haftenden, α) nach ſtarken maſc. und neutr.: glaſe-vaƷ
Triſt.; gote-heit Barl. 75, 40. gote-lîch; hove-bære MS.
1, 105a hove-bëlle MS. 1, 132a hove-diet, hove-ſite Triſt.
hove-vart kl. 453.; mage-zoge Wilh. 2, 148b; rade-brëchen
Barl. 113. Wilh. 3, 203b; ſtabe-wurz (abrotanum) jun. 330;
ſwane-vëlt Nib. 6113. ſwane-gœi MS. 1, 143; tage-liet MS.
1, 107b tage-ſtërne Triſt. tage-wîſe MS. 1, 147a; wëge-lôs,
wëge-muede, wëge-reiſe Triſt. Auch donre-ſtrâle und holre-
blâſen gehören hierher, vgl. oben ſ. 124. — β) nach ſtar-
ken fem.: bëte-hûs Barl. 338; rede-geſëlle Parc. 89a MS.
1, 106b rede-rîche MS. 1, 105b; gewone-heit Triſt.; zwei-
felhaft ob das häufige nahte-gal? da auch in der flexion
unumlautendes nahte gilt (1, 686). — γ) nach ſchwachen
ſubſt.: bote-ſchaft Barl. 66. MS. 1, 119a; bluome-vaƷ
Barl. 290; klobe-wurſt MS. 2, 194b; hërze-leit, -liep,
-ſêr etc.; kone-ſchaft Wigal. kone-mâgen kl. 848. Bit.
123b; ſchade-haft Triſt.; geſëlle-ſchaft Parc. 163c 170a;
ſeite-ſpil Wigal. — Ohne zweifel darf das e aber auch
in allen fällen kurzer ſilben, wie es die umſtände for-
dern, wegfallen, d. h. bot-ſchaft, got-heit, gewon-heit,
tag-weide ſind erlaubt und Bon. 75, 33 heißt es bat-ſtube
f. bade-ſtube.
2) ungleich häufiger mangelt der comp. vocal, ſo-
wohl nach kurzen ſilben, wie eben geſagt wurde, als
nach langen in der regel.
α) compoſita mit ſtarken maſc. und neutris: lant-
volc, grunt-wal, ſchif-man, nît-ſpil, touf-napf, wîn-
blat, volk-dëgen, ſtap-ſlinge Parc. 137c, vogel-weide etc.
β) mit ſtarken fem.: ërt-ber meiſt. Alex. 144c ërt-
gruft Nib. 1059. kl. 1009; wart-hûs Parc. 180a etc.
γ) mit ſchwachen ſubſt.: han-boum Parc. 46c han-
krât Tit., lintrache Nib. (ſ. lint-trache) tan-boum cod.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/441>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.