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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.

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Altes und neues Heer

Gour sie Philistern. Görms dem Zivil. Ich bin Soldat. In rascher Tat, bei
Freud' und Leid, such ich mein Glück. Leben, ich pank' dich, Liebe, ich nehm^
dich, wo ich dich finde. Dies meine Parole!

Sein Mädchen: Du wilder Junge . . Küsse mich . . du. . Und noch
einmal . . du . . weil du Soldat . . Stunde, schönste, nun bin ich stumm . .
Worte, sie fassen . . ein Glück nicht ganz . . Schweigen, Schweigen . . aber

(Sie gehen dem Strand zu.)
ganz.

Man sieht Soldaten mit ihren Mädchen waldeinwärts gehen. Darunter auch zwei
Jäger und in der Mitte ein Mädchen, deren Hüften sie beide umschlingen.

Der erste Jäger: Die erste Tour hab' ich, aber Kamerad, dann du.
Die Mädels sind heut' selten.


Der zweite Jäger:

Nein, ich zuerst I . .

): Gut -- trödeln wir!

(lachend

Der erste Jäger
In einer Saalecke.

Bist der jüngste und tobst am ärgsten!


Der Leutnant:

(streicht sich die blonden Haare aus der Stirn):
Der junge Balle
Meine Schwester liegt in Riga ... an blühender Schwindsucht... im Sterben . . .
Herr Leutnant ... Sie essen dort Kartoffelschalen . . . Meinen Bruder trugen
sie auch schon hinaus . . . Und über ein Jahr . . . sagt der Arzt . . . folg' ich.
Mein blühendes Gesicht ist Schein. Nur eine Eintagsblume, die an dem Tage,
wo sie blüht, wundersame Schönheit zeigt ... So soll auch mein Leben sein.
Das Lachen muß das Weinen übertönen.

Man hört aus dem Nebenzimmer die einleitenden Klavieralkorde zu Solveigs Lied-
und dann einen hellen Tenor:

Der Winter muß scheiden, der Frühling vergehn,




Während des Liedes bleibt alles wie angewurzelt stehen. Die Augen werden still
und weit. Man hört das harte Zuschlagen des Klaviers und

Der Leutnant:

(tritt in den Saal)
Ihr tollen Kerle, nun seid ihr
still
(Er faßt das schönste Mädchen zum Tanz.)
. . . Musik, den Donauwalzer!
Wir sind die Soldaten der Liebe!

Auf der Terrasse ist ein Scheiterhaufen aus Kisten und Fässern angesteckt worden,
um den getanzt wird.
Man hört in der Ferne schießen. Alles stutzt einen Augenblick und tanzt dann weiter.

(greift vier Soldaten heraus):
Der Leutnant Komm her, dn . . .
du und du . . . Patrouille: marsch! Der Feind ist da.

): Befehl, Herr Leutnant!

(stehen wie Bildsäulen

Die Vier

Der Eine: So jagen wir vom Tanz zum Tanz. So wollen wir das
Leben.

Sie greifen zu den Gewehren und verschwinden im Wald. Man hört Schüsse in
allernächster Nähe. Die Musik schweigt einen Augenblick und setzt gleich wieder stärker ein.

(stürzt mit blutender Hand in den Saal):
Der Eine Sie kommen. Sie
kommen. Die andern blieben ... Ich allein ... ich allein . . . Musik . . .
(Die Musik fällt ein)
Leben . . . Tusch I


Der Hauptmann:

An die Gewehre. In die Ställe. Aufgesessen. Los,.


Altes und neues Heer

Gour sie Philistern. Görms dem Zivil. Ich bin Soldat. In rascher Tat, bei
Freud' und Leid, such ich mein Glück. Leben, ich pank' dich, Liebe, ich nehm^
dich, wo ich dich finde. Dies meine Parole!

Sein Mädchen: Du wilder Junge . . Küsse mich . . du. . Und noch
einmal . . du . . weil du Soldat . . Stunde, schönste, nun bin ich stumm . .
Worte, sie fassen . . ein Glück nicht ganz . . Schweigen, Schweigen . . aber

(Sie gehen dem Strand zu.)
ganz.

Man sieht Soldaten mit ihren Mädchen waldeinwärts gehen. Darunter auch zwei
Jäger und in der Mitte ein Mädchen, deren Hüften sie beide umschlingen.

Der erste Jäger: Die erste Tour hab' ich, aber Kamerad, dann du.
Die Mädels sind heut' selten.


Der zweite Jäger:

Nein, ich zuerst I . .

): Gut — trödeln wir!

(lachend

Der erste Jäger
In einer Saalecke.

Bist der jüngste und tobst am ärgsten!


Der Leutnant:

(streicht sich die blonden Haare aus der Stirn):
Der junge Balle
Meine Schwester liegt in Riga ... an blühender Schwindsucht... im Sterben . . .
Herr Leutnant ... Sie essen dort Kartoffelschalen . . . Meinen Bruder trugen
sie auch schon hinaus . . . Und über ein Jahr . . . sagt der Arzt . . . folg' ich.
Mein blühendes Gesicht ist Schein. Nur eine Eintagsblume, die an dem Tage,
wo sie blüht, wundersame Schönheit zeigt ... So soll auch mein Leben sein.
Das Lachen muß das Weinen übertönen.

Man hört aus dem Nebenzimmer die einleitenden Klavieralkorde zu Solveigs Lied-
und dann einen hellen Tenor:

Der Winter muß scheiden, der Frühling vergehn,




Während des Liedes bleibt alles wie angewurzelt stehen. Die Augen werden still
und weit. Man hört das harte Zuschlagen des Klaviers und

Der Leutnant:

(tritt in den Saal)
Ihr tollen Kerle, nun seid ihr
still
(Er faßt das schönste Mädchen zum Tanz.)
. . . Musik, den Donauwalzer!
Wir sind die Soldaten der Liebe!

Auf der Terrasse ist ein Scheiterhaufen aus Kisten und Fässern angesteckt worden,
um den getanzt wird.
Man hört in der Ferne schießen. Alles stutzt einen Augenblick und tanzt dann weiter.

(greift vier Soldaten heraus):
Der Leutnant Komm her, dn . . .
du und du . . . Patrouille: marsch! Der Feind ist da.

): Befehl, Herr Leutnant!

(stehen wie Bildsäulen

Die Vier

Der Eine: So jagen wir vom Tanz zum Tanz. So wollen wir das
Leben.

Sie greifen zu den Gewehren und verschwinden im Wald. Man hört Schüsse in
allernächster Nähe. Die Musik schweigt einen Augenblick und setzt gleich wieder stärker ein.

(stürzt mit blutender Hand in den Saal):
Der Eine Sie kommen. Sie
kommen. Die andern blieben ... Ich allein ... ich allein . . . Musik . . .
(Die Musik fällt ein)
Leben . . . Tusch I


Der Hauptmann:

An die Gewehre. In die Ställe. Aufgesessen. Los,.


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[0296] Altes und neues Heer Gour sie Philistern. Görms dem Zivil. Ich bin Soldat. In rascher Tat, bei Freud' und Leid, such ich mein Glück. Leben, ich pank' dich, Liebe, ich nehm^ dich, wo ich dich finde. Dies meine Parole! Sein Mädchen: Du wilder Junge . . Küsse mich . . du. . Und noch einmal . . du . . weil du Soldat . . Stunde, schönste, nun bin ich stumm . . Worte, sie fassen . . ein Glück nicht ganz . . Schweigen, Schweigen . . aber (Sie gehen dem Strand zu.) ganz. Man sieht Soldaten mit ihren Mädchen waldeinwärts gehen. Darunter auch zwei Jäger und in der Mitte ein Mädchen, deren Hüften sie beide umschlingen. Der erste Jäger: Die erste Tour hab' ich, aber Kamerad, dann du. Die Mädels sind heut' selten. Der zweite Jäger: Nein, ich zuerst I . . ): Gut — trödeln wir! (lachend Der erste Jäger In einer Saalecke. Bist der jüngste und tobst am ärgsten! Der Leutnant: (streicht sich die blonden Haare aus der Stirn): Der junge Balle Meine Schwester liegt in Riga ... an blühender Schwindsucht... im Sterben . . . Herr Leutnant ... Sie essen dort Kartoffelschalen . . . Meinen Bruder trugen sie auch schon hinaus . . . Und über ein Jahr . . . sagt der Arzt . . . folg' ich. Mein blühendes Gesicht ist Schein. Nur eine Eintagsblume, die an dem Tage, wo sie blüht, wundersame Schönheit zeigt ... So soll auch mein Leben sein. Das Lachen muß das Weinen übertönen. Man hört aus dem Nebenzimmer die einleitenden Klavieralkorde zu Solveigs Lied- und dann einen hellen Tenor: Der Winter muß scheiden, der Frühling vergehn, Während des Liedes bleibt alles wie angewurzelt stehen. Die Augen werden still und weit. Man hört das harte Zuschlagen des Klaviers und Der Leutnant: (tritt in den Saal) Ihr tollen Kerle, nun seid ihr still (Er faßt das schönste Mädchen zum Tanz.) . . . Musik, den Donauwalzer! Wir sind die Soldaten der Liebe! Auf der Terrasse ist ein Scheiterhaufen aus Kisten und Fässern angesteckt worden, um den getanzt wird. Man hört in der Ferne schießen. Alles stutzt einen Augenblick und tanzt dann weiter. (greift vier Soldaten heraus): Der Leutnant Komm her, dn . . . du und du . . . Patrouille: marsch! Der Feind ist da. ): Befehl, Herr Leutnant! (stehen wie Bildsäulen Die Vier Der Eine: So jagen wir vom Tanz zum Tanz. So wollen wir das Leben. Sie greifen zu den Gewehren und verschwinden im Wald. Man hört Schüsse in allernächster Nähe. Die Musik schweigt einen Augenblick und setzt gleich wieder stärker ein. (stürzt mit blutender Hand in den Saal): Der Eine Sie kommen. Sie kommen. Die andern blieben ... Ich allein ... ich allein . . . Musik . . . (Die Musik fällt ein) Leben . . . Tusch I Der Hauptmann: An die Gewehre. In die Ställe. Aufgesessen. Los,.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/296>, abgerufen am 04.07.2024.