Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

Bild:
<< vorherige Seite
Sinn-Gedichte.
Es solte meine Hand sich um den schönen Leib
Als wie ein Reben-Stock um seinen Ulmbaum schliessen/
Wir wolten uns zum Zeit-Vertreib
Recht zu ergötzen wissen.


Auf der Amarianen Contrefait.
Dis Bildniß gleichet dir Amariane sehr/
Denn es giebt gleich wie du nicht meiner Klag Gehör/
Es bleibet unbewegt bey meinen Liebes-Schmertzen/
Und will gleich als wie du mit meinen Flammen schertzen.


Auf die Mouchen der Lesbia.
Madrigall.
Jch frage offtersmahl
Warum dich Lesbia die Mouchen müssen decken?
So muß dis meine Antwort seyn/
Das thu ich/ das ich schöner schein;
Denn siehe Cynthia hegt selbsten schwartze Flecken/
Doch scheint ihr heller Strahl/
Gantz sauber/ klahr/ und rein.


Eigenschafften der Liebe.
Ex Francisc. Petrarch. Dial. 69.
Die Liebe ist ein Feur/ das im verborgnen brennet/
Ein' Wunde/ die beliebt bey ihren Schmertzen ist/
Ein wohlgeschmacktes Gifft/ das jeder gern genießt/
Ein Bitter-seyn/ das nicht die Süssigkeit verkennet/
Ein' Kranckheit/ wo sich Lust nicht von der Marter trennet/
Ein' Straffe/ die man gern ohn grosse Weigrung küßt/
Ein Tod/ der ob er gleich den Lebens-Drat zerfrist/
Dennoch von Liebenden wird angenehm genennet.
Vier
A a 2
Sinn-Gedichte.
Es ſolte meine Hand ſich um den ſchoͤnen Leib
Als wie ein Reben-Stock um ſeinen Ulmbaum ſchlieſſen/
Wir wolten uns zum Zeit-Vertreib
Recht zu ergoͤtzen wiſſen.


Auf der Amarianen Contrefait.
Dis Bildniß gleichet dir Amariane ſehr/
Denn es giebt gleich wie du nicht meiner Klag Gehoͤr/
Es bleibet unbewegt bey meinen Liebes-Schmertzen/
Und will gleich als wie du mit meinen Flammen ſchertzen.


Auf die Mouchen der Lesbia.
Madrigall.
Jch frage offtersmahl
Warum dich Lesbia die Mouchen muͤſſen decken?
So muß dis meine Antwort ſeyn/
Das thu ich/ das ich ſchoͤner ſchein;
Denn ſiehe Cynthia hegt ſelbſten ſchwartze Flecken/
Doch ſcheint ihr heller Strahl/
Gantz ſauber/ klahr/ und rein.


Eigenſchafften der Liebe.
Ex Franciſc. Petrarch. Dial. 69.
Die Liebe iſt ein Feur/ das im verborgnen brennet/
Ein’ Wunde/ die beliebt bey ihren Schmertzen iſt/
Ein wohlgeſchmacktes Gifft/ das jeder gern genießt/
Ein Bitter-ſeyn/ das nicht die Suͤſſigkeit verkennet/
Ein’ Kranckheit/ wo ſich Luſt nicht von der Marter trennet/
Ein’ Straffe/ die man gern ohn groſſe Weigrung kuͤßt/
Ein Tod/ der ob er gleich den Lebens-Drat zerfriſt/
Dennoch von Liebenden wird angenehm genennet.
Vier
A a 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0389" n="371"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sinn-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
            <l>Es &#x017F;olte meine Hand &#x017F;ich um den &#x017F;cho&#x0364;nen Leib</l><lb/>
            <l>Als wie ein Reben-Stock um &#x017F;einen Ulmbaum &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Wir wolten uns zum Zeit-Vertreib</l><lb/>
            <l>Recht zu ergo&#x0364;tzen wi&#x017F;&#x017F;en.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Auf der <hi rendition="#aq">Amarianen Contrefait.</hi></hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>is Bildniß gleichet dir <hi rendition="#aq">Amariane</hi> &#x017F;ehr/</l><lb/>
            <l>Denn es giebt gleich wie du nicht meiner Klag Geho&#x0364;r/</l><lb/>
            <l>Es bleibet unbewegt bey meinen Liebes-Schmertzen/</l><lb/>
            <l>Und will gleich als wie du mit meinen Flammen &#x017F;chertzen.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Auf die <hi rendition="#aq">Mouchen</hi> der <hi rendition="#aq">Lesbia.</hi></hi> </head><lb/>
          <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Madrigall.</hi> </hi> </hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">J</hi>ch frage offtersmahl</l><lb/>
            <l>Warum dich <hi rendition="#aq">Lesbia</hi> die <hi rendition="#aq">Mouchen</hi> mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en decken?</l><lb/>
            <l>So muß dis meine Antwort &#x017F;eyn/</l><lb/>
            <l>Das thu ich/ das ich &#x017F;cho&#x0364;ner &#x017F;chein;</l><lb/>
            <l>Denn &#x017F;iehe <hi rendition="#aq">Cynthia</hi> hegt &#x017F;elb&#x017F;ten &#x017F;chwartze Flecken/</l><lb/>
            <l>Doch &#x017F;cheint ihr heller Strahl/</l><lb/>
            <l>Gantz &#x017F;auber/ klahr/ und rein.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafften der Liebe.</hi> </head><lb/>
          <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">Ex Franci&#x017F;c. Petrarch. Dial.</hi> 69.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>ie Liebe i&#x017F;t ein Feur/ das im verborgnen brennet/</l><lb/>
            <l>Ein&#x2019; Wunde/ die beliebt bey ihren Schmertzen i&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>Ein wohlge&#x017F;chmacktes Gifft/ das jeder gern genießt/</l><lb/>
            <l>Ein Bitter-&#x017F;eyn/ das nicht die Su&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit verkennet/</l><lb/>
            <l>Ein&#x2019; Kranckheit/ wo &#x017F;ich Lu&#x017F;t nicht von der Marter trennet/</l><lb/>
            <l>Ein&#x2019; Straffe/ die man gern ohn gro&#x017F;&#x017F;e Weigrung ku&#x0364;ßt/</l><lb/>
            <l>Ein Tod/ der ob er gleich den Lebens-Drat zerfri&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>Dennoch von Liebenden wird angenehm genennet.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">A a 2</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Vier</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[371/0389] Sinn-Gedichte. Es ſolte meine Hand ſich um den ſchoͤnen Leib Als wie ein Reben-Stock um ſeinen Ulmbaum ſchlieſſen/ Wir wolten uns zum Zeit-Vertreib Recht zu ergoͤtzen wiſſen. Auf der Amarianen Contrefait. Dis Bildniß gleichet dir Amariane ſehr/ Denn es giebt gleich wie du nicht meiner Klag Gehoͤr/ Es bleibet unbewegt bey meinen Liebes-Schmertzen/ Und will gleich als wie du mit meinen Flammen ſchertzen. Auf die Mouchen der Lesbia. Madrigall. Jch frage offtersmahl Warum dich Lesbia die Mouchen muͤſſen decken? So muß dis meine Antwort ſeyn/ Das thu ich/ das ich ſchoͤner ſchein; Denn ſiehe Cynthia hegt ſelbſten ſchwartze Flecken/ Doch ſcheint ihr heller Strahl/ Gantz ſauber/ klahr/ und rein. Eigenſchafften der Liebe. Ex Franciſc. Petrarch. Dial. 69. Die Liebe iſt ein Feur/ das im verborgnen brennet/ Ein’ Wunde/ die beliebt bey ihren Schmertzen iſt/ Ein wohlgeſchmacktes Gifft/ das jeder gern genießt/ Ein Bitter-ſeyn/ das nicht die Suͤſſigkeit verkennet/ Ein’ Kranckheit/ wo ſich Luſt nicht von der Marter trennet/ Ein’ Straffe/ die man gern ohn groſſe Weigrung kuͤßt/ Ein Tod/ der ob er gleich den Lebens-Drat zerfriſt/ Dennoch von Liebenden wird angenehm genennet. Vier A a 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/389
Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/389>, abgerufen am 23.11.2024.