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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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II. angelsächsische starke conjugation.
-en deuten, müste auch smiton und smeten gelten
[vgl. s. 864. g.].
3) unter der verwandlung des a in ä und ea würde ein
allgemeines ablautsgesetz der kurzlangen verba (s. 838.
5.) leiden, wenn man nicht dem sg. ä, dem pl. ae
zuerkennte (ät, aeton; stäl, staelon); doch geafon, scea-
ron läßt sich kaum in geafon, scearon bestimmen,
glaublicher wäre gafon, scaron (wie seah, savon) oder
hat sich in geafon, scearon die form verhärtet?
4) auch im angels. praes. sg. ind. zehnter, eilfter, zwölf-
ter haftet das ursprüngliche i, ähnlich der alth. und
alts. weise (s. 863. 864. 890.), wesentlich verschieden
aber von beiden darin, daß hier weder I. praes. sg.
noch sg. imp. den geschwächten vocal ablegen, es
heißt z. b. ic ete, stele, bere, belge, steorfe; imp.
et, stel, ber, belh, steorf (nicht: ite, stile etc. nicht
it, stil etc.); muthmaßlich wirkte die analogie der um-
lautenden (s. folgende anm.) fälschlich ein. Bloß in
II. III. praes. ind. sg. tritt also das i hervor, z. b.
itst, it; stilst, stildh; birst, birdh; bilhst, bilhdh;
stirfst, stirfdh. Fehlerhaft scheint mir die gewöhn-
liche schreibung y (s. 228.) und nur bei cuman (f.
eveman) ist y zu billigen: cymst, cymdh. Die anm.
z. d genannten sechs verba sittan etc. haben das i in
allen formen.
5) (umlaut von II. III. praes. ind. sg.) a) des a in e
(nicht ä) conj. VII. als: male, melst, meldh; bace,
becst, becdh. -- b) des a in ae, conj. II. V. als: hate,
haetst, haet; save, saevst, saevdh. -- g) des o in e,
conj. III. als: grove, grevst, grevdh. -- d) des eo in
y, conj. IX. als: geote, gytst, gyt. -- e) des ea in
y, conj. I. und VII? als: fealle, fylst, fyldh? slea,
slyhst. slyhdh? dieses von Rask angenommene und
freilich vorkommende y hat bedenken, da im allge-
meinen kein ea in y umlautet; annehmlicher schiene:
fealle, felst, feldh? slea, slehst, slehdh? (vgl. bei der
ersten schw. conj. syllan f. sellan). -- Bedingung sol-
cher umlaute kann die auswerfung des flexionsvocals,
der ihn eben verursachte, nicht wohl seyn, ich finde
aber kaum melest, meledh (= alth. melis, melit)
haetest, haetedh, saevest. saevedh, gytest, gytedh etc.,
doch Beov. 183. gäledh (beßer geledh) sonat, nicht
galedh.

II. angelſächſiſche ſtarke conjugation.
-en deuten, müſte auch ſmiton und ſmëten gelten
[vgl. ſ. 864. γ.].
3) unter der verwandlung des a in ä und ëa würde ein
allgemeines ablautsgeſetz der kurzlangen verba (ſ. 838.
5.) leiden, wenn man nicht dem ſg. ä, dem pl. æ
zuerkennte (ät, æton; ſtäl, ſtælon); doch gëafon, ſcëa-
ron läßt ſich kaum in geáfon, ſceáron beſtimmen,
glaublicher wäre gâfon, ſcâron (wie ſëah, ſâvon) oder
hat ſich in gëafon, ſcëaron die form verhärtet?
4) auch im angelſ. praeſ. ſg. ind. zehnter, eilfter, zwölf-
ter haftet das urſprüngliche i, ähnlich der alth. und
altſ. weiſe (ſ. 863. 864. 890.), weſentlich verſchieden
aber von beiden darin, daß hier weder I. praeſ. ſg.
noch ſg. imp. den geſchwächten vocal ablegen, es
heißt z. b. ic ëte, ſtële, bëre, bëlge, ſtëorfe; imp.
ët, ſtël, bër, belh, ſtëorf (nicht: ite, ſtile etc. nicht
it, ſtil etc.); muthmaßlich wirkte die analogie der um-
lautenden (ſ. folgende anm.) fälſchlich ein. Bloß in
II. III. praeſ. ind. ſg. tritt alſo das i hervor, z. b.
itſt, it; ſtilſt, ſtildh; birſt, birdh; bilhſt, bilhdh;
ſtirfſt, ſtirfdh. Fehlerhaft ſcheint mir die gewöhn-
liche ſchreibung y (ſ. 228.) und nur bei cuman (f.
evëman) iſt y zu billigen: cymſt, cymdh. Die anm.
z. δ genannten ſechs verba ſittan etc. haben das i in
allen formen.
5) (umlaut von II. III. praeſ. ind. ſg.) α) des a in e
(nicht ä) conj. VII. als: male, melſt, meldh; bace,
becſt, becdh. — β) des â in æ, conj. II. V. als: hâte,
hætſt, hæt; ſâve, ſævſt, ſævdh. — γ) des ô in ê,
conj. III. als: grôve, grêvſt, grêvdh. — δ) des ëó in
ŷ, conj. IX. als: gëóte, gŷtſt, gŷt. — ε) des ëa in
y, conj. I. und VII? als: fëalle, fylſt, fyldh? ſlëa,
ſlyhſt. ſlyhdh? dieſes von Raſk angenommene und
freilich vorkommende y hat bedenken, da im allge-
meinen kein ëa in y umlautet; annehmlicher ſchiene:
fëalle, felſt, feldh? ſlëa, ſlehſt, ſlehdh? (vgl. bei der
erſten ſchw. conj. ſyllan f. ſellan). — Bedingung ſol-
cher umlaute kann die auswerfung des flexionsvocals,
der ihn eben verurſachte, nicht wohl ſeyn, ich finde
aber kaum meleſt, meledh (= alth. melis, melit)
hæteſt, hætedh, ſæveſt. ſævedh, gŷteſt, gŷtedh etc.,
doch Beov. 183. gäledh (beßer geledh) ſonat, nicht
galedh.

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[900/0926] II. angelſächſiſche ſtarke conjugation. -en deuten, müſte auch ſmiton und ſmëten gelten [vgl. ſ. 864. γ.]. 3) unter der verwandlung des a in ä und ëa würde ein allgemeines ablautsgeſetz der kurzlangen verba (ſ. 838. 5.) leiden, wenn man nicht dem ſg. ä, dem pl. æ zuerkennte (ät, æton; ſtäl, ſtælon); doch gëafon, ſcëa- ron läßt ſich kaum in geáfon, ſceáron beſtimmen, glaublicher wäre gâfon, ſcâron (wie ſëah, ſâvon) oder hat ſich in gëafon, ſcëaron die form verhärtet? 4) auch im angelſ. praeſ. ſg. ind. zehnter, eilfter, zwölf- ter haftet das urſprüngliche i, ähnlich der alth. und altſ. weiſe (ſ. 863. 864. 890.), weſentlich verſchieden aber von beiden darin, daß hier weder I. praeſ. ſg. noch ſg. imp. den geſchwächten vocal ablegen, es heißt z. b. ic ëte, ſtële, bëre, bëlge, ſtëorfe; imp. ët, ſtël, bër, belh, ſtëorf (nicht: ite, ſtile etc. nicht it, ſtil etc.); muthmaßlich wirkte die analogie der um- lautenden (ſ. folgende anm.) fälſchlich ein. Bloß in II. III. praeſ. ind. ſg. tritt alſo das i hervor, z. b. itſt, it; ſtilſt, ſtildh; birſt, birdh; bilhſt, bilhdh; ſtirfſt, ſtirfdh. Fehlerhaft ſcheint mir die gewöhn- liche ſchreibung y (ſ. 228.) und nur bei cuman (f. evëman) iſt y zu billigen: cymſt, cymdh. Die anm. z. δ genannten ſechs verba ſittan etc. haben das i in allen formen. 5) (umlaut von II. III. praeſ. ind. ſg.) α) des a in e (nicht ä) conj. VII. als: male, melſt, meldh; bace, becſt, becdh. — β) des â in æ, conj. II. V. als: hâte, hætſt, hæt; ſâve, ſævſt, ſævdh. — γ) des ô in ê, conj. III. als: grôve, grêvſt, grêvdh. — δ) des ëó in ŷ, conj. IX. als: gëóte, gŷtſt, gŷt. — ε) des ëa in y, conj. I. und VII? als: fëalle, fylſt, fyldh? ſlëa, ſlyhſt. ſlyhdh? dieſes von Raſk angenommene und freilich vorkommende y hat bedenken, da im allge- meinen kein ëa in y umlautet; annehmlicher ſchiene: fëalle, felſt, feldh? ſlëa, ſlehſt, ſlehdh? (vgl. bei der erſten ſchw. conj. ſyllan f. ſellan). — Bedingung ſol- cher umlaute kann die auswerfung des flexionsvocals, der ihn eben verurſachte, nicht wohl ſeyn, ich finde aber kaum meleſt, meledh (= alth. melis, melit) hæteſt, hætedh, ſæveſt. ſævedh, gŷteſt, gŷtedh etc., doch Beov. 183. gäledh (beßer geledh) ſonat, nicht galedh.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 900. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/926>, abgerufen am 22.05.2024.