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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. consonantische ableitungen. L.
umlaut zeugt scheint es mir unorganisch, z. b. in ad-ill
(auctor) dras-ill (equus) dus-ill (servus) f. ad-all etc., manch-
mahl wechseln -ill und -all ab, z. b. neben gref-ill gilt
graf-all. --

mhd. bit-el (procus) Mar. 1494. fragm. 39a; vride-
brech-el Cod. pal. 361, 92b; brit-el Trist. 6930. En. 7302.;
büt-el; dift-el; drüß-el (gula) troj. 71c; eng-el; erm-el
MS. 2, 85b; es-el; vuoß-geng-el troj. 181a; gürt-el
Nib. 2558. Trist. 10836.; him-el; ig-el; keg-el; keß-el;
kis-el; knüt-el; merg-el; rig-el; senk-el; schenk-el Parc.
51a Wig. 8464; sleg-el; sluß-el; spreng-el (dioecesis);
sprenz-el MS. 2, 72b; steng-el (caulis) troj. 143b; swenk-el
Parc. 6304; vor-tenz-el (choragus) MS. 2, 72b; sak-treg-el
Bon. 51. veng-el (dux); veß-el; vleg-el; vried-el MS.
1, 41b; wink-el; würf-el; züg-el; es gibt noch andere,
die schwer anzugeben sind, weil ihr geschlecht unbestimmt
ist, oder die abschleifung der nachher folgenden bildun-
gen äußerlich mit ihnen zus. fällt. --

nhd. beng-el; beut-el; bütt-el; dink-el; dist-el; eng-el;
es-el; flüg-el; gürt-el; heb-el; henk-el; himm-el; hüg-
el; eig-el; keg-el; keß-el; keis-el; kneb-el; knütt-el;
krüpp-el; küb-el; kümm-el; löff-el; meiß-el; münd-el;
prüg-el; merg-el; rüß-el; reig-el; schaed-el; schenk-el;
schleg-el; schlüß-el; schweng-el; spreng-el; steng-el;
stoeß-el; wink-el; würf-el; züg-el u. a. m. doch hat sich
im ganzen die zahl dieser bildungen verringert. --

b) starke feminina auf -ila scheint es nicht zu geben,
wenigstens bietet Ulf. keine solche an, noch das altn. fem.
auf -il. Alle ahd. auf -ila gehen entw. schwach, oder
im fall starker decl. stehen sie misbräuchlich für -ala,
z. b. gl. doc. hasila (corylus) f. hasala, daher auch mhd.
hasele, nicht hesele. Misbrauch anderer art ist, daß ei-
nige mhd. dichter gürtel weiblich setzen, z. b. Wirnt
Wig. 6937. --

g) starke neutra,

goth. das einzige sau-il (sol) oder sau-il für sav-il?
Marc. 1, 32. 13, 24. das masc. würde -ils fordern. Altn.
ist dieser bildungslaut in die wurzel verwachsen: sol f.
so-l, so-il? und das wort weiblich *).

*) vgl. den ahd. runennamen suhil, sugil, sigil = sonne, ags.
sigel, zuweilen sygel für sonne und für halsband; sigel-vare die
Aethiopen im sonnenland; schwerlich sagil zu vermuthen, das dem
goth. sauil näher käme?

III. conſonantiſche ableitungen. L.
umlaut zeugt ſcheint es mir unorganiſch, z. b. in ad-ill
(auctor) draſ-ill (equus) duſ-ill (ſervus) f. ad-all etc., manch-
mahl wechſeln -ill und -all ab, z. b. neben gref-ill gilt
graf-all. —

mhd. bit-el (procus) Mar. 1494. fragm. 39a; vride-
brëch-el Cod. pal. 361, 92b; brit-el Triſt. 6930. En. 7302.;
büt-el; dift-el; drüƷƷ-el (gula) troj. 71c; eng-el; erm-el
MS. 2, 85b; eſ-el; vuoƷ-geng-el troj. 181a; gürt-el
Nib. 2558. Triſt. 10836.; him-el; ig-el; keg-el; keƷƷ-el;
kiſ-el; knüt-el; merg-el; rig-el; ſenk-el; ſchenk-el Parc.
51a Wig. 8464; ſleg-el; ſluƷƷ-el; ſpreng-el (dioeceſis);
ſprenz-el MS. 2, 72b; ſteng-el (caulis) troj. 143b; ſwenk-el
Parc. 6304; vor-tenz-el (choragus) MS. 2, 72b; ſak-treg-el
Bon. 51. veng-el (dux); veƷƷ-el; vleg-el; vried-el MS.
1, 41b; wink-el; würf-el; züg-el; es gibt noch andere,
die ſchwer anzugeben ſind, weil ihr geſchlecht unbeſtimmt
iſt, oder die abſchleifung der nachher folgenden bildun-
gen äußerlich mit ihnen zuſ. fällt. —

nhd. beng-el; beut-el; bütt-el; dink-el; diſt-el; eng-el;
êſ-el; fluͤg-el; gürt-el; hêb-el; henk-el; himm-el; huͤg-
el; îg-el; kêg-el; keß-el; kîſ-el; knêb-el; knütt-el;
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pruͤg-el; merg-el; rüß-el; rîg-el; ſchæd-el; ſchenk-el;
ſchlêg-el; ſchlüß-el; ſchweng-el; ſpreng-el; ſteng-el;
ſtoeß-el; wink-el; würf-el; zuͤg-el u. a. m. doch hat ſich
im ganzen die zahl dieſer bildungen verringert. —

β) ſtarke feminina auf -ila ſcheint es nicht zu geben,
wenigſtens bietet Ulf. keine ſolche an, noch das altn. fem.
auf -il. Alle ahd. auf -ila gehen entw. ſchwach, oder
im fall ſtarker decl. ſtehen ſie misbräuchlich für -ala,
z. b. gl. doc. haſila (corylus) f. haſala, daher auch mhd.
haſele, nicht heſele. Misbrauch anderer art iſt, daß ei-
nige mhd. dichter gürtel weiblich ſetzen, z. b. Wirnt
Wig. 6937. —

γ) ſtarke neutra,

goth. das einzige ſáu-ïl (ſol) oder ſaú-ïl für ſav-il?
Marc. 1, 32. 13, 24. das maſc. würde -ïls fordern. Altn.
iſt dieſer bildungslaut in die wurzel verwachſen: ſôl f.
ſô-l, ſô-il? und das wort weiblich *).

*) vgl. den ahd. runennamen ſuhil, ſugil, ſigil = ſonne, agſ.
ſigel, zuweilen ſygel für ſonne und für halsband; ſigel-vare die
Aethiopen im ſonnenland; ſchwerlich ſagil zu vermuthen, das dem
goth. ſáuïl näher käme?
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[111/0129] III. conſonantiſche ableitungen. L. umlaut zeugt ſcheint es mir unorganiſch, z. b. in ad-ill (auctor) draſ-ill (equus) duſ-ill (ſervus) f. ad-all etc., manch- mahl wechſeln -ill und -all ab, z. b. neben gref-ill gilt graf-all. — mhd. bit-el (procus) Mar. 1494. fragm. 39a; vride- brëch-el Cod. pal. 361, 92b; brit-el Triſt. 6930. En. 7302.; büt-el; dift-el; drüƷƷ-el (gula) troj. 71c; eng-el; erm-el MS. 2, 85b; eſ-el; vuoƷ-geng-el troj. 181a; gürt-el Nib. 2558. Triſt. 10836.; him-el; ig-el; keg-el; keƷƷ-el; kiſ-el; knüt-el; merg-el; rig-el; ſenk-el; ſchenk-el Parc. 51a Wig. 8464; ſleg-el; ſluƷƷ-el; ſpreng-el (dioeceſis); ſprenz-el MS. 2, 72b; ſteng-el (caulis) troj. 143b; ſwenk-el Parc. 6304; vor-tenz-el (choragus) MS. 2, 72b; ſak-treg-el Bon. 51. veng-el (dux); veƷƷ-el; vleg-el; vried-el MS. 1, 41b; wink-el; würf-el; züg-el; es gibt noch andere, die ſchwer anzugeben ſind, weil ihr geſchlecht unbeſtimmt iſt, oder die abſchleifung der nachher folgenden bildun- gen äußerlich mit ihnen zuſ. fällt. — nhd. beng-el; beut-el; bütt-el; dink-el; diſt-el; eng-el; êſ-el; fluͤg-el; gürt-el; hêb-el; henk-el; himm-el; huͤg- el; îg-el; kêg-el; keß-el; kîſ-el; knêb-el; knütt-el; krüpp-el; kuͤb-el; kümm-el; löff-el; meiß-el; münd-el; pruͤg-el; merg-el; rüß-el; rîg-el; ſchæd-el; ſchenk-el; ſchlêg-el; ſchlüß-el; ſchweng-el; ſpreng-el; ſteng-el; ſtoeß-el; wink-el; würf-el; zuͤg-el u. a. m. doch hat ſich im ganzen die zahl dieſer bildungen verringert. — β) ſtarke feminina auf -ila ſcheint es nicht zu geben, wenigſtens bietet Ulf. keine ſolche an, noch das altn. fem. auf -il. Alle ahd. auf -ila gehen entw. ſchwach, oder im fall ſtarker decl. ſtehen ſie misbräuchlich für -ala, z. b. gl. doc. haſila (corylus) f. haſala, daher auch mhd. haſele, nicht heſele. Misbrauch anderer art iſt, daß ei- nige mhd. dichter gürtel weiblich ſetzen, z. b. Wirnt Wig. 6937. — γ) ſtarke neutra, goth. das einzige ſáu-ïl (ſol) oder ſaú-ïl für ſav-il? Marc. 1, 32. 13, 24. das maſc. würde -ïls fordern. Altn. iſt dieſer bildungslaut in die wurzel verwachſen: ſôl f. ſô-l, ſô-il? und das wort weiblich *). *) vgl. den ahd. runennamen ſuhil, ſugil, ſigil = ſonne, agſ. ſigel, zuweilen ſygel für ſonne und für halsband; ſigel-vare die Aethiopen im ſonnenland; ſchwerlich ſagil zu vermuthen, das dem goth. ſáuïl näher käme?

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/129>, abgerufen am 02.05.2024.