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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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II. allgemeine vergleichung der conjugation.
weder dem alth. uo, noch angels. o, weil es alsdann
uo oder o heißen müste. Die alts. mundart besitzt auch
gar kein diphthongisches ua; wahrscheinlich ist dau-an,
gidau-an zu lesen, d. h. das a zur flexion zu nehmen, wo-
zu das altfries. daua stimmt, wo aber das part. den lau-
tet. Das alth. praet. tatun, sg. teta, alts. dadun, deda
vergleichen sich; zu teta, deda past der angels. sg. dide,
nicht der pl. didon (gewöhnl. geschrieben dyde, dydon);
welcher pl. ist nun organischer? die augels. sprache hat
in achter conj. den pl. ablaut i (bidon, glidon) die alth.
in zehnter a (patun, tratun), doch zu keinem von bei-
den schickt sich der sg. dide, teta (st. des erforderlichen
dad und tat!) geschweige der inf. don, tuon (st. deidan,
titan oder tetan!). Ebensowenig darf man don, tuon
schwachformig annehmen, theils weil die analogie von
bauan, baude, gebaun (s. 910.) don, dode, gedon oder von
spuon, spuota (s. 886.) tuon, tuota, kituon fordert, theils
ein wort, das zur erklärung der schwachen form die-
nen soll, nicht schon selbst das schwache kennzeichen
des praet. an sich tragen kann. Dazu tritt, daß die II.
sg. wenigstens im alth. völlig der starken conj. gemäß
tati lautet, nicht tatos, wogegen wiederum das alts. de-
dos, angels. didest absticht. Um den inf. dieser anoma-
lie mit dem praet. und das praet. mit der starken conj.
in einklang zu bringen, möchte man reduplication, etwa
nach dritter conj. annehmen, aus einem goth. doan, praet.
daido, pl. daidoun, part. doans müste sich allmählich
daida, dida, pl. dedun; alth. teta, tatun entfaltet haben?
aber dann wäre, das bedenkliche solcher veränderun-
abgerechnet, ein subst. deds (alth. tat) aus reduplicati-
ver form erwachsen, was s. 1039. geleugnet wurde! und
warum entfernt sich das schwache part. praet. so ent-
schieden von jenem part. kitan, gedon? statt kisalpoter,
gesealfod wäre kisalpotaner, gesealfodon zu erwarten? --
e) bemerkenswerth und bis jetzt unerklärt scheint mir
das abweichende verhältnis der goth. formen iddja, idd-
jedun (s. 854.) wo der plur. des zweifachen d ermangelt;
die stellung des ableitungs -j weist das vorausgehende dd
nothwendig der wurzel zu und iddjedun stünde wohl-
lautshalber für iddidedun? -- z) wie es sich immer ver-
halte [weiteres unten, fremde spr. n° 7.], ein zus. hang
des hülfsworts thun mit dem praet. schwacher conj.
scheint mir ziemlich ausgemacht und wird durch den
auxiliarischen gebrauch des engl, did (we did salve =
salbodedum) bestärkt.


II. allgemeine vergleichung der conjugation.
weder dem alth. uo, noch angelſ. ô, weil es alsdann
uo oder ô heißen müſte. Die altſ. mundart beſitzt auch
gar kein diphthongiſches ua; wahrſcheinlich iſt dû-an,
gidû-an zu leſen, d. h. das a zur flexion zu nehmen, wo-
zu das altfrieſ. dûa ſtimmt, wo aber das part. dên lau-
tet. Das alth. praet. tâtun, ſg. tëta, altſ. dâdun, dëda
vergleichen ſich; zu tëta, dëda paſt der angelſ. ſg. dide,
nicht der pl. didon (gewöhnl. geſchrieben dyde, dydon);
welcher pl. iſt nun organiſcher? die augelſ. ſprache hat
in achter conj. den pl. ablaut i (bidon, glidon) die alth.
in zehnter â (pâtun, trâtun), doch zu keinem von bei-
den ſchickt ſich der ſg. dide, tëta (ſt. des erforderlichen
dâd und tat!) geſchweige der inf. dôn, tuon (ſt. dîdan,
titan oder tëtan!). Ebenſowenig darf man dôn, tuon
ſchwachformig annehmen, theils weil die analogie von
bûan, bûde, gebûn (ſ. 910.) dôn, dôde, gedôn oder von
ſpuon, ſpuota (ſ. 886.) tuon, tuota, kituon fordert, theils
ein wort, das zur erklärung der ſchwachen form die-
nen ſoll, nicht ſchon ſelbſt das ſchwache kennzeichen
des praet. an ſich tragen kann. Dazu tritt, daß die II.
ſg. wenigſtens im alth. völlig der ſtarken conj. gemäß
tâti lautet, nicht tâtôs, wogegen wiederum das altſ. dë-
dôs, angelſ. dideſt abſticht. Um den inf. dieſer anoma-
lie mit dem praet. und das praet. mit der ſtarken conj.
in einklang zu bringen, möchte man reduplication, etwa
nach dritter conj. annehmen, aus einem goth. dôan, praet.
dáidô, pl. dáidôun, part. dôans müſte ſich allmählich
dáida, dida, pl. dêdun; alth. tëta, tâtun entfaltet haben?
aber dann wäre, das bedenkliche ſolcher veränderun-
abgerechnet, ein ſubſt. dêds (alth. tât) aus reduplicati-
ver form erwachſen, was ſ. 1039. geleugnet wurde! und
warum entfernt ſich das ſchwache part. praet. ſo ent-
ſchieden von jenem part. kitân, gedôn? ſtatt kiſalpôtêr,
geſëalfod wäre kiſalpôtânêr, geſëalfodon zu erwarten? —
ε) bemerkenswerth und bis jetzt unerklärt ſcheint mir
das abweichende verhältnis der goth. formen ïddja, ïdd-
jèdun (ſ. 854.) wo der plur. des zweifachen d ermangelt;
die ſtellung des ableitungs -j weiſt das vorausgehende dd
nothwendig der wurzel zu und ïddjêdun ſtünde wohl-
lautshalber für ïddidêdun? — ζ) wie es ſich immer ver-
halte [weiteres unten, fremde ſpr. n° 7.], ein zuſ. hang
des hülfsworts thun mit dem praet. ſchwacher conj.
ſcheint mir ziemlich ausgemacht und wird durch den
auxiliariſchen gebrauch des engl, did (we did ſalve =
ſalbôdêdum) beſtärkt.


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[1042/1068] II. allgemeine vergleichung der conjugation. weder dem alth. uo, noch angelſ. ô, weil es alsdann uo oder ô heißen müſte. Die altſ. mundart beſitzt auch gar kein diphthongiſches ua; wahrſcheinlich iſt dû-an, gidû-an zu leſen, d. h. das a zur flexion zu nehmen, wo- zu das altfrieſ. dûa ſtimmt, wo aber das part. dên lau- tet. Das alth. praet. tâtun, ſg. tëta, altſ. dâdun, dëda vergleichen ſich; zu tëta, dëda paſt der angelſ. ſg. dide, nicht der pl. didon (gewöhnl. geſchrieben dyde, dydon); welcher pl. iſt nun organiſcher? die augelſ. ſprache hat in achter conj. den pl. ablaut i (bidon, glidon) die alth. in zehnter â (pâtun, trâtun), doch zu keinem von bei- den ſchickt ſich der ſg. dide, tëta (ſt. des erforderlichen dâd und tat!) geſchweige der inf. dôn, tuon (ſt. dîdan, titan oder tëtan!). Ebenſowenig darf man dôn, tuon ſchwachformig annehmen, theils weil die analogie von bûan, bûde, gebûn (ſ. 910.) dôn, dôde, gedôn oder von ſpuon, ſpuota (ſ. 886.) tuon, tuota, kituon fordert, theils ein wort, das zur erklärung der ſchwachen form die- nen ſoll, nicht ſchon ſelbſt das ſchwache kennzeichen des praet. an ſich tragen kann. Dazu tritt, daß die II. ſg. wenigſtens im alth. völlig der ſtarken conj. gemäß tâti lautet, nicht tâtôs, wogegen wiederum das altſ. dë- dôs, angelſ. dideſt abſticht. Um den inf. dieſer anoma- lie mit dem praet. und das praet. mit der ſtarken conj. in einklang zu bringen, möchte man reduplication, etwa nach dritter conj. annehmen, aus einem goth. dôan, praet. dáidô, pl. dáidôun, part. dôans müſte ſich allmählich dáida, dida, pl. dêdun; alth. tëta, tâtun entfaltet haben? aber dann wäre, das bedenkliche ſolcher veränderun- abgerechnet, ein ſubſt. dêds (alth. tât) aus reduplicati- ver form erwachſen, was ſ. 1039. geleugnet wurde! und warum entfernt ſich das ſchwache part. praet. ſo ent- ſchieden von jenem part. kitân, gedôn? ſtatt kiſalpôtêr, geſëalfod wäre kiſalpôtânêr, geſëalfodon zu erwarten? — ε) bemerkenswerth und bis jetzt unerklärt ſcheint mir das abweichende verhältnis der goth. formen ïddja, ïdd- jèdun (ſ. 854.) wo der plur. des zweifachen d ermangelt; die ſtellung des ableitungs -j weiſt das vorausgehende dd nothwendig der wurzel zu und ïddjêdun ſtünde wohl- lautshalber für ïddidêdun? — ζ) wie es ſich immer ver- halte [weiteres unten, fremde ſpr. n° 7.], ein zuſ. hang des hülfsworts thun mit dem praet. ſchwacher conj. ſcheint mir ziemlich ausgemacht und wird durch den auxiliariſchen gebrauch des engl, did (we did ſalve = ſalbôdêdum) beſtärkt.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 1042. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/1068>, abgerufen am 22.11.2024.