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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.

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Bücherschau

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Echo. Egon Fleische! . u, Co., Berlin.
192". In Pappband geb. M. 2S.--, in
Ganzleinen M, 31.--.

Die Übersicht der "Ernte" über die Welt¬
literatur des Jahres 1019/20 ist bei allen
Vorbehalten, die man dem Standpunkt
einzelner Mitarbeiter gegenüber machen mag,
ein imponierender Beleg der unbeirrbaren
deutschen Fähigkeit und Neigung, aus aller
Welt zu leben und für alle Welt zu sammeln.

Carl Stange, Waldemar Bonsels, seine
Dichtung und seine Weltanschauung.
"Studien des apologetischen Seminars in
Wernigerode" ö, Heft. Verlag bon
C. Bertelsmann in Gütersloh. M. ö,- .

UberBunsels sind schon verschiedene kritische
Schriften geschrieben worden. Der Popular-
philosophische Grundton seines Schaffens,
sein Irren zwischen den Polen Eros und
Evangelium, irdische und himmlische Liebe
fordert dazu heraus. Von diesen literar-
kritischeu Bonselssludien geben wir den oben
angezeigten den Vorzug.

Komischkc, "Geschichte der polnischen
Literatur." Breslau 1919. Verlags¬
buchhandlung P ri e b a t s es.

Wer die Denk- und Gefühlsweise des
polnischen Nachbars, die uns, auch unseren
Staatsmännern zu unserem großen Schaden
bisher ein verschlossenes Buch war, kennen
und verstehen lernen will, studiere eine gute
Geschichte der polnischen Literatur, die, anders
als die deutsche, mit nationalem Geiste durch¬
tränkt, sozusagen eine Inkarnation der
polnischen Volksseele ist, diese also dein Leser
bei anregender, kein Übermaß geistiger An¬
strengung fordernder Unterhaltung enthüllt.
Wer, selber wissenschaftlich geschult, das
polnische Schrifttum im Original zu studieren
gedenkt, greife zu Alexander Brückners,
des Slawisten der Berliner Universität,
Geschichte der polnischen Literatur, einem

[Spaltenumbruch]

623 Seiten starken Bande (Leipzig 1909,
C. F. AmeluugS Verlag), der eine "Darstellung
der gesamten geistigen Entwicklung des
Polnischen Volkes" bietet. Wer ans kürzerem
Wege zum Ziele zu gelangen wünscht, sei auf
das 274 Seiten umfassende Werk des Professors
Komischke, eines mit dem Polnischen Wohl
von frühauf verbauten Schlesiers, verwiesen.
Die Darstellung ist kurz und knapp, auch
leicht verständlich und in der Anordnung deS
massenhaften Stoffs geschickt. An zusammen¬
hängenden libersichten über die 6 Perioden
des Polnischen Schrifttunis, die Anfänge im
Mittelalter, das goldene Zeitalter (Humanismus
und Reformation) im 16., den Verfall (Gegen¬
reformation) im 17,, der AuftMungsperiodc
im 18., die Romantik (den Höhepunkt der
Utcrorischen Entwicklung) im 19. und die
Modernen im letzten Halbjahrhundert, schließt
der Verfasser jedesmal eine lange Reihe
Autoren an, deren jeden er für sich abhandelt,
indem er die Lebensgeschichte erzählt, die
Werke in kurzen Umrissen skizziert und jedes
mit Geschmack und gesundem Urteil würdigt.
Er benutzt dazu die grundlegenden Werke der
polnischen Litcraturhistorik, vor allem Bruckner,
aus dem er immer wieder wichtige Gcsamt-
urieile wörtlich zitiert. Den Polen wird er
gerecht; ihre unleugbaren Vorzüge hebt er
gebührend hervor, ihre Schwächen zeigt er
mit erfreulicher Unbefangenheit auf; einmal
zwar leistet er sich einen laMis entmui und
versichert, in Polen sei es zu keinen Glaubcns-
verfolgungcn gekommen, widerlegt sich aber,
indem er a'i anderen Stellen gegenteilige
Tatsachen anführt; erinnert sei er an die
Unterdrückung der Ketzerei durch Sigismund I.,
der 1526 in Danzig 18 Bürger ohne Urteil
enthaupten ließ, obwohl er "bei des Königs
Ehre, Hehn und Schild" geschworen hatte,
kein Blut zu vergießen" sondern Frieden und
Einigkeit aufrichten zu wollen.

Prof. llranz [Ende Spaltensatz]


Verantwortlich ^ Hans "im Sodensteru in Berlin.
Schriftleitung ""d Verlag Berlin SV N, Tempelhof-r User L5". F-rnrnf! Liitzow "510,
Verlag- K. F. Koester, Abteilung Grenzboten, Berlin.
Drncki "Der NeichSvote" G. in. b. H. in Berlin SV II, Dessoner Strohs SK/37

Rücksendung von Manuskripten erfolgt nur gegen beigefügtes Rückporto.
Nachdruck sämtlicher Aussähe ist nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlages gestattet.


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Echo. Egon Fleische! . u, Co., Berlin.
192». In Pappband geb. M. 2S.—, in
Ganzleinen M, 31.—.

Die Übersicht der „Ernte" über die Welt¬
literatur des Jahres 1019/20 ist bei allen
Vorbehalten, die man dem Standpunkt
einzelner Mitarbeiter gegenüber machen mag,
ein imponierender Beleg der unbeirrbaren
deutschen Fähigkeit und Neigung, aus aller
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Carl Stange, Waldemar Bonsels, seine
Dichtung und seine Weltanschauung.
„Studien des apologetischen Seminars in
Wernigerode" ö, Heft. Verlag bon
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UberBunsels sind schon verschiedene kritische
Schriften geschrieben worden. Der Popular-
philosophische Grundton seines Schaffens,
sein Irren zwischen den Polen Eros und
Evangelium, irdische und himmlische Liebe
fordert dazu heraus. Von diesen literar-
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Literatur." Breslau 1919. Verlags¬
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als die deutsche, mit nationalem Geiste durch¬
tränkt, sozusagen eine Inkarnation der
polnischen Volksseele ist, diese also dein Leser
bei anregender, kein Übermaß geistiger An¬
strengung fordernder Unterhaltung enthüllt.
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polnische Schrifttum im Original zu studieren
gedenkt, greife zu Alexander Brückners,
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623 Seiten starken Bande (Leipzig 1909,
C. F. AmeluugS Verlag), der eine „Darstellung
der gesamten geistigen Entwicklung des
Polnischen Volkes" bietet. Wer ans kürzerem
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das 274 Seiten umfassende Werk des Professors
Komischke, eines mit dem Polnischen Wohl
von frühauf verbauten Schlesiers, verwiesen.
Die Darstellung ist kurz und knapp, auch
leicht verständlich und in der Anordnung deS
massenhaften Stoffs geschickt. An zusammen¬
hängenden libersichten über die 6 Perioden
des Polnischen Schrifttunis, die Anfänge im
Mittelalter, das goldene Zeitalter (Humanismus
und Reformation) im 16., den Verfall (Gegen¬
reformation) im 17,, der AuftMungsperiodc
im 18., die Romantik (den Höhepunkt der
Utcrorischen Entwicklung) im 19. und die
Modernen im letzten Halbjahrhundert, schließt
der Verfasser jedesmal eine lange Reihe
Autoren an, deren jeden er für sich abhandelt,
indem er die Lebensgeschichte erzählt, die
Werke in kurzen Umrissen skizziert und jedes
mit Geschmack und gesundem Urteil würdigt.
Er benutzt dazu die grundlegenden Werke der
polnischen Litcraturhistorik, vor allem Bruckner,
aus dem er immer wieder wichtige Gcsamt-
urieile wörtlich zitiert. Den Polen wird er
gerecht; ihre unleugbaren Vorzüge hebt er
gebührend hervor, ihre Schwächen zeigt er
mit erfreulicher Unbefangenheit auf; einmal
zwar leistet er sich einen laMis entmui und
versichert, in Polen sei es zu keinen Glaubcns-
verfolgungcn gekommen, widerlegt sich aber,
indem er a'i anderen Stellen gegenteilige
Tatsachen anführt; erinnert sei er an die
Unterdrückung der Ketzerei durch Sigismund I.,
der 1526 in Danzig 18 Bürger ohne Urteil
enthaupten ließ, obwohl er „bei des Königs
Ehre, Hehn und Schild" geschworen hatte,
kein Blut zu vergießen" sondern Frieden und
Einigkeit aufrichten zu wollen.

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Schriftleitung »»d Verlag Berlin SV N, Tempelhof-r User L5». F-rnrnf! Liitzow «510,
Verlag- K. F. Koester, Abteilung Grenzboten, Berlin.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/141>, abgerufen am 04.07.2024.