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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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II. angelsächsische starke conjugation.
6) kein umlaut im praet. conj. und in II. sg. praet. ind.;
es heißt demnach: boce, scute. sunge etc., nicht:
bece, scyte, synge (wichtiger unterschied des angels.
vom altn. und mittelh.).
7) in II. III. praes. ind. sg. wird der flexionsvocal e
(= e), wie schon anm. 5. ergibt, häufig (keineswegs
nothwendig) syncopiert, nicht das -e erster person
apocopiert, außer zugleich mit dem h (anm. 11.).
Dieses -e ist weder -e, weil es keinen umlaut weckt,
noch war es früher -e, weil sonst bace, male (conj.
VII.) nach s. 224. bäce, mäle lauten müsten; vermuth-
lich hieß es früher bacu, malu (vgl. s. 733. anm. 1.).
8) stoßen wegen solcher syncope linguales der wurzel
an das -st, -dh der flexion, so wird folgendergestalt
zugeschnitten: a) nach t bleibt st (haetst, laetst, itst)
aber dh fällt ab (haet, laet, it statt haetdh, laetdh, itdh). --
b) d fällt vor st aus (reist statt reidst) ddh werden zu
t (reit statt reiddh). -- g) dh fällt vor st aus (cveist f.
cvidhst, virst f. virdhst) dhdh vereinfachen sich in dh
(cveidh f. cvidhdh, virdh f. virdhdh). -- d) s fällt vor
st aus (cyst f. cysst) sdh wird zu st (cyst f. cysdh). --
e) st fällt vor st aus (birst f. byrstst) dh nach st ab
(birst f. birstdh). In d. e. sind folglich II. III. ununter-
schieden. -- th) nd wird vor st zu nt und für nddh
gilt nt (stentst f. standest, stent f. standedh).
9) gem. liq. wird auslautend einfach, desgl. inlautend in
II. III. praes. sg. beim anstoß an flexionsconsonanzen,
z. b. spinne, spinst, spindh; praet. span, spunne, span;
imp. spin pl. spinnadh.
10) in gleicher lage wandelt sich die einfache med. g
in die spirans h, als: steige, steihst, steihdh; praet. stah,
stige, stah; imp. steih, pl. steigadh; bauge, byhst; beah,
buge; imp. bauh, baugadh; fleah (volavit) fluge, part.
flogen; ebenso lg, rg, belge, bilhst, bilhdh; bealh,
bulge; imp. belh, belgadh; beorge, birhst, birhdh;
bearh, burge etc.; nicht ng, welches unverändert
bleibt: singe, singst, singdh; sang, sunge; imp. sing;
auch nicht cg in licge; läg, laege; doch bekommt II.
III. praes. in der zus. ziehung leist, leidh; von thicge
(sumo) finde ich aber thah (nicht thäg) pl. thaegon
(Beov. 78.).
11) umgekehrt wandelt sich die org. spirans h inlautend
in med. als: thvoh (lavit) thvoge, imp. thveah part.
thvägen; sloh (percussit) sloge; imp. sleah; part. slägen;
II. angelſächſiſche ſtarke conjugation.
6) kein umlaut im praet. conj. und in II. ſg. praet. ind.;
es heißt demnach: bôce, ſcute. ſunge etc., nicht:
bêce, ſcyte, ſynge (wichtiger unterſchied des angelſ.
vom altn. und mittelh.).
7) in II. III. praeſ. ind. ſg. wird der flexionsvocal e
(= ë), wie ſchon anm. 5. ergibt, häufig (keineswegs
nothwendig) ſyncopiert, nicht das -e erſter perſon
apocopiert, außer zugleich mit dem h (anm. 11.).
Dieſes -e iſt weder -ë, weil es keinen umlaut weckt,
noch war es früher -e, weil ſonſt bace, male (conj.
VII.) nach ſ. 224. bäce, mäle lauten müſten; vermuth-
lich hieß es früher bacu, malu (vgl. ſ. 733. anm. 1.).
8) ſtoßen wegen ſolcher ſyncope linguales der wurzel
an das -ſt, -dh der flexion, ſo wird folgendergeſtalt
zugeſchnitten: α) nach t bleibt ſt (hætſt, lætſt, itſt)
aber dh fällt ab (hæt, læt, it ſtatt hætdh, lætdh, itdh). —
β) d fällt vor ſt aus (rîſt ſtatt rîdſt) ddh werden zu
t (rît ſtatt rîddh). — γ) dh fällt vor ſt aus (cvîſt f.
cvidhſt, virſt f. virdhſt) dhdh vereinfachen ſich in dh
(cvîdh f. cvidhdh, virdh f. virdhdh). — δ) ſ fällt vor
ſt aus (cŷſt f. cŷſſt) ſdh wird zu ſt (cŷſt f. cŷſdh). —
ε) ſt fällt vor ſt aus (birſt f. byrſtſt) dh nach ſt ab
(birſt f. birſtdh). In δ. ε. ſind folglich II. III. ununter-
ſchieden. — θ) nd wird vor ſt zu nt und für nddh
gilt nt (ſtentſt f. ſtandeſt, ſtent f. ſtandedh).
9) gem. liq. wird auslautend einfach, desgl. inlautend in
II. III. praeſ. ſg. beim anſtoß an flexionsconſonanzen,
z. b. ſpinne, ſpinſt, ſpindh; praet. ſpan, ſpunne, ſpan;
imp. ſpin pl. ſpinnadh.
10) in gleicher lage wandelt ſich die einfache med. g
in die ſpirans h, als: ſtîge, ſtîhſt, ſtîhdh; praet. ſtâh,
ſtige, ſtâh; imp. ſtîh, pl. ſtîgadh; bûge, bŷhſt; beáh,
buge; imp. bûh, bûgadh; fleáh (volavit) fluge, part.
flogen; ebenſo lg, rg, bëlge, bilhſt, bilhdh; bëalh,
bulge; imp. bëlh, bëlgadh; bëorge, birhſt, birhdh;
bëarh, burge etc.; nicht ng, welches unverändert
bleibt: ſinge, ſingſt, ſingdh; ſang, ſunge; imp. ſing;
auch nicht cg in licge; läg, læge; doch bekommt II.
III. praeſ. in der zuſ. ziehung lîſt, lîdh; von þicge
(ſumo) finde ich aber þah (nicht þäg) pl. þægon
(Beov. 78.).
11) umgekehrt wandelt ſich die org. ſpirans h inlautend
in med. als: þvôh (lavit) þvôge, imp. þvëah part.
þvägen; ſlôh (percuſſit) ſlôge; imp. ſlëah; part. ſlägen;
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[901/0927] II. angelſächſiſche ſtarke conjugation. 6) kein umlaut im praet. conj. und in II. ſg. praet. ind.; es heißt demnach: bôce, ſcute. ſunge etc., nicht: bêce, ſcyte, ſynge (wichtiger unterſchied des angelſ. vom altn. und mittelh.). 7) in II. III. praeſ. ind. ſg. wird der flexionsvocal e (= ë), wie ſchon anm. 5. ergibt, häufig (keineswegs nothwendig) ſyncopiert, nicht das -e erſter perſon apocopiert, außer zugleich mit dem h (anm. 11.). Dieſes -e iſt weder -ë, weil es keinen umlaut weckt, noch war es früher -e, weil ſonſt bace, male (conj. VII.) nach ſ. 224. bäce, mäle lauten müſten; vermuth- lich hieß es früher bacu, malu (vgl. ſ. 733. anm. 1.). 8) ſtoßen wegen ſolcher ſyncope linguales der wurzel an das -ſt, -dh der flexion, ſo wird folgendergeſtalt zugeſchnitten: α) nach t bleibt ſt (hætſt, lætſt, itſt) aber dh fällt ab (hæt, læt, it ſtatt hætdh, lætdh, itdh). — β) d fällt vor ſt aus (rîſt ſtatt rîdſt) ddh werden zu t (rît ſtatt rîddh). — γ) dh fällt vor ſt aus (cvîſt f. cvidhſt, virſt f. virdhſt) dhdh vereinfachen ſich in dh (cvîdh f. cvidhdh, virdh f. virdhdh). — δ) ſ fällt vor ſt aus (cŷſt f. cŷſſt) ſdh wird zu ſt (cŷſt f. cŷſdh). — ε) ſt fällt vor ſt aus (birſt f. byrſtſt) dh nach ſt ab (birſt f. birſtdh). In δ. ε. ſind folglich II. III. ununter- ſchieden. — θ) nd wird vor ſt zu nt und für nddh gilt nt (ſtentſt f. ſtandeſt, ſtent f. ſtandedh). 9) gem. liq. wird auslautend einfach, desgl. inlautend in II. III. praeſ. ſg. beim anſtoß an flexionsconſonanzen, z. b. ſpinne, ſpinſt, ſpindh; praet. ſpan, ſpunne, ſpan; imp. ſpin pl. ſpinnadh. 10) in gleicher lage wandelt ſich die einfache med. g in die ſpirans h, als: ſtîge, ſtîhſt, ſtîhdh; praet. ſtâh, ſtige, ſtâh; imp. ſtîh, pl. ſtîgadh; bûge, bŷhſt; beáh, buge; imp. bûh, bûgadh; fleáh (volavit) fluge, part. flogen; ebenſo lg, rg, bëlge, bilhſt, bilhdh; bëalh, bulge; imp. bëlh, bëlgadh; bëorge, birhſt, birhdh; bëarh, burge etc.; nicht ng, welches unverändert bleibt: ſinge, ſingſt, ſingdh; ſang, ſunge; imp. ſing; auch nicht cg in licge; läg, læge; doch bekommt II. III. praeſ. in der zuſ. ziehung lîſt, lîdh; von þicge (ſumo) finde ich aber þah (nicht þäg) pl. þægon (Beov. 78.). 11) umgekehrt wandelt ſich die org. ſpirans h inlautend in med. als: þvôh (lavit) þvôge, imp. þvëah part. þvägen; ſlôh (percuſſit) ſlôge; imp. ſlëah; part. ſlägen;

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 901. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/927>, abgerufen am 15.05.2024.