Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830.
Genau genommen, ihnen's auch nicht wehren. Ob's gleich nicht artig ist, so früh am Tage Die Schläfer schon zu stören durch Gesang. Erny. Doch wiß't Ihr denn auch, wer --? Bancbanus. Ich mag's nicht wissen. Erny. Gertrude sagt -- der Prinz -- Bancbanus. Nun, sey's darum! Der gute Herr hat Muße -- laß' ihn schwärmen! (Gesang auf der Straße.) "Schön' Erny, lieb und gut, Verschläf'st dein junges Blut; Vermählest ohne Scheu Dem Winter deinen Mai." (Viele Stimmen.) Bancbanus! Ho, Bancbanus! Bancbanus (der während des Gesanges den Becher ergriffen, und getrunken hat). Der Mittlere sing't falsch, und hält nicht Takt. Daß Gott! Ein schlechtes Lied verdirbt die reinste Kehle! Erny. Ha, Scham und Schmach!
Genau genommen, ihnen’s auch nicht wehren. Ob’s gleich nicht artig iſt, ſo früh am Tage Die Schläfer ſchon zu ſtören durch Geſang. Erny. Doch wiß’t Ihr denn auch, wer —? Bancbanus. Ich mag’s nicht wiſſen. Erny. Gertrude ſagt — der Prinz — Bancbanus. Nun, ſey’s darum! Der gute Herr hat Muße — laß’ ihn ſchwärmen! (Geſang auf der Straße.) »Schön’ Erny, lieb und gut, Verſchläf’ſt dein junges Blut; Vermähleſt ohne Scheu Dem Winter deinen Mai.« (Viele Stimmen.) Bancbanus! Ho, Bancbanus! Bancbanus (der während des Geſanges den Becher ergriffen, und getrunken hat). Der Mittlere ſing’t falſch, und hält nicht Takt. Daß Gott! Ein ſchlechtes Lied verdirbt die reinſte Kehle! Erny. Ha, Scham und Schmach! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#BAN"> <p><pb facs="#f0017" n="9"/> Genau genommen, ihnen’s auch nicht wehren.<lb/> Ob’s gleich nicht artig iſt, ſo früh am Tage<lb/> Die Schläfer ſchon zu ſtören durch Geſang.</p> </sp><lb/> <sp who="#ERN"> <speaker><hi rendition="#g">Erny</hi>.</speaker><lb/> <p>Doch wiß’t Ihr denn auch, wer —?</p> </sp><lb/> <sp who="#BAN"> <speaker><hi rendition="#g">Bancbanus</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich mag’s nicht wiſſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#ERN"> <speaker><hi rendition="#g">Erny</hi>.</speaker><lb/> <p>Gertrude ſagt — der Prinz —</p> </sp><lb/> <sp who="#BAN"> <speaker><hi rendition="#g">Bancbanus</hi>.</speaker><lb/> <p>Nun, ſey’s darum!<lb/> Der gute Herr hat Muße — laß’ ihn ſchwärmen!</p> </sp><lb/> <sp> <stage>(<hi rendition="#g">Geſang auf der Straße</hi>.)</stage><lb/> <lg type="poem"> <l>»Schön’ Erny, lieb und gut,</l><lb/> <l>Verſchläf’ſt dein junges Blut;</l><lb/> <l>Vermähleſt ohne Scheu</l><lb/> <l>Dem Winter deinen Mai.«</l> </lg> </sp><lb/> <sp> <stage>(<hi rendition="#g">Viele Stimmen</hi>.)</stage><lb/> <p>Bancbanus! Ho, Bancbanus!</p> </sp><lb/> <sp who="#BAN"> <speaker> <hi rendition="#g">Bancbanus</hi> </speaker><lb/> <stage>(der während des Geſanges den Becher ergriffen, und getrunken hat).</stage><lb/> <p>Der Mittlere ſing’t falſch, und hält nicht Takt.<lb/> Daß Gott! Ein ſchlechtes Lied verdirbt die reinſte Kehle!</p> </sp><lb/> <sp who="#ERN"> <speaker><hi rendition="#g">Erny</hi>.</speaker><lb/> <p>Ha, Scham und Schmach!</p> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [9/0017]
Genau genommen, ihnen’s auch nicht wehren.
Ob’s gleich nicht artig iſt, ſo früh am Tage
Die Schläfer ſchon zu ſtören durch Geſang.
Erny.
Doch wiß’t Ihr denn auch, wer —?
Bancbanus.
Ich mag’s nicht wiſſen.
Erny.
Gertrude ſagt — der Prinz —
Bancbanus.
Nun, ſey’s darum!
Der gute Herr hat Muße — laß’ ihn ſchwärmen!
(Geſang auf der Straße.)
»Schön’ Erny, lieb und gut,
Verſchläf’ſt dein junges Blut;
Vermähleſt ohne Scheu
Dem Winter deinen Mai.«
(Viele Stimmen.)
Bancbanus! Ho, Bancbanus!
Bancbanus
(der während des Geſanges den Becher ergriffen, und getrunken hat).
Der Mittlere ſing’t falſch, und hält nicht Takt.
Daß Gott! Ein ſchlechtes Lied verdirbt die reinſte Kehle!
Erny.
Ha, Scham und Schmach!
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Zitationshilfe: | Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_diener_1830/17>, abgerufen am 24.07.2024. |