sondern in dem wurzelbegriff an sich oder einer wen- dung desselben (weib, kind, dieb, abgott, link) daher man auch nicht männisch, göttisch, rechtisch von gott, mann, recht (die nie böses bedeuten) ableiten kann. Das goth. mannisks, ahd. chindisc sind eins wie das andere frei von einer nebenidee und das veraltete ahd. weraltisc bedeutet gerade unser nhd. weltlich (ahd. werolt-leih K. 53a ags. veorold-leic). Berührung des -sc mit ,-ht zeigt das nhd. thöricht statt des mhd. toerisch und neben när- risch gilt auch narricht, närricht (?).
e) die lat. sprache besitzt eine menge intransitiver verba auf -esco: marc-esco, pall-esco, surd-esco, vir- esco etc. aber wenige subst. auf -isca, -usca: lyc-isca, labr-usca, gar keine adj., die gerade im deutschen bei dieser ableitung vorwalten. Den begriff der abstammung drückt bloßes -icus aus: german-icus, franc-icus, ala- mann-icus. Ist es deutscher einfluß, daß die roman. dia- lecte ziemlich viele -esco bilden? ital. donn-esco, grott- esco, marin-esco, parent-esco, pedant-esco, pittor-esco, poltron-esco, romanz-esco, ted-esco etc. franz. arab-esque (ital. rabesco) gigant-esque, grot-esque, tud-esque etc. Der Grieche verkleinert mit -iskos: neaniskos, ouranis- kos, stephaniskos. paidiskos. Näher dem deutschen ste- hen die slav. adj. auf -sk, womit auch namentlich genti- lia abgeleitet werden (Dobr. institt. p. 330. Vuk p. 44.) aber nie fügt sich das slav. sk, wie das nhd. -isch zu mannsnamen, vielmehr tritt dafür eine andere ableitung, nämlich -ov, -ev ein (Dobr. p. 322.) z. b. pavlov (nhd. paulisch, paulinisch) nicht pavlski. Die litth. -ißkas glei- chen sehr den deutschen: letuwißkas (litthauisch) rymio- nißkas (römisch) dangißkas (himmlisch) burißkas (bän- risch) kunißkas (leiblich) dwasißkas (geistlich) smertißkas (tödtlich) diewißkas (göttlich) dienißkas (tägsich) kiauliß- kas (schweinisch) etc.
ableitungen mit HT.
für -ht ist der altn. zunge -tt gemäß; der vorherrschende vo- cal scheint o (für u), schwankend in a (ahd bei N.) und i; die goth. sprache weist noch kein beispiel dieser ableitung auf.
1) nomina substantiva: ahd. kenne ich bloß inn-ah- ten (visceribus) N. 50, 12. und das daher geleitete adj. inn-ahteig N. p. 267a, 78. Wie lautet der nom. sg.? --
III. conſonantiſche ableitungen. SK.
ſondern in dem wurzelbegriff an ſich oder einer wen- dung deſſelben (weib, kind, dieb, abgott, link) daher man auch nicht männiſch, göttiſch, rechtiſch von gott, mann, recht (die nie böſes bedeuten) ableiten kann. Das goth. manniſks, ahd. chindiſc ſind eins wie das andere frei von einer nebenidee und das veraltete ahd. wëraltiſc bedeutet gerade unſer nhd. weltlich (ahd. wërolt-lîh K. 53a agſ. veorold-lîc). Berührung des -ſc mit ‚-ht zeigt das nhd. thöricht ſtatt des mhd. tœriſch und neben när- riſch gilt auch narricht, närricht (?).
ε) die lat. ſprache beſitzt eine menge intranſitiver verba auf -eſco: marc-eſco, pall-eſco, ſurd-eſco, vir- eſco etc. aber wenige ſubſt. auf -iſca, -uſca: lyc-iſca, labr-uſca, gar keine adj., die gerade im deutſchen bei dieſer ableitung vorwalten. Den begriff der abſtammung drückt bloßes -icus aus: german-icus, franc-icus, ala- mann-icus. Iſt es deutſcher einfluß, daß die roman. dia- lecte ziemlich viele -eſco bilden? ital. donn-eſco, grott- eſco, marin-eſco, parent-eſco, pedant-eſco, pittor-eſco, poltron-eſco, romanz-eſco, ted-eſco etc. franz. arab-eſque (ital. rabeſco) gigant-eſque, grot-eſque, tud-eſque etc. Der Grieche verkleinert mit -ισκος: νεανίσκος, οὐρανίσ- κος, στεφανίσκος. παιδίσκος. Näher dem deutſchen ſte- hen die ſlav. adj. auf -ſk, womit auch namentlich genti- lia abgeleitet werden (Dobr. inſtitt. p. 330. Vuk p. 44.) aber nie fügt ſich das ſlav. ſk, wie das nhd. -iſch zu mannsnamen, vielmehr tritt dafür eine andere ableitung, nämlich -ov, -ev ein (Dobr. p. 322.) z. b. pavlov (nhd. pauliſch, pauliniſch) nicht pavlſki. Die litth. -iſzkas glei- chen ſehr den deutſchen: lêtuwiſzkas (litthauiſch) rymio- niſzkas (römiſch) dangiſzkas (himmliſch) buriſzkas (bän- riſch) kuniſzkas (leiblich) dwaſiſzkas (geiſtlich) ſmertiſzkas (tödtlich) diewiſzkas (göttlich) dieniſzkas (tägſich) kiauliſz- kas (ſchweiniſch) etc.
ableitungen mit HT.
für -ht iſt der altn. zunge -tt gemäß; der vorherrſchende vo- cal ſcheint o (für u), ſchwankend in a (ahd bei N.) und i; die goth. ſprache weiſt noch kein beiſpiel dieſer ableitung auf.
1) nomina ſubſtantiva: ahd. kenne ich bloß inn-ah- ten (viſceribus) N. 50, 12. und das daher geleitete adj. inn-ahtîg N. p. 267a, 78. Wie lautet der nom. ſg.? —
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III. conſonantiſche ableitungen. SK.
ſondern in dem wurzelbegriff an ſich oder einer wen-
dung deſſelben (weib, kind, dieb, abgott, link) daher
man auch nicht männiſch, göttiſch, rechtiſch von gott,
mann, recht (die nie böſes bedeuten) ableiten kann. Das
goth. manniſks, ahd. chindiſc ſind eins wie das andere
frei von einer nebenidee und das veraltete ahd. wëraltiſc
bedeutet gerade unſer nhd. weltlich (ahd. wërolt-lîh K.
53a agſ. veorold-lîc). Berührung des -ſc mit ‚-ht zeigt
das nhd. thöricht ſtatt des mhd. tœriſch und neben när-
riſch gilt auch narricht, närricht (?).
ε) die lat. ſprache beſitzt eine menge intranſitiver
verba auf -eſco: marc-eſco, pall-eſco, ſurd-eſco, vir-
eſco etc. aber wenige ſubſt. auf -iſca, -uſca: lyc-iſca,
labr-uſca, gar keine adj., die gerade im deutſchen bei
dieſer ableitung vorwalten. Den begriff der abſtammung
drückt bloßes -icus aus: german-icus, franc-icus, ala-
mann-icus. Iſt es deutſcher einfluß, daß die roman. dia-
lecte ziemlich viele -eſco bilden? ital. donn-eſco, grott-
eſco, marin-eſco, parent-eſco, pedant-eſco, pittor-eſco,
poltron-eſco, romanz-eſco, ted-eſco etc. franz. arab-eſque
(ital. rabeſco) gigant-eſque, grot-eſque, tud-eſque etc.
Der Grieche verkleinert mit -ισκος: νεανίσκος, οὐρανίσ-
κος, στεφανίσκος. παιδίσκος. Näher dem deutſchen ſte-
hen die ſlav. adj. auf -ſk, womit auch namentlich genti-
lia abgeleitet werden (Dobr. inſtitt. p. 330. Vuk p. 44.)
aber nie fügt ſich das ſlav. ſk, wie das nhd. -iſch zu
mannsnamen, vielmehr tritt dafür eine andere ableitung,
nämlich -ov, -ev ein (Dobr. p. 322.) z. b. pavlov (nhd.
pauliſch, pauliniſch) nicht pavlſki. Die litth. -iſzkas glei-
chen ſehr den deutſchen: lêtuwiſzkas (litthauiſch) rymio-
niſzkas (römiſch) dangiſzkas (himmliſch) buriſzkas (bän-
riſch) kuniſzkas (leiblich) dwaſiſzkas (geiſtlich) ſmertiſzkas
(tödtlich) diewiſzkas (göttlich) dieniſzkas (tägſich) kiauliſz-
kas (ſchweiniſch) etc.
ableitungen mit HT.
für -ht iſt der altn. zunge -tt gemäß; der vorherrſchende vo-
cal ſcheint o (für u), ſchwankend in a (ahd bei N.) und i; die
goth. ſprache weiſt noch kein beiſpiel dieſer ableitung auf.
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ten (viſceribus) N. 50, 12. und das daher geleitete adj.
inn-ahtîg N. p. 267a, 78. Wie lautet der nom. ſg.? —
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/397>, abgerufen am 22.11.2024.
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