(bairischer) dialect betrachtet werden müßen; es scheint jedoch, daß sich das ai eher in ei, als das au in ou verändert habe, indem J. und K., die noch dem au an- hängen, bereits das ei annehmen (eine vermuthung hier- über unten bei der bemerkung über den alth. umlaut). -- Wie vorhin gesagt, stehet au vor m; b. p. f; g. k. hh und nicht vor n. r. h. s. d. t. ß. (man merke daß der liq. l weder au noch o vorhergeht, wohl aber das sonst analoge ai, ei und e). Beispiele: thaum (vapor) slaum (sordes) paum (arbor) straum (alvens) saum (ora, sella) gauma (cura) gaumo (faux) traum (somnium) haubit (caput) raubon (spoliare) gilaubein (fides) zaupar (monstrum) laup (folium) staup (pulvis) kauf (emtio) stauf (cyathus) trauf (stillavit) taufi (baptisma) hlaufan (currere) pisausan (mer- gere) auga (oculus) saugen (lactare) gaugron (vacare) flaugen (fugare) laugnen (inficiari) taugno (clam) trauc (fefellit) pauc (umbo) hauc (collis) lauc (slamma) flauc (volavit) auhhon (augere) bauhhan (signum) prauhhan (uti). Zu erwägen bleiben noch
1) einsilbige wörter auf au, wohin namentlich die praet. blau, hrau, chau, brau, die ich nicht belegen, son- dern nur aus der analogen späteren form blou, rou, kou, brou vermuthen kann. Hierher auch die subst. tau (ros) gl. jun. 224. dau (mos, wovon dauleih, moralis gl. hrab. 961a) und die adj. clau (prudens) frau (laetus) rau (crudus) obgleich diese fast nur mit angehängtem kennzeichen vorkommen: clawaß, frawaß, rawaß und daneben die einfachen clo, fro, ro eintreten können. Weiteres unten beim cons. w.
2) wörter mit dem auslaut h, in denen doch dieser nicht der einfache spirant h seyn kann (vor welchem au in o übergeht) sondern für die asp. hh (ch) steht, vgl. auh (etiam) rauh (fumus) lauh (clausit) lauh (allium) bauhnida (significavit). Weiteres beim h. --
Die zeit, wo au vor m. b. p. etc. in ou übergieng läßt sich nicht genau ansetzen; denkmähler des 8. jahrh haben noch meistens au, bei T. O. N. ist das ou entschieden. Doch urkunden aus der zweiten hälfte des 8ten zeigen schon ou, vgl. Eccard fr. or. 1, 675. in einer urk. von 779 houc und bei Neugart no. 68. (von
Daher auch im calend. goth. (Maji spec. p. 26.) gu[t]thiuda. Claudian braucht go richtig kurz, eine inschrift (Gruter 161,2.) lang.
I. althochdeutſche vocale.
(bairiſcher) dialect betrachtet werden müßen; es ſcheint jedoch, daß ſich das ai eher in ei, als das au in ou verändert habe, indem J. und K., die noch dem au an- hängen, bereits das ei annehmen (eine vermuthung hier- über unten bei der bemerkung über den alth. umlaut). — Wie vorhin geſagt, ſtehet au vor m; b. p. f; g. k. hh und nicht vor n. r. h. ſ. d. t. Ʒ. (man merke daß der liq. l weder au noch ô vorhergeht, wohl aber das ſonſt analoge ai, ei und ê). Beiſpiele: thaum (vapor) ſlaum (ſordes) paum (arbor) ſtraum (alvens) ſaum (ora, ſella) gauma (cura) gaumo (faux) traum (ſomnium) haubit (caput) raubôn (ſpoliare) gilaubîn (fides) zaupar (monſtrum) laup (folium) ſtaup (pulvis) kauf (emtio) ſtauf (cyathus) trauf (ſtillavit) taufì (baptiſma) hlaufan (currere) piſauſan (mer- gere) auga (oculus) ſaugen (lactare) gaugron (vacare) flaugen (fugare) laugnen (inficiari) taugno (clam) trauc (fefellit) pauc (umbo) hauc (collis) lauc (ſlamma) flauc (volavit) auhhôn (augere) bauhhan (ſignum) prauhhan (uti). Zu erwägen bleiben noch
1) einſilbige wörter auf au, wohin namentlich die praet. blau, hrau, chau, brau, die ich nicht belegen, ſon- dern nur aus der analogen ſpäteren form blou, rou, kou, brou vermuthen kann. Hierher auch die ſubſt. tau (ros) gl. jun. 224. dau (mos, wovon daulîh, moralis gl. hrab. 961a) und die adj. clau (prudens) frau (laetus) rau (crudus) obgleich dieſe faſt nur mit angehängtem kennzeichen vorkommen: clawaƷ, frawaƷ, rawaƷ und daneben die einfachen clô, frô, rô eintreten können. Weiteres unten beim conſ. w.
2) wörter mit dem auslaut h, in denen doch dieſer nicht der einfache ſpirant h ſeyn kann (vor welchem au in ô übergeht) ſondern für die aſp. hh (ch) ſteht, vgl. auh (etiam) rauh (fumus) lauh (clauſit) lauh (allium) bauhnida (ſignificavit). Weiteres beim h. —
Die zeit, wo au vor m. b. p. etc. in ou übergieng läßt ſich nicht genau anſetzen; denkmähler des 8. jahrh haben noch meiſtens au, bei T. O. N. iſt das ou entſchieden. Doch urkunden aus der zweiten hälfte des 8ten zeigen ſchon ou, vgl. Eccard fr. or. 1, 675. in einer urk. von 779 houc und bei Neugart no. 68. (von
Daher auch im calend. goth. (Maji ſpec. p. 26.) gu[t]þiuda. Claudian braucht go richtig kurz, eine inſchrift (Gruter 161,2.) lang.
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verändert habe, indem J. und K., die noch dem au an-
hängen, bereits das ei annehmen (eine vermuthung hier-
über unten bei der bemerkung über den alth. umlaut). —
Wie vorhin geſagt, ſtehet au vor m; b. p. f; g. k. hh
und nicht vor n. r. h. ſ. d. t. Ʒ. (man merke daß der liq. l
weder au noch ô vorhergeht, wohl aber das ſonſt analoge
ai, ei und ê). Beiſpiele: thaum (vapor) ſlaum (ſordes)
paum (arbor) ſtraum (alvens) ſaum (ora, ſella) gauma
(cura) gaumo (faux) traum (ſomnium) haubit (caput)
raubôn (ſpoliare) gilaubîn (fides) zaupar (monſtrum) laup
(folium) ſtaup (pulvis) kauf (emtio) ſtauf (cyathus) trauf
(ſtillavit) taufì (baptiſma) hlaufan (currere) piſauſan (mer-
gere) auga (oculus) ſaugen (lactare) gaugron (vacare)
flaugen (fugare) laugnen (inficiari) taugno (clam) trauc
(fefellit) pauc (umbo) hauc (collis) lauc (ſlamma) flauc
(volavit) auhhôn (augere) bauhhan (ſignum) prauhhan
(uti). Zu erwägen bleiben noch
1) einſilbige wörter auf au, wohin namentlich die praet.
blau, hrau, chau, brau, die ich nicht belegen, ſon-
dern nur aus der analogen ſpäteren form blou, rou,
kou, brou vermuthen kann. Hierher auch die ſubſt.
tau (ros) gl. jun. 224. dau (mos, wovon daulîh, moralis
gl. hrab. 961a) und die adj. clau (prudens) frau (laetus)
rau (crudus) obgleich dieſe faſt nur mit angehängtem
kennzeichen vorkommen: clawaƷ, frawaƷ, rawaƷ und
daneben die einfachen clô, frô, rô eintreten können.
Weiteres unten beim conſ. w.
2) wörter mit dem auslaut h, in denen doch dieſer nicht
der einfache ſpirant h ſeyn kann (vor welchem au
in ô übergeht) ſondern für die aſp. hh (ch) ſteht, vgl.
auh (etiam) rauh (fumus) lauh (clauſit) lauh (allium)
bauhnida (ſignificavit). Weiteres beim h. —
Die zeit, wo au vor m. b. p. etc. in ou übergieng
läßt ſich nicht genau anſetzen; denkmähler des 8.
jahrh haben noch meiſtens au, bei T. O. N. iſt das ou
entſchieden. Doch urkunden aus der zweiten hälfte
des 8ten zeigen ſchon ou, vgl. Eccard fr. or. 1, 675. in
einer urk. von 779 houc und bei Neugart no. 68. (von
**)
**) Daher auch im calend. goth. (Maji ſpec. p. 26.) gutþiuda.
Claudian braucht go richtig kurz, eine inſchrift (Gruter
161,2.) lang.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/126>, abgerufen am 22.11.2024.
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