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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr.

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Abriß meiner Haager Berichterstattung

merken. Die Federn der behelfsmäßigen Nachrichtenorganisationen waren nicht
breit genug, sie allen erkennbar aufzuzeichnen. Die Reichsrcgierung, die allein
hierzu imstande ist, hat die Notwendigkeit verkannt, unsere politische Linie diev
öffentlichen Meinung faustdick gezogen vor Augen zu stellen. Das Volk, auf dessen
Mitarbeit sie angewiesen ist, weiß deshalb nicht, woran es ist. Demonstriere" wir
ihm 26 cZLulos, daß wir eine moderne, deutsche, starke und ehrliche Politik treiben,
bei der es auf seine Rechnung kommt, so können wir ein'Haus darauf bauen, daß
es sich für sie einsetzt. Opportunistisch an der einmal gezogenen Linie hernm-
znkorrigieren, empfiehlt sich nicht. Es untergräbt das schon nicht zu reichlich vor¬
handene Vertrauen.

Der Nachrichtenminister wäre gewissermaßen als Botschafter bei unserer
öffentlichen Meinung beglaubigt. Politik zu machen, Hütte er nicht. Seine Auf¬
gabe wäre es, die Ncichsleitung über die öffentliche Meinung auf dem laufenden
zu halten und anzugeben, wie .sie am besten zu nehmen ist. Den einschlägigen
Anregungen Rechnung tragend, müßte sich unsere politische Technik gründlich mo¬
dernisieren. Neben der mittelbaren Einwirkung auf die öffentliche Meinung über
die Regierung wäre der Minister für die direkte persönliche Beeinflussung ihrer
Träger, Parlamentarier, Journalisten und sonstiger Leute, die im öffentlichen
Leben stehen, zuständig. Sein Rang würde ihm das erleichtern. Wichtiger als
Rang usw. ist es jedoch, daß der Minister ein ganzer Mann ist, der an sich und an
unsere Sache glaubt, und dessen Glaube ansteckend wirkt. Auf seinem persönlichen
Einfluß würde auch der Grad des Erfolges beruhen, den er bei Vereinheitlichung
der Arbeit der behelfsmäßigen Nachrichtenorganisation erzielt. Sie wären ihm
nicht zu unterstellen. Sein Buro hätte den Charakter eines Clearing-House. Bei
Auftreten eines Novums/ würde dort nach Anfrage bei der zuständigen Stelle sofort
Parole ausgegeben usw. Wie ich mir die Einwirkung aus die öffentliche Meinung
des Auslandes denke, habe ich in meinem Militärbericht vom 26. November 19! ?
ausgeführt. Mein Nachrichtenminister würde in unserer Beamtenschaft eine Klasse
für sich bilden. Er dürfte nicht in der Arbeit stecken, sondern müßte über ihr
stehen. Für Bürotätigkeit bliebe ihm wenig Zeit. Nur ein moderner Mensch mit
offenem Kopf und guten Nerven wäre dieser Stellung gewachsen. Er müßte aber
nicht nur Verständnis für die Psychologie des In- und Auslandes besitzen, sondern
auch überzeugter Anhänger der preußisch-deutschen Tradition sein. Nur in ihrem
Zeichen können wir siegen."

Dies Schreiben wurde von mir dem Chef der Militärischen Stelle beim Aus--
wärtigen Amt persönlich übergeben. Er revidierte damals gerade die von ihm
ressortierende und gleichzeitig mit unterstellte "Anslandshilfsstelle" im Haag. Ihr
Leiter, ein tüchtiger und sympathischer Berufsjourualist, arbeitete auf meine An¬
ordnung nach den täglichen Direktiven des ersten Sekretärs der Gesandtschaft, wo¬
bei den Wünschen der Militärischen Stelle nach Möglichkeit und meinen militär¬
politischen stets Rechnung getragen wurde. An diesem Verfahren brauchte nach
der Revolution nichts geändert zu werden. Gelegentlich dieses Besuchs besprachen
der Chef der Militärischen Stelle und ich die Weltlage, über die.er dem Ersten.
Generalquartiermeister Vortrag zu halten beabsichtigte.

Diese Unterhaltung veranlaßte mich dazu, mich zur Wehklage in einem Mili¬
tärbericht vom 8. März 1918 zu äußern, der meine Zuständigkeit überschritt.
Dies wurde mir denn auch, aber in wohlwollender Form, zu Gemüte geführt.
"Meine militärischen Voraussetzungen, deren Richtigkeit sich hier nicht nachprüfen
läßt, sind, daß wir: erstens den Krieg nicht fortsetzen können, bis England durch
die Unterseeboote zur Kapitulation gezwungen "wird, und zweitens, zu einer Offen¬
sive von solchem Umfang befähigt sind, daß sich von ihr mit Wahrscheinlichkeit der
Verzicht Frankreichs auf Elsaß-Lothringen erhoffen läßt." -- "Wir können weder
England noch Amerika militärisch besiege". Infolgedessen müssen wir uns unier


Abriß meiner Haager Berichterstattung

merken. Die Federn der behelfsmäßigen Nachrichtenorganisationen waren nicht
breit genug, sie allen erkennbar aufzuzeichnen. Die Reichsrcgierung, die allein
hierzu imstande ist, hat die Notwendigkeit verkannt, unsere politische Linie diev
öffentlichen Meinung faustdick gezogen vor Augen zu stellen. Das Volk, auf dessen
Mitarbeit sie angewiesen ist, weiß deshalb nicht, woran es ist. Demonstriere» wir
ihm 26 cZLulos, daß wir eine moderne, deutsche, starke und ehrliche Politik treiben,
bei der es auf seine Rechnung kommt, so können wir ein'Haus darauf bauen, daß
es sich für sie einsetzt. Opportunistisch an der einmal gezogenen Linie hernm-
znkorrigieren, empfiehlt sich nicht. Es untergräbt das schon nicht zu reichlich vor¬
handene Vertrauen.

Der Nachrichtenminister wäre gewissermaßen als Botschafter bei unserer
öffentlichen Meinung beglaubigt. Politik zu machen, Hütte er nicht. Seine Auf¬
gabe wäre es, die Ncichsleitung über die öffentliche Meinung auf dem laufenden
zu halten und anzugeben, wie .sie am besten zu nehmen ist. Den einschlägigen
Anregungen Rechnung tragend, müßte sich unsere politische Technik gründlich mo¬
dernisieren. Neben der mittelbaren Einwirkung auf die öffentliche Meinung über
die Regierung wäre der Minister für die direkte persönliche Beeinflussung ihrer
Träger, Parlamentarier, Journalisten und sonstiger Leute, die im öffentlichen
Leben stehen, zuständig. Sein Rang würde ihm das erleichtern. Wichtiger als
Rang usw. ist es jedoch, daß der Minister ein ganzer Mann ist, der an sich und an
unsere Sache glaubt, und dessen Glaube ansteckend wirkt. Auf seinem persönlichen
Einfluß würde auch der Grad des Erfolges beruhen, den er bei Vereinheitlichung
der Arbeit der behelfsmäßigen Nachrichtenorganisation erzielt. Sie wären ihm
nicht zu unterstellen. Sein Buro hätte den Charakter eines Clearing-House. Bei
Auftreten eines Novums/ würde dort nach Anfrage bei der zuständigen Stelle sofort
Parole ausgegeben usw. Wie ich mir die Einwirkung aus die öffentliche Meinung
des Auslandes denke, habe ich in meinem Militärbericht vom 26. November 19! ?
ausgeführt. Mein Nachrichtenminister würde in unserer Beamtenschaft eine Klasse
für sich bilden. Er dürfte nicht in der Arbeit stecken, sondern müßte über ihr
stehen. Für Bürotätigkeit bliebe ihm wenig Zeit. Nur ein moderner Mensch mit
offenem Kopf und guten Nerven wäre dieser Stellung gewachsen. Er müßte aber
nicht nur Verständnis für die Psychologie des In- und Auslandes besitzen, sondern
auch überzeugter Anhänger der preußisch-deutschen Tradition sein. Nur in ihrem
Zeichen können wir siegen."

Dies Schreiben wurde von mir dem Chef der Militärischen Stelle beim Aus--
wärtigen Amt persönlich übergeben. Er revidierte damals gerade die von ihm
ressortierende und gleichzeitig mit unterstellte „Anslandshilfsstelle" im Haag. Ihr
Leiter, ein tüchtiger und sympathischer Berufsjourualist, arbeitete auf meine An¬
ordnung nach den täglichen Direktiven des ersten Sekretärs der Gesandtschaft, wo¬
bei den Wünschen der Militärischen Stelle nach Möglichkeit und meinen militär¬
politischen stets Rechnung getragen wurde. An diesem Verfahren brauchte nach
der Revolution nichts geändert zu werden. Gelegentlich dieses Besuchs besprachen
der Chef der Militärischen Stelle und ich die Weltlage, über die.er dem Ersten.
Generalquartiermeister Vortrag zu halten beabsichtigte.

Diese Unterhaltung veranlaßte mich dazu, mich zur Wehklage in einem Mili¬
tärbericht vom 8. März 1918 zu äußern, der meine Zuständigkeit überschritt.
Dies wurde mir denn auch, aber in wohlwollender Form, zu Gemüte geführt.
„Meine militärischen Voraussetzungen, deren Richtigkeit sich hier nicht nachprüfen
läßt, sind, daß wir: erstens den Krieg nicht fortsetzen können, bis England durch
die Unterseeboote zur Kapitulation gezwungen "wird, und zweitens, zu einer Offen¬
sive von solchem Umfang befähigt sind, daß sich von ihr mit Wahrscheinlichkeit der
Verzicht Frankreichs auf Elsaß-Lothringen erhoffen läßt." — „Wir können weder
England noch Amerika militärisch besiege». Infolgedessen müssen wir uns unier


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[0354] Abriß meiner Haager Berichterstattung merken. Die Federn der behelfsmäßigen Nachrichtenorganisationen waren nicht breit genug, sie allen erkennbar aufzuzeichnen. Die Reichsrcgierung, die allein hierzu imstande ist, hat die Notwendigkeit verkannt, unsere politische Linie diev öffentlichen Meinung faustdick gezogen vor Augen zu stellen. Das Volk, auf dessen Mitarbeit sie angewiesen ist, weiß deshalb nicht, woran es ist. Demonstriere» wir ihm 26 cZLulos, daß wir eine moderne, deutsche, starke und ehrliche Politik treiben, bei der es auf seine Rechnung kommt, so können wir ein'Haus darauf bauen, daß es sich für sie einsetzt. Opportunistisch an der einmal gezogenen Linie hernm- znkorrigieren, empfiehlt sich nicht. Es untergräbt das schon nicht zu reichlich vor¬ handene Vertrauen. Der Nachrichtenminister wäre gewissermaßen als Botschafter bei unserer öffentlichen Meinung beglaubigt. Politik zu machen, Hütte er nicht. Seine Auf¬ gabe wäre es, die Ncichsleitung über die öffentliche Meinung auf dem laufenden zu halten und anzugeben, wie .sie am besten zu nehmen ist. Den einschlägigen Anregungen Rechnung tragend, müßte sich unsere politische Technik gründlich mo¬ dernisieren. Neben der mittelbaren Einwirkung auf die öffentliche Meinung über die Regierung wäre der Minister für die direkte persönliche Beeinflussung ihrer Träger, Parlamentarier, Journalisten und sonstiger Leute, die im öffentlichen Leben stehen, zuständig. Sein Rang würde ihm das erleichtern. Wichtiger als Rang usw. ist es jedoch, daß der Minister ein ganzer Mann ist, der an sich und an unsere Sache glaubt, und dessen Glaube ansteckend wirkt. Auf seinem persönlichen Einfluß würde auch der Grad des Erfolges beruhen, den er bei Vereinheitlichung der Arbeit der behelfsmäßigen Nachrichtenorganisation erzielt. Sie wären ihm nicht zu unterstellen. Sein Buro hätte den Charakter eines Clearing-House. Bei Auftreten eines Novums/ würde dort nach Anfrage bei der zuständigen Stelle sofort Parole ausgegeben usw. Wie ich mir die Einwirkung aus die öffentliche Meinung des Auslandes denke, habe ich in meinem Militärbericht vom 26. November 19! ? ausgeführt. Mein Nachrichtenminister würde in unserer Beamtenschaft eine Klasse für sich bilden. Er dürfte nicht in der Arbeit stecken, sondern müßte über ihr stehen. Für Bürotätigkeit bliebe ihm wenig Zeit. Nur ein moderner Mensch mit offenem Kopf und guten Nerven wäre dieser Stellung gewachsen. Er müßte aber nicht nur Verständnis für die Psychologie des In- und Auslandes besitzen, sondern auch überzeugter Anhänger der preußisch-deutschen Tradition sein. Nur in ihrem Zeichen können wir siegen." Dies Schreiben wurde von mir dem Chef der Militärischen Stelle beim Aus-- wärtigen Amt persönlich übergeben. Er revidierte damals gerade die von ihm ressortierende und gleichzeitig mit unterstellte „Anslandshilfsstelle" im Haag. Ihr Leiter, ein tüchtiger und sympathischer Berufsjourualist, arbeitete auf meine An¬ ordnung nach den täglichen Direktiven des ersten Sekretärs der Gesandtschaft, wo¬ bei den Wünschen der Militärischen Stelle nach Möglichkeit und meinen militär¬ politischen stets Rechnung getragen wurde. An diesem Verfahren brauchte nach der Revolution nichts geändert zu werden. Gelegentlich dieses Besuchs besprachen der Chef der Militärischen Stelle und ich die Weltlage, über die.er dem Ersten. Generalquartiermeister Vortrag zu halten beabsichtigte. Diese Unterhaltung veranlaßte mich dazu, mich zur Wehklage in einem Mili¬ tärbericht vom 8. März 1918 zu äußern, der meine Zuständigkeit überschritt. Dies wurde mir denn auch, aber in wohlwollender Form, zu Gemüte geführt. „Meine militärischen Voraussetzungen, deren Richtigkeit sich hier nicht nachprüfen läßt, sind, daß wir: erstens den Krieg nicht fortsetzen können, bis England durch die Unterseeboote zur Kapitulation gezwungen "wird, und zweitens, zu einer Offen¬ sive von solchem Umfang befähigt sind, daß sich von ihr mit Wahrscheinlichkeit der Verzicht Frankreichs auf Elsaß-Lothringen erhoffen läßt." — „Wir können weder England noch Amerika militärisch besiege». Infolgedessen müssen wir uns unier

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339548/354>, abgerufen am 27.09.2024.