(B) wie im angels. d. h. (außer bb. und mb.) in al- len in- und auslauten durch die asp. vertreten.
(F) anlautend wie im goth. und angels.; daß aber der in- und auslaut verschiedenes ursprungs, bald or- gan. f. bald sächs. bh. und alth. v *) sey, lehrt die is- länd. aussprache (Rask §. 36). Nämlich 1) auslautend oder vor unwesentlichem r klingt es wie ein hartes v, als haf (mare) hafr (caper) halfr (dimidius), ebenso in- lautend vor allen vocasen, als: hafa (habere) erfeingi (heres). Um hier in einigen wörtern den f. laut her- vorzubringen, schreibt man ein unorg. ff (wovon bei den gemin.) 2) vor l. n. dh. t. wie ein hartes b, bei- nahe bb, als: tafla (tabula) nafn (nemen) hafdhi (habuit) hast (nodus; neuere (wie Biörn) schreiben sogar in- lautend bl statt fl, doch nicht bn. bt für fn. ft. -- Den f. laut bebält f. in der verbindung fs, hingegen fn klingt wie mn (beispiele unten).
(V) 1) der anlautende spirant leidet aphärese vor u, dessen umlaut y **), vor dem das u ersetzenden o (vgl. oben s. 138. 139.) vor o und dessen umlaut oe. So macht vella den pl. praet. ullo, conj. ylli; vadba das praet. odh, conj. oedhi; vinna das praet. vann, unno, ynni, unninn; so stehen odhinn (angels. voden, alth. wuotan) ormr (vermis) ordh (verbum) u. a. m. Vor ö aber und dem so oft mit oe vermengten ae bleibt v. be- stehen, vgl. völlr (campus) völu (gen. von vala) vön (orbata) vaeri (esset) vaegr (mitis) vaena (sperare) welches die entwickelung dieser laute bestätigt und die schrei- bung voro, vopn f. varo, vapn als verwerflich darstellt, (von einigen übergängen gleich nachher). Ob die aphä- rese schon von frühster zeit an gegolten hat, läßt sich bezweifeln, weil die alten lieder oft noch ein solches u und o consonantisch gebrauchen und z. b. (oegisdr. 2. 10.) vinr: ordhi; aulfs: vidharr alliterieren, gleich als ob vaulfs, vordhi geschrieben stünde, wie vermuthlich aus- gesprochen werden muß; dabei erwäge man die alte schreibung v für u, solarl. 26, verk: unnit, harbardsl.
*) Dieses v. (verschieden vom gewöhnl. altn. v = w) er- scheint zwar selten doch in alten hss. einigemahl statt f. geschrieben, vgl. völuspa 36 tivor (sacrificium, angelf. tiber, tiser, alth. zepar). Hierher gehört auch der eigen- name ivarr und svava neben svafa (vgl. unten v = f).
**) Y[r]kja (operari) steht nicht für virkja, wie Rask §. 521. annimmt, sondern für vyrkja (alth. wurchan).
I. altnordiſche conſonanten. labiales.
(B) wie im angelſ. d. h. (außer bb. und mb.) in al- len in- und auslauten durch die aſp. vertreten.
(F) anlautend wie im goth. und angelſ.; daß aber der in- und auslaut verſchiedenes urſprungs, bald or- gan. f. bald ſächſ. bh. und alth. v *) ſey, lehrt die is- länd. ausſprache (Raſk §. 36). Nämlich 1) auslautend oder vor unweſentlichem r klingt es wie ein hartes v, als haf (mare) hafr (caper) hâlfr (dimidius), ebenſo in- lautend vor allen vocaſen, als: hafa (habere) erfîngi (heres). Um hier in einigen wörtern den f. laut her- vorzubringen, ſchreibt man ein unorg. ff (wovon bei den gemin.) 2) vor l. n. dh. t. wie ein hartes b, bei- nahe bb, als: tafla (tabula) nafn (nemen) hafdhi (habuit) haſt (nodus; neuere (wie Biörn) ſchreiben ſogar in- lautend bl ſtatt fl, doch nicht bn. bt für fn. ft. — Den f. laut bebält f. in der verbindung fs, hingegen fn klingt wie mn (beiſpiele unten).
(V) 1) der anlautende ſpirant leidet aphäreſe vor u, deſſen umlaut y **), vor dem das u erſetzenden o (vgl. oben ſ. 138. 139.) vor ô und deſſen umlaut œ. So macht vëlla den pl. praet. ullo, conj. ylli; vadba das praet. ôdh, conj. œdhi; vinna das praet. vann, unno, ynni, unninn; ſo ſtehen ôdhinn (angelſ. vôden, alth. wuotan) ormr (vermis) ordh (verbum) u. a. m. Vor ö aber und dem ſo oft mit œ vermengten æ bleibt v. be- ſtehen, vgl. völlr (campus) völu (gen. von vala) vön (orbata) væri (eſſet) vægr (mitis) væna (ſperare) welches die entwickelung dieſer laute beſtätigt und die ſchrei- bung voro, vopn f. vâro, vâpn als verwerflich darſtellt, (von einigen übergängen gleich nachher). Ob die aphä- reſe ſchon von frühſter zeit an gegolten hat, läßt ſich bezweifeln, weil die alten lieder oft noch ein ſolches u und o conſonantiſch gebrauchen und z. b. (œgisdr. 2. 10.) vinr: ordhi; ûlfs: vidharr alliterieren, gleich als ob vûlfs, vordhi geſchrieben ſtünde, wie vermuthlich aus- geſprochen werden muß; dabei erwäge man die alte ſchreibung v für u, ſôlarl. 26, vërk: unnit, harbardsl.
*) Dieſes v. (verſchieden vom gewöhnl. altn. v = w) er- ſcheint zwar ſelten doch in alten hſſ. einigemahl ſtatt f. geſchrieben, vgl. völuſpâ 36 tivor (ſacrificium, angelf. tiber, tiſer, alth. zëpar). Hierher gehört auch der eigen- name ivarr und ſvava neben ſvafa (vgl. unten v = f).
**) Y[r]kja (operari) ſteht nicht für virkja, wie Raſk §. 521. annimmt, ſondern für vyrkja (alth. wurchan).
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0336"n="310"/><fwplace="top"type="header">I. <hirendition="#i">altnordiſche conſonanten. labiales.</hi></fw><lb/><p>(B) wie im angelſ. d. h. (außer bb. und mb.) in al-<lb/>
len in- und auslauten durch die aſp. vertreten.</p><lb/><p>(F) anlautend wie im goth. und angelſ.; daß aber<lb/>
der in- und auslaut verſchiedenes urſprungs, bald or-<lb/>
gan. f. bald ſächſ. bh. und alth. v <noteplace="foot"n="*)">Dieſes v. (verſchieden vom gewöhnl. altn. v = w) er-<lb/>ſcheint zwar ſelten doch in alten hſſ. einigemahl ſtatt f.<lb/>
geſchrieben, vgl. völuſpâ 36 tivor (ſacrificium, angelf.<lb/>
tiber, tiſer, alth. zëpar). Hierher gehört auch der eigen-<lb/>
name ivarr und ſvava neben ſvafa (vgl. unten v = f).</note>ſey, lehrt die is-<lb/>
länd. ausſprache (Raſk §. 36). Nämlich 1) auslautend<lb/>
oder vor unweſentlichem r klingt es wie ein hartes v,<lb/>
als haf (mare) hafr (caper) hâlfr (dimidius), ebenſo in-<lb/>
lautend vor allen vocaſen, als: hafa (habere) erfîngi<lb/>
(heres). Um hier in einigen wörtern den f. laut her-<lb/>
vorzubringen, ſchreibt man ein unorg. ff (wovon bei<lb/>
den gemin.) 2) vor l. n. dh. t. wie ein hartes b, bei-<lb/>
nahe bb, als: tafla (tabula) nafn (nemen) hafdhi (habuit)<lb/>
haſt (nodus; neuere (wie Biörn) ſchreiben ſogar in-<lb/>
lautend bl ſtatt fl, doch nicht bn. bt für fn. ft. — Den<lb/>
f. laut bebält f. in der verbindung <hirendition="#i">fs</hi>, hingegen <hirendition="#i">fn</hi><lb/>
klingt wie <hirendition="#i">mn</hi> (beiſpiele unten).</p><lb/><p>(V) 1) der anlautende ſpirant leidet aphäreſe vor u,<lb/>
deſſen umlaut y <noteplace="foot"n="**)">Y<supplied>r</supplied>kja (operari) ſteht nicht für virkja, wie Raſk §. 521.<lb/>
annimmt, ſondern für vyrkja (alth. wurchan).</note>, vor dem das u erſetzenden o<lb/>
(vgl. oben ſ. 138. 139.) vor ô und deſſen umlaut œ. So<lb/>
macht vëlla den pl. praet. ullo, conj. ylli; vadba das<lb/>
praet. ôdh, conj. œdhi; vinna das praet. vann, unno,<lb/>
ynni, unninn; ſo ſtehen ôdhinn (angelſ. vôden, alth.<lb/>
wuotan) ormr (vermis) ordh (verbum) u. a. m. Vor ö<lb/>
aber und dem ſo oft mit œ vermengten æ bleibt v. be-<lb/>ſtehen, vgl. völlr (campus) völu (gen. von vala) vön<lb/>
(orbata) væri (eſſet) vægr (mitis) væna (ſperare) welches<lb/>
die entwickelung dieſer laute beſtätigt und die ſchrei-<lb/>
bung voro, vopn f. vâro, vâpn als verwerflich darſtellt,<lb/>
(von einigen übergängen gleich nachher). Ob die aphä-<lb/>
reſe ſchon von frühſter zeit an gegolten hat, läßt ſich<lb/>
bezweifeln, weil die alten lieder oft noch ein ſolches u<lb/>
und o conſonantiſch gebrauchen und z. b. (œgisdr. 2. 10.)<lb/>
vinr: ordhi; ûlfs: vidharr alliterieren, gleich als ob<lb/>
vûlfs, vordhi geſchrieben ſtünde, wie vermuthlich aus-<lb/>
geſprochen werden muß; dabei erwäge man die alte<lb/>ſchreibung v für u, ſôlarl. 26, vërk: unnit, harbardsl.<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[310/0336]
I. altnordiſche conſonanten. labiales.
(B) wie im angelſ. d. h. (außer bb. und mb.) in al-
len in- und auslauten durch die aſp. vertreten.
(F) anlautend wie im goth. und angelſ.; daß aber
der in- und auslaut verſchiedenes urſprungs, bald or-
gan. f. bald ſächſ. bh. und alth. v *) ſey, lehrt die is-
länd. ausſprache (Raſk §. 36). Nämlich 1) auslautend
oder vor unweſentlichem r klingt es wie ein hartes v,
als haf (mare) hafr (caper) hâlfr (dimidius), ebenſo in-
lautend vor allen vocaſen, als: hafa (habere) erfîngi
(heres). Um hier in einigen wörtern den f. laut her-
vorzubringen, ſchreibt man ein unorg. ff (wovon bei
den gemin.) 2) vor l. n. dh. t. wie ein hartes b, bei-
nahe bb, als: tafla (tabula) nafn (nemen) hafdhi (habuit)
haſt (nodus; neuere (wie Biörn) ſchreiben ſogar in-
lautend bl ſtatt fl, doch nicht bn. bt für fn. ft. — Den
f. laut bebält f. in der verbindung fs, hingegen fn
klingt wie mn (beiſpiele unten).
(V) 1) der anlautende ſpirant leidet aphäreſe vor u,
deſſen umlaut y **), vor dem das u erſetzenden o
(vgl. oben ſ. 138. 139.) vor ô und deſſen umlaut œ. So
macht vëlla den pl. praet. ullo, conj. ylli; vadba das
praet. ôdh, conj. œdhi; vinna das praet. vann, unno,
ynni, unninn; ſo ſtehen ôdhinn (angelſ. vôden, alth.
wuotan) ormr (vermis) ordh (verbum) u. a. m. Vor ö
aber und dem ſo oft mit œ vermengten æ bleibt v. be-
ſtehen, vgl. völlr (campus) völu (gen. von vala) vön
(orbata) væri (eſſet) vægr (mitis) væna (ſperare) welches
die entwickelung dieſer laute beſtätigt und die ſchrei-
bung voro, vopn f. vâro, vâpn als verwerflich darſtellt,
(von einigen übergängen gleich nachher). Ob die aphä-
reſe ſchon von frühſter zeit an gegolten hat, läßt ſich
bezweifeln, weil die alten lieder oft noch ein ſolches u
und o conſonantiſch gebrauchen und z. b. (œgisdr. 2. 10.)
vinr: ordhi; ûlfs: vidharr alliterieren, gleich als ob
vûlfs, vordhi geſchrieben ſtünde, wie vermuthlich aus-
geſprochen werden muß; dabei erwäge man die alte
ſchreibung v für u, ſôlarl. 26, vërk: unnit, harbardsl.
*) Dieſes v. (verſchieden vom gewöhnl. altn. v = w) er-
ſcheint zwar ſelten doch in alten hſſ. einigemahl ſtatt f.
geſchrieben, vgl. völuſpâ 36 tivor (ſacrificium, angelf.
tiber, tiſer, alth. zëpar). Hierher gehört auch der eigen-
name ivarr und ſvava neben ſvafa (vgl. unten v = f).
**) Yrkja (operari) ſteht nicht für virkja, wie Raſk §. 521.
annimmt, ſondern für vyrkja (alth. wurchan).
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/336>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.