2) vor h. hs (x) und ht; die belege sind selten: feoh (pecunia) bleoh (color) feohtan (pugnare) peohtas (picti) seox (sex); gewöhnlicher ist der übergang in i: six, riht (alth. reht) etc. (s. oben beim i und un- ten beim h.)
3) anderwärts schwankt der laut zwischen e und eo, nachstehende zeigen meistens eo: beo (apis) seo (illa) eode (ivit) eodor (tectum) geof (donum) geo- fon (mare) heoson (coelum) beofan (tremere) eofor (aper) cleofu (rupes) ceol (celox) geolu (flavus) eo- loc (carex) meoloc (lac) veoloc (concha) eom (sum) beon (esse) heonon (hinc) heoro (ensis) heora (eo- (rum) heorot (cervus) veorold (mundus) sveostor (soror) preost (presbyter) eoten (gigas) sveot (turma) sveotol (manifestus) etc.
4) eo hat gleich dem ea (von welchem es überall ge- nau zu scheiden ist) zwar diphthongische, doch halbkurze aussprache, mit bloßem vorschlag des e. Die hauptfälle seines eintritts (folgendes r und h) stellen es dem goth. ai (oben s. 44.) nahe und wenn da ein a dem i vorschlägt, so hat sich hier umge- dreht e (das heißt i) in den vor-, und o in den betonten nachschlag gelegt. Denn daß o überwiegt scheint mir aus dem parallelen nord. ia (beinahe ja) zu folgen, welches in iö umlautet und ein sol- ches o für a (s. oben bei o) mag auch das angels. o in eo seyn, nämlich ein kurzes o. Es muste sich vor dem aus a stammenden ea eigenthümlich zu eo bestimmen. Den vorschlag e beweisen die übergänge in i. Der grund weshalb h und r auf den vorher- gehenden vocal zurückwirken, kann zwar in der schweren aussprache beider consonanten liegen, ge- hört aber zu den sprachgeheimnissen, die sich erst künftiger forschung näher enthüllen werden, vgl. oben s. 44. 48. 80. 84. 90. 91. *). --
II) eo = goth. und alth. iu; der accent auf dem o wi- derstreitet der s. 50 und 108 vorgetragnen bezeichnung iu (nicht iu), zu dem eo bewogen mich doch theils die bestimmte accentuation nio-bedd und liodho-ben- dum (Par. 9. 1, 23.) theils die nord. accentuation io,
*) Auch der wechsel zwischen e und o pflegt sich zumahl vor h. r (oder s) zu ereignen. vgl. das hoohd. trehtein, trohtein; werolt, worolt; wehha, wehha.
I. angelſächſiſche vocale.
2) vor h. hs (x) und ht; die belege ſind ſelten: fëoh (pecunia) blëoh (color) fëohtan (pugnare) pëohtas (picti) ſëox (ſex); gewöhnlicher iſt der übergang in i: ſix, riht (alth. rëht) etc. (ſ. oben beim i und un- ten beim h.)
4) ëo hat gleich dem ëa (von welchem es überall ge- nau zu ſcheiden iſt) zwar diphthongiſche, doch halbkurze ausſprache, mit bloßem vorſchlag des ë. Die hauptfälle ſeines eintritts (folgendes r und h) ſtellen es dem goth. aí (oben ſ. 44.) nahe und wenn da ein a dem i vorſchlägt, ſo hat ſich hier umge- dreht ë (das heißt i) in den vor-, und o in den betonten nachſchlag gelegt. Denn daß o überwiegt ſcheint mir aus dem parallelen nord. ia (beinahe ja) zu folgen, welches in iö umlautet und ein ſol- ches o für a (ſ. oben bei o) mag auch das angelſ. o in ëo ſeyn, nämlich ein kurzes o. Es muſte ſich vor dem aus a ſtammenden ëa eigenthümlich zu ëo beſtimmen. Den vorſchlag ë beweiſen die übergänge in i. Der grund weshalb h und r auf den vorher- gehenden vocal zurückwirken, kann zwar in der ſchweren ausſprache beider conſonanten liegen, ge- hört aber zu den ſprachgeheimniſſen, die ſich erſt künftiger forſchung näher enthüllen werden, vgl. oben ſ. 44. 48. 80. 84. 90. 91. *). —
II) ëó = goth. und alth. iu; der accent auf dem ó wi- derſtreitet der ſ. 50 und 108 vorgetragnen bezeichnung íu (nicht iú), zu dem ëó bewogen mich doch theils die beſtimmte accentuation nió-bedd und liódho-ben- dum (Par. 9. 1, 23.) theils die nord. accentuation ió,
*) Auch der wechſel zwiſchen ë und o pflegt ſich zumahl vor h. r (oder ſ) zu ereignen. vgl. das hoohd. trëhtîn, trohtîn; wërolt, worolt; wëhha, wehha.
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I. angelſächſiſche vocale.
2) vor h. hs (x) und ht; die belege ſind ſelten: fëoh
(pecunia) blëoh (color) fëohtan (pugnare) pëohtas
(picti) ſëox (ſex); gewöhnlicher iſt der übergang in
i: ſix, riht (alth. rëht) etc. (ſ. oben beim i und un-
ten beim h.)
3) anderwärts ſchwankt der laut zwiſchen ë und ëo,
nachſtehende zeigen meiſtens ëo: bëo (apis) ſëo
(illa) ëode (ivit) ëodor (tectum) gëof (donum) gëo-
fon (mare) hëoſon (coelum) bëofan (tremere) ëofor
(aper) clëofu (rupes) cëol (celox) gëolu (flavus) ëo-
loc (carex) mëoloc (lac) vëoloc (concha) ëom (ſum)
bëon (eſſe) hëonon (hinc) hëoro (enſis) hëora (eo-
(rum) hëorot (cervus) vëorold (mundus) ſvëoſtor
(ſoror) prëoſt (presbyter) ëoten (gigas) ſvëot (turma)
ſvëotol (manifeſtus) etc.
4) ëo hat gleich dem ëa (von welchem es überall ge-
nau zu ſcheiden iſt) zwar diphthongiſche, doch
halbkurze ausſprache, mit bloßem vorſchlag des ë.
Die hauptfälle ſeines eintritts (folgendes r und h)
ſtellen es dem goth. aí (oben ſ. 44.) nahe und wenn
da ein a dem i vorſchlägt, ſo hat ſich hier umge-
dreht ë (das heißt i) in den vor-, und o in den
betonten nachſchlag gelegt. Denn daß o überwiegt
ſcheint mir aus dem parallelen nord. ia (beinahe
ja) zu folgen, welches in iö umlautet und ein ſol-
ches o für a (ſ. oben bei o) mag auch das angelſ.
o in ëo ſeyn, nämlich ein kurzes o. Es muſte ſich
vor dem aus a ſtammenden ëa eigenthümlich zu ëo
beſtimmen. Den vorſchlag ë beweiſen die übergänge
in i. Der grund weshalb h und r auf den vorher-
gehenden vocal zurückwirken, kann zwar in der
ſchweren ausſprache beider conſonanten liegen, ge-
hört aber zu den ſprachgeheimniſſen, die ſich erſt
künftiger forſchung näher enthüllen werden, vgl.
oben ſ. 44. 48. 80. 84. 90. 91. *). —
II) ëó = goth. und alth. iu; der accent auf dem ó wi-
derſtreitet der ſ. 50 und 108 vorgetragnen bezeichnung
íu (nicht iú), zu dem ëó bewogen mich doch theils
die beſtimmte accentuation nió-bedd und liódho-ben-
dum (Par. 9. 1, 23.) theils die nord. accentuation ió,
*) Auch der wechſel zwiſchen ë und o pflegt ſich zumahl
vor h. r (oder ſ) zu ereignen. vgl. das hoohd. trëhtîn,
trohtîn; wërolt, worolt; wëhha, wehha.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/266>, abgerufen am 22.11.2024.
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