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Griesinger, Wilhelm: Die Pathologie und Therapie der psychischen Krankheiten, für Ärzte und Studierende. Stuttgart, 1845.

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Beispiele von

"Wie sind sie gekleidet?"

"In Blousen."

"Was für eine Sprache sprechen sie?"

"Französisch: Wenn Sie eine andere Sprache sprächen, würde Sie die
Person von mir nicht verstehen."

"Ist es denn gewiss, dass Sie sie sehen?"

"Ganz sicher, die Person von mir sieht sie, aber metaphysisch, in der Un-
sichtbarkeit, niemals materiell, denn sonst wären sie nicht unsichtbar."

"Haben Sie zuweilen Gerüche?"

"Eine weibliche Composition, eine Unsichtbare, hat mir schon üble Gerüche
geschickt."

"Fühlen Sie zuweilen die Unsichtbaren an Ihrem Körper?"

"Die Person von mir fühlt sie und ärgert sich sehr darüber; sie haben ihr
alle möglichen Unanständigkniten angethan."

"Haben Sie guten Appetit?"

"Die Person von mir isst, sie hat Brod und Wasser; das Brod ist so gut
als man wünschen kann; sie verlangt nichts weiter etc."

"Beten Sie zuweilen?"

"Die Person von mir kannte die Religion vor 1827; sie kennt sie jetzt
nicht mehr."

"Was halten Sie von den Frauen, welche mit Ihnen diesen Saal bewohnen?"

"Die Person von mir glaubt, dass sie den Verstand verloren haben, wenigstens
die Mehrzahl." (Leuret, Fragmens psychol. p. 121.)

XLI. Verrücktheit mit dem Character der Exaltation. Eine Frau,
die sich gegenwärtig in der Salpetriere befindet, ist zu gleicher Zeit Gott, Jesus
Christus und die heilige Jungfrau. Mit Bändern geputzt, auf dem Kopfe einen
Federbusch und Papierblumen, geht sie glücklich in den Höfen des Hospitals
umher. Sie hat mir gesagt, wer ihre Eltern waren, und mir Dinge erzählt von
denen sie während ihrer ersten Lebensjahre Zeuge war. Wir hatten folgende
Unterhaltung mit einander.

"Seit wann sind Sie Gott?"

"Drei Jahre nach meiner Hochzeit: eines Tages wollte ich zum Fenster
hinausspringen, aber ich fühlte mich zurückgehalten."

"Von wem?"

"Von Gott."

"Sie sind Gott, Sie haben sich also selbst zurückgehalten."

"Ja wohl und am andern Tag bin ich zur Beichte gegangen."

"Sie waren also damals noch nicht Gott?"

"Nein, ich fühlte mich noch nicht als solcher."

"Jesus Christus war ein Mann und Sie sind eine Frau, Sie sind also wohl
nicht Jesus Christus?"

"Ah! Aha! Mein Herr, das ist ein Geheimniss, ich weiss nicht mehr davon,
ich bin die Jungfrau Maria."

"Es scheint mir, Sie haben keinen Grund sich für Gott zu halten."

"Ich werde alle diejenigen strafen, die mich beleidigt haben."

"Gott von seiner Höhe kann nicht herunter kommen, um mich zu rächen."

"Erzürnen Sie sich nicht: Sie sind Gott, nicht wahr?"

"Ja, mein Herr."

Beispiele von

„Wie sind sie gekleidet?“

„In Blousen.“

„Was für eine Sprache sprechen sie?“

„Französisch: Wenn Sie eine andere Sprache sprächen, würde Sie die
Person von mir nicht verstehen.“

„Ist es denn gewiss, dass Sie sie sehen?“

„Ganz sicher, die Person von mir sieht sie, aber metaphysisch, in der Un-
sichtbarkeit, niemals materiell, denn sonst wären sie nicht unsichtbar.“

„Haben Sie zuweilen Gerüche?“

„Eine weibliche Composition, eine Unsichtbare, hat mir schon üble Gerüche
geschickt.“

„Fühlen Sie zuweilen die Unsichtbaren an Ihrem Körper?“

„Die Person von mir fühlt sie und ärgert sich sehr darüber; sie haben ihr
alle möglichen Unanständigkniten angethan.“

„Haben Sie guten Appetit?“

„Die Person von mir isst, sie hat Brod und Wasser; das Brod ist so gut
als man wünschen kann; sie verlangt nichts weiter etc.“

„Beten Sie zuweilen?“

„Die Person von mir kannte die Religion vor 1827; sie kennt sie jetzt
nicht mehr.“

„Was halten Sie von den Frauen, welche mit Ihnen diesen Saal bewohnen?“

„Die Person von mir glaubt, dass sie den Verstand verloren haben, wenigstens
die Mehrzahl.“ (Leuret, Fragmens psychol. p. 121.)

XLI. Verrücktheit mit dem Character der Exaltation. Eine Frau,
die sich gegenwärtig in der Salpetrière befindet, ist zu gleicher Zeit Gott, Jesus
Christus und die heilige Jungfrau. Mit Bändern geputzt, auf dem Kopfe einen
Federbusch und Papierblumen, geht sie glücklich in den Höfen des Hospitals
umher. Sie hat mir gesagt, wer ihre Eltern waren, und mir Dinge erzählt von
denen sie während ihrer ersten Lebensjahre Zeuge war. Wir hatten folgende
Unterhaltung mit einander.

„Seit wann sind Sie Gott?“

„Drei Jahre nach meiner Hochzeit: eines Tages wollte ich zum Fenster
hinausspringen, aber ich fühlte mich zurückgehalten.“

„Von wem?“

„Von Gott.“

„Sie sind Gott, Sie haben sich also selbst zurückgehalten.“

„Ja wohl und am andern Tag bin ich zur Beichte gegangen.“

„Sie waren also damals noch nicht Gott?“

„Nein, ich fühlte mich noch nicht als solcher.“

„Jesus Christus war ein Mann und Sie sind eine Frau, Sie sind also wohl
nicht Jesus Christus?“

„Ah! Aha! Mein Herr, das ist ein Geheimniss, ich weiss nicht mehr davon,
ich bin die Jungfrau Maria.“

„Es scheint mir, Sie haben keinen Grund sich für Gott zu halten.“

„Ich werde alle diejenigen strafen, die mich beleidigt haben.“

„Gott von seiner Höhe kann nicht herunter kommen, um mich zu rächen.“

„Erzürnen Sie sich nicht: Sie sind Gott, nicht wahr?“

„Ja, mein Herr.“

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[272/0286] Beispiele von „Wie sind sie gekleidet?“ „In Blousen.“ „Was für eine Sprache sprechen sie?“ „Französisch: Wenn Sie eine andere Sprache sprächen, würde Sie die Person von mir nicht verstehen.“ „Ist es denn gewiss, dass Sie sie sehen?“ „Ganz sicher, die Person von mir sieht sie, aber metaphysisch, in der Un- sichtbarkeit, niemals materiell, denn sonst wären sie nicht unsichtbar.“ „Haben Sie zuweilen Gerüche?“ „Eine weibliche Composition, eine Unsichtbare, hat mir schon üble Gerüche geschickt.“ „Fühlen Sie zuweilen die Unsichtbaren an Ihrem Körper?“ „Die Person von mir fühlt sie und ärgert sich sehr darüber; sie haben ihr alle möglichen Unanständigkniten angethan.“ „Haben Sie guten Appetit?“ „Die Person von mir isst, sie hat Brod und Wasser; das Brod ist so gut als man wünschen kann; sie verlangt nichts weiter etc.“ „Beten Sie zuweilen?“ „Die Person von mir kannte die Religion vor 1827; sie kennt sie jetzt nicht mehr.“ „Was halten Sie von den Frauen, welche mit Ihnen diesen Saal bewohnen?“ „Die Person von mir glaubt, dass sie den Verstand verloren haben, wenigstens die Mehrzahl.“ (Leuret, Fragmens psychol. p. 121.) XLI. Verrücktheit mit dem Character der Exaltation. Eine Frau, die sich gegenwärtig in der Salpetrière befindet, ist zu gleicher Zeit Gott, Jesus Christus und die heilige Jungfrau. Mit Bändern geputzt, auf dem Kopfe einen Federbusch und Papierblumen, geht sie glücklich in den Höfen des Hospitals umher. Sie hat mir gesagt, wer ihre Eltern waren, und mir Dinge erzählt von denen sie während ihrer ersten Lebensjahre Zeuge war. Wir hatten folgende Unterhaltung mit einander. „Seit wann sind Sie Gott?“ „Drei Jahre nach meiner Hochzeit: eines Tages wollte ich zum Fenster hinausspringen, aber ich fühlte mich zurückgehalten.“ „Von wem?“ „Von Gott.“ „Sie sind Gott, Sie haben sich also selbst zurückgehalten.“ „Ja wohl und am andern Tag bin ich zur Beichte gegangen.“ „Sie waren also damals noch nicht Gott?“ „Nein, ich fühlte mich noch nicht als solcher.“ „Jesus Christus war ein Mann und Sie sind eine Frau, Sie sind also wohl nicht Jesus Christus?“ „Ah! Aha! Mein Herr, das ist ein Geheimniss, ich weiss nicht mehr davon, ich bin die Jungfrau Maria.“ „Es scheint mir, Sie haben keinen Grund sich für Gott zu halten.“ „Ich werde alle diejenigen strafen, die mich beleidigt haben.“ „Gott von seiner Höhe kann nicht herunter kommen, um mich zu rächen.“ „Erzürnen Sie sich nicht: Sie sind Gott, nicht wahr?“ „Ja, mein Herr.“

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Zitationshilfe: Griesinger, Wilhelm: Die Pathologie und Therapie der psychischen Krankheiten, für Ärzte und Studierende. Stuttgart, 1845, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/griesinger_psychische_1845/286>, abgerufen am 28.11.2024.