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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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nachtrag.
1605) 1, 160. sestungs-bau 2, 334. religions-sachen; 2, 328.
religions-friede; 2, 345. execution-ordnung; und bei
Schweinichen 3, 139. miethungs-weise; -- 937, 38. frou-
wens-person steht in Schürens von Troß herausg. chro-
nik p. 110. 114., nicht im teutonista. -- 950, 40. ver-
gleichbar ist im sanskrit die anfügung von adya, adi
(primus) an ein subst., um auszudrücken. daß das erste
einer gewissen classe genannt ist und alles übrige mitver-
standen werden muß, z. b. sinh-adi (leo primus, d. i. der
löwe und die andern thiere des waldes) vgl. Schlegel
ind. bibl. 1, 113. -- 951, 18. Rask hat diesen gebranch
nicht verstanden, wenn er s. 47. seiner ags. sprogläre:
Jacob ferde hund seofontigra sum aus Gen. 46, 27. über-
setzt: omtrent 70. mand stärk. -- 960, 2. wir sagen auch
nhd. bei adlichen namen, deren von bedeutungslos stehet:
johann von müllers werke, dagegen: der herr von fal-
kenstein des herrn von f. -- 961. 962. diese namen ver-
dienen sorgfältigere sammlung, weshalb ich noch folgende
beibringe: der wirt heißet schäntingast (schände-den-gast)
Mart. 72a; vintentribel (find-den-tribel) Anshelm berner
chron. 1, 138; jage-teusel Cramer pomm. kirchenchron. 2, 82.
(ad ann. 1399.); wenden-schimpf Ayrer faßnachtsp. 148c;
finde-wand (?) ibid. 160b; halt-fest (der büttel) ibid. 101c;
trag-den-dilen Fischart Garg. 260b; hol-hip Lorich zu Ovid
p. m. 470. vgl. hol-hipper Frisch 455a; sla-den-teusel Sastrow
3, 33; knip-stro ibid. 3, 32. Im froschmeuseler finden sich die
bildungen: seume-zeil, schmecke-bier, springe-ring, fürchte-
schnee, riech-wetter, spar-krümlein, dürste-blut, waren-
fried, rüren-dreck, riech-den-wind, fleuch-die-kelte, hüps-
ins-holz, lug-ins-loch, lug-ins-land, kiek-int-land, beiß-
hart-brot, sieh-dich-um, acht-sein-nicht. Heutige gang-
bare eigennamen sind: streck-fuß, schlucke-bier, kratzen-
stein, hauenschild, greipenkerl, warn-könig, söke-land, halt-
auf-der-heide, bleib-tren. Man nennt einen auffahrenden,
leichtsinnigen: brause-kopf, sause-wind, in welchen aber
eigentliche verbale composition wahrscheinlicher ist. -- 962,
30. vgl. vade-mecum und vade-in-pace (carcer monacho-
rum Ducange. -- 963, 5. wie ital. ben-ti-voglio (ich will
dir wohl) mal-ti-voglio. -- 981, 15. ammazza-bovi, am-
mazza-fette; sserra-cavallo (ein kraut, das die hufeisen
abreißt); franz. creve-coeur (was das herz bricht).


nachtrag.
1605) 1, 160. ſeſtungs-bau 2, 334. religions-ſachen; 2, 328.
religions-friede; 2, 345. execution-ordnung; und bei
Schweinichen 3, 139. miethungs-weiſe; — 937, 38. frou-
wens-perſon ſteht in Schürens von Troß herausg. chro-
nik p. 110. 114., nicht im teutoniſta. — 950, 40. ver-
gleichbar iſt im ſanſkrit die anfügung von âdya, âdi
(primus) an ein ſubſt., um auszudrücken. daß das erſte
einer gewiſſen claſſe genannt iſt und alles übrige mitver-
ſtanden werden muß, z. b. ſinh-âdi (leo primus, d. i. der
löwe und die andern thiere des waldes) vgl. Schlegel
ind. bibl. 1, 113. — 951, 18. Raſk hat dieſen gebranch
nicht verſtanden, wenn er ſ. 47. ſeiner agſ. ſprogläre:
Jacob ferde hund ſëofontigra ſum aus Gen. 46, 27. über-
ſetzt: omtrent 70. mand ſtärk. — 960, 2. wir ſagen auch
nhd. bei adlichen namen, deren von bedeutungslos ſtehet:
johann von müllers werke, dagegen: der herr von fal-
kenſtein des herrn von f. — 961. 962. dieſe namen ver-
dienen ſorgfältigere ſammlung, weshalb ich noch folgende
beibringe: der wirt heiƷet ſchäntingaſt (ſchände-den-gaſt)
Mart. 72a; vintentribel (find-den-tribel) Anshelm berner
chron. 1, 138; jage-teuſel Cramer pomm. kirchenchron. 2, 82.
(ad ann. 1399.); wenden-ſchimpf Ayrer faßnachtſp. 148c;
finde-wand (?) ibid. 160b; halt-feſt (der büttel) ibid. 101c;
trag-den-dilen Fiſchart Garg. 260b; hol-hip Lorich zu Ovid
p. m. 470. vgl. hol-hipper Friſch 455a; ſla-den-teuſel Saſtrow
3, 33; knip-ſtro ibid. 3, 32. Im froſchmeuſeler finden ſich die
bildungen: ſeume-zeil, ſchmecke-bier, ſpringe-ring, fürchte-
ſchnee, riech-wetter, ſpar-krümlein, dürſte-blut, waren-
fried, rüren-dreck, riech-den-wind, fleuch-die-kelte, hüpſ-
ins-holz, lug-ins-loch, lug-ins-land, kiek-int-land, beiß-
hart-brot, ſieh-dich-um, acht-ſein-nicht. Heutige gang-
bare eigennamen ſind: ſtreck-fuß, ſchlucke-bier, kratzen-
ſtein, hauenſchild, grîpenkerl, warn-könig, ſöke-land, halt-
auf-der-heide, bleib-tren. Man nennt einen auffahrenden,
leichtſinnigen: brauſe-kopf, ſauſe-wind, in welchen aber
eigentliche verbale compoſition wahrſcheinlicher iſt. — 962,
30. vgl. vade-mecum und vade-in-pace (carcer monacho-
rum Ducange. — 963, 5. wie ital. ben-ti-voglio (ich will
dir wohl) mal-ti-voglio. — 981, 15. ammazza-bovi, am-
mazza-fette; ſſerra-cavallo (ein kraut, das die hufeiſen
abreißt); franz. creve-coeur (was das herz bricht).


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[1020/1038] nachtrag. 1605) 1, 160. ſeſtungs-bau 2, 334. religions-ſachen; 2, 328. religions-friede; 2, 345. execution-ordnung; und bei Schweinichen 3, 139. miethungs-weiſe; — 937, 38. frou- wens-perſon ſteht in Schürens von Troß herausg. chro- nik p. 110. 114., nicht im teutoniſta. — 950, 40. ver- gleichbar iſt im ſanſkrit die anfügung von âdya, âdi (primus) an ein ſubſt., um auszudrücken. daß das erſte einer gewiſſen claſſe genannt iſt und alles übrige mitver- ſtanden werden muß, z. b. ſinh-âdi (leo primus, d. i. der löwe und die andern thiere des waldes) vgl. Schlegel ind. bibl. 1, 113. — 951, 18. Raſk hat dieſen gebranch nicht verſtanden, wenn er ſ. 47. ſeiner agſ. ſprogläre: Jacob ferde hund ſëofontigra ſum aus Gen. 46, 27. über- ſetzt: omtrent 70. mand ſtärk. — 960, 2. wir ſagen auch nhd. bei adlichen namen, deren von bedeutungslos ſtehet: johann von müllers werke, dagegen: der herr von fal- kenſtein des herrn von f. — 961. 962. dieſe namen ver- dienen ſorgfältigere ſammlung, weshalb ich noch folgende beibringe: der wirt heiƷet ſchäntingaſt (ſchände-den-gaſt) Mart. 72a; vintentribel (find-den-tribel) Anshelm berner chron. 1, 138; jage-teuſel Cramer pomm. kirchenchron. 2, 82. (ad ann. 1399.); wenden-ſchimpf Ayrer faßnachtſp. 148c; finde-wand (?) ibid. 160b; halt-feſt (der büttel) ibid. 101c; trag-den-dilen Fiſchart Garg. 260b; hol-hip Lorich zu Ovid p. m. 470. vgl. hol-hipper Friſch 455a; ſla-den-teuſel Saſtrow 3, 33; knip-ſtro ibid. 3, 32. Im froſchmeuſeler finden ſich die bildungen: ſeume-zeil, ſchmecke-bier, ſpringe-ring, fürchte- ſchnee, riech-wetter, ſpar-krümlein, dürſte-blut, waren- fried, rüren-dreck, riech-den-wind, fleuch-die-kelte, hüpſ- ins-holz, lug-ins-loch, lug-ins-land, kiek-int-land, beiß- hart-brot, ſieh-dich-um, acht-ſein-nicht. Heutige gang- bare eigennamen ſind: ſtreck-fuß, ſchlucke-bier, kratzen- ſtein, hauenſchild, grîpenkerl, warn-könig, ſöke-land, halt- auf-der-heide, bleib-tren. Man nennt einen auffahrenden, leichtſinnigen: brauſe-kopf, ſauſe-wind, in welchen aber eigentliche verbale compoſition wahrſcheinlicher iſt. — 962, 30. vgl. vade-mecum und vade-in-pace (carcer monacho- rum Ducange. — 963, 5. wie ital. ben-ti-voglio (ich will dir wohl) mal-ti-voglio. — 981, 15. ammazza-bovi, am- mazza-fette; ſſerra-cavallo (ein kraut, das die hufeiſen abreißt); franz. creve-coeur (was das herz bricht).

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 1020. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/1038>, abgerufen am 06.05.2024.