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Grillparzer, Franz: Sappho. Trauerspiel in fünf Aufzügen. Wien, 1819.

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So selten trage, stets auf andre Zeit,
Auf frohe Tage geitzig sie versparend.
Das fiel mir heute ein, und weil nun eben
Gerade heute so ein froher Tag,
So ging ich hin und schmückte mich ein wenig.
Sappho.
Ein froher Tag? Nicht weiß ich es, warum?
Melitta.
Warum? -- Ey nu, daß du zurückgekehrt,
Daß du -- ich weiß nicht recht, doch fröhlich bin ich.
Sappho.
Ha, Falsche!
Melitta.
Was sagst du?
Sappho (sich fassend.)
Melitta komm,
Wir wollen ruhig mit einander sprechen. --
Wie alt bist du?
Melitta.
Du weißt wohl selbst, o Sappho,
Welch trauriges Geschick der Kindheit Jahre
Mir unterbrach; es hat sie keine Mutter
Mit sorglicher Genauigkeit gezählt.
Doch glaub' ich, es sind sechzehn.
Sappho.
Nein! du lügst!
Melitta.
Ich?

So ſelten trage, ſtets auf andre Zeit,
Auf frohe Tage geitzig ſie verſparend.
Das fiel mir heute ein, und weil nun eben
Gerade heute ſo ein froher Tag,
So ging ich hin und ſchmückte mich ein wenig.
Sappho.
Ein froher Tag? Nicht weiß ich es, warum?
Melitta.
Warum? — Ey nu, daß du zurückgekehrt,
Daß du — ich weiß nicht recht, doch fröhlich bin ich.
Sappho.
Ha, Falſche!
Melitta.
Was ſagſt du?
Sappho (ſich faſſend.)
Melitta komm,
Wir wollen ruhig mit einander ſprechen. —
Wie alt biſt du?
Melitta.
Du weißt wohl ſelbſt, o Sappho,
Welch trauriges Geſchick der Kindheit Jahre
Mir unterbrach; es hat ſie keine Mutter
Mit ſorglicher Genauigkeit gezählt.
Doch glaub' ich, es ſind ſechzehn.
Sappho.
Nein! du lügſt!
Melitta.
Ich?

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[62/0072] So ſelten trage, ſtets auf andre Zeit, Auf frohe Tage geitzig ſie verſparend. Das fiel mir heute ein, und weil nun eben Gerade heute ſo ein froher Tag, So ging ich hin und ſchmückte mich ein wenig. Sappho. Ein froher Tag? Nicht weiß ich es, warum? Melitta. Warum? — Ey nu, daß du zurückgekehrt, Daß du — ich weiß nicht recht, doch fröhlich bin ich. Sappho. Ha, Falſche! Melitta. Was ſagſt du? Sappho (ſich faſſend.) Melitta komm, Wir wollen ruhig mit einander ſprechen. — Wie alt biſt du? Melitta. Du weißt wohl ſelbſt, o Sappho, Welch trauriges Geſchick der Kindheit Jahre Mir unterbrach; es hat ſie keine Mutter Mit ſorglicher Genauigkeit gezählt. Doch glaub' ich, es ſind ſechzehn. Sappho. Nein! du lügſt! Melitta. Ich?

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Zitationshilfe: Grillparzer, Franz: Sappho. Trauerspiel in fünf Aufzügen. Wien, 1819, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_sappho_1819/72>, abgerufen am 21.11.2024.