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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. consonantische ableitungen. N.
(septem) lautet auch ahd. noch sip-un. Ein deutliches
fem. -uni findet sich im goth. lauhm-uni (fulgor) Luc.
10, 18. und glitm-uni (splendor), welches aus glitm-unjan
(splendere) Marc. 9, 3 sicher folgt. Beide wörter sind
mehrfach abgeleitet, nämlich ahd. klizamo beweist ein
goth. glit-ma, mithin würde die ahd. volle form für
glit-m-uni lauten kliz-am-uni. Statt lauhamuni haben
aber die hymn. vet. lauhmoni (Schilt. 530b) *) und selbst
bei Ulf. gehet -uni über in -oni, das nicht wohl -oni
sein kann, vgl. lauhmoni Luc. 17, 24. Ferner zu mer-
ken ist das goth. neutr. fairg-uni (mons, terra montana),
womit mir das altn. fem. fiörg-yn (terra) und das ags.
firg-en einerlei scheint, letzteres hat sich nur in den
comp. firgen-gat (capra montana) firgen-bucca (ibex)
firgen-stream (wilder bergstrom) Beov. 103. 159. firgen-
beam (arbor silvestris) firgen-holt Beov. 106. 107. be-
wahrt. Die vermuthl. ahd. form würde verakuni, vera-
guni, verguni lauten **). Gehört das verdächtige ahd.
scaftr-uni (semissis?, vielleicht amussis) jun. 226. hierher?
die übrigen sprachen haben nichts dergleichen. -- Einige
ahd. fem. auf -unna scheinen sich zu -un zu verhalten,
wie die auf -inna zu -in; mehr davon beim NN; wich-
tiger ist, daß verschiedene an-formen organische -un ge-
wesen sein mögen, namentlich das ahd. irm-an, erm-an,
verglichen mit altn. iörm-un und bestätigt durch den
volksnamen ermun-duri, hermun-duri (= irmen-dure,
ermen-dure). So wechseln auch im ags. eot-on, geof-on,
heof-on, fac-on mit eot-en, geof-en, heof-en, faec-en.
Das schwanken altn. fem. zwischen elj-an und elj-un etc.
wurde s. 159. angemerkt, doch scheint dabei -an die
ältere form, Rask §. 162. --


[EIN] goth. -ein, ahd. -ein (bei N. auch schon -en)
alts. -in, ags. -en, altn. -inn, mhd. -ein, -en, nhd. -en,

*) falls es mit diesem eitat richtig ist; denn Junius ad W.
p. 173. führt aus hymn. II, 3. laugeinem radum, flammeis rotis, an
und dieselbe stelle im gloss. goth. v. lauhmoni; nirgends lauhmoni
als ahd. wort.
**) in Schwaben hieß ein alter gau (an der jaxt, unweit El-
wangen) die virgun (Crusius dodec. 1, 305. tractus virgunensis)
auch virgunt; vgl. Wolfr. Wilh. 175a: der swarzwalt und diu
vergunt.

III. conſonantiſche ableitungen. N.
(ſeptem) lautet auch ahd. noch ſip-un. Ein deutliches
fem. -uni findet ſich im goth. laúhm-uni (fulgor) Luc.
10, 18. und glitm-uni (ſplendor), welches aus glitm-unjan
(ſplendere) Marc. 9, 3 ſicher folgt. Beide wörter ſind
mehrfach abgeleitet, nämlich ahd. klizamo beweiſt ein
goth. glit-ma, mithin würde die ahd. volle form für
glit-m-uni lauten kliz-am-uni. Statt lauhamuni haben
aber die hymn. vet. lauhmoni (Schilt. 530b) *) und ſelbſt
bei Ulf. gehet -uni über in -oni, das nicht wohl -ôni
ſein kann, vgl. lauhmoni Luc. 17, 24. Ferner zu mer-
ken iſt das goth. neutr. faírg-uni (mons, terra montana),
womit mir das altn. fem. fiörg-yn (terra) und das agſ.
firg-en einerlei ſcheint, letzteres hat ſich nur in den
comp. firgen-gât (capra montana) firgen-bucca (ibex)
firgen-ſtreám (wilder bergſtrom) Beov. 103. 159. firgen-
beám (arbor ſilveſtris) firgen-holt Beov. 106. 107. be-
wahrt. Die vermuthl. ahd. form würde vërakuni, vëra-
guni, vërguni lauten **). Gehört das verdächtige ahd.
ſcaftr-uni (ſemiſſis?, vielleicht amuſſis) jun. 226. hierher?
die übrigen ſprachen haben nichts dergleichen. — Einige
ahd. fem. auf -unna ſcheinen ſich zu -un zu verhalten,
wie die auf -inna zu -in; mehr davon beim NN; wich-
tiger iſt, daß verſchiedene an-formen organiſche -un ge-
weſen ſein mögen, namentlich das ahd. irm-an, ërm-an,
verglichen mit altn. iörm-un und beſtätigt durch den
volksnamen ërmun-duri, hërmun-duri (= irmen-dure,
ërmen-dure). So wechſeln auch im agſ. ëot-on, gëof-on,
hëof-on, fâc-on mit ëot-en, gëof-en, hëof-en, fæc-en.
Das ſchwanken altn. fem. zwiſchen elj-an und elj-un etc.
wurde ſ. 159. angemerkt, doch ſcheint dabei -an die
ältere form, Raſk §. 162. —


[EIN] goth. -ein, ahd. -în (bei N. auch ſchon -en)
altſ. -in, agſ. -en, altn. -inn, mhd. -în, -en, nhd. -en,

*) falls es mit dieſem eitat richtig iſt; denn Junius ad W.
p. 173. führt aus hymn. II, 3. laugînêm radum, flammeis rotis, an
und dieſelbe ſtelle im gloſſ. goth. v. lauhmôni; nirgends lauhmoni
als ahd. wort.
**) in Schwaben hieß ein alter gau (an der jaxt, unweit El-
wangen) die virgun (Cruſius dodec. 1, 305. tractus virgunenſis)
auch virgunt; vgl. Wolfr. Wilh. 175a: der ſwarzwalt und diu
vërgunt.
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[175/0193] III. conſonantiſche ableitungen. N. (ſeptem) lautet auch ahd. noch ſip-un. Ein deutliches fem. -uni findet ſich im goth. laúhm-uni (fulgor) Luc. 10, 18. und glitm-uni (ſplendor), welches aus glitm-unjan (ſplendere) Marc. 9, 3 ſicher folgt. Beide wörter ſind mehrfach abgeleitet, nämlich ahd. klizamo beweiſt ein goth. glit-ma, mithin würde die ahd. volle form für glit-m-uni lauten kliz-am-uni. Statt lauhamuni haben aber die hymn. vet. lauhmoni (Schilt. 530b) *) und ſelbſt bei Ulf. gehet -uni über in -oni, das nicht wohl -ôni ſein kann, vgl. lauhmoni Luc. 17, 24. Ferner zu mer- ken iſt das goth. neutr. faírg-uni (mons, terra montana), womit mir das altn. fem. fiörg-yn (terra) und das agſ. firg-en einerlei ſcheint, letzteres hat ſich nur in den comp. firgen-gât (capra montana) firgen-bucca (ibex) firgen-ſtreám (wilder bergſtrom) Beov. 103. 159. firgen- beám (arbor ſilveſtris) firgen-holt Beov. 106. 107. be- wahrt. Die vermuthl. ahd. form würde vërakuni, vëra- guni, vërguni lauten **). Gehört das verdächtige ahd. ſcaftr-uni (ſemiſſis?, vielleicht amuſſis) jun. 226. hierher? die übrigen ſprachen haben nichts dergleichen. — Einige ahd. fem. auf -unna ſcheinen ſich zu -un zu verhalten, wie die auf -inna zu -in; mehr davon beim NN; wich- tiger iſt, daß verſchiedene an-formen organiſche -un ge- weſen ſein mögen, namentlich das ahd. irm-an, ërm-an, verglichen mit altn. iörm-un und beſtätigt durch den volksnamen ërmun-duri, hërmun-duri (= irmen-dure, ërmen-dure). So wechſeln auch im agſ. ëot-on, gëof-on, hëof-on, fâc-on mit ëot-en, gëof-en, hëof-en, fæc-en. Das ſchwanken altn. fem. zwiſchen elj-an und elj-un etc. wurde ſ. 159. angemerkt, doch ſcheint dabei -an die ältere form, Raſk §. 162. — [EIN] goth. -ein, ahd. -în (bei N. auch ſchon -en) altſ. -in, agſ. -en, altn. -inn, mhd. -în, -en, nhd. -en, *) falls es mit dieſem eitat richtig iſt; denn Junius ad W. p. 173. führt aus hymn. II, 3. laugînêm radum, flammeis rotis, an und dieſelbe ſtelle im gloſſ. goth. v. lauhmôni; nirgends lauhmoni als ahd. wort. **) in Schwaben hieß ein alter gau (an der jaxt, unweit El- wangen) die virgun (Cruſius dodec. 1, 305. tractus virgunenſis) auch virgunt; vgl. Wolfr. Wilh. 175a: der ſwarzwalt und diu vërgunt.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/193>, abgerufen am 12.10.2024.