jenem abfall des männl. -r (unter r, a) ist seine assimi- lation mit dem anstoßenden einfachen l und n, in einsilbig langen oder mehrsilbigen; statt l-r, n-r heißt es ll, nn (oben s. 306. 307.); beispiele: heill, seinn st. heilr, seinr; gamall, eiginn st. gamalr, eiginr, Stößt gemin. ll, nn an, so bleibt das -r, als: illr, sannr. -- 3) das neutrale -t wird nicht, wohl aber werden ihm anstoßende dh assimiliert, wenn vocal vor- ausgeht; für gladh -t, godh -t, bleidh -t gilt glatt (und mit vocalkürzung) gott, blitt (oben s. 318.). Bei an- stoßendem nd, rdh wird d, dh verschluckt, z b. blint für blindt, hart f. hardht. Vocalauslautige wörter ge- minieren das neutr. t, wie mir scheint, ohne noth, als: hatt, nytt (oben s. 319. n° 7.). -- 4) gegensatz zu der bewahrung des -r, -t bildet die durchgedrungene apo- cope der vocalischen flexion, welche im nom sg. fem. und nom. acc. pl. neutr. ohne zweifel früherhin gegol- ten hat. Der gebliebene, nothwendige umlaut des wur- zelhaften a in ö lehrt, daß diese flexion (wie beim subst, s. 656. 659.) -u war. Stehet öll, hög für öllu, högu, so muß auch blind, bla, stor stehen für blindu, blau, storu. -- 5) das i im dat. sg. fem. und nom. pl. masc. muß, weil es keinen umlaut zengt, unorganisch seyn. -- Die ein- und nicht eintretenden umlaute macht folgen- des paradigma anschaulich:
jenem abfall des männl. -r (unter r, α) iſt ſeine aſſimi- lation mit dem anſtoßenden einfachen l und n, in einſilbig langen oder mehrſilbigen; ſtatt l-r, n-r heißt es ll, nn (oben ſ. 306. 307.); beiſpiele: heill, ſeinn ſt. heilr, ſeinr; gamall, eiginn ſt. gamalr, eiginr, Stößt gemin. ll, nn an, ſo bleibt das -r, als: illr, ſannr. — 3) das neutrale -t wird nicht, wohl aber werden ihm anſtoßende dh aſſimiliert, wenn vocal vor- ausgeht; für gladh -t, gôdh -t, blîdh -t gilt glatt (und mit vocalkürzung) gott, blitt (oben ſ. 318.). Bei an- ſtoßendem nd, rdh wird d, dh verſchluckt, z b. blint für blindt, hart f. hardht. Vocalauslautige wörter ge- minieren das neutr. t, wie mir ſcheint, ohne noth, als: hâtt, nŷtt (oben ſ. 319. n° 7.). — 4) gegenſatz zu der bewahrung des -r, -t bildet die durchgedrungene apo- cope der vocaliſchen flexion, welche im nom ſg. fem. und nom. acc. pl. neutr. ohne zweifel früherhin gegol- ten hat. Der gebliebene, nothwendige umlaut des wur- zelhaften a in ö lehrt, daß dieſe flexion (wie beim ſubſt, ſ. 656. 659.) -u war. Stehet öll, hög für öllu, högu, ſo muß auch blind, blâ, ſtôr ſtehen für blindu, blâu, ſtôru. — 5) das i im dat. ſg. fem. und nom. pl. maſc. muß, weil es keinen umlaut zengt, unorganiſch ſeyn. — Die ein- und nicht eintretenden umlaute macht folgen- des paradigma anſchaulich:
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II. altnord. ſtarkes adject. erſte declination.
jenem abfall des männl. -r (unter r, α) iſt ſeine aſſimi-
lation mit dem anſtoßenden einfachen l und n, in
einſilbig langen oder mehrſilbigen; ſtatt l-r, n-r
heißt es ll, nn (oben ſ. 306. 307.); beiſpiele: heill,
ſeinn ſt. heilr, ſeinr; gamall, eiginn ſt. gamalr, eiginr,
Stößt gemin. ll, nn an, ſo bleibt das -r, als: illr,
ſannr. — 3) das neutrale -t wird nicht, wohl aber
werden ihm anſtoßende dh aſſimiliert, wenn vocal vor-
ausgeht; für gladh -t, gôdh -t, blîdh -t gilt glatt (und
mit vocalkürzung) gott, blitt (oben ſ. 318.). Bei an-
ſtoßendem nd, rdh wird d, dh verſchluckt, z b. blint
für blindt, hart f. hardht. Vocalauslautige wörter ge-
minieren das neutr. t, wie mir ſcheint, ohne noth, als:
hâtt, nŷtt (oben ſ. 319. n° 7.). — 4) gegenſatz zu der
bewahrung des -r, -t bildet die durchgedrungene apo-
cope der vocaliſchen flexion, welche im nom ſg. fem.
und nom. acc. pl. neutr. ohne zweifel früherhin gegol-
ten hat. Der gebliebene, nothwendige umlaut des wur-
zelhaften a in ö lehrt, daß dieſe flexion (wie beim ſubſt,
ſ. 656. 659.) -u war. Stehet öll, hög für öllu, högu,
ſo muß auch blind, blâ, ſtôr ſtehen für blindu, blâu,
ſtôru. — 5) das i im dat. ſg. fem. und nom. pl. maſc.
muß, weil es keinen umlaut zengt, unorganiſch ſeyn. —
Die ein- und nicht eintretenden umlaute macht folgen-
des paradigma anſchaulich:
ſg. hvat-r hvöt hvat-t
hvat-s hvat-rar hvat-s
hvöt-um hvat-ri hvöt-u
hvat-an hvat-a hvat-t
pl. hvat-ir hvat-ar hvöt
hvat-ra hvat-ra hvat-ra
hvöt-um hvöt-um hvöt-um
hvat-a havt-ar hvöt
Dieſe decl. enthält 1) einfache adj.: allr (omnis) ângr (angu-
ſtus) apr (aſper) ær (annuus) argr (ignavus) armr (pauper) ætr
(edulis) audhr (vacuus) aumr (miſer) bâgr (difficilis) ballr
(pugnax) beinn (rectus) beitr (acutus) ber (nudus) biartr (lu-
cidus) biúgr (curvus) blackr (fuſcus) blànkr (albus) blâr (coe-
ruleus, inanis) blaudhr (mollis) blautr (nudus) bleikr (palli-
dus) blìdhr (blandus) blindr (coecus) bliúgr (verecundus)
brâdhr (praeceps) breidhr (latus) brûnn (furvus) brŷnn
(conſpicuus) bŷll (habitabilis) byltr (revolutus) bær (ca-
pax) dàr (vehemens) daudhr (mortuus) daufr (ſurdus)
deigr (mollis) dimmr (opacus) diúpr (prof.) döckr (ni-
ger) dreifr (ſparſus) driúgr (continuus) driúpr (humilis)
A a a
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 737. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/763>, abgerufen am 22.11.2024.
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