Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Bücherschcw

Prestige bleibt gewahrt. Selbst wenn der Völkerbund in einem für Frankreich
ungünstigen Sinne entscheidet, braucht es vor keinem politischen, vor keiner ein¬
zelnen Macht zurückzuweichen, es erkennt nur den nominell unparteiischen Schieds¬
spruch einer Autorität an, die es selber mit hat begründen helfen, und deren
Entschließung eS, ohne sich diplomatisch völlig zu isolieren und ohne die Kriegs¬
ziele, für die angeblich die Entente vier Jahre lang gekämpft hat, zu verleugnen,
nicht ablehnen kann. Ob diese Tatsache freilich Briand vor dem Sturz wird
reiten können, muß abgewartet werden, mit Fug und Recht wird er jedenfalls
zu seiner Verteidigung anführen, daß er auf diesen Vorschlag hin nicht ausweichen
konnte. England aber erreicht durch diesen Ausweg zweierlei: einmal nimmt es
der französischen Empfindlichkeit greifbare Vorwände; dann aber stärkt es in
hohem Maße die bedenklich ins Schwinden geratene Autorität des Völkerbundes,
an dem ihm im Interesse einer dauernden diplomatischen Beherrschung Europas
viel gelegen ist, in hohem Maße.

Allerdings ist nun die Frage, ob der gefundene Ausweg wirklich eine
Lösung oder nicht vielleicht nur wieder einen Aufschub bedeutet. Es ist wohl
möglich, daß die diplomatischen Schwierigkeiten bei der Besetzung der Ent-
scheidungsinstonz erst reckt sich häufen, daß das politische Intrigenspiel erst jetzt
in volle Blüte schießt. Immerhin ist aber der Völkerbund doch keine rein fran¬
zösische Behörde; von den acht gegenwärtigen Mitgliedern des Völkerbundes sind
bestenfalls nur drei unbedingt für Frankreich. Auch hat der Völkerbund den
Vorteil, daß er auf die französische Bindung Polen gegenüber, die seinen Satzungen
widerspricht, keine Rücksicht zu nehmen braucht, er kann sie, da sie ihm nicht an¬
gezeigt worden ist, ignorieren und muß es sogar tun. Ob allerdings er eine
Lösung finden wird, die die bisher mit der Frage befaßten Sachverständigen
nicht zu finden vermocht haben, ist eine andere Frage. Aber diplomatisch ist die
Möglichkeit dafür doch größer als bisher, wo immer einzelne Nationen wider¬
einander standen.

Was Deutschland betrifft, so hat eS nach den bisherigen Erfahrungen mit
dem Saargebiet und Eupen-Malmedy nicht gerade Anlaß, der Unparteilichkeit des
Völkerbundes hinter zu sein. Obendrein ist es als NichtMitglied des Völkerbundes
keineswegs verpflichtet, die Entscheidung als endgültig bindend anzuerkennen.
Seine einzige Hoffnung kann auf dem Umstand beruhen, daß eine richtige Lösung
der Oberschlesienfrage (von einer gerechten kann ohnehin nicht die Rede sein) nur
scheinbar drei Gegner, in Wirklichkeit aber, wie der deutsche Kanzler mehrfach mit
vollem Recht hervorgehoben hat, ganz Europa angeht, und daß es nicht wahr¬
scheinlich ist, daß der Völkerbund selbst das Fundament, auf dem er steht, den
Frieden Europas, durch eine unzweckmäßige Lösung in Frage stellen wird. Als
günstiges Vorzeichen und als bedeutsames Merkmal der Stärke der englischen
Position darf ohne Frage die bevorstehende Aufhebung der Sanktionen gedeutet
werden, sowie daß es gelungen ist, die französischen Versuche, Sanktions- und
Oberschlesienfrage mit einander zu verquicken und jene etwa als Kompensation
Menenius zu benutzen, zurückzuweisen.




Vücherschau
Schöne Literatur I

[Beginn Spaltensatz]
Gitagovinda, Das indische Hohelied de"
bengalischen Dichters Jayadeva. Nach
der metrischen Übersetzung Friedrich Rückerts,
neu herausgegeben von Hermann Kreyen-
borg. Inselverlag zu Leipzig Jnselbücherei).

Die Nückertschen Übersetzungen aus orien¬
talischen Sprachen gehören zu den ganz
großen Visionen der Weltliteratur. Mit ge-

[Spaltenumbruch]

wohnten, Undank hat der kritiklos allen exo¬
tischen Sensationen nachlaufende "moderne"
Deutsche Rückerts Meisterverdeutschung des
"indischen Salomo" 33 Jahre im Staub der
Bibliotheken ruhen lassen, bis Kreyenborg
diesen verständnisvoll kommentierten Neudruck
lieferte, der nun zusammen mit der bald im Druck
erscheinenden vollständigen Prosaverdeut-

[Ende Spaltensatz]
Bücherschcw

Prestige bleibt gewahrt. Selbst wenn der Völkerbund in einem für Frankreich
ungünstigen Sinne entscheidet, braucht es vor keinem politischen, vor keiner ein¬
zelnen Macht zurückzuweichen, es erkennt nur den nominell unparteiischen Schieds¬
spruch einer Autorität an, die es selber mit hat begründen helfen, und deren
Entschließung eS, ohne sich diplomatisch völlig zu isolieren und ohne die Kriegs¬
ziele, für die angeblich die Entente vier Jahre lang gekämpft hat, zu verleugnen,
nicht ablehnen kann. Ob diese Tatsache freilich Briand vor dem Sturz wird
reiten können, muß abgewartet werden, mit Fug und Recht wird er jedenfalls
zu seiner Verteidigung anführen, daß er auf diesen Vorschlag hin nicht ausweichen
konnte. England aber erreicht durch diesen Ausweg zweierlei: einmal nimmt es
der französischen Empfindlichkeit greifbare Vorwände; dann aber stärkt es in
hohem Maße die bedenklich ins Schwinden geratene Autorität des Völkerbundes,
an dem ihm im Interesse einer dauernden diplomatischen Beherrschung Europas
viel gelegen ist, in hohem Maße.

Allerdings ist nun die Frage, ob der gefundene Ausweg wirklich eine
Lösung oder nicht vielleicht nur wieder einen Aufschub bedeutet. Es ist wohl
möglich, daß die diplomatischen Schwierigkeiten bei der Besetzung der Ent-
scheidungsinstonz erst reckt sich häufen, daß das politische Intrigenspiel erst jetzt
in volle Blüte schießt. Immerhin ist aber der Völkerbund doch keine rein fran¬
zösische Behörde; von den acht gegenwärtigen Mitgliedern des Völkerbundes sind
bestenfalls nur drei unbedingt für Frankreich. Auch hat der Völkerbund den
Vorteil, daß er auf die französische Bindung Polen gegenüber, die seinen Satzungen
widerspricht, keine Rücksicht zu nehmen braucht, er kann sie, da sie ihm nicht an¬
gezeigt worden ist, ignorieren und muß es sogar tun. Ob allerdings er eine
Lösung finden wird, die die bisher mit der Frage befaßten Sachverständigen
nicht zu finden vermocht haben, ist eine andere Frage. Aber diplomatisch ist die
Möglichkeit dafür doch größer als bisher, wo immer einzelne Nationen wider¬
einander standen.

Was Deutschland betrifft, so hat eS nach den bisherigen Erfahrungen mit
dem Saargebiet und Eupen-Malmedy nicht gerade Anlaß, der Unparteilichkeit des
Völkerbundes hinter zu sein. Obendrein ist es als NichtMitglied des Völkerbundes
keineswegs verpflichtet, die Entscheidung als endgültig bindend anzuerkennen.
Seine einzige Hoffnung kann auf dem Umstand beruhen, daß eine richtige Lösung
der Oberschlesienfrage (von einer gerechten kann ohnehin nicht die Rede sein) nur
scheinbar drei Gegner, in Wirklichkeit aber, wie der deutsche Kanzler mehrfach mit
vollem Recht hervorgehoben hat, ganz Europa angeht, und daß es nicht wahr¬
scheinlich ist, daß der Völkerbund selbst das Fundament, auf dem er steht, den
Frieden Europas, durch eine unzweckmäßige Lösung in Frage stellen wird. Als
günstiges Vorzeichen und als bedeutsames Merkmal der Stärke der englischen
Position darf ohne Frage die bevorstehende Aufhebung der Sanktionen gedeutet
werden, sowie daß es gelungen ist, die französischen Versuche, Sanktions- und
Oberschlesienfrage mit einander zu verquicken und jene etwa als Kompensation
Menenius zu benutzen, zurückzuweisen.




Vücherschau
Schöne Literatur I

[Beginn Spaltensatz]
Gitagovinda, Das indische Hohelied de»
bengalischen Dichters Jayadeva. Nach
der metrischen Übersetzung Friedrich Rückerts,
neu herausgegeben von Hermann Kreyen-
borg. Inselverlag zu Leipzig Jnselbücherei).

Die Nückertschen Übersetzungen aus orien¬
talischen Sprachen gehören zu den ganz
großen Visionen der Weltliteratur. Mit ge-

[Spaltenumbruch]

wohnten, Undank hat der kritiklos allen exo¬
tischen Sensationen nachlaufende „moderne"
Deutsche Rückerts Meisterverdeutschung des
„indischen Salomo" 33 Jahre im Staub der
Bibliotheken ruhen lassen, bis Kreyenborg
diesen verständnisvoll kommentierten Neudruck
lieferte, der nun zusammen mit der bald im Druck
erscheinenden vollständigen Prosaverdeut-

[Ende Spaltensatz]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0233" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/339382"/>
          <fw type="header" place="top"> Bücherschcw</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_901" prev="#ID_900"> Prestige bleibt gewahrt. Selbst wenn der Völkerbund in einem für Frankreich<lb/>
ungünstigen Sinne entscheidet, braucht es vor keinem politischen, vor keiner ein¬<lb/>
zelnen Macht zurückzuweichen, es erkennt nur den nominell unparteiischen Schieds¬<lb/>
spruch einer Autorität an, die es selber mit hat begründen helfen, und deren<lb/>
Entschließung eS, ohne sich diplomatisch völlig zu isolieren und ohne die Kriegs¬<lb/>
ziele, für die angeblich die Entente vier Jahre lang gekämpft hat, zu verleugnen,<lb/>
nicht ablehnen kann. Ob diese Tatsache freilich Briand vor dem Sturz wird<lb/>
reiten können, muß abgewartet werden, mit Fug und Recht wird er jedenfalls<lb/>
zu seiner Verteidigung anführen, daß er auf diesen Vorschlag hin nicht ausweichen<lb/>
konnte. England aber erreicht durch diesen Ausweg zweierlei: einmal nimmt es<lb/>
der französischen Empfindlichkeit greifbare Vorwände; dann aber stärkt es in<lb/>
hohem Maße die bedenklich ins Schwinden geratene Autorität des Völkerbundes,<lb/>
an dem ihm im Interesse einer dauernden diplomatischen Beherrschung Europas<lb/>
viel gelegen ist, in hohem Maße.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_902"> Allerdings ist nun die Frage, ob der gefundene Ausweg wirklich eine<lb/>
Lösung oder nicht vielleicht nur wieder einen Aufschub bedeutet. Es ist wohl<lb/>
möglich, daß die diplomatischen Schwierigkeiten bei der Besetzung der Ent-<lb/>
scheidungsinstonz erst reckt sich häufen, daß das politische Intrigenspiel erst jetzt<lb/>
in volle Blüte schießt. Immerhin ist aber der Völkerbund doch keine rein fran¬<lb/>
zösische Behörde; von den acht gegenwärtigen Mitgliedern des Völkerbundes sind<lb/>
bestenfalls nur drei unbedingt für Frankreich. Auch hat der Völkerbund den<lb/>
Vorteil, daß er auf die französische Bindung Polen gegenüber, die seinen Satzungen<lb/>
widerspricht, keine Rücksicht zu nehmen braucht, er kann sie, da sie ihm nicht an¬<lb/>
gezeigt worden ist, ignorieren und muß es sogar tun. Ob allerdings er eine<lb/>
Lösung finden wird, die die bisher mit der Frage befaßten Sachverständigen<lb/>
nicht zu finden vermocht haben, ist eine andere Frage. Aber diplomatisch ist die<lb/>
Möglichkeit dafür doch größer als bisher, wo immer einzelne Nationen wider¬<lb/>
einander standen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_903"> Was Deutschland betrifft, so hat eS nach den bisherigen Erfahrungen mit<lb/>
dem Saargebiet und Eupen-Malmedy nicht gerade Anlaß, der Unparteilichkeit des<lb/>
Völkerbundes hinter zu sein. Obendrein ist es als NichtMitglied des Völkerbundes<lb/>
keineswegs verpflichtet, die Entscheidung als endgültig bindend anzuerkennen.<lb/>
Seine einzige Hoffnung kann auf dem Umstand beruhen, daß eine richtige Lösung<lb/>
der Oberschlesienfrage (von einer gerechten kann ohnehin nicht die Rede sein) nur<lb/>
scheinbar drei Gegner, in Wirklichkeit aber, wie der deutsche Kanzler mehrfach mit<lb/>
vollem Recht hervorgehoben hat, ganz Europa angeht, und daß es nicht wahr¬<lb/>
scheinlich ist, daß der Völkerbund selbst das Fundament, auf dem er steht, den<lb/>
Frieden Europas, durch eine unzweckmäßige Lösung in Frage stellen wird. Als<lb/>
günstiges Vorzeichen und als bedeutsames Merkmal der Stärke der englischen<lb/>
Position darf ohne Frage die bevorstehende Aufhebung der Sanktionen gedeutet<lb/>
werden, sowie daß es gelungen ist, die französischen Versuche, Sanktions- und<lb/>
Oberschlesienfrage mit einander zu verquicken und jene etwa als Kompensation<lb/><note type="byline"> Menenius</note> zu benutzen, zurückzuweisen. </p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Vücherschau<lb/>
Schöne Literatur I</head><lb/>
          <cb type="start"/>
          <div n="2">
            <head> Gitagovinda,  Das indische Hohelied de»<lb/>
bengalischen Dichters Jayadeva. Nach<lb/>
der metrischen Übersetzung Friedrich Rückerts,<lb/>
neu herausgegeben von Hermann Kreyen-<lb/>
borg. Inselverlag zu Leipzig Jnselbücherei).</head>
            <p xml:id="ID_904" next="#ID_905"> Die Nückertschen Übersetzungen aus orien¬<lb/>
talischen Sprachen gehören zu den ganz<lb/>
großen Visionen der Weltliteratur.  Mit ge-</p>
            <cb/><lb/>
            <p xml:id="ID_905" prev="#ID_904" next="#ID_906"> wohnten, Undank hat der kritiklos allen exo¬<lb/>
tischen Sensationen nachlaufende &#x201E;moderne"<lb/>
Deutsche Rückerts Meisterverdeutschung des<lb/>
&#x201E;indischen Salomo" 33 Jahre im Staub der<lb/>
Bibliotheken ruhen lassen, bis Kreyenborg<lb/>
diesen verständnisvoll kommentierten Neudruck<lb/>
lieferte, der nun zusammen mit der bald im Druck<lb/>
erscheinenden vollständigen Prosaverdeut-</p>
            <cb type="end"/><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0233] Bücherschcw Prestige bleibt gewahrt. Selbst wenn der Völkerbund in einem für Frankreich ungünstigen Sinne entscheidet, braucht es vor keinem politischen, vor keiner ein¬ zelnen Macht zurückzuweichen, es erkennt nur den nominell unparteiischen Schieds¬ spruch einer Autorität an, die es selber mit hat begründen helfen, und deren Entschließung eS, ohne sich diplomatisch völlig zu isolieren und ohne die Kriegs¬ ziele, für die angeblich die Entente vier Jahre lang gekämpft hat, zu verleugnen, nicht ablehnen kann. Ob diese Tatsache freilich Briand vor dem Sturz wird reiten können, muß abgewartet werden, mit Fug und Recht wird er jedenfalls zu seiner Verteidigung anführen, daß er auf diesen Vorschlag hin nicht ausweichen konnte. England aber erreicht durch diesen Ausweg zweierlei: einmal nimmt es der französischen Empfindlichkeit greifbare Vorwände; dann aber stärkt es in hohem Maße die bedenklich ins Schwinden geratene Autorität des Völkerbundes, an dem ihm im Interesse einer dauernden diplomatischen Beherrschung Europas viel gelegen ist, in hohem Maße. Allerdings ist nun die Frage, ob der gefundene Ausweg wirklich eine Lösung oder nicht vielleicht nur wieder einen Aufschub bedeutet. Es ist wohl möglich, daß die diplomatischen Schwierigkeiten bei der Besetzung der Ent- scheidungsinstonz erst reckt sich häufen, daß das politische Intrigenspiel erst jetzt in volle Blüte schießt. Immerhin ist aber der Völkerbund doch keine rein fran¬ zösische Behörde; von den acht gegenwärtigen Mitgliedern des Völkerbundes sind bestenfalls nur drei unbedingt für Frankreich. Auch hat der Völkerbund den Vorteil, daß er auf die französische Bindung Polen gegenüber, die seinen Satzungen widerspricht, keine Rücksicht zu nehmen braucht, er kann sie, da sie ihm nicht an¬ gezeigt worden ist, ignorieren und muß es sogar tun. Ob allerdings er eine Lösung finden wird, die die bisher mit der Frage befaßten Sachverständigen nicht zu finden vermocht haben, ist eine andere Frage. Aber diplomatisch ist die Möglichkeit dafür doch größer als bisher, wo immer einzelne Nationen wider¬ einander standen. Was Deutschland betrifft, so hat eS nach den bisherigen Erfahrungen mit dem Saargebiet und Eupen-Malmedy nicht gerade Anlaß, der Unparteilichkeit des Völkerbundes hinter zu sein. Obendrein ist es als NichtMitglied des Völkerbundes keineswegs verpflichtet, die Entscheidung als endgültig bindend anzuerkennen. Seine einzige Hoffnung kann auf dem Umstand beruhen, daß eine richtige Lösung der Oberschlesienfrage (von einer gerechten kann ohnehin nicht die Rede sein) nur scheinbar drei Gegner, in Wirklichkeit aber, wie der deutsche Kanzler mehrfach mit vollem Recht hervorgehoben hat, ganz Europa angeht, und daß es nicht wahr¬ scheinlich ist, daß der Völkerbund selbst das Fundament, auf dem er steht, den Frieden Europas, durch eine unzweckmäßige Lösung in Frage stellen wird. Als günstiges Vorzeichen und als bedeutsames Merkmal der Stärke der englischen Position darf ohne Frage die bevorstehende Aufhebung der Sanktionen gedeutet werden, sowie daß es gelungen ist, die französischen Versuche, Sanktions- und Oberschlesienfrage mit einander zu verquicken und jene etwa als Kompensation Menenius zu benutzen, zurückzuweisen. Vücherschau Schöne Literatur I Gitagovinda, Das indische Hohelied de» bengalischen Dichters Jayadeva. Nach der metrischen Übersetzung Friedrich Rückerts, neu herausgegeben von Hermann Kreyen- borg. Inselverlag zu Leipzig Jnselbücherei). Die Nückertschen Übersetzungen aus orien¬ talischen Sprachen gehören zu den ganz großen Visionen der Weltliteratur. Mit ge- wohnten, Undank hat der kritiklos allen exo¬ tischen Sensationen nachlaufende „moderne" Deutsche Rückerts Meisterverdeutschung des „indischen Salomo" 33 Jahre im Staub der Bibliotheken ruhen lassen, bis Kreyenborg diesen verständnisvoll kommentierten Neudruck lieferte, der nun zusammen mit der bald im Druck erscheinenden vollständigen Prosaverdeut-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/233
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/233>, abgerufen am 22.12.2024.