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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr.

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Abriß meiner Haager Berichterstattung

Exzellenz sieht sich daher nicht veranlaßt, in dkr'Unterstellung eine Änderung ein¬
treten zu lassen, eine Änderung, die ihren Zweck verfehlen würde, so lange nicht
eine politische Presseorganisation bei der Obersten Reichsbehörde geschaffen ist.
Exzellenz Ludendorff betrachtet daher den Meinungsaustausch in dieser Angelegen¬
heit als erledigt." Durch meinen'Militärbericht vom 7. Februar, der als solcher,
über Reichskanzler und Auswärtiges Amt lief, hatte ich uoch einmal versucht, ihn
in Gang zu bringen. Als das nichts half, wandte ich mich in einem Schreiben
vom 6. März 1918 an den Chef der militärischen Stelle beim Auswärtigen Amt.
"Die bcfehlsmüßigen Nachrichtenorganisationen der Obersten Heeresleitung, des
Auswärtigen Amts usw. machen es möglich, das fehlende Reichsuachrichteuamt be¬
helfsmüßig durch einen Minister (gleichzeitig Staatssekretär) mit Stab zu ersetzen.
Dessen Hauptaufgabe wäre es, die deutsche öffentliche Meinung zu vereinheitlichen.
Voraussetzung hierfür ist eine Politik^ ans die sich unsere öffentliche Meinung ver¬
einheitlichen läßt.

Nicht Revolution, sondern Evolution ist das Natürliche. Revolution ist im¬
mer eine selbstverschuldete Krankheit. Wir sind ihr entgangen, weil wir uns stetig
weiterentwickelt haben und zwar nach unserem eingeborenen Gesetz. Deutschland
muß und kann sich nach seinpr Fasson modernisieren. Schon wegen nnsereri
geographischen Lage brauchen wir einen Fürsten, der nicht nnr herrscht, sondern
regiert. Die Basis des Throns hat sich dauernd verbreitert. Unsere Zukunft
hängt davon ab, ob es gelingt, die Masse der Sozialdemokratie in eine monarchische
Arbeiterpartei zu verwandeln. Es läßt sich nur noch durch, nicht gegen d,c
Massen Geschichte machen. Die Alternative ist, daß die Massen es durch die Re¬
gierung tun. Das wäre zwar modern, aber undeutsch. Wir müssen deshalb auf
daS soziale Königtum hinarbeiten. Unsere Krone hat die soziale Gesetzgebung
veranlaßt. Sie hat das Wort geprägt: Ich kenne keine Parteien mehr, kenne nur
noch Deutsche! Sie hat die preußische Wahlreform versprochen. Jetzt bietet die
Vorbereitung der Übergangswirtschaft ihr Gelegenheit, die Initiative zu wirtschaft¬
lichen und sozialen Reformen zu ergreifen. Nur wenn die Krone sie in die Hand
nimmt, kann die unvermeidliche Neuorientierung zu nationaler Geschlossenheit
unter Wahrung unserer berechtigten Eigenart führen. Uns jetzt den westlichen,
Parlamentarismus aufzupfropfen, wäre ebenso verhängnisvoll wie Versteinerung.
Die Forderung des Tages ist praktische Kooperation aller Parteien, an der Neuge¬
staltung unseres politischem, wirtschaftlichen und sozialen Lebens unter Leitung!
der Krone und ihrer unparteiisch das Gesamtinteresse vertretenden Minister.

Auch auf dein Gebiete der auswärtigen Politik hat uus die Krone die einzig
mögliche Marschrichtung gegeben. Sie wies uns von der kontinentalen zur Welt-
Politik mit dem. beschränkten. Ziel/ uns neben und nicht über den anderen Weltmäch¬
ten einen Platz an der Sonne zu sichern. Weil die Nachbarn die Naturnotwen¬
digkeit dieser Politik nicht begreifen wollten, haben sie uns in den Weltkrieg ver¬
wickelt. Wir führen mithin einen Verteidigungskrieg um unsere territoriale Inte¬
grität und wirtschaftliche Expansionsmöglichkeit. Für weitergehende Ziele wäre
keine Einstimmigkeit zu erreichen. Außen- und Innenpolitik sind heute nicht mehr
zu trennen. Der Krieg ist nicht die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln,
sondern eins ihrer Mittel. Sie muß deshalb über den Sieg, der für sie nur
Zwischenpunkt und nicht Ziel ist, hiuausdisponieren. Ihre Aufgabe ist es, durch
den Krieg den Frieden zu gewinnen. Die einzige Linie, auf der sie es kann, ist die,
auf der loir uns befinden! Sie ist die Verlängerung unserer geschichtlichen Ent¬
wicklung. Jede andere führt schon am Siege vorbei. Sie ist auch die einzige, auf
die sich unsere öffentliche Meinung vereinheitlichen läßt. Idee und Interesse sind
auf ihr solidarisch.

Davon, daß wir inner- und außenpolitisch eine große Linie haben nich
halten, ist jedoch leider in den Äußerungen unserer öffentlichen Meinung nichts zu


Abriß meiner Haager Berichterstattung

Exzellenz sieht sich daher nicht veranlaßt, in dkr'Unterstellung eine Änderung ein¬
treten zu lassen, eine Änderung, die ihren Zweck verfehlen würde, so lange nicht
eine politische Presseorganisation bei der Obersten Reichsbehörde geschaffen ist.
Exzellenz Ludendorff betrachtet daher den Meinungsaustausch in dieser Angelegen¬
heit als erledigt." Durch meinen'Militärbericht vom 7. Februar, der als solcher,
über Reichskanzler und Auswärtiges Amt lief, hatte ich uoch einmal versucht, ihn
in Gang zu bringen. Als das nichts half, wandte ich mich in einem Schreiben
vom 6. März 1918 an den Chef der militärischen Stelle beim Auswärtigen Amt.
„Die bcfehlsmüßigen Nachrichtenorganisationen der Obersten Heeresleitung, des
Auswärtigen Amts usw. machen es möglich, das fehlende Reichsuachrichteuamt be¬
helfsmüßig durch einen Minister (gleichzeitig Staatssekretär) mit Stab zu ersetzen.
Dessen Hauptaufgabe wäre es, die deutsche öffentliche Meinung zu vereinheitlichen.
Voraussetzung hierfür ist eine Politik^ ans die sich unsere öffentliche Meinung ver¬
einheitlichen läßt.

Nicht Revolution, sondern Evolution ist das Natürliche. Revolution ist im¬
mer eine selbstverschuldete Krankheit. Wir sind ihr entgangen, weil wir uns stetig
weiterentwickelt haben und zwar nach unserem eingeborenen Gesetz. Deutschland
muß und kann sich nach seinpr Fasson modernisieren. Schon wegen nnsereri
geographischen Lage brauchen wir einen Fürsten, der nicht nnr herrscht, sondern
regiert. Die Basis des Throns hat sich dauernd verbreitert. Unsere Zukunft
hängt davon ab, ob es gelingt, die Masse der Sozialdemokratie in eine monarchische
Arbeiterpartei zu verwandeln. Es läßt sich nur noch durch, nicht gegen d,c
Massen Geschichte machen. Die Alternative ist, daß die Massen es durch die Re¬
gierung tun. Das wäre zwar modern, aber undeutsch. Wir müssen deshalb auf
daS soziale Königtum hinarbeiten. Unsere Krone hat die soziale Gesetzgebung
veranlaßt. Sie hat das Wort geprägt: Ich kenne keine Parteien mehr, kenne nur
noch Deutsche! Sie hat die preußische Wahlreform versprochen. Jetzt bietet die
Vorbereitung der Übergangswirtschaft ihr Gelegenheit, die Initiative zu wirtschaft¬
lichen und sozialen Reformen zu ergreifen. Nur wenn die Krone sie in die Hand
nimmt, kann die unvermeidliche Neuorientierung zu nationaler Geschlossenheit
unter Wahrung unserer berechtigten Eigenart führen. Uns jetzt den westlichen,
Parlamentarismus aufzupfropfen, wäre ebenso verhängnisvoll wie Versteinerung.
Die Forderung des Tages ist praktische Kooperation aller Parteien, an der Neuge¬
staltung unseres politischem, wirtschaftlichen und sozialen Lebens unter Leitung!
der Krone und ihrer unparteiisch das Gesamtinteresse vertretenden Minister.

Auch auf dein Gebiete der auswärtigen Politik hat uus die Krone die einzig
mögliche Marschrichtung gegeben. Sie wies uns von der kontinentalen zur Welt-
Politik mit dem. beschränkten. Ziel/ uns neben und nicht über den anderen Weltmäch¬
ten einen Platz an der Sonne zu sichern. Weil die Nachbarn die Naturnotwen¬
digkeit dieser Politik nicht begreifen wollten, haben sie uns in den Weltkrieg ver¬
wickelt. Wir führen mithin einen Verteidigungskrieg um unsere territoriale Inte¬
grität und wirtschaftliche Expansionsmöglichkeit. Für weitergehende Ziele wäre
keine Einstimmigkeit zu erreichen. Außen- und Innenpolitik sind heute nicht mehr
zu trennen. Der Krieg ist nicht die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln,
sondern eins ihrer Mittel. Sie muß deshalb über den Sieg, der für sie nur
Zwischenpunkt und nicht Ziel ist, hiuausdisponieren. Ihre Aufgabe ist es, durch
den Krieg den Frieden zu gewinnen. Die einzige Linie, auf der sie es kann, ist die,
auf der loir uns befinden! Sie ist die Verlängerung unserer geschichtlichen Ent¬
wicklung. Jede andere führt schon am Siege vorbei. Sie ist auch die einzige, auf
die sich unsere öffentliche Meinung vereinheitlichen läßt. Idee und Interesse sind
auf ihr solidarisch.

Davon, daß wir inner- und außenpolitisch eine große Linie haben nich
halten, ist jedoch leider in den Äußerungen unserer öffentlichen Meinung nichts zu


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[0353] Abriß meiner Haager Berichterstattung Exzellenz sieht sich daher nicht veranlaßt, in dkr'Unterstellung eine Änderung ein¬ treten zu lassen, eine Änderung, die ihren Zweck verfehlen würde, so lange nicht eine politische Presseorganisation bei der Obersten Reichsbehörde geschaffen ist. Exzellenz Ludendorff betrachtet daher den Meinungsaustausch in dieser Angelegen¬ heit als erledigt." Durch meinen'Militärbericht vom 7. Februar, der als solcher, über Reichskanzler und Auswärtiges Amt lief, hatte ich uoch einmal versucht, ihn in Gang zu bringen. Als das nichts half, wandte ich mich in einem Schreiben vom 6. März 1918 an den Chef der militärischen Stelle beim Auswärtigen Amt. „Die bcfehlsmüßigen Nachrichtenorganisationen der Obersten Heeresleitung, des Auswärtigen Amts usw. machen es möglich, das fehlende Reichsuachrichteuamt be¬ helfsmüßig durch einen Minister (gleichzeitig Staatssekretär) mit Stab zu ersetzen. Dessen Hauptaufgabe wäre es, die deutsche öffentliche Meinung zu vereinheitlichen. Voraussetzung hierfür ist eine Politik^ ans die sich unsere öffentliche Meinung ver¬ einheitlichen läßt. Nicht Revolution, sondern Evolution ist das Natürliche. Revolution ist im¬ mer eine selbstverschuldete Krankheit. Wir sind ihr entgangen, weil wir uns stetig weiterentwickelt haben und zwar nach unserem eingeborenen Gesetz. Deutschland muß und kann sich nach seinpr Fasson modernisieren. Schon wegen nnsereri geographischen Lage brauchen wir einen Fürsten, der nicht nnr herrscht, sondern regiert. Die Basis des Throns hat sich dauernd verbreitert. Unsere Zukunft hängt davon ab, ob es gelingt, die Masse der Sozialdemokratie in eine monarchische Arbeiterpartei zu verwandeln. Es läßt sich nur noch durch, nicht gegen d,c Massen Geschichte machen. Die Alternative ist, daß die Massen es durch die Re¬ gierung tun. Das wäre zwar modern, aber undeutsch. Wir müssen deshalb auf daS soziale Königtum hinarbeiten. Unsere Krone hat die soziale Gesetzgebung veranlaßt. Sie hat das Wort geprägt: Ich kenne keine Parteien mehr, kenne nur noch Deutsche! Sie hat die preußische Wahlreform versprochen. Jetzt bietet die Vorbereitung der Übergangswirtschaft ihr Gelegenheit, die Initiative zu wirtschaft¬ lichen und sozialen Reformen zu ergreifen. Nur wenn die Krone sie in die Hand nimmt, kann die unvermeidliche Neuorientierung zu nationaler Geschlossenheit unter Wahrung unserer berechtigten Eigenart führen. Uns jetzt den westlichen, Parlamentarismus aufzupfropfen, wäre ebenso verhängnisvoll wie Versteinerung. Die Forderung des Tages ist praktische Kooperation aller Parteien, an der Neuge¬ staltung unseres politischem, wirtschaftlichen und sozialen Lebens unter Leitung! der Krone und ihrer unparteiisch das Gesamtinteresse vertretenden Minister. Auch auf dein Gebiete der auswärtigen Politik hat uus die Krone die einzig mögliche Marschrichtung gegeben. Sie wies uns von der kontinentalen zur Welt- Politik mit dem. beschränkten. Ziel/ uns neben und nicht über den anderen Weltmäch¬ ten einen Platz an der Sonne zu sichern. Weil die Nachbarn die Naturnotwen¬ digkeit dieser Politik nicht begreifen wollten, haben sie uns in den Weltkrieg ver¬ wickelt. Wir führen mithin einen Verteidigungskrieg um unsere territoriale Inte¬ grität und wirtschaftliche Expansionsmöglichkeit. Für weitergehende Ziele wäre keine Einstimmigkeit zu erreichen. Außen- und Innenpolitik sind heute nicht mehr zu trennen. Der Krieg ist nicht die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, sondern eins ihrer Mittel. Sie muß deshalb über den Sieg, der für sie nur Zwischenpunkt und nicht Ziel ist, hiuausdisponieren. Ihre Aufgabe ist es, durch den Krieg den Frieden zu gewinnen. Die einzige Linie, auf der sie es kann, ist die, auf der loir uns befinden! Sie ist die Verlängerung unserer geschichtlichen Ent¬ wicklung. Jede andere führt schon am Siege vorbei. Sie ist auch die einzige, auf die sich unsere öffentliche Meinung vereinheitlichen läßt. Idee und Interesse sind auf ihr solidarisch. Davon, daß wir inner- und außenpolitisch eine große Linie haben nich halten, ist jedoch leider in den Äußerungen unserer öffentlichen Meinung nichts zu

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339548/353>, abgerufen am 20.10.2024.