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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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II. allgemeine vergleichung der conjugation.
silbigen verschmelzen beide i zu ei oder ei (branneis,
branneith; alth. prenneis, prenneit). Das ableitende o
zehrt alle flexionsvocale auf (s. 849.) ebenso das ab-
leitende e im alth. (s. 879.) nicht ai im goth., welches
zwar -i in sich aufnimmt, von -a hingegen selbst
verschlungen wird (s. 850). -- 2) praeteritum; die
drei pers. des pl. haben durchgreifend u (angels. o) in
starker wie in schwacher form, weil hier keine be-
rührung des durch das eingeschaltete d, t getrennten
ableitungsvocals möglich ist; dieses bestärkt daher den
schluß auf die einerleiheit der vocale des starken und
schwachen praes. Der sg. gewährt nirgends u, viel-
mehr in I. III. schwacher form a, welches in starker
abgeworfen erscheint; nasida leitet auf haihaita, fora
st. haihait, for; für unorganisch halte ich die altn.
unterscheidung zwischen -a erster und -i dritter
pers., umsomehr, als letzteres keinen umlaut wirkt.
II. sg. besitzt in schwacher conj. goth. e, alth. und
alts. o, angels. ein ungewisses e, altn. unorganisches
i (ohne umlaut); II. sg. starker conj. goth. und altn.
zwischen dem cons. der wurzel und dem t der
flexion gar keinen vocal, ebensowenig in den ano-
malien scalt, scealt etc. der übrigen sprachen. Die
gewöhnliche alth. alts. angels. flexion dieser person ist
hingegen bloß vocalisch -i, -e (= e) mit umlaut. --
b) (conjunctivus) herrschende vocale sind; ai (e) im
praes., ei (ei) im praet. 1) praesens; goth. haben alle
pers. ai, ausg. I. sg. au, in schwacher form bleibt
ai nach dem abl. vocal i unverletzt, wird aber von
o verschlungen, in dritter conj. verschlingt es den
ableitungsvocal (-au, -ais etc. f. ajau, ajais); alth.
gilt e in allen pers. des pl. und II. sg., unsicher sind
die e für I. III. sg; auch in der schwachen form besteht
das flexivische e neben dem ableitenden i, o und e,
wiewohl nicht in allen denkmählern (s. 875. 879.).
Die wahre beschaffenheit der angels. -e des conj.
praes. bleibt ungewis; im altn. erscheint kurzes i, das
aber auf eine frühere länge deutet (s. 913), im gegensatz
zur syncope des i in II. III. sg. ind., d.h. gefir (des)
verhält sich zu gefr (das) wie in älterer zeit gefeir
(des) zu gefir (das). -- 2) praeteritum; goth. II. sg.
I. II. III. pl. ei, I. sg. jau, III. sg. i; alth. II. sg. I. II.
III. pl. ei, I. III. sg. i. Die schwache conj. stimmt, wie
im ind., völlig zur starken, weil keine collision zwi-
schen vocal der abl. und flexion möglich ist. -- g)
II. allgemeine vergleichung der conjugation.
ſilbigen verſchmelzen beide i zu ei oder î (branneis,
branneiþ; alth. prennîs, prennît). Das ableitende ô
zehrt alle flexionsvocale auf (ſ. 849.) ebenſo das ab-
leitende ê im alth. (ſ. 879.) nicht ái im goth., welches
zwar -i in ſich aufnimmt, von -a hingegen ſelbſt
verſchlungen wird (ſ. 850). — 2) praeteritum; die
drei perſ. des pl. haben durchgreifend u (angelſ. o) in
ſtarker wie in ſchwacher form, weil hier keine be-
rührung des durch das eingeſchaltete d, t getrennten
ableitungsvocals möglich iſt; dieſes beſtärkt daher den
ſchluß auf die einerleiheit der vocale des ſtarken und
ſchwachen praeſ. Der ſg. gewährt nirgends u, viel-
mehr in I. III. ſchwacher form a, welches in ſtarker
abgeworfen erſcheint; naſida leitet auf háiháita, fôra
ſt. háiháit, fôr; für unorganiſch halte ich die altn.
unterſcheidung zwiſchen -a erſter und -i dritter
perſ., umſomehr, als letzteres keinen umlaut wirkt.
II. ſg. beſitzt in ſchwacher conj. goth. ê, alth. und
altſ. ô, angelſ. ein ungewiſſes e, altn. unorganiſches
i (ohne umlaut); II. ſg. ſtarker conj. goth. und altn.
zwiſchen dem conſ. der wurzel und dem t der
flexion gar keinen vocal, ebenſowenig in den ano-
malien ſcalt, ſcëalt etc. der übrigen ſprachen. Die
gewöhnliche alth. altſ. angelſ. flexion dieſer perſon iſt
hingegen bloß vocaliſch -i, -e (= ë) mit umlaut. —
β) (conjunctivus) herrſchende vocale ſind; ái (ê) im
praeſ., ei (î) im praet. 1) praeſens; goth. haben alle
perſ. ái, ausg. I. ſg. áu, in ſchwacher form bleibt
ái nach dem abl. vocal i unverletzt, wird aber von
ô verſchlungen, in dritter conj. verſchlingt es den
ableitungsvocal (-áu, -áis etc. f. ajau, ajáis); alth.
gilt ê in allen perſ. des pl. und II. ſg., unſicher ſind
die e für I. III. ſg; auch in der ſchwachen form beſteht
das flexiviſche ê neben dem ableitenden i, ô und ê,
wiewohl nicht in allen denkmählern (ſ. 875. 879.).
Die wahre beſchaffenheit der angelſ. -e des conj.
praeſ. bleibt ungewis; im altn. erſcheint kurzes i, das
aber auf eine frühere länge deutet (ſ. 913), im gegenſatz
zur ſyncope des i in II. III. ſg. ind., d.h. gëfir (des)
verhält ſich zu gëfr (das) wie in älterer zeit gëfeir
(des) zu gëfir (das). — 2) praeteritum; goth. II. ſg.
I. II. III. pl. ei, I. ſg. jáu, III. ſg. i; alth. II. ſg. I. II.
III. pl. î, I. III. ſg. i. Die ſchwache conj. ſtimmt, wie
im ind., völlig zur ſtarken, weil keine colliſion zwi-
ſchen vocal der abl. und flexion möglich iſt. — γ)
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[1048/1074] II. allgemeine vergleichung der conjugation. ſilbigen verſchmelzen beide i zu ei oder î (branneis, branneiþ; alth. prennîs, prennît). Das ableitende ô zehrt alle flexionsvocale auf (ſ. 849.) ebenſo das ab- leitende ê im alth. (ſ. 879.) nicht ái im goth., welches zwar -i in ſich aufnimmt, von -a hingegen ſelbſt verſchlungen wird (ſ. 850). — 2) praeteritum; die drei perſ. des pl. haben durchgreifend u (angelſ. o) in ſtarker wie in ſchwacher form, weil hier keine be- rührung des durch das eingeſchaltete d, t getrennten ableitungsvocals möglich iſt; dieſes beſtärkt daher den ſchluß auf die einerleiheit der vocale des ſtarken und ſchwachen praeſ. Der ſg. gewährt nirgends u, viel- mehr in I. III. ſchwacher form a, welches in ſtarker abgeworfen erſcheint; naſida leitet auf háiháita, fôra ſt. háiháit, fôr; für unorganiſch halte ich die altn. unterſcheidung zwiſchen -a erſter und -i dritter perſ., umſomehr, als letzteres keinen umlaut wirkt. II. ſg. beſitzt in ſchwacher conj. goth. ê, alth. und altſ. ô, angelſ. ein ungewiſſes e, altn. unorganiſches i (ohne umlaut); II. ſg. ſtarker conj. goth. und altn. zwiſchen dem conſ. der wurzel und dem t der flexion gar keinen vocal, ebenſowenig in den ano- malien ſcalt, ſcëalt etc. der übrigen ſprachen. Die gewöhnliche alth. altſ. angelſ. flexion dieſer perſon iſt hingegen bloß vocaliſch -i, -e (= ë) mit umlaut. — β) (conjunctivus) herrſchende vocale ſind; ái (ê) im praeſ., ei (î) im praet. 1) praeſens; goth. haben alle perſ. ái, ausg. I. ſg. áu, in ſchwacher form bleibt ái nach dem abl. vocal i unverletzt, wird aber von ô verſchlungen, in dritter conj. verſchlingt es den ableitungsvocal (-áu, -áis etc. f. ajau, ajáis); alth. gilt ê in allen perſ. des pl. und II. ſg., unſicher ſind die e für I. III. ſg; auch in der ſchwachen form beſteht das flexiviſche ê neben dem ableitenden i, ô und ê, wiewohl nicht in allen denkmählern (ſ. 875. 879.). Die wahre beſchaffenheit der angelſ. -e des conj. praeſ. bleibt ungewis; im altn. erſcheint kurzes i, das aber auf eine frühere länge deutet (ſ. 913), im gegenſatz zur ſyncope des i in II. III. ſg. ind., d.h. gëfir (des) verhält ſich zu gëfr (das) wie in älterer zeit gëfeir (des) zu gëfir (das). — 2) praeteritum; goth. II. ſg. I. II. III. pl. ei, I. ſg. jáu, III. ſg. i; alth. II. ſg. I. II. III. pl. î, I. III. ſg. i. Die ſchwache conj. ſtimmt, wie im ind., völlig zur ſtarken, weil keine colliſion zwi- ſchen vocal der abl. und flexion möglich iſt. — γ)

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 1048. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/1074>, abgerufen am 22.11.2024.