aber noch haso (goth. vermuthl. hasa), wofür angelf. hara; alth. noch los (goth. laus) aber ror (goth. raus) ora (goth. auso) er (goth. ais) etc. Auch bei den Rö- mern folgte in manchen wörtern dem älteren s ein jün- geres r (Schneider p. 341. 343.) und die lat. declin. zeigt einen umlaut des s in r, welcher dem goth. s in z gänzlich gleicht, selbst in identischen wurzeln, als aes, aeris; goth. ais, azis. Das goth. s entspricht also im anlaut stets dem s der übrigen mundarten, im in- und auslaut bald ihrem s bald ihrem r.
(Z) als anlaut ungothisch und nur in gr. namen wie zaibaidaius, zakarias etc. vorhanden, woraus jedoch die aussprache ds (z) erhellt, der laut ist nicht sowohl schwächeres, als durch die vorschlagende media d ge- hemmtes s; offenbar ein zusammengesetzter buchstab. In den inlauten muß es als ein umgelautetes s betrach- tet werden, wohin selbst zusammenziehungen ganzer wörter gehören, vgl. Luc. 3, 1. Filippauzuhthan. Die wichtigsten fälle (außer angeführten und noch anzufüh- renden verbindungen lz. nz. rz. zd. zn. zv.) sind a) die flexion des comparativs -oza, -iza, der ursprung ans s folgt aus dem adv. mais und dem st des superlativs. b) die des gen. fem. sing. und des gen. pl. der adjective auf -aizos -aize, c) der II. passivi auf -aza -oza. d) die anhängung der partikeln uh und ei, als: vileizuh (visne), uzuh, andizuh, dizuh, thanzei, thuzei, juzei. e) vermischte fälle: uzeta, uzon, haizam (taedis), haz- jan. azets, aqvizi, riqvizeins, barizeins, hatizon, saizlep (st. saislep). Setzt dieses z immer ein umgelautetes s voraus, so kann es selbst kein auslaut seyn, inzwischen findet sich aiz (st. ais) und riqviz (neben dem richtige- ren riqvis) geschrieben, weil vocalanlaute folgen. Übri- gens ist der umlaut des s in z von dem des b in f (oben s.55.) und d in th (oben s. 62.) darin verschieden, daß er in diesen beiden fällen als auslaut, in dem ge- genwärtigen aber umgekehrt als inlaut erscheint. An schärfe steht allerdings das s dem f und th, an milde das z dem b und d zu vergleichen; nur kann man s in den hier erörterten formen nicht wohl für den um- laut halten, sondern daß dieser das z sey, ergibt der goth. gen. Mosezis (Moseos) vom nom. Moses (Moses), und Faraizis von Farais (phares). Zuweilen wird auch s statt z selbst geschrieben, so misdo neben mizdo und Joh. 7, 13. agifis st. agizis. -- Das inlautende z wird
E
I. gothiſche conſonanten. linguales.
aber noch haſo (goth. vermuthl. haſa), wofür angelf. hara; alth. noch lôs (goth. láus) aber rôr (goth. ráus) ôra (goth. auſô) êr (goth. áis) etc. Auch bei den Rö- mern folgte in manchen wörtern dem älteren ſ ein jün- geres r (Schneider p. 341. 343.) und die lat. declin. zeigt einen umlaut des ſ in r, welcher dem goth. ſ in z gänzlich gleicht, ſelbſt in identiſchen wurzeln, als aes, aeris; goth. áis, ázis. Das goth. ſ entſpricht alſo im anlaut ſtets dem ſ der übrigen mundarten, im in- und auslaut bald ihrem ſ bald ihrem r.
(Z) als anlaut ungothiſch und nur in gr. namen wie zaíbaídaíus, zakarias etc. vorhanden, woraus jedoch die ausſprache ds (ζ) erhellt, der laut iſt nicht ſowohl ſchwächeres, als durch die vorſchlagende media d ge- hemmtes ſ; offenbar ein zuſammengeſetzter buchſtab. In den inlauten muß es als ein umgelautetes ſ betrach- tet werden, wohin ſelbſt zuſammenziehungen ganzer wörter gehören, vgl. Luc. 3, 1. Filippáuzuhþan. Die wichtigſten fälle (außer angeführten und noch anzufüh- renden verbindungen lz. nz. rz. zd. zn. zv.) ſind a) die flexion des comparativs -ôza, -iza, der urſprung ans ſ folgt aus dem adv. máis und dem ſt des ſuperlativs. b) die des gen. fem. ſing. und des gen. pl. der adjective auf -áizôs -áizê, c) der II. paſſivi auf -aza -ôza. d) die anhängung der partikeln uh und ei, als: vileizuh (visne), uzuh, andizuh, dizuh, þanzei, þuzei, juzei. e) vermiſchte fälle: uzêta, uzôn, háizam (taedis), haz- jan. azêts, aqvizi, riqvizeins, barizeins, hatizôn, ſáizlêp (ſt. ſáiſlêp). Setzt dieſes z immer ein umgelautetes ſ voraus, ſo kann es ſelbſt kein auslaut ſeyn, inzwiſchen findet ſich aiz (ſt. áis) und riqviz (neben dem richtige- ren riqvis) geſchrieben, weil vocalanlaute folgen. Übri- gens iſt der umlaut des ſ in z von dem des b in f (oben ſ.55.) und d in þ (oben ſ. 62.) darin verſchieden, daß er in dieſen beiden fällen als auslaut, in dem ge- genwärtigen aber umgekehrt als inlaut erſcheint. An ſchärfe ſteht allerdings das ſ dem f und þ, an milde das z dem b und d zu vergleichen; nur kann man ſ in den hier erörterten formen nicht wohl für den um- laut halten, ſondern daß dieſer das z ſey, ergibt der goth. gen. Mòſêzis (Μωσέως) vom nom. Môſês (Μωσῆς), und Faraízis von Faraís (φαρὲς). Zuweilen wird auch ſ ſtatt z ſelbſt geſchrieben, ſo miſdô neben mizdô und Joh. 7, 13. agifis ſt. agizis. — Das inlautende z wird
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[65/0091]
I. gothiſche conſonanten. linguales.
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hara; alth. noch lôs (goth. láus) aber rôr (goth. ráus)
ôra (goth. auſô) êr (goth. áis) etc. Auch bei den Rö-
mern folgte in manchen wörtern dem älteren ſ ein jün-
geres r (Schneider p. 341. 343.) und die lat. declin. zeigt
einen umlaut des ſ in r, welcher dem goth. ſ in z
gänzlich gleicht, ſelbſt in identiſchen wurzeln, als aes,
aeris; goth. áis, ázis. Das goth. ſ entſpricht alſo im
anlaut ſtets dem ſ der übrigen mundarten, im in- und
auslaut bald ihrem ſ bald ihrem r.
(Z) als anlaut ungothiſch und nur in gr. namen wie
zaíbaídaíus, zakarias etc. vorhanden, woraus jedoch die
ausſprache ds (ζ) erhellt, der laut iſt nicht ſowohl
ſchwächeres, als durch die vorſchlagende media d ge-
hemmtes ſ; offenbar ein zuſammengeſetzter buchſtab.
In den inlauten muß es als ein umgelautetes ſ betrach-
tet werden, wohin ſelbſt zuſammenziehungen ganzer
wörter gehören, vgl. Luc. 3, 1. Filippáuzuhþan. Die
wichtigſten fälle (außer angeführten und noch anzufüh-
renden verbindungen lz. nz. rz. zd. zn. zv.) ſind a) die
flexion des comparativs -ôza, -iza, der urſprung ans
ſ folgt aus dem adv. máis und dem ſt des ſuperlativs.
b) die des gen. fem. ſing. und des gen. pl. der adjective
auf -áizôs -áizê, c) der II. paſſivi auf -aza -ôza.
d) die anhängung der partikeln uh und ei, als: vileizuh
(visne), uzuh, andizuh, dizuh, þanzei, þuzei, juzei.
e) vermiſchte fälle: uzêta, uzôn, háizam (taedis), haz-
jan. azêts, aqvizi, riqvizeins, barizeins, hatizôn, ſáizlêp
(ſt. ſáiſlêp). Setzt dieſes z immer ein umgelautetes ſ
voraus, ſo kann es ſelbſt kein auslaut ſeyn, inzwiſchen
findet ſich aiz (ſt. áis) und riqviz (neben dem richtige-
ren riqvis) geſchrieben, weil vocalanlaute folgen. Übri-
gens iſt der umlaut des ſ in z von dem des b in f
(oben ſ.55.) und d in þ (oben ſ. 62.) darin verſchieden,
daß er in dieſen beiden fällen als auslaut, in dem ge-
genwärtigen aber umgekehrt als inlaut erſcheint. An
ſchärfe ſteht allerdings das ſ dem f und þ, an milde
das z dem b und d zu vergleichen; nur kann man ſ
in den hier erörterten formen nicht wohl für den um-
laut halten, ſondern daß dieſer das z ſey, ergibt der
goth. gen. Mòſêzis (Μωσέως) vom nom. Môſês (Μωσῆς),
und Faraízis von Faraís (φαρὲς). Zuweilen wird auch
ſ ſtatt z ſelbſt geſchrieben, ſo miſdô neben mizdô und
Joh. 7, 13. agifis ſt. agizis. — Das inlautende z wird
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/91>, abgerufen am 25.11.2024.
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