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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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nachtrag.
dem abgeleiteten schwachen kraupjan. -- nr. 535b daß es
auch ein ahd. diosan, dos, dusun (und dafür durun?) gab, leh-
ren die abgeleiteten schwachen dosen (corrumpere) N. Bth.
168. fer-dosen (disperdere) N. Cap. 61. dosonter wint N. Bth.
75. mhd. dosen Reinfr. 7b 13b tosen grundr. 442. ver-
doset misc. 2, 294. ja das nhd. tosen und getöse. Alle sind
von dem stamm nr. 223. unableitbar und nur in der be-
deutung verwandt (vgl. N. Bth. 76. dießenter wint), dio-
san und dioßan verhalten sich wie giosan (ur. 250.) und
gioßan (nr. 220.) s drückt das wehen der lust, t oder ß
das geräusch des schalls aus. Mit dem pl. durun könnte
der eigenname durine verwandt sein? -- 535c miusan
maus, musun anzunehmen berechtigt die mhd. doppel-
form mies und mos noch nicht völlig, da man für letz-
teres eher mos, mor (wie los, ror, tror) oder mur (wie
chur) und zur- s. 769.) erwartet hätte. -- nr. 537b miu-
kan, mauk, mukun (clam occidere) ahd. miohhan, mouh,
muhhun, vgl. s. 471. -- nr. 537c jiukan, jauk, jukun, vgl.
s. 885. -- nr. 539b fiuhan? vgl. s. 145. -- nr. 540. N. Bth.
154. 267. gebraucht das starke sem. iba in der bedeutung von
conditio: mit ibo (bedingungsweise) ane iba (unbetlingt), es
scheint mir genau hierher passend und gleichsam die ob-heit
(das ob oder wenn) ausdrückend. -- nr. 541b qviban, qvaf,
quebun, vgl. s. 830. und hernach zu 571, 44. -- nr. 548.
hierher auch chasto (cista) chastari (inclusor) mons. 337,
das ital. cassa, franz. chatouille stammen eher aus dem
deutschen, als aus cista, vgl. die formel kisten und kasten.
-- nr. 550b slisan, slas, slesun, slisans; altn. slis (insortu-
nium) slisa (damnum inferre); slas (laesio) slasa (laedere,
vulnerare); ein allen übrigen dialecten unbekannter wort-
stamm. -- nr. 550c thisan, thas, thesun, thisans? vgl. s. 625.
-- nr. 551. wahrscheinlich ist diese formel falsch und viel-
mehr 513c ein qveikan, qvaik, qvikun, qvikans anzu-
setzen, wofür das altn. qveik (semen vitale) qveikja (ac-
cendere) qveikr (fomes) zeugt, qvak und qvaka scheinen
andrer wurzel aber im ags. kann cvacjan geschrieben
werden; vgl. s. 231. note. Vielleicht der flußname queich
verwandt. -- nr. 560. vgl. s. 232. -- nr. 565. sand f. samd?
s. 232. -- nr. 566. vgl. s. 260. -- nr. 571b vgl. -ari s. 131.
und arm s. 148. -- nr. 601. ahd. funcho (semen) N. Bth.
171. das belebende.

C. verwaiste wurzeln. s. 66. nicht allein die aphärese
der spiranten, sondern auch ihre im zweiten capitel viel-
fach erwiesene syncope erschwert es, den ablaut zu be-
stimmen. Die grundsätze über verlängerung oder kurz-

nachtrag.
dem abgeleiteten ſchwachen kraupjan. — nr. 535b daß es
auch ein ahd. dioſan, dôs, duſun (und dafür durun?) gab, leh-
ren die abgeleiteten ſchwachen dôſen (corrumpere) N. Bth.
168. fer-dôſen (diſperdere) N. Cap. 61. dôſôntêr wint N. Bth.
75. mhd. dôſen Reinfr. 7b 13b tôſen grundr. 442. ver-
dôſet miſc. 2, 294. ja das nhd. toſen und getöſe. Alle ſind
von dem ſtamm nr. 223. unableitbar und nur in der be-
deutung verwandt (vgl. N. Bth. 76. dieƷentêr wint), dio-
ſan und dioƷan verhalten ſich wie gioſan (ur. 250.) und
gioƷan (nr. 220.) ſ drückt das wehen der luſt, t oder Ʒ
das geräuſch des ſchalls aus. Mit dem pl. durun könnte
der eigenname durine verwandt ſein? — 535c miuſan
máus, muſun anzunehmen berechtigt die mhd. doppel-
form mies und mos noch nicht völlig, da man für letz-
teres eher môs, môr (wie lôs, rôr, trôr) oder mur (wie
chur) und zur- ſ. 769.) erwartet hätte. — nr. 537b miu-
kan, máuk, mukun (clam occidere) ahd. miohhan, mouh,
muhhun, vgl. ſ. 471. — nr. 537c jiukan, jáuk, jukun, vgl.
ſ. 885. — nr. 539b fiuhan? vgl. ſ. 145. — nr. 540. N. Bth.
154. 267. gebraucht das ſtarke ſem. iba in der bedeutung von
conditio: mit ibo (bedingungsweiſe) âne iba (unbetlingt), es
ſcheint mir genau hierher paſſend und gleichſam die ob-heit
(das ob oder wenn) ausdrückend. — nr. 541b qviban, qvaf,
quêbun, vgl. ſ. 830. und hernach zu 571, 44. — nr. 548.
hierher auch chaſto (ciſta) chaſtâri (incluſor) monſ. 337,
das ital. caſſa, franz. châtouille ſtammen eher aus dem
deutſchen, als aus ciſta, vgl. die formel kiſten und kaſten.
— nr. 550b ſliſan, ſlas, ſlêſun, ſliſans; altn. ſlis (inſortu-
nium) ſliſa (damnum inferre); ſlas (laeſio) ſlaſa (laedere,
vulnerare); ein allen übrigen dialecten unbekannter wort-
ſtamm. — nr. 550c þiſan, þas, þêſun, þiſans? vgl. ſ. 625.
— nr. 551. wahrſcheinlich iſt dieſe formel falſch und viel-
mehr 513c ein qveikan, qváik, qvikun, qvikans anzu-
ſetzen, wofür das altn. qveik (ſemen vitale) qveikja (ac-
cendere) qveikr (fomes) zeugt, qvak und qvaka ſcheinen
andrer wurzel aber im agſ. kann cvâcjan geſchrieben
werden; vgl. ſ. 231. note. Vielleicht der flußname queich
verwandt. — nr. 560. vgl. ſ. 232. — nr. 565. ſand f. ſamd?
ſ. 232. — nr. 566. vgl. ſ. 260. — nr. 571b vgl. -ari ſ. 131.
und arm ſ. 148. — nr. 601. ahd. funcho (ſemen) N. Bth.
171. das belebende.

C. verwaiſte wurzeln. ſ. 66. nicht allein die aphäreſe
der ſpiranten, ſondern auch ihre im zweiten capitel viel-
fach erwieſene ſyncope erſchwert es, den ablaut zu be-
ſtimmen. Die grundſätze über verlängerung oder kurz-

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[988/1006] nachtrag. dem abgeleiteten ſchwachen kraupjan. — nr. 535b daß es auch ein ahd. dioſan, dôs, duſun (und dafür durun?) gab, leh- ren die abgeleiteten ſchwachen dôſen (corrumpere) N. Bth. 168. fer-dôſen (diſperdere) N. Cap. 61. dôſôntêr wint N. Bth. 75. mhd. dôſen Reinfr. 7b 13b tôſen grundr. 442. ver- dôſet miſc. 2, 294. ja das nhd. toſen und getöſe. Alle ſind von dem ſtamm nr. 223. unableitbar und nur in der be- deutung verwandt (vgl. N. Bth. 76. dieƷentêr wint), dio- ſan und dioƷan verhalten ſich wie gioſan (ur. 250.) und gioƷan (nr. 220.) ſ drückt das wehen der luſt, t oder Ʒ das geräuſch des ſchalls aus. Mit dem pl. durun könnte der eigenname durine verwandt ſein? — 535c miuſan máus, muſun anzunehmen berechtigt die mhd. doppel- form mies und mos noch nicht völlig, da man für letz- teres eher môs, môr (wie lôs, rôr, trôr) oder mur (wie chur) und zur- ſ. 769.) erwartet hätte. — nr. 537b miu- kan, máuk, mukun (clam occidere) ahd. miohhan, mouh, muhhun, vgl. ſ. 471. — nr. 537c jiukan, jáuk, jukun, vgl. ſ. 885. — nr. 539b fiuhan? vgl. ſ. 145. — nr. 540. N. Bth. 154. 267. gebraucht das ſtarke ſem. iba in der bedeutung von conditio: mit ibo (bedingungsweiſe) âne iba (unbetlingt), es ſcheint mir genau hierher paſſend und gleichſam die ob-heit (das ob oder wenn) ausdrückend. — nr. 541b qviban, qvaf, quêbun, vgl. ſ. 830. und hernach zu 571, 44. — nr. 548. hierher auch chaſto (ciſta) chaſtâri (incluſor) monſ. 337, das ital. caſſa, franz. châtouille ſtammen eher aus dem deutſchen, als aus ciſta, vgl. die formel kiſten und kaſten. — nr. 550b ſliſan, ſlas, ſlêſun, ſliſans; altn. ſlis (inſortu- nium) ſliſa (damnum inferre); ſlas (laeſio) ſlaſa (laedere, vulnerare); ein allen übrigen dialecten unbekannter wort- ſtamm. — nr. 550c þiſan, þas, þêſun, þiſans? vgl. ſ. 625. — nr. 551. wahrſcheinlich iſt dieſe formel falſch und viel- mehr 513c ein qveikan, qváik, qvikun, qvikans anzu- ſetzen, wofür das altn. qveik (ſemen vitale) qveikja (ac- cendere) qveikr (fomes) zeugt, qvak und qvaka ſcheinen andrer wurzel aber im agſ. kann cvâcjan geſchrieben werden; vgl. ſ. 231. note. Vielleicht der flußname queich verwandt. — nr. 560. vgl. ſ. 232. — nr. 565. ſand f. ſamd? ſ. 232. — nr. 566. vgl. ſ. 260. — nr. 571b vgl. -ari ſ. 131. und arm ſ. 148. — nr. 601. ahd. funcho (ſemen) N. Bth. 171. das belebende. C. verwaiſte wurzeln. ſ. 66. nicht allein die aphäreſe der ſpiranten, ſondern auch ihre im zweiten capitel viel- fach erwieſene ſyncope erſchwert es, den ablaut zu be- ſtimmen. Die grundſätze über verlängerung oder kurz-

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 988. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/1006>, abgerufen am 06.05.2024.