Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830.
Ich glaube, daß du treu an deinem König hältst, Ist's darum wahr? Bancbanus. Ich gab ihn, Herr, dem Mann, Der ihn nächst Gott am treuesten beschützt, Dem er das letzte Band an dieses Leben, Schutz vor Verzweiflung ist und Selbstverwerfung. Es hat ihn Euer Schwager von Meran, Der Mörder meines Weib's und Eures Weibes. Schon sandt' ich Boten, und sie finden ihn An jenen Hügeln dort am Saum des Waldes. (Auf den Wink des Königs gehen Einige.) Sey sicher, daß dein theures Knäblein lebt. Doch bis sie wiederkehren, im Gefühl Noch des Verlust's, die Vaterangst im Herzen, Wend' ich dein Aug' nach jenen Beiden hin. Sie haben auch das Theuerste verloren; Mit ähnlichem Gefühl in ihrer Brust Umstanden sie die Leiche ihrer Schwester. Den ungestraften Trotz des Mörders sah'n sie, Da wich der gute Geist von ihnen, und -- Sie thaten, was nicht recht. Sey mild, o Herr! König. Den Mördern meines Weib's? Bancbanus. Sie waren's nicht; Der Zufall that's, des höchsten Gottes Bote. König. Aufrührer!
Ich glaube, daß du treu an deinem König hältſt, Iſt’s darum wahr? Bancbanus. Ich gab ihn, Herr, dem Mann, Der ihn nächſt Gott am treueſten beſchützt, Dem er das letzte Band an dieſes Leben, Schutz vor Verzweiflung iſt und Selbſtverwerfung. Es hat ihn Euer Schwager von Meran, Der Mörder meines Weib’s und Eures Weibes. Schon ſandt’ ich Boten, und ſie finden ihn An jenen Hügeln dort am Saum des Waldes. (Auf den Wink des Königs gehen Einige.) Sey ſicher, daß dein theures Knäblein lebt. Doch bis ſie wiederkehren, im Gefühl Noch des Verluſt’s, die Vaterangſt im Herzen, Wend’ ich dein Aug’ nach jenen Beiden hin. Sie haben auch das Theuerſte verloren; Mit ähnlichem Gefühl in ihrer Bruſt Umſtanden ſie die Leiche ihrer Schweſter. Den ungeſtraften Trotz des Mörders ſah’n ſie, Da wich der gute Geiſt von ihnen, und — Sie thaten, was nicht recht. Sey mild, o Herr! König. Den Mördern meines Weib’s? Bancbanus. Sie waren’s nicht; Der Zufall that’s, des höchſten Gottes Bote. König. Aufrührer! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#KOENIG"> <p><pb facs="#f0148" n="140"/> Ich glaube, daß du treu an deinem König hältſt,<lb/> Iſt’s darum wahr?</p> </sp><lb/> <sp who="#BAN"> <speaker><hi rendition="#g">Bancbanus</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich gab ihn, Herr, dem Mann,<lb/> Der ihn nächſt Gott am treueſten beſchützt,<lb/> Dem er das letzte Band an dieſes Leben,<lb/> Schutz vor Verzweiflung iſt und Selbſtverwerfung.<lb/> Es hat ihn Euer Schwager von Meran,<lb/> Der Mörder meines Weib’s und Eures Weibes.<lb/> Schon ſandt’ ich Boten, und ſie finden ihn<lb/> An jenen Hügeln dort am Saum des Waldes.</p><lb/> <stage>(Auf den Wink des Königs gehen Einige.)</stage><lb/> <p>Sey ſicher, daß dein theures Knäblein lebt.<lb/> Doch bis ſie wiederkehren, im Gefühl<lb/> Noch des Verluſt’s, die Vaterangſt im Herzen,<lb/> Wend’ ich dein Aug’ nach jenen Beiden hin.<lb/> Sie haben auch das Theuerſte verloren;<lb/> Mit ähnlichem Gefühl in ihrer Bruſt<lb/> Umſtanden ſie die Leiche ihrer Schweſter.<lb/> Den ungeſtraften Trotz des Mörders ſah’n ſie,<lb/> Da wich der gute Geiſt von ihnen, und —<lb/> Sie thaten, was nicht recht. Sey mild, o Herr!</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker><hi rendition="#g">König</hi>.</speaker><lb/> <p>Den Mördern meines Weib’s?</p> </sp><lb/> <sp who="#BAN"> <speaker><hi rendition="#g">Bancbanus</hi>.</speaker><lb/> <p>Sie waren’s nicht;<lb/> Der Zufall that’s, des höchſten Gottes Bote.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker><hi rendition="#g">König</hi>.</speaker><lb/> <p>Aufrührer!</p> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [140/0148]
Ich glaube, daß du treu an deinem König hältſt,
Iſt’s darum wahr?
Bancbanus.
Ich gab ihn, Herr, dem Mann,
Der ihn nächſt Gott am treueſten beſchützt,
Dem er das letzte Band an dieſes Leben,
Schutz vor Verzweiflung iſt und Selbſtverwerfung.
Es hat ihn Euer Schwager von Meran,
Der Mörder meines Weib’s und Eures Weibes.
Schon ſandt’ ich Boten, und ſie finden ihn
An jenen Hügeln dort am Saum des Waldes.
(Auf den Wink des Königs gehen Einige.)
Sey ſicher, daß dein theures Knäblein lebt.
Doch bis ſie wiederkehren, im Gefühl
Noch des Verluſt’s, die Vaterangſt im Herzen,
Wend’ ich dein Aug’ nach jenen Beiden hin.
Sie haben auch das Theuerſte verloren;
Mit ähnlichem Gefühl in ihrer Bruſt
Umſtanden ſie die Leiche ihrer Schweſter.
Den ungeſtraften Trotz des Mörders ſah’n ſie,
Da wich der gute Geiſt von ihnen, und —
Sie thaten, was nicht recht. Sey mild, o Herr!
König.
Den Mördern meines Weib’s?
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Sie waren’s nicht;
Der Zufall that’s, des höchſten Gottes Bote.
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Zitationshilfe: | Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_diener_1830/148>, abgerufen am 16.07.2024. |