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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. ableitung. schlußbemerkungen.
oder ist das verlorne starke verbum (nr. 625.) anzuneh-
men? Das subst. gegene erscheint nicht fruhe (s. 162.) *)
noch später das masc. gegner. Unleugbar alt sind die verba
anazan, kijazan, andetan, onetan, oretan (s. 217. 218.) aus
den part. ana, ja, and, on, or; vgl. altn. jata, neita (be-
jahen, verneinen); vielleicht gründet sich juwazan, jauch-
zen auf eine interj. ju, juch! (nicht ächzen auf ach). Alt
sind ferner die verba hindarjan, obaron, arwidaron (s. 137.),
zum theil neuer unser: äußern, entäußern, hindern, er-
innern, erobern, erwiedern, begegnen, entgegnen. Hier-
her gehören auch die nhd. adj. dortig, obig u. a. (s. 295.)
niedrig, übrig (erniedrigen, erübrigen); überec schon
mhd. (s. 303.), hiuteic schon ahd. (s. 301.) desgl. sliumeic,
ofteic (s. 309.).

b) ableitungen. die sich dem nomen anfügen, und
zwar:

a) dem subst.: alle collectivneutra auf -i (gevügele,
gevidere, gederme, gedigene, geserwe, geklüfte, geruste,
geslehte, gehülze, gevilde, gemaelde, gesimse) -- alle neu-
tra auf -ahi (folgt daraus etwas wider das nhd. kehricht,
feilicht, die aus kehren, feilen zu stammen scheinen?)
-- alle neutra auf -inkili (s. 347.) -- alle fem. auf -in
inna
(s. 319.) auf -ing (s. 355.) -- alle adj. auf -ag (doch
ist für gredags, harac, wenac u. e. a. das subst. nicht vor-
handen) -- alle adj. auf -ein (ausgen. die ahd. scama-
lein etc. s. 177.) -- alle adj. auf -isc -- alle auf -oht.

b) dem adj.: alle fem. auf -i (guete, vrevele, liuter,
ebene) -- die altn. verba auf -ka (s. 283.).

c) bald dem subst., bald dem adj.: die masc. auf
-ing -- auf -olf -- auf -ard -- die subst. auf -nissa --
die adj. auf -eig -- die verba auf -ison und -enzen.

g) ableitungen die sich dem verbum anfügen: alle go-
thischen subst. auf -ns -- die masc. auf -id -- auf od
(mit widerspruch von manod und wißod) -- alle fem.
auf -unga -- alle neunord. -else -- alle goth. -nassus
(-inon voraussetzend).

d) dem particip. praes. bloß einige mhd. adj. -ec
(s. 304.) und ags. -fem. -nes (unberendnes (s. 325.) viel-
leicht auch masc. -ari? (vgl. ladantari s. 127.); dem part.
praet.
ahd. fem. auf -ei (s. 161. 261.) sowohl st. als schw.
conj. -- ahd. fem. -nissa, bloß dem starker conj. -- ags.
fem. -nes, dem part. st. und schw. conj.

*) doch steht es mhd. in Wernh. Maria.

III. ableitung. ſchlußbemerkungen.
oder iſt das verlorne ſtarke verbum (nr. 625.) anzuneh-
men? Das ſubſt. gegene erſcheint nicht fruhe (ſ. 162.) *)
noch ſpäter das maſc. gegner. Unleugbar alt ſind die verba
anazan, kijâzan, andetan, onetan, oretan (ſ. 217. 218.) aus
den part. ana, jâ, and, on, or; vgl. altn. jâta, neita (be-
jahen, verneinen); vielleicht gründet ſich juwazan, jauch-
zen auf eine interj. ju, juch! (nicht ächzen auf ach). Alt
ſind ferner die verba hindarjan, obarôn, arwidarôn (ſ. 137.),
zum theil neuer unſer: äußern, entäußern, hindern, er-
innern, erobern, erwiedern, begegnen, entgegnen. Hier-
her gehören auch die nhd. adj. dortig, obig u. a. (ſ. 295.)
niedrig, übrig (erniedrigen, erübrigen); überec ſchon
mhd. (ſ. 303.), hiutîc ſchon ahd. (ſ. 301.) desgl. ſliumîc,
oftîc (ſ. 309.).

β) ableitungen. die ſich dem nomen anfügen, und
zwar:

a) dem ſubſt.: alle collectivneutra auf -i (gevügele,
gevidere, gederme, gedigene, geſerwe, geklüfte, geruſte,
geſlehte, gehülze, gevilde, gemælde, geſimſe) — alle neu-
tra auf -ahi (folgt daraus etwas wider das nhd. kehricht,
feilicht, die aus kehren, feilen zu ſtammen ſcheinen?)
— alle neutra auf -inkili (ſ. 347.) — alle fem. auf -in
inna
(ſ. 319.) auf -ing (ſ. 355.) — alle adj. auf -ag (doch
iſt für grêdags, harac, wênac u. e. a. das ſubſt. nicht vor-
handen) — alle adj. auf -ein (ausgen. die ahd. ſcama-
lîn etc. ſ. 177.) — alle adj. auf -iſc — alle auf -oht.

b) dem adj.: alle fem. auf -ì (guete, vrevele, liuter,
ëbene) — die altn. verba auf -ka (ſ. 283.).

c) bald dem ſubſt., bald dem adj.: die maſc. auf
-ing — auf -olf — auf -ard — die ſubſt. auf -niſſa
die adj. auf -eig — die verba auf -iſôn und -enzen.

γ) ableitungen die ſich dem verbum anfügen: alle go-
thiſchen ſubſt. auf -ns — die maſc. auf -id — auf ôd
(mit widerſpruch von manod und wiƷôd) — alle fem.
auf -unga — alle neunord. -elſe — alle goth. -naſſus
(-inôn vorausſetzend).

δ) dem particip. praeſ. bloß einige mhd. adj. -ec
(ſ. 304.) und agſ. -fem. -nes (unbërendnes (ſ. 325.) viel-
leicht auch maſc. -ari? (vgl. ladantari ſ. 127.); dem part.
praet.
ahd. fem. auf -î (ſ. 161. 261.) ſowohl ſt. als ſchw.
conj. — ahd. fem. -niſſa, bloß dem ſtarker conj. — agſ.
fem. -nes, dem part. ſt. und ſchw. conj.

*) doch ſteht es mhd. in Wernh. Maria.
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[399/0417] III. ableitung. ſchlußbemerkungen. oder iſt das verlorne ſtarke verbum (nr. 625.) anzuneh- men? Das ſubſt. gegene erſcheint nicht fruhe (ſ. 162.) *) noch ſpäter das maſc. gegner. Unleugbar alt ſind die verba anazan, kijâzan, andetan, onetan, oretan (ſ. 217. 218.) aus den part. ana, jâ, and, on, or; vgl. altn. jâta, neita (be- jahen, verneinen); vielleicht gründet ſich juwazan, jauch- zen auf eine interj. ju, juch! (nicht ächzen auf ach). Alt ſind ferner die verba hindarjan, obarôn, arwidarôn (ſ. 137.), zum theil neuer unſer: äußern, entäußern, hindern, er- innern, erobern, erwiedern, begegnen, entgegnen. Hier- her gehören auch die nhd. adj. dortig, obig u. a. (ſ. 295.) niedrig, übrig (erniedrigen, erübrigen); überec ſchon mhd. (ſ. 303.), hiutîc ſchon ahd. (ſ. 301.) desgl. ſliumîc, oftîc (ſ. 309.). β) ableitungen. die ſich dem nomen anfügen, und zwar: a) dem ſubſt.: alle collectivneutra auf -i (gevügele, gevidere, gederme, gedigene, geſerwe, geklüfte, geruſte, geſlehte, gehülze, gevilde, gemælde, geſimſe) — alle neu- tra auf -ahi (folgt daraus etwas wider das nhd. kehricht, feilicht, die aus kehren, feilen zu ſtammen ſcheinen?) — alle neutra auf -inkili (ſ. 347.) — alle fem. auf -in inna (ſ. 319.) auf -ing (ſ. 355.) — alle adj. auf -ag (doch iſt für grêdags, harac, wênac u. e. a. das ſubſt. nicht vor- handen) — alle adj. auf -ein (ausgen. die ahd. ſcama- lîn etc. ſ. 177.) — alle adj. auf -iſc — alle auf -oht. b) dem adj.: alle fem. auf -ì (guete, vrevele, liuter, ëbene) — die altn. verba auf -ka (ſ. 283.). c) bald dem ſubſt., bald dem adj.: die maſc. auf -ing — auf -olf — auf -ard — die ſubſt. auf -niſſa — die adj. auf -eig — die verba auf -iſôn und -enzen. γ) ableitungen die ſich dem verbum anfügen: alle go- thiſchen ſubſt. auf -ns — die maſc. auf -id — auf ôd (mit widerſpruch von manod und wiƷôd) — alle fem. auf -unga — alle neunord. -elſe — alle goth. -naſſus (-inôn vorausſetzend). δ) dem particip. praeſ. bloß einige mhd. adj. -ec (ſ. 304.) und agſ. -fem. -nes (unbërendnes (ſ. 325.) viel- leicht auch maſc. -ari? (vgl. ladantari ſ. 127.); dem part. praet. ahd. fem. auf -î (ſ. 161. 261.) ſowohl ſt. als ſchw. conj. — ahd. fem. -niſſa, bloß dem ſtarker conj. — agſ. fem. -nes, dem part. ſt. und ſchw. conj. *) doch ſteht es mhd. in Wernh. Maria.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/417>, abgerufen am 13.05.2024.