homan und nom; ich kann mir nicht denken, daß hier ein gedehntes o richtig sey, weil sich doch kein vong, rommes annehmen läßt; vermuthlich sollte der acutus die verschiedenheit von dem gewöhnlichen o bezeich- nen]. Hierher scheinen mir auch die bildungsendun- gen -ol, -or, (alth. al, ar) zu hören.
2) und in der regel, entspricht es, wie im alth., dem goth. au und u. Belege: die endung -o in mago, brego, die starken part. praet. mit dem ablaut o, god (Deus) boda (nuntius) ofn (fornax) ofer (super) cofe (cubile) toga (dux) volcen (nubes) bold (man- sio) gold (aurum) holt (silva) folm (manus) holm (insula) bolster (pulvinar) cnol, cnolles (vertex) bord (margo) vord (verbum) storm (procella) vorn (acervus) thorn (spina) tor, torres (turris) cosp (vinculum) hosc (ludibrium) botm (fundus). -- Einigemahl vertritt dies o auch das e (oben s. 82. 83.) z. b. in vosan st. vesan; voruld st. veoruld, veruld; umgekehrt e das o, z. b. mergen f. morgen.
(U) gleichfalls zweierlei
1) dem goth. u parallel und zwar jederzeit vor den cons. verbindungen mm. nn. mp. mb. nt etc. (wie bei a und i) sodann in andern fällen, welche (außer den ablauten und endungen -u, -um) folgende wörter belegen: bucca (hircus) tuddor (progenies) ful (pocu- lum) full (plenus) fultum (auxilium) vuldor (gloria) sum (quidam) sumor (aestas) trum (firmus) hup (coxa) us (nobis) husl (sacrisicium) susl (supplicium) lust (vo- luptas) cudh (notus) mudh (os) tux (dens maxill.) etc.
2) dem goth. i, vgl. vuduve (vidua) vucu (septimana) vudu (silva, alth. witu) vuht f. wiht (aliquid) cvuc oder cuc f. qvic (vivus) svura f. svira (collum). In lufu (amor) steht es sogar für das alth. iu, io (? laufu).
(Y) y, kurzer und einfacher vocal
1) ursprünglich ist er als umlaut des u zu betrachten und verhält sich zu ihm, wie e zu a. Merkwürdig, daß die ältesten angels. denkmähler diesen im alth. unbekannten umlaut, der erst im mittelh. ü erscheint, besitzen; auch die nord. mundart besitzt ihn so frühe; die aussprache war ohne zweifel die des gr. v oder mittelh. ü. Der grund des umlauts liegt in dem i oder e der endung, welches aber, gleich dem e, häu- sig weggefallen ist. Belege: tyddrjan (propagare) hyge
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I. angelſächſiſche vocale.
hóman und nóm; ich kann mir nicht denken, daß hier ein gedehntes ô richtig ſey, weil ſich doch kein vông, rômmes annehmen läßt; vermuthlich ſollte der acutus die verſchiedenheit von dem gewöhnlichen o bezeich- nen]. Hierher ſcheinen mir auch die bildungsendun- gen -ol, -or, (alth. al, ar) zu hören.
2) und in der regel, entſpricht es, wie im alth., dem goth. aú und u. Belege: die endung -o in mago, brego, die ſtarken part. praet. mit dem ablaut o, god (Deus) boda (nuntius) ofn (fornax) ofer (ſuper) cofe (cubile) toga (dux) volcen (nubes) bold (man- ſio) gold (aurum) holt (ſilva) folm (manus) holm (inſula) bolſter (pulvinar) cnol, cnolles (vertex) bord (margo) vord (verbum) ſtorm (procella) vorn (acervus) þorn (ſpina) tor, torres (turris) coſp (vinculum) hoſc (ludibrium) botm (fundus). — Einigemahl vertritt dies o auch das ë (oben ſ. 82. 83.) z. b. in voſan ſt. vëſan; voruld ſt. vëoruld, vëruld; umgekehrt ë das o, z. b. mërgen f. morgen.
(U) gleichfalls zweierlei
1) dem goth. u parallel und zwar jederzeit vor den conſ. verbindungen mm. nn. mp. mb. nt etc. (wie bei a und i) ſodann in andern fällen, welche (außer den ablauten und endungen -u, -um) folgende wörter belegen: bucca (hircus) tuddor (progenies) ful (pocu- lum) full (plenus) fultum (auxilium) vuldor (gloria) ſum (quidam) ſumor (aeſtas) trum (firmus) hup (coxa) us (nobis) huſl (ſacriſicium) ſuſl (ſupplicium) luſt (vo- luptas) cudh (notus) mudh (os) tux (dens maxill.) etc.
2) dem goth. i, vgl. vuduve (vidua) vucu (ſeptimana) vudu (ſilva, alth. witu) vuht f. wiht (aliquid) cvuc oder cuc f. qvic (vivus) ſvura f. ſvira (collum). In lufu (amor) ſteht es ſogar für das alth. iu, io (? lûfu).
(Y) y, kurzer und einfacher vocal
1) urſprünglich iſt er als umlaut des u zu betrachten und verhält ſich zu ihm, wie e zu a. Merkwürdig, daß die älteſten angelſ. denkmähler dieſen im alth. unbekannten umlaut, der erſt im mittelh. ü erſcheint, beſitzen; auch die nord. mundart beſitzt ihn ſo frühe; die ausſprache war ohne zweifel die des gr. v oder mittelh. ü. Der grund des umlauts liegt in dem i oder ë der endung, welches aber, gleich dem e, häu- ſig weggefallen iſt. Belege: tyddrjan (propagare) hygë
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I. angelſächſiſche vocale.
hóman und nóm; ich kann mir nicht denken, daß hier
ein gedehntes ô richtig ſey, weil ſich doch kein vông,
rômmes annehmen läßt; vermuthlich ſollte der acutus
die verſchiedenheit von dem gewöhnlichen o bezeich-
nen]. Hierher ſcheinen mir auch die bildungsendun-
gen -ol, -or, (alth. al, ar) zu hören.
2) und in der regel, entſpricht es, wie im alth., dem
goth. aú und u. Belege: die endung -o in mago,
brego, die ſtarken part. praet. mit dem ablaut o, god
(Deus) boda (nuntius) ofn (fornax) ofer (ſuper)
cofe (cubile) toga (dux) volcen (nubes) bold (man-
ſio) gold (aurum) holt (ſilva) folm (manus) holm
(inſula) bolſter (pulvinar) cnol, cnolles (vertex) bord
(margo) vord (verbum) ſtorm (procella) vorn (acervus)
þorn (ſpina) tor, torres (turris) coſp (vinculum) hoſc
(ludibrium) botm (fundus). — Einigemahl vertritt dies
o auch das ë (oben ſ. 82. 83.) z. b. in voſan ſt. vëſan;
voruld ſt. vëoruld, vëruld; umgekehrt ë das o, z. b.
mërgen f. morgen.
(U) gleichfalls zweierlei
1) dem goth. u parallel und zwar jederzeit vor den
conſ. verbindungen mm. nn. mp. mb. nt etc. (wie bei
a und i) ſodann in andern fällen, welche (außer den
ablauten und endungen -u, -um) folgende wörter
belegen: bucca (hircus) tuddor (progenies) ful (pocu-
lum) full (plenus) fultum (auxilium) vuldor (gloria)
ſum (quidam) ſumor (aeſtas) trum (firmus) hup (coxa)
us (nobis) huſl (ſacriſicium) ſuſl (ſupplicium) luſt (vo-
luptas) cudh (notus) mudh (os) tux (dens maxill.) etc.
2) dem goth. i, vgl. vuduve (vidua) vucu (ſeptimana)
vudu (ſilva, alth. witu) vuht f. wiht (aliquid) cvuc oder
cuc f. qvic (vivus) ſvura f. ſvira (collum). In lufu
(amor) ſteht es ſogar für das alth. iu, io (? lûfu).
(Y) y, kurzer und einfacher vocal
1) urſprünglich iſt er als umlaut des u zu betrachten
und verhält ſich zu ihm, wie e zu a. Merkwürdig,
daß die älteſten angelſ. denkmähler dieſen im alth.
unbekannten umlaut, der erſt im mittelh. ü erſcheint,
beſitzen; auch die nord. mundart beſitzt ihn ſo frühe;
die ausſprache war ohne zweifel die des gr. v oder
mittelh. ü. Der grund des umlauts liegt in dem i
oder ë der endung, welches aber, gleich dem e, häu-
ſig weggefallen iſt. Belege: tyddrjan (propagare) hygë
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/253>, abgerufen am 22.11.2024.
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