unnan, kunnan, brinnan, spanan, spinnan, vinnan, gin- nan, suillan. Für ein brinsan, vinsan, spinsan, ginsan die altnord. brensla (combustio) kensla (notio) spensl (fi- bula), das nl. beginfel (initium) anzuschlagen, halte ich für zu gewagt, da ihnen auch schwache verba auf -ison zu grunde liegen können, (vgl. anm. 8. über die st. im praet. einiger dieser verba). --
3) einige verba haben sogar das ableitungs-t mit in den ablaut eingelaßen, d. h. die mit ihnen verwandten nomina zeigen kein neues t. Hierher gehören bloß die formeln ft und ht in folgenden wörtern: kriustan, krusts; liustan, lustus (verschieden von liusan, lusts) bristan, brestr, brusts; gneistan, gneisti; faintan, ki-veht; flaihtan (? thlaih- tan), ki-vleht.
4) die bedeutung des ableitenden -t, da es nach ab- wechselung der mundarten in vielen wörtern bald vor- kommen, bald fehlen kann, muß schon lange nicht sehr fühlbar gewesen sein. goth. thlauhs, vrohs, nicht thlauhts, vrohts, wie ahd. vluht, alts. wroht; dagegen goth. skufts, gaskafts, wo nhd. schopf, mhd. geschaf (Parc. 77a Wilh. 2, 113b). Erst nhd. saft und hüfte (f. huft) wo mhd. saf und huf (goth. hups), saft scheint aber schon im 14. jahrh. aufzukommen, da es schlechte handschriften darbieten. Für das gewöhnliche guft nur einmahl mhd. guf, umge- kehrt selten durf f. durft (Wilh. 3. not-durf: wurf) ags. thearf. Nhd. sumpf, rauf, lauf statt des ahd. sumft, hruoft, hlouft; spur des letztern im nhd. zeitläufte, weitläuftig; auch ags. hleap, altn. hlaup, wie ags. vop, mhd. schwan- kend wuof, wuoft, ruof, ruoft. Die ags. sprache begünstigt das t am wenigsten, sie setzt außer thearf, vop, hleap auch cyme, bryne, dyne (fragor) lyre s. ahd. chumft, prunst, tunst, varlust (goth. qvumths, brunsts, fralusts). Doch gilt ags. vyrhta, goth. vaurhta, ahd. wurhto, mehr als veorca, ahd. wurho; mhd. schwanken wohl würke und würhte wie gewürke und gewürhte. Runst, begrift, umbesweift sind mhd. seltner als runs, begrif, umbesweif, hingegen haben sich die comp. mit -schaft mhd. und nhd. durchaus das t angewöhnt, statt des ahd. -scaf. Das fast allgemein gültige chneht, ags. cniht, scheint mons. 363. 413. ohne t vorhanden (chneh- leich und chneh, wie für chnez zu lesen sein wird *); in einer stelle O. haben alle hss. knet f. kneht. --
*) vgl. das slav. knez (princeps, nobilis).
III. conſonantiſche ableitungen. T.
unnan, kunnan, brinnan, ſpanan, ſpinnan, vinnan, gin- nan, ſuillan. Für ein brinſan, vinſan, ſpinſan, ginſan die altnord. brënſla (combuſtio) kënſla (notio) ſpenſl (fi- bula), das nl. beginfel (initium) anzuſchlagen, halte ich für zu gewagt, da ihnen auch ſchwache verba auf -iſôn zu grunde liegen können, (vgl. anm. 8. über die ſt. im praet. einiger dieſer verba). —
3) einige verba haben ſogar das ableitungs-t mit in den ablaut eingelaßen, d. h. die mit ihnen verwandten nomina zeigen kein neues t. Hierher gehören bloß die formeln ft und ht in folgenden wörtern: kriuſtan, kruſts; liuſtan, luſtus (verſchieden von liuſan, luſts) briſtan, brëſtr, bruſts; gneiſtan, gneiſti; faíntan, ki-vëht; flaíhtan (? þlaíh- tan), ki-vlëht.
4) die bedeutung des ableitenden -t, da es nach ab- wechſelung der mundarten in vielen wörtern bald vor- kommen, bald fehlen kann, muß ſchon lange nicht ſehr fühlbar geweſen ſein. goth. þlaúhs, vrôhs, nicht þlaúhts, vrôhts, wie ahd. vluht, altſ. wrôht; dagegen goth. ſkufts, gaſkafts, wo nhd. ſchopf, mhd. geſchaf (Parc. 77a Wilh. 2, 113b). Erſt nhd. ſaft und hüfte (f. huft) wo mhd. ſaf und huf (goth. hups), ſaft ſcheint aber ſchon im 14. jahrh. aufzukommen, da es ſchlechte handſchriften darbieten. Für das gewöhnliche guft nur einmahl mhd. guf, umge- kehrt ſelten durf f. durft (Wilh. 3. nôt-durf: wurf) agſ. þëarf. Nhd. ſumpf, rûf, lauf ſtatt des ahd. ſumft, hruoft, hlouft; ſpur des letztern im nhd. zeitläufte, weitläuftig; auch agſ. hleáp, altn. hlaup, wie agſ. vôp, mhd. ſchwan- kend wuof, wuoft, ruof, ruoft. Die agſ. ſprache begünſtigt das t am wenigſten, ſie ſetzt außer þëarf, vôp, hleáp auch cyme, bryne, dyne (fragor) lyre ſ. ahd. chumft, prunſt, tunſt, varluſt (goth. qvumþs, brunſts, fraluſts). Doch gilt agſ. vyrhta, goth. vaúrhta, ahd. wurhto, mehr als vëorca, ahd. wurho; mhd. ſchwanken wohl würke und würhte wie gewürke und gewürhte. Runſt, begrift, umbeſweift ſind mhd. ſeltner als runs, begrif, umbeſweif, hingegen haben ſich die comp. mit -ſchaft mhd. und nhd. durchaus das t angewöhnt, ſtatt des ahd. -ſcaf. Das faſt allgemein gültige chnëht, agſ. cniht, ſcheint monſ. 363. 413. ohne t vorhanden (chneh- lîch und chnëh, wie für chnez zu leſen ſein wird *); in einer ſtelle O. haben alle hſſ. knet f. knëht. —
*) vgl. das ſlav. knez (princeps, nobilis).
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III. conſonantiſche ableitungen. T.
unnan, kunnan, brinnan, ſpanan, ſpinnan, vinnan, gin-
nan, ſuillan. Für ein brinſan, vinſan, ſpinſan, ginſan
die altnord. brënſla (combuſtio) kënſla (notio) ſpenſl (fi-
bula), das nl. beginfel (initium) anzuſchlagen, halte ich
für zu gewagt, da ihnen auch ſchwache verba auf -iſôn
zu grunde liegen können, (vgl. anm. 8. über die ſt. im
praet. einiger dieſer verba). —
3) einige verba haben ſogar das ableitungs-t mit in
den ablaut eingelaßen, d. h. die mit ihnen verwandten
nomina zeigen kein neues t. Hierher gehören bloß die
formeln ft und ht in folgenden wörtern: kriuſtan, kruſts;
liuſtan, luſtus (verſchieden von liuſan, luſts) briſtan, brëſtr,
bruſts; gneiſtan, gneiſti; faíntan, ki-vëht; flaíhtan (? þlaíh-
tan), ki-vlëht.
4) die bedeutung des ableitenden -t, da es nach ab-
wechſelung der mundarten in vielen wörtern bald vor-
kommen, bald fehlen kann, muß ſchon lange nicht ſehr
fühlbar geweſen ſein. goth. þlaúhs, vrôhs, nicht þlaúhts,
vrôhts, wie ahd. vluht, altſ. wrôht; dagegen goth. ſkufts,
gaſkafts, wo nhd. ſchopf, mhd. geſchaf (Parc. 77a Wilh.
2, 113b). Erſt nhd. ſaft und hüfte (f. huft) wo mhd. ſaf
und huf (goth. hups), ſaft ſcheint aber ſchon im 14. jahrh.
aufzukommen, da es ſchlechte handſchriften darbieten.
Für das gewöhnliche guft nur einmahl mhd. guf, umge-
kehrt ſelten durf f. durft (Wilh. 3. nôt-durf: wurf) agſ.
þëarf. Nhd. ſumpf, rûf, lauf ſtatt des ahd. ſumft, hruoft,
hlouft; ſpur des letztern im nhd. zeitläufte, weitläuftig;
auch agſ. hleáp, altn. hlaup, wie agſ. vôp, mhd. ſchwan-
kend wuof, wuoft, ruof, ruoft. Die agſ. ſprache
begünſtigt das t am wenigſten, ſie ſetzt außer þëarf, vôp,
hleáp auch cyme, bryne, dyne (fragor) lyre ſ. ahd.
chumft, prunſt, tunſt, varluſt (goth. qvumþs, brunſts,
fraluſts). Doch gilt agſ. vyrhta, goth. vaúrhta, ahd.
wurhto, mehr als vëorca, ahd. wurho; mhd. ſchwanken
wohl würke und würhte wie gewürke und gewürhte.
Runſt, begrift, umbeſweift ſind mhd. ſeltner als runs,
begrif, umbeſweif, hingegen haben ſich die comp. mit
-ſchaft mhd. und nhd. durchaus das t angewöhnt, ſtatt
des ahd. -ſcaf. Das faſt allgemein gültige chnëht, agſ.
cniht, ſcheint monſ. 363. 413. ohne t vorhanden (chneh-
lîch und chnëh, wie für chnez zu leſen ſein wird *); in
einer ſtelle O. haben alle hſſ. knet f. knëht. —
*) vgl. das ſlav. knez (princeps, nobilis).
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/228>, abgerufen am 21.11.2024.
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