zung jaren, waren (st. jaeren, waeren) aufstellen, daß allerdings keren, eren, leren, clene, athene, ghemene etc. bede, beden, leden, sceden. ghereden gesetzt werden müße. Dazu kommt das sobwanken der formen ede, eden in eide, eiden (s. unten beim ei). Auffallend ist die entschiedene kürze in heden (mittelh. hiute) aber analog dem neghene (mittelh. niune) auf jeghene rei- mend (Maerl. 1, 147.). Ob wohl die aussprache zwischen neghen (novem) und neghen (inclinarunt) unterschied machte?
(II) in den hss. gewöhnlich ij geschrieben, beque- mer und gleichförmiger setze ich ei. Der laut selbst hat in reim (gelu) dein (tuus) swein (sus) weif (femina) veif (quinque) weich (bellum) preich (fervor) leic (corpus) teit (tempus) etc. gar keine schwierigkeit; folgt aber dem wurzelcons. ein voc. der flexion, so handelt es sich, wie bei den übrigen dehnlauten, um die kürzung. Die hss. setzen allerdings rime, dine, wive, vive, scriven (scri- bere) wighe, prighe, rike (regnum) like, tide, striden (pugnare) etc. An entscheidenden reimen gebricht es wieder, da die org. kurzen i in e übergegangen sind, als sede (mos) seghe (vict.). Insofern unterscheiden sich freilich scriven, screven (scripserunt) mittelh. schreiben, schriben; doch darf man (wie vorhin s. 472. beim u) sagen, daß rime, dine, scrive im fall wirklicher kürzung ebenfalls zu e geworden seyn könnten, was nirgends geschehen ist. Und ausnahmsweise wird auch reime, deine etc. geschrieben, vgl. leine:peine, leiden:siden Rein. 306. 332. Auslautend gewöhnlich i, als wi (nos) ghi (vos) mi (mihi) bi (apud) di (tibi) si (sit) hi (ille) vri (liber) bidi (ideo) vgl. unten ie.
(OO) o wird in den denkmählern häufig mit oe vermischt, welchen fehler die beobachtung der reime ziemlich, doch nicht ausreichend zu meiden lehrt; es laufen einige falsche reime mitunter, z. b. Rein. 353. grote:voete; gestattet man groeten (magnum) zu schrei- ben, so verfällt damit groeten (salutare). Maerl. 2, 339. stehet cos (elegit):altos (semper) *) 340. coes:altoes;
so ungenau, als die welche leren, keren, sere mit bloß einem e ausdrücken. Auf die analogie der verkürzten ae, ei, au scheint Clignet gar nicht zu achten.
*) Mittelniederd. altoges M. S. 1, 213; mittelh. alzuges, amur 8b, also aus altoghes contrahiert; om oder oem ist das angels. eam, mittelh. oeheim, oheim.
I. mittelniederländiſche vocale.
zung jaren, waren (ſt. jaeren, waeren) aufſtellen, daß allerdings kêren, êren, lêren, clêne, athêne, ghemêne etc. bêde, bêden, lêden, ſcêden. gherêden geſetzt werden müße. Dazu kommt das ſobwanken der formen êde, êden in eide, eiden (ſ. unten beim ei). Auffallend iſt die entſchiedene kürze in hëden (mittelh. hiute) aber analog dem nëghene (mittelh. niune) auf jëghene rei- mend (Maerl. 1, 147.). Ob wohl die ausſprache zwiſchen nëghen (novem) und nëghen (inclinarunt) unterſchied machte?
(II) in den hſſ. gewöhnlich ij geſchrieben, beque- mer und gleichförmiger ſetze ich î. Der laut ſelbſt hat in rîm (gelu) dîn (tuus) ſwîn (ſus) wîf (femina) vîf (quinque) wîch (bellum) prîch (fervor) lîc (corpus) tît (tempus) etc. gar keine ſchwierigkeit; folgt aber dem wurzelconſ. ein voc. der flexion, ſo handelt es ſich, wie bei den übrigen dehnlauten, um die kürzung. Die hſſ. ſetzen allerdings rime, dine, wive, vive, ſcriven (ſcri- bere) wighe, prighe, rike (regnum) like, tide, ſtriden (pugnare) etc. An entſcheidenden reimen gebricht es wieder, da die org. kurzen i in ë übergegangen ſind, als ſëde (mos) ſëghe (vict.). Inſofern unterſcheiden ſich freilich ſcriven, ſcrëven (ſcripſerunt) mittelh. ſchrîben, ſchriben; doch darf man (wie vorhin ſ. 472. beim u) ſagen, daß rime, dine, ſcrive im fall wirklicher kürzung ebenfalls zu ë geworden ſeyn könnten, was nirgends geſchehen iſt. Und ausnahmsweiſe wird auch rîme, dîne etc. geſchrieben, vgl. lîne:pîne, lîden:ſìden Rein. 306. 332. Auslautend gewöhnlich i, als wi (nos) ghi (vos) mi (mihi) bi (apud) di (tibi) ſi (ſit) hi (ille) vri (liber) bidi (ideo) vgl. unten ie.
(OO) ô wird in den denkmählern häufig mit oe vermiſcht, welchen fehler die beobachtung der reime ziemlich, doch nicht ausreichend zu meiden lehrt; es laufen einige falſche reime mitunter, z. b. Rein. 353. grôte:voete; geſtattet man groeten (magnum) zu ſchrei- ben, ſo verfällt damit groeten (ſalutare). Maerl. 2, 339. ſtehet côs (elegit):altôs (ſemper) *) 340. coes:altoes;
ſo ungenau, als die welche lêren, kêren, ſêre mit bloß einem e ausdrücken. Auf die analogie der verkürzten ae, î, û ſcheint Clignet gar nicht zu achten.
*) Mittelniederd. altoges M. S. 1, 213; mittelh. alzuges, amur 8b, alſo aus altoghes contrahiert; ôm oder oem iſt das angelſ. eám, mittelh. œheim, ôheim.
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[475/0501]
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bêde, bêden, lêden, ſcêden. gherêden geſetzt werden
müße. Dazu kommt das ſobwanken der formen êde,
êden in eide, eiden (ſ. unten beim ei). Auffallend iſt
die entſchiedene kürze in hëden (mittelh. hiute) aber
analog dem nëghene (mittelh. niune) auf jëghene rei-
mend (Maerl. 1, 147.). Ob wohl die ausſprache zwiſchen
nëghen (novem) und nëghen (inclinarunt) unterſchied
machte?
(II) in den hſſ. gewöhnlich ij geſchrieben, beque-
mer und gleichförmiger ſetze ich î. Der laut ſelbſt hat
in rîm (gelu) dîn (tuus) ſwîn (ſus) wîf (femina) vîf
(quinque) wîch (bellum) prîch (fervor) lîc (corpus) tît
(tempus) etc. gar keine ſchwierigkeit; folgt aber dem
wurzelconſ. ein voc. der flexion, ſo handelt es ſich, wie
bei den übrigen dehnlauten, um die kürzung. Die hſſ.
ſetzen allerdings rime, dine, wive, vive, ſcriven (ſcri-
bere) wighe, prighe, rike (regnum) like, tide, ſtriden
(pugnare) etc. An entſcheidenden reimen gebricht es
wieder, da die org. kurzen i in ë übergegangen ſind,
als ſëde (mos) ſëghe (vict.). Inſofern unterſcheiden ſich
freilich ſcriven, ſcrëven (ſcripſerunt) mittelh. ſchrîben,
ſchriben; doch darf man (wie vorhin ſ. 472. beim u)
ſagen, daß rime, dine, ſcrive im fall wirklicher kürzung
ebenfalls zu ë geworden ſeyn könnten, was nirgends
geſchehen iſt. Und ausnahmsweiſe wird auch rîme,
dîne etc. geſchrieben, vgl. lîne:pîne, lîden:ſìden Rein.
306. 332. Auslautend gewöhnlich i, als wi (nos) ghi
(vos) mi (mihi) bi (apud) di (tibi) ſi (ſit) hi (ille) vri
(liber) bidi (ideo) vgl. unten ie.
(OO) ô wird in den denkmählern häufig mit oe
vermiſcht, welchen fehler die beobachtung der reime
ziemlich, doch nicht ausreichend zu meiden lehrt; es
laufen einige falſche reime mitunter, z. b. Rein. 353.
grôte:voete; geſtattet man groeten (magnum) zu ſchrei-
ben, ſo verfällt damit groeten (ſalutare). Maerl. 2, 339.
ſtehet côs (elegit):altôs (ſemper) *) 340. coes:altoes;
*)
*) Mittelniederd. altoges M. S. 1, 213; mittelh. alzuges, amur
8b, alſo aus altoghes contrahiert; ôm oder oem iſt das
angelſ. eám, mittelh. œheim, ôheim.
*) ſo ungenau, als die welche lêren, kêren, ſêre mit bloß
einem e ausdrücken. Auf die analogie der verkürzten ae,
î, û ſcheint Clignet gar nicht zu achten.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/501>, abgerufen am 23.11.2024.
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