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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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II. anomalien der altnord. conjugation.
umlauten sollte, wie denn auch Rask (dän. ausg.
p. 131.) einen conj. ylli setzt, hernach aber (schwed.
ausg. p. 183.) ein valda, praet. vald behauptet, das
praes. veld für ein veld zwölfter conj. haltend. Wahr-
scheinlich entsprang aus veldi. veldum, velli, velli
und allmählig olli (wie sofa, kona aus svefa, qvena;
s. 311.) darum ist dies o unumlautig; ylli bezweiflo
ich nämlich, es mag eher zu vella (scatere) vell, vall,
ullum gehören, obgleich auch dieses entstellung aus
valla, vell, vell, vellum ist.
8) ganga wie im hochd. regelmäßig, praet. geck, gen-
gum; weder ein gengdhi noch idja zu spüren.
9) das goth. briggan fehlt; thenkja (cogitare) hat thenkti
(nicht thatti); thykja (videri) hingegen thotti, conj.
thoetti; yrkja (concinnare) orti, conj. yrti. späterhin
yrkti im ind. und conj.; soekja (quaerere) sotti, conj.
soetti.
10) gera (parare, facere) häufig geschrieben göra, giöra,
welchen umlaut das nach dem r syncopierte v erregt;
praes. geri, praet. gerdhi; part. gerdhr (nicht gerr,
giörr, die adj. form, wovon der inf. gera selbst erst
gebildet ist).
11) hafa (habere) vorhin s. 925. angegeben.
12) fregna (interrogare) praes. fregn, pl. fregnum;
praet. fra; pl. fragum; part. praet. freginn; die al-
ten quellen erkennen kein praes. freg, pl. fregum,
kein praes. fregna, noch weniger ein praet. fregnadhi.
13) starke verba mit schwachem praes. oben s. 920.; an-
dere gebrauchen neben starkem praet. zugleich schwa-
ches, z. b. neben do (moriebatur) qveidh (verebatur)
deydhi, qveiddi; auf diesem wege sind analoge wörter
ganz in die schwache form getreten, z. b. neidha (vi-
tiare) praet. neiddi, st. neidha, neidh -- *).


Mittelhochdeutsches verbum.

Vorbemerkungen: 1) alle flexionsvocale sind in ein-
förmiges unbetontes e verwandelt (abgerechnet die spu-
ren des o in der zweiten schw. conj.), doch folgt dem

*) Vom altn. so wie vom schwed. und dän. passivum wird
buch IV. bei den anlehnungen des pronomens gehandelt
werden.
II. anomalien der altnord. conjugation.
umlauten ſollte, wie denn auch Raſk (dän. ausg.
p. 131.) einen conj. ylli ſetzt, hernach aber (ſchwed.
ausg. p. 183.) ein valda, praet. vald behauptet, das
praeſ. veld für ein vëld zwölfter conj. haltend. Wahr-
ſcheinlich entſprang aus vêldi. vêldum, vêlli, vêlli
und allmählig olli (wie ſofa, kona aus ſvëfa, qvëna;
ſ. 311.) darum iſt dies o unumlautig; ylli bezweiflo
ich nämlich, es mag eher zu vëlla (ſcatere) vëll, vall,
ullum gehören, obgleich auch dieſes entſtellung aus
valla, vell, vêll, vêllum iſt.
8) gânga wie im hochd. regelmäßig, praet. gêck, gên-
gum; weder ein gengdhi noch idja zu ſpüren.
9) das goth. briggan fehlt; þenkja (cogitare) hat þenkti
(nicht þâtti); þykja (videri) hingegen þôtti, conj.
þœtti; yrkja (concinnare) orti, conj. yrti. ſpäterhin
yrkti im ind. und conj.; ſœkja (quaerere) ſôtti, conj.
ſœtti.
10) gera (parare, facere) häufig geſchrieben göra, giöra,
welchen umlaut das nach dem r ſyncopierte v erregt;
praeſ. geri, praet. gerdhi; part. gerdhr (nicht gerr,
giörr, die adj. form, wovon der inf. gera ſelbſt erſt
gebildet iſt).
11) hafa (habere) vorhin ſ. 925. angegeben.
12) frëgna (interrogare) praeſ. frëgn, pl. frëgnum;
praet. frâ; pl. frâgum; part. praet. frëginn; die al-
ten quellen erkennen kein praeſ. frëg, pl. frëgum,
kein praeſ. frëgna, noch weniger ein praet. frëgnadhi.
13) ſtarke verba mit ſchwachem praeſ. oben ſ. 920.; an-
dere gebrauchen neben ſtarkem praet. zugleich ſchwa-
ches, z. b. neben dô (moriebatur) qveidh (verebatur)
deydhi, qvîddi; auf dieſem wege ſind analoge wörter
ganz in die ſchwache form getreten, z. b. nîdha (vi-
tiare) praet. nîddi, ſt. nîdha, neidh — *).


Mittelhochdeutſches verbum.

Vorbemerkungen: 1) alle flexionsvocale ſind in ein-
förmiges unbetontes e verwandelt (abgerechnet die ſpu-
ren des ô in der zweiten ſchw. conj.), doch folgt dem

*) Vom altn. ſo wie vom ſchwed. und dän. paſſivum wird
buch IV. bei den anlehnungen des pronomens gehandelt
werden.
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[928/0954] II. anomalien der altnord. conjugation. umlauten ſollte, wie denn auch Raſk (dän. ausg. p. 131.) einen conj. ylli ſetzt, hernach aber (ſchwed. ausg. p. 183.) ein valda, praet. vald behauptet, das praeſ. veld für ein vëld zwölfter conj. haltend. Wahr- ſcheinlich entſprang aus vêldi. vêldum, vêlli, vêlli und allmählig olli (wie ſofa, kona aus ſvëfa, qvëna; ſ. 311.) darum iſt dies o unumlautig; ylli bezweiflo ich nämlich, es mag eher zu vëlla (ſcatere) vëll, vall, ullum gehören, obgleich auch dieſes entſtellung aus valla, vell, vêll, vêllum iſt. 8) gânga wie im hochd. regelmäßig, praet. gêck, gên- gum; weder ein gengdhi noch idja zu ſpüren. 9) das goth. briggan fehlt; þenkja (cogitare) hat þenkti (nicht þâtti); þykja (videri) hingegen þôtti, conj. þœtti; yrkja (concinnare) orti, conj. yrti. ſpäterhin yrkti im ind. und conj.; ſœkja (quaerere) ſôtti, conj. ſœtti. 10) gera (parare, facere) häufig geſchrieben göra, giöra, welchen umlaut das nach dem r ſyncopierte v erregt; praeſ. geri, praet. gerdhi; part. gerdhr (nicht gerr, giörr, die adj. form, wovon der inf. gera ſelbſt erſt gebildet iſt). 11) hafa (habere) vorhin ſ. 925. angegeben. 12) frëgna (interrogare) praeſ. frëgn, pl. frëgnum; praet. frâ; pl. frâgum; part. praet. frëginn; die al- ten quellen erkennen kein praeſ. frëg, pl. frëgum, kein praeſ. frëgna, noch weniger ein praet. frëgnadhi. 13) ſtarke verba mit ſchwachem praeſ. oben ſ. 920.; an- dere gebrauchen neben ſtarkem praet. zugleich ſchwa- ches, z. b. neben dô (moriebatur) qveidh (verebatur) deydhi, qvîddi; auf dieſem wege ſind analoge wörter ganz in die ſchwache form getreten, z. b. nîdha (vi- tiare) praet. nîddi, ſt. nîdha, neidh — *). Mittelhochdeutſches verbum. Vorbemerkungen: 1) alle flexionsvocale ſind in ein- förmiges unbetontes e verwandelt (abgerechnet die ſpu- ren des ô in der zweiten ſchw. conj.), doch folgt dem *) Vom altn. ſo wie vom ſchwed. und dän. paſſivum wird buch IV. bei den anlehnungen des pronomens gehandelt werden.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 928. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/954>, abgerufen am 18.05.2024.