Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

I. übersicht der kurzen vocale.
verwandelte schwed. hard, das dän. haand lauten im
altn. hard, hand mit demselben a, das in brann durch
alle nord. stämme zieht; das altn. lopt erscheint als rei-
nes u in dem dän. schwed. hochd. luft, niederl. lucht
u. s. w. Jede deutsche mundart führt also auf diese ur-
sprünglichen a, i, u. Mit allen andern vocallauten ist
ein solches verfahren schlechterdings unthunlich, man
versuche es z. b. mit ei und au, die sich meistentheils
gleich bleiben; ei erscheint im goth. und neuh. stets
als ei, au im engl. als ou, neuh. als au.

Die allmählige änderung der drei kürzen a, i, u
läßt sich in folgende haupterscheinungen faßen: I. ver-
wandlung durch consonanten, II. verwandlung durch
weitere vocale (umlaut und assimilation) III. verwand.
lung durch den accent.

I. einfluß der consonanten auf a, i, u.

1) im goth. und hochd. leidet a nirgends durch die ein-
wirkung darauf folgender consonanzen. Den übrigen
mundarten sind solche einflüße wohlbekannt und
zwar a) folgt einfache consonanz, so wandelt sich das
angels. a in ä (s. 224. 232.) das fries. in e (s. 270.) das
engl. wird ä oder e gesprochen, wenn auch nicht ge-
schrieben. Zuweilen findet auch nach einf. cons. an-
gels. ea (s. 237.) fries. o (s. 271.) statt. b) die wirkung
doppelter consonanzen auf das ihnen vorstehende a
läßt sich am füglichsten tabellarisch überblicken:

I. überſicht der kurzen vocale.
verwandelte ſchwed. ha͗rd, das dän. haand lauten im
altn. hard, hand mit demſelben a, das in brann durch
alle nord. ſtämme zieht; das altn. lopt erſcheint als rei-
nes u in dem dän. ſchwed. hochd. luft, niederl. lucht
u. ſ. w. Jede deutſche mundart führt alſo auf dieſe ur-
ſprünglichen a, i, u. Mit allen andern vocallauten iſt
ein ſolches verfahren ſchlechterdings unthunlich, man
verſuche es z. b. mit î und û, die ſich meiſtentheils
gleich bleiben; î erſcheint im goth. und neuh. ſtets
als ei, û im engl. als ou, neuh. als au.

Die allmählige änderung der drei kürzen a, i, u
läßt ſich in folgende haupterſcheinungen faßen: I. ver-
wandlung durch conſonanten, II. verwandlung durch
weitere vocale (umlaut und aſſimilation) III. verwand.
lung durch den accent.

I. einfluß der conſonanten auf a, i, u.

1) im goth. und hochd. leidet a nirgends durch die ein-
wirkung darauf folgender conſonanzen. Den übrigen
mundarten ſind ſolche einflüße wohlbekannt und
zwar α) folgt einfache conſonanz, ſo wandelt ſich das
angelſ. a in ä (ſ. 224. 232.) das frieſ. in e (ſ. 270.) das
engl. wird ä oder e geſprochen, wenn auch nicht ge-
ſchrieben. Zuweilen findet auch nach einf. conſ. an-
gelſ. ëa (ſ. 237.) frieſ. o (ſ. 271.) ſtatt. β) die wirkung
doppelter conſonanzen auf das ihnen vorſtehende a
läßt ſich am füglichſten tabellariſch überblicken:
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0598" n="572"/><fw place="top" type="header">I. <hi rendition="#i">über&#x017F;icht der kurzen vocale.</hi></fw><lb/>
verwandelte &#x017F;chwed. ha&#x0357;rd, das dän. haand lauten im<lb/>
altn. hard, hand mit dem&#x017F;elben a, das in brann durch<lb/>
alle nord. &#x017F;tämme zieht; das altn. lopt er&#x017F;cheint als rei-<lb/>
nes u in dem dän. &#x017F;chwed. hochd. luft, niederl. lucht<lb/>
u. &#x017F;. w. Jede deut&#x017F;che mundart führt al&#x017F;o auf die&#x017F;e ur-<lb/>
&#x017F;prünglichen a, i, u. Mit allen andern vocallauten i&#x017F;t<lb/>
ein &#x017F;olches verfahren &#x017F;chlechterdings unthunlich, man<lb/>
ver&#x017F;uche es z. b. mit î und û, die &#x017F;ich mei&#x017F;tentheils<lb/>
gleich bleiben; î er&#x017F;cheint im goth. und neuh. &#x017F;tets<lb/>
als <hi rendition="#i">ei</hi>, û im engl. als <hi rendition="#i">ou</hi>, neuh. als <hi rendition="#i">au</hi>.</p><lb/>
          <p>Die allmählige änderung der drei kürzen a, i, u<lb/>
läßt &#x017F;ich in folgende haupter&#x017F;cheinungen faßen: I. ver-<lb/>
wandlung durch con&#x017F;onanten, II. verwandlung durch<lb/>
weitere vocale (umlaut und a&#x017F;&#x017F;imilation) III. verwand.<lb/>
lung durch den accent.</p><lb/>
          <p>I. <hi rendition="#i">einfluß der con&#x017F;onanten auf a, i, u.</hi></p><lb/>
          <list>
            <item>1) im goth. und hochd. leidet a nirgends durch die ein-<lb/>
wirkung darauf folgender con&#x017F;onanzen. Den übrigen<lb/>
mundarten &#x017F;ind &#x017F;olche einflüße wohlbekannt und<lb/>
zwar <hi rendition="#i">&#x03B1;</hi>) folgt einfache con&#x017F;onanz, &#x017F;o wandelt &#x017F;ich das<lb/>
angel&#x017F;. a in ä (&#x017F;. 224. 232.) das frie&#x017F;. in e (&#x017F;. 270.) das<lb/>
engl. wird ä oder e ge&#x017F;prochen, wenn auch nicht ge-<lb/>
&#x017F;chrieben. Zuweilen findet auch nach einf. con&#x017F;. an-<lb/>
gel&#x017F;. <hi rendition="#i">ëa</hi> (&#x017F;. 237.) frie&#x017F;. o (&#x017F;. 271.) &#x017F;tatt. <hi rendition="#i">&#x03B2;</hi>) die wirkung<lb/>
doppelter con&#x017F;onanzen auf das ihnen vor&#x017F;tehende a<lb/>
läßt &#x017F;ich am füglich&#x017F;ten tabellari&#x017F;ch überblicken:<lb/></item>
          </list>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[572/0598] I. überſicht der kurzen vocale. verwandelte ſchwed. ha͗rd, das dän. haand lauten im altn. hard, hand mit demſelben a, das in brann durch alle nord. ſtämme zieht; das altn. lopt erſcheint als rei- nes u in dem dän. ſchwed. hochd. luft, niederl. lucht u. ſ. w. Jede deutſche mundart führt alſo auf dieſe ur- ſprünglichen a, i, u. Mit allen andern vocallauten iſt ein ſolches verfahren ſchlechterdings unthunlich, man verſuche es z. b. mit î und û, die ſich meiſtentheils gleich bleiben; î erſcheint im goth. und neuh. ſtets als ei, û im engl. als ou, neuh. als au. Die allmählige änderung der drei kürzen a, i, u läßt ſich in folgende haupterſcheinungen faßen: I. ver- wandlung durch conſonanten, II. verwandlung durch weitere vocale (umlaut und aſſimilation) III. verwand. lung durch den accent. I. einfluß der conſonanten auf a, i, u. 1) im goth. und hochd. leidet a nirgends durch die ein- wirkung darauf folgender conſonanzen. Den übrigen mundarten ſind ſolche einflüße wohlbekannt und zwar α) folgt einfache conſonanz, ſo wandelt ſich das angelſ. a in ä (ſ. 224. 232.) das frieſ. in e (ſ. 270.) das engl. wird ä oder e geſprochen, wenn auch nicht ge- ſchrieben. Zuweilen findet auch nach einf. conſ. an- gelſ. ëa (ſ. 237.) frieſ. o (ſ. 271.) ſtatt. β) die wirkung doppelter conſonanzen auf das ihnen vorſtehende a läßt ſich am füglichſten tabellariſch überblicken:

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/598
Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 572. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/598>, abgerufen am 23.11.2024.