wenn es ableitung und die wurzelhafte spirans h ausge- fallen wäre? tai-kns f. taih-akns, von nr. 195, woher so viel entspringt? folglich stünde das ahd. zeihhan f. zeih- -ahhan. Die ahd. tun-hal (obscurus) win-hal (angulus) stehen f. tun-ahhal, win-ahhal, en-hil (talus) f. en-ahhil; wol-han (nubes) f. wol-ahhan; er-han (s. 164.) f. er-ah- han, wogegen das a haftet in er-ahhar (s. 135). Das ags. ven-cle (ancilla, dirne) setzt ein ven-c (engl. wen-ch) vor- aus. Vgl. nhd. mor-chel (fungus) spor-kel (februarius) schnör-kel u. a. m. zum theil fremdes ursprungs.
[IK] läßt sich beinahe nur im hochd. nachweisen, denn das goth. kel-iku (oben s. 160.) ist weiter abgeleitet [buchstäblich ahd. chal-ihhan?]
1) substantiva
a) starke masculina: ahd. chel-ih (calix) kel-ih O. IV. 10, 25. mhd. nhd. kel-ch, altn. kal-kr, kaleikr; ahd. chum-ih (cippus)? doc. 206b; ahd. eß-ih (acetum) *) mhd. eß-ich (Trist. 11223.) nhd. eß-ich, fehlerhaft eß-ig; ahd. mun-ih (monachus) hrab. 969b mhd. mün-ich, nhd. mön-ch; ahd. meß-ih (syrieum) hrab. 955a; ahd. rat-ih (raphanus) doc. 230b nhd. rett-ich; mhd. sitt-ech (psittacus); mhd. nhd. tepp-ich. Bei den compos. mit -reih näheres, ob wörter wie putrih, estrih etc. noch hierher zu zählen sind.
b) starke feminina? die meisten, wo nicht alle ahd. fem. auf -ihha declinieren schwach.
g) starke neutra, die hierher fallenden diminutiva alts. -ikin, nhd. -ichen, -chen handle ich cap. VIII. ab.
d) schwache masculina dieser form kommen in ei- gennamen vor, ahd. kib-ihho, sib-ihho, imm-ihho (Neu- gart nr. 459. 540.); mhd. gib-eche, sib-eche; viele bietet die altniederdeutsche mundart dar, z. b. die freckenhor- ster urkunde benn-iko, mann-iko, sahs-iko, liev-iko, suith- iko etc. Man sollte auch ein ahd. wit-ihho, mhd. wit- eche (nhd. witt-ich) vermuthen, vgl. das goth. vid-icula bei Jornandes, allein in diesem namen scheint frühe die media zu gelten, ahd. wit-igo (Neug. nr. 420.) mhd. wit- ege (Nib. 6812.), wie selbst die Wilk. saga aus nord-
*) abweichend von goth. ak-eit (ac-etum) und lautverschiebend alts. ek-id; ags. ec-ed; wahrscheinlich wurde ehh-iß verderbt in eß-ih.
III. conſonantiſche ableitungen. K.
wenn es ableitung und die wurzelhafte ſpirans h ausge- fallen wäre? tái-kns f. táih-akns, von nr. 195, woher ſo viel entſpringt? folglich ſtünde das ahd. zeihhan f. zeih- -ahhan. Die ahd. tun-hal (obſcurus) win-hal (angulus) ſtehen f. tun-ahhal, win-ahhal, en-hil (talus) f. en-ahhil; wol-han (nubes) f. wol-ahhan; ër-han (ſ. 164.) f. er-ah- han, wogegen das a haftet in êr-ahhar (ſ. 135). Das agſ. ven-cle (ancilla, dirne) ſetzt ein ven-c (engl. wen-ch) vor- aus. Vgl. nhd. mor-chel (fungus) ſpor-kel (februarius) ſchnör-kel u. a. m. zum theil fremdes urſprungs.
[IK] läßt ſich beinahe nur im hochd. nachweiſen, denn das goth. kêl-iku (oben ſ. 160.) iſt weiter abgeleitet [buchſtäblich ahd. châl-ihhan?]
1) ſubſtantiva
α) ſtarke maſculina: ahd. chel-ih (calix) kel-ih O. IV. 10, 25. mhd. nhd. kel-ch, altn. kâl-kr, kaleikr; ahd. chum-ih (cippus)? doc. 206b; ahd. eƷ-ih (acetum) *) mhd. eƷƷ-ich (Triſt. 11223.) nhd. eß-ich, fehlerhaft eß-ig; ahd. mun-ih (monachus) hrab. 969b mhd. mün-ich, nhd. mön-ch; ahd. meƷ-ih (ſyrieum) hrab. 955a; ahd. rat-ih (raphanus) doc. 230b nhd. rett-ich; mhd. ſitt-ech (pſittacus); mhd. nhd. tepp-ich. Bei den compoſ. mit -rîh näheres, ob wörter wie putrih, eſtrih etc. noch hierher zu zählen ſind.
β) ſtarke feminina? die meiſten, wo nicht alle ahd. fem. auf -ihha declinieren ſchwach.
γ) ſtarke neutra, die hierher fallenden diminutiva altſ. -ikin, nhd. -ichen, -chen handle ich cap. VIII. ab.
δ) ſchwache maſculina dieſer form kommen in ei- gennamen vor, ahd. kib-ihho, ſib-ihho, imm-ihho (Neu- gart nr. 459. 540.); mhd. gib-eche, ſib-eche; viele bietet die altniederdeutſche mundart dar, z. b. die freckenhor- ſter urkunde benn-iko, mann-iko, ſahſ-iko, liev-iko, ſuith- iko etc. Man ſollte auch ein ahd. wit-ihho, mhd. wit- eche (nhd. witt-ich) vermuthen, vgl. das goth. vid-icula bei Jornandes, allein in dieſem namen ſcheint frühe die media zu gelten, ahd. wit-igo (Neug. nr. 420.) mhd. wit- ege (Nib. 6812.), wie ſelbſt die Wilk. ſaga aus nord-
*) abweichend von goth. ak-eit (ac-etum) und lautverſchiebend altſ. ek-id; agſ. ec-ed; wahrſcheinlich wurde ehh-iƷ verderbt in eƷ-ih.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0302"n="284"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">III. <hirendition="#i">conſonantiſche ableitungen. K.</hi></hi></fw><lb/>
wenn es ableitung und die wurzelhafte ſpirans h ausge-<lb/>
fallen wäre? tái-kns f. táih-akns, von nr. 195, woher ſo<lb/>
viel entſpringt? folglich ſtünde das ahd. zeihhan f. zeih-<lb/>
-ahhan. Die ahd. tun-hal (obſcurus) win-hal (angulus)<lb/>ſtehen f. tun-ahhal, win-ahhal, en-hil (talus) f. en-ahhil;<lb/>
wol-han (nubes) f. wol-ahhan; ër-han (ſ. 164.) f. er-ah-<lb/>
han, wogegen das a haftet in êr-ahhar (ſ. 135). Das agſ.<lb/>
ven-cle (ancilla, dirne) ſetzt ein ven-c (engl. wen-ch) vor-<lb/>
aus. Vgl. nhd. mor-chel (fungus) ſpor-kel (februarius)<lb/>ſchnör-kel u. a. m. zum theil fremdes urſprungs.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>[IK] läßt ſich beinahe nur im hochd. nachweiſen,<lb/>
denn das goth. kêl-iku (oben ſ. 160.) iſt weiter abgeleitet<lb/>
[buchſtäblich ahd. châl-ihhan?]</p><lb/><p>1) <hirendition="#i">ſubſtantiva</hi></p><lb/><p><hirendition="#i">α</hi>) <hirendition="#i">ſtarke maſculina:</hi> ahd. chel-ih (calix) kel-ih O.<lb/>
IV. 10, 25. mhd. nhd. kel-ch, altn. kâl-kr, kaleikr; ahd.<lb/>
chum-ih (cippus)? doc. 206<hirendition="#sup">b</hi>; ahd. eƷ-ih (acetum) <noteplace="foot"n="*)">abweichend von goth. ak-eit (ac-etum) und lautverſchiebend<lb/>
altſ. ek-id; agſ. ec-ed; wahrſcheinlich wurde ehh-iƷ verderbt in<lb/>
eƷ-ih.</note> mhd.<lb/>
eƷƷ-ich (Triſt. 11223.) nhd. eß-ich, fehlerhaft eß-ig; ahd.<lb/>
mun-ih (monachus) hrab. 969<hirendition="#sup">b</hi> mhd. mün-ich, nhd. mön-ch;<lb/>
ahd. meƷ-ih (ſyrieum) hrab. 955<hirendition="#sup">a</hi>; ahd. rat-ih (raphanus)<lb/>
doc. 230<hirendition="#sup">b</hi> nhd. rett-ich; mhd. ſitt-ech (pſittacus); mhd.<lb/>
nhd. tepp-ich. Bei den compoſ. mit -rîh näheres, ob<lb/>
wörter wie putrih, eſtrih etc. noch hierher zu zählen ſind.</p><lb/><p><hirendition="#i">β</hi>) <hirendition="#i">ſtarke feminina?</hi> die meiſten, wo nicht alle ahd.<lb/>
fem. auf -ihha declinieren ſchwach.</p><lb/><p><hirendition="#i">γ</hi>) <hirendition="#i">ſtarke neutra</hi>, die hierher fallenden diminutiva<lb/>
altſ. <hirendition="#i">-ikin</hi>, nhd. <hirendition="#i">-ichen</hi>, <hirendition="#i">-chen</hi> handle ich cap. VIII. ab.</p><lb/><p><hirendition="#i">δ</hi>) <hirendition="#i">ſchwache maſculina</hi> dieſer form kommen in ei-<lb/>
gennamen vor, ahd. kib-ihho, ſib-ihho, imm-ihho (Neu-<lb/>
gart nr. 459. 540.); mhd. gib-eche, ſib-eche; viele bietet<lb/>
die altniederdeutſche mundart dar, z. b. die freckenhor-<lb/>ſter urkunde benn-iko, mann-iko, ſahſ-iko, liev-iko, ſuith-<lb/>
iko etc. Man ſollte auch ein ahd. wit-ihho, mhd. wit-<lb/>
eche (nhd. witt-ich) vermuthen, vgl. das goth. vid-icula<lb/>
bei Jornandes, allein in dieſem namen ſcheint frühe die<lb/>
media zu gelten, ahd. wit-igo (Neug. nr. 420.) mhd. wit-<lb/>
ege (Nib. 6812.), wie ſelbſt die Wilk. ſaga aus nord-<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[284/0302]
III. conſonantiſche ableitungen. K.
wenn es ableitung und die wurzelhafte ſpirans h ausge-
fallen wäre? tái-kns f. táih-akns, von nr. 195, woher ſo
viel entſpringt? folglich ſtünde das ahd. zeihhan f. zeih-
-ahhan. Die ahd. tun-hal (obſcurus) win-hal (angulus)
ſtehen f. tun-ahhal, win-ahhal, en-hil (talus) f. en-ahhil;
wol-han (nubes) f. wol-ahhan; ër-han (ſ. 164.) f. er-ah-
han, wogegen das a haftet in êr-ahhar (ſ. 135). Das agſ.
ven-cle (ancilla, dirne) ſetzt ein ven-c (engl. wen-ch) vor-
aus. Vgl. nhd. mor-chel (fungus) ſpor-kel (februarius)
ſchnör-kel u. a. m. zum theil fremdes urſprungs.
[IK] läßt ſich beinahe nur im hochd. nachweiſen,
denn das goth. kêl-iku (oben ſ. 160.) iſt weiter abgeleitet
[buchſtäblich ahd. châl-ihhan?]
1) ſubſtantiva
α) ſtarke maſculina: ahd. chel-ih (calix) kel-ih O.
IV. 10, 25. mhd. nhd. kel-ch, altn. kâl-kr, kaleikr; ahd.
chum-ih (cippus)? doc. 206b; ahd. eƷ-ih (acetum) *) mhd.
eƷƷ-ich (Triſt. 11223.) nhd. eß-ich, fehlerhaft eß-ig; ahd.
mun-ih (monachus) hrab. 969b mhd. mün-ich, nhd. mön-ch;
ahd. meƷ-ih (ſyrieum) hrab. 955a; ahd. rat-ih (raphanus)
doc. 230b nhd. rett-ich; mhd. ſitt-ech (pſittacus); mhd.
nhd. tepp-ich. Bei den compoſ. mit -rîh näheres, ob
wörter wie putrih, eſtrih etc. noch hierher zu zählen ſind.
β) ſtarke feminina? die meiſten, wo nicht alle ahd.
fem. auf -ihha declinieren ſchwach.
γ) ſtarke neutra, die hierher fallenden diminutiva
altſ. -ikin, nhd. -ichen, -chen handle ich cap. VIII. ab.
δ) ſchwache maſculina dieſer form kommen in ei-
gennamen vor, ahd. kib-ihho, ſib-ihho, imm-ihho (Neu-
gart nr. 459. 540.); mhd. gib-eche, ſib-eche; viele bietet
die altniederdeutſche mundart dar, z. b. die freckenhor-
ſter urkunde benn-iko, mann-iko, ſahſ-iko, liev-iko, ſuith-
iko etc. Man ſollte auch ein ahd. wit-ihho, mhd. wit-
eche (nhd. witt-ich) vermuthen, vgl. das goth. vid-icula
bei Jornandes, allein in dieſem namen ſcheint frühe die
media zu gelten, ahd. wit-igo (Neug. nr. 420.) mhd. wit-
ege (Nib. 6812.), wie ſelbſt die Wilk. ſaga aus nord-
*) abweichend von goth. ak-eit (ac-etum) und lautverſchiebend
altſ. ek-id; agſ. ec-ed; wahrſcheinlich wurde ehh-iƷ verderbt in
eƷ-ih.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/302>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.