Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.III. consonantische ableitungen. G. lang-häls-ig; ab-häng-ig; ge-häß-ig; häuf-ig; häut-ig; heft-ig; ein-hell-ig; heur-ig; hitz-ig; ge-hoer-ig (nicht mehr obediens, bloß pertinens); jähr-ig, ein-jähr-ig; inn-ig; körn- ig; kräft-ig; kund-ig; kunft-ig; läß-ig (negligens, von laß, piger) fahr-läß-ig; un-ab-läß-ig (von laßen); läst- ig; g-laub-ig; durch-laucht-ig; weit-läuft-ig; led-ig; leid- ig; list-ig; löth-ig; wol-lüst-ig; mächt-ig; mäß-ig; groß- mäul-ig; münd-ig; hoch-müth-ig; muß-ig; g-naed-ig; nicht-ig; nöth-ig; ver-nünst-ig; prächt-ig; ge-räum-ig; räud-ig; auf-richt-ig; rühr-ig; rüst-ig; viel-seit-ig; sel- ig; ge-sell-ig; ge-schäst-ig; ge-schaem-ig; schleun-ig; un- schlüß-ig; schmier-ig; schmächt-ig; ge-schmeid-ig; schneid- ig; schuld-ig; schwier-ig; all-seit-ig; an-sicht-ig, durch-s.; sinn-ig; sitt-ig; spitz-ig; ge-spräch-ig; stämm-ig; an-ständ- ig; staet-ig; an-stell-ig; ein-stimm-ig; streif-ig; streit-ig; stünd- ig; waßer-sücht-ig; sünd-ig; mit-taeg-ig; thaet-ig; tücht-ig; ab-trünn-ig; über-ig; üpp-ig; wider-wärt-ig, gegen-w.; wäßer-ig; kurz-weil-ig; wicht-ig; will-ig; lang-wier-ig; witz-ig; würd-ig; würz-ig; zeit-ig; zücht-ig; frei-zug- ig. -- anmerkungen: a) hierunter gibt es verschiedene, die mhd. nicht vorkommen, z. b. bärtig, freudig, faehig, gütig, prächtig, schmächtig, schmierig, schwierig, wäße- rig etc. umgedreht sind aber noch mehr mhd. veraltet, z. b. kein nhd. bierig (ferax), freidig, fruchtig, grüßig, ohnig, reinig, weigig, zündig etc., einzelne, nicht geson- dert übliche, dauern in den comp. frömmig-keit (mhd. vrümec-heit) behendig-keit, geschwindig-keit, reinig-keit, für nächtig gilt mit unrecht nächtlich. -- b) umlaut fehlt noch in glaubig, wiewohl man auch gläubig geschrieben hat; gedultig; schuldig; durchlauchtig; kundig; faltig und fältig schwanken; etwas anders scheint die doppelform lustig und -lüstig, muthig und -müthig, wovon nachher. -- c) mit dem part. praes. gebildet währt das einzige leben- dig fort, dazu seiner echten betonung beraubt. -- d) un- organisch, d. h. aus dem comp. -lich entsprungen sind die nhd. adj. adel-ig, bill-ig, allmähl-ig, völl-ig, unzähl- ig (mhd. adel-lich, bil-lich, almal-lich?, vol-lich, unzal- lich) und gleich tadelhaft die subst. billig-keit, schnellig- keit; wer die verderbnis nicht gelten lassen will (da doch im subst. eß-ig etc. der fehler durchdringt) und wenig- stens adelich, allmählich zu schreiben vorzieht, müste zwei l gebrauchen. Tadel-ig, zweifel-ig statt des richtigen ta- del-lich, zweifel-lich setzen wenige. -- e) von dem me- ditat. schläfern (oben s. 138.) bildet die schriftsprache schläser-ig, die volkssprache auch durster-ig, trinker-ig, U
III. conſonantiſche ableitungen. G. lang-hälſ-ig; ab-häng-ig; ge-häß-ig; häuf-ig; häut-ig; heft-ig; ein-hell-ig; heur-ig; hitz-ig; ge-hœr-ig (nicht mehr obediens, bloß pertinens); jähr-ig, ein-jähr-ig; inn-ig; körn- ig; kräft-ig; kund-ig; kunft-ig; läß-ig (negligens, von laƷ, piger) fahr-läß-ig; un-ab-läß-ig (von lâƷen); läſt- ig; g-laub-ig; durch-laucht-ig; weit-läuft-ig; lêd-ig; leid- ig; liſt-ig; löth-ig; wol-lüſt-ig; mächt-ig; mäß-ig; groß- mäul-ig; münd-ig; hoch-müth-ig; muß-ig; g-næd-ig; nicht-ig; nöth-ig; ver-nünſt-ig; prächt-ig; ge-räum-ig; räud-ig; auf-richt-ig; rühr-ig; rüſt-ig; viel-ſeit-ig; ſêl- ig; ge-ſell-ig; ge-ſchäſt-ig; ge-ſchæm-ig; ſchleun-ig; un- ſchlüß-ig; ſchmier-ig; ſchmächt-ig; ge-ſchmeid-ig; ſchneid- ig; ſchuld-ig; ſchwier-ig; all-ſeit-ig; an-ſicht-ig, durch-ſ.; ſinn-ig; ſitt-ig; ſpitz-ig; ge-ſpräch-ig; ſtämm-ig; an-ſtänd- ig; ſtæt-ig; an-ſtell-ig; ein-ſtimm-ig; ſtreif-ig; ſtreit-ig; ſtünd- ig; waßer-ſücht-ig; ſünd-ig; mit-tæg-ig; thæt-ig; tücht-ig; ab-trünn-ig; über-ig; üpp-ig; wider-wärt-ig, gegen-w.; wäßer-ig; kurz-weil-ig; wicht-ig; will-ig; lang-wier-ig; witz-ig; würd-ig; würz-ig; zeit-ig; zücht-ig; frei-zug- ig. — anmerkungen: a) hierunter gibt es verſchiedene, die mhd. nicht vorkommen, z. b. bärtig, freudig, fæhig, gütig, prächtig, ſchmächtig, ſchmierig, ſchwierig, wäße- rig etc. umgedreht ſind aber noch mehr mhd. veraltet, z. b. kein nhd. bierig (ferax), freidig, fruchtig, grüßig, ohnig, reinig, weigig, zündig etc., einzelne, nicht geſon- dert übliche, dauern in den comp. frömmig-keit (mhd. vrümec-heit) behendig-keit, geſchwindig-keit, reinig-keit, für nächtig gilt mit unrecht nächtlich. — b) umlaut fehlt noch in glaubig, wiewohl man auch gläubig geſchrieben hat; gedultig; ſchuldig; durchlauchtig; kundig; faltig und fältig ſchwanken; etwas anders ſcheint die doppelform luſtig und -lüſtig, muthig und -müthig, wovon nachher. — c) mit dem part. praeſ. gebildet währt das einzige leben- dig fort, dazu ſeiner echten betonung beraubt. — d) un- organiſch, d. h. aus dem comp. -lich entſprungen ſind die nhd. adj. adel-ig, bill-ig, allmähl-ig, völl-ig, unzähl- ig (mhd. adel-lich, bil-lich, almâl-lich?, vol-lich, unzal- lich) und gleich tadelhaft die ſubſt. billig-keit, ſchnellig- keit; wer die verderbnis nicht gelten laſſen will (da doch im ſubſt. eß-ig etc. der fehler durchdringt) und wenig- ſtens adelich, allmählich zu ſchreiben vorzieht, müſte zweí l gebrauchen. Tadel-ig, zweifel-ig ſtatt des richtigen ta- del-lich, zweifel-lich ſetzen wenige. — e) von dem me- ditat. ſchläfern (oben ſ. 138.) bildet die ſchriftſprache ſchläſer-ig, die volksſprache auch durſter-ig, trinker-ig, U
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III. conſonantiſche ableitungen. G.
lang-hälſ-ig; ab-häng-ig; ge-häß-ig; häuf-ig; häut-ig; heft-
ig; ein-hell-ig; heur-ig; hitz-ig; ge-hœr-ig (nicht mehr
obediens, bloß pertinens); jähr-ig, ein-jähr-ig; inn-ig; körn-
ig; kräft-ig; kund-ig; kunft-ig; läß-ig (negligens, von
laƷ, piger) fahr-läß-ig; un-ab-läß-ig (von lâƷen); läſt-
ig; g-laub-ig; durch-laucht-ig; weit-läuft-ig; lêd-ig; leid-
ig; liſt-ig; löth-ig; wol-lüſt-ig; mächt-ig; mäß-ig; groß-
mäul-ig; münd-ig; hoch-müth-ig; muß-ig; g-næd-ig;
nicht-ig; nöth-ig; ver-nünſt-ig; prächt-ig; ge-räum-ig;
räud-ig; auf-richt-ig; rühr-ig; rüſt-ig; viel-ſeit-ig; ſêl-
ig; ge-ſell-ig; ge-ſchäſt-ig; ge-ſchæm-ig; ſchleun-ig; un-
ſchlüß-ig; ſchmier-ig; ſchmächt-ig; ge-ſchmeid-ig; ſchneid-
ig; ſchuld-ig; ſchwier-ig; all-ſeit-ig; an-ſicht-ig, durch-ſ.;
ſinn-ig; ſitt-ig; ſpitz-ig; ge-ſpräch-ig; ſtämm-ig; an-ſtänd-
ig; ſtæt-ig; an-ſtell-ig; ein-ſtimm-ig; ſtreif-ig; ſtreit-ig; ſtünd-
ig; waßer-ſücht-ig; ſünd-ig; mit-tæg-ig; thæt-ig; tücht-ig;
ab-trünn-ig; über-ig; üpp-ig; wider-wärt-ig, gegen-w.;
wäßer-ig; kurz-weil-ig; wicht-ig; will-ig; lang-wier-ig;
witz-ig; würd-ig; würz-ig; zeit-ig; zücht-ig; frei-zug-
ig. — anmerkungen: a) hierunter gibt es verſchiedene,
die mhd. nicht vorkommen, z. b. bärtig, freudig, fæhig,
gütig, prächtig, ſchmächtig, ſchmierig, ſchwierig, wäße-
rig etc. umgedreht ſind aber noch mehr mhd. veraltet,
z. b. kein nhd. bierig (ferax), freidig, fruchtig, grüßig,
ohnig, reinig, weigig, zündig etc., einzelne, nicht geſon-
dert übliche, dauern in den comp. frömmig-keit (mhd.
vrümec-heit) behendig-keit, geſchwindig-keit, reinig-keit,
für nächtig gilt mit unrecht nächtlich. — b) umlaut fehlt
noch in glaubig, wiewohl man auch gläubig geſchrieben
hat; gedultig; ſchuldig; durchlauchtig; kundig; faltig und
fältig ſchwanken; etwas anders ſcheint die doppelform
luſtig und -lüſtig, muthig und -müthig, wovon nachher. —
c) mit dem part. praeſ. gebildet währt das einzige leben-
dig fort, dazu ſeiner echten betonung beraubt. — d) un-
organiſch, d. h. aus dem comp. -lich entſprungen ſind
die nhd. adj. adel-ig, bill-ig, allmähl-ig, völl-ig, unzähl-
ig (mhd. adel-lich, bil-lich, almâl-lich?, vol-lich, unzal-
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keit; wer die verderbnis nicht gelten laſſen will (da doch
im ſubſt. eß-ig etc. der fehler durchdringt) und wenig-
ſtens adelich, allmählich zu ſchreiben vorzieht, müſte zweí
l gebrauchen. Tadel-ig, zweifel-ig ſtatt des richtigen ta-
del-lich, zweifel-lich ſetzen wenige. — e) von dem me-
ditat. ſchläfern (oben ſ. 138.) bildet die ſchriftſprache
ſchläſer-ig, die volksſprache auch durſter-ig, trinker-ig,
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