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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.

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Buchecschau

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Rivista ti Rom", herausgegeben von Alberto
Lumbroso, Terza Serie Volume I Roma,
alla "Rivista ti Roma", 26 Via Venti
Settembre.

Das erste Heft der nach fünfjähriger
Kriegspause neuerscheinenden Serie der bor¬
nehmen Zeitschrift wird durch den Abdruck
von Briefen Theodor Mommsens eingeleitet.
Auch sonst zieht sich durch die reichhaltigen
Spalten der Ribista Achtung vor Deutschland
und der Wunsch, Verbindungsfäden wieder
anzuspinnen. Möchte nur das Lob, das sich
Italien hinsichtlich der Behandlung der
Deutschtiroler (im Gegensatz zu der Behand¬
lung der Deutschen durch die Polen) ausstellt,
(S. 1W) nicht zur Selbsttäuschung über das
an Bozen begangene Unrecht führen, ein
Unrecht, das so unitalienisch töricht ist.
Aus dem reichen Inhalt des Heftes kann
der deutsche Leser den Wechsel der Zeiten
fühlbar erkennen. Wie viel tiefer, an Er¬
schütterungen, Zukunfisbürden, aber hoffent¬
lich auch an inneren Energien der Wieder¬
geburt reicher, haben wir diesen Krieg erlebt,

Alfred Biese, Deutsche Literaturgeschichte. In
drei Bänden. 17. Auflage. C.H. Beck'sche
Verlagsbuchhandlung Oskar Beck. Mün¬
chen. 1921.

Wenn von einem dreibändigen Werk das
fünfundsiebenzigste Tausend erscheint, würde
der Berichterstatter Eulen nach Athen tragen,
wollte er das Werk loben, und er würde
mit einem Sieb einen Strom aufhalten
wollen, würde er es tadeln. Kritisieren wir
also auch hier nicht mehr den Verfasser,
sondern das laufende Publikum, und stellen
wir fest, daß alle liternrischen und literar¬
historischen Purzelbäume unserer "Jüngsten"
und ihrer Impresarios die Gunst der Leser
noch nicht einer Literaturgeschichte entfremden
konnten, die für Grenzbotenleser nächst Koch
und Bartels in Betracht kommt.


Heinrich Bischoff, Nikolaus LenauS Lyrik.
Ihre Geschichte, Chronologie und Textkritik.
1. Bd. Geschichte der lyrischen Gedichte von
N. Lenau. Weidmannsche Buchhandlung,
Berlin. 1920. Preis M. 80.--.
[Spaltenumbruch]

über dessen "Sieg" sich -- mit drei Vierteln
der Welt, und deshalb sagt und trägt es
nichts Besonderes -- jetzt auch der Italiener
freut. Viclrix causa Oiis placuit, feci viela
Latoni, Freuen wir uns aber, daß in
Italien so vorurteilsfreie Männer wie der
gelehrte Piemontese Lumbroso die öffentliche
Meinung führen. DerFinanzmann derRivista
sagt den Franzosen, daß es eine Unwahrheit
sei, Frankreich heute als notleidender als
Deutschland hinzustellen, und geißelt sarkastisch
die "lateinischen Brüder" in Paris, die sich
auf das Latein ertum nur gegen Deutschland
besinnen möchten, in den Lebensfragen
Italiens sich aber höchst unlateinisch, echt¬
keltisch, mit den Slawen anfreunden (S. 97).
Und an andrer Stelle gibt die Rivista der
Forderung CimbalisRaum, nicht Wilhelm II.,
sondern d'e der Heuchelei und des Betrugs
schuldigen Häupter der Entente vor Gericht
zu ziehen. Die literarisch-künstlerischen Bei¬
träge sind noch vielseitiger als die Politischen
jedenfalls scheint Lumbroso der Wieder¬
aufbau der Zeitschrift Wohl zu gelingen.

Diese schon 1910 von der königlich¬
belgischen Akademie preisgekrönte Arbeit, die
jetzt nach dem Krieg in Brüssel gedruckt wurde,
erinnert an heute zerrissene Bande wissen¬
schaftlicher Gemeinschaft. Bischoffs großes
Wer! ist auf zwei Bände berechnet; der bisher
vorliegende bietet eine an Gründlichkeit
nicht zu überbietende biographisch-kritische
Geschichte des Lenauschen lyrischen Schaffens.


Harry Maync, Immermann. Der Mann
und sein Werk im Rahmen der Zeit- und
Literaturgeschichte. C, H. Beck'sche Verlags¬
buchhandlung Oskar Beck, München. 1921.
Nach Goethe ist es die Hauptaufgabe der

Biographie, "den Menschen in seinen Zeit-
Verhältnissen darzustellen und zu zeigen, in¬
wiefern ihm das Ganze widerstrebt, inwiefern
es ihn begünstigt, wie er sich eine Welt-
und Menschenanflcht daraus gebildet und wie
er sie, wenn er Künstler, Dichter, Schrift¬
steller ist, wieder nach außen abgespiegelt."
Und nichts anderes meinte der Versasser von
"Dichtung und Wahrheit", Wenn er feststellte?

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Rivista ti Rom«, herausgegeben von Alberto
Lumbroso, Terza Serie Volume I Roma,
alla „Rivista ti Roma", 26 Via Venti
Settembre.

Das erste Heft der nach fünfjähriger
Kriegspause neuerscheinenden Serie der bor¬
nehmen Zeitschrift wird durch den Abdruck
von Briefen Theodor Mommsens eingeleitet.
Auch sonst zieht sich durch die reichhaltigen
Spalten der Ribista Achtung vor Deutschland
und der Wunsch, Verbindungsfäden wieder
anzuspinnen. Möchte nur das Lob, das sich
Italien hinsichtlich der Behandlung der
Deutschtiroler (im Gegensatz zu der Behand¬
lung der Deutschen durch die Polen) ausstellt,
(S. 1W) nicht zur Selbsttäuschung über das
an Bozen begangene Unrecht führen, ein
Unrecht, das so unitalienisch töricht ist.
Aus dem reichen Inhalt des Heftes kann
der deutsche Leser den Wechsel der Zeiten
fühlbar erkennen. Wie viel tiefer, an Er¬
schütterungen, Zukunfisbürden, aber hoffent¬
lich auch an inneren Energien der Wieder¬
geburt reicher, haben wir diesen Krieg erlebt,

Alfred Biese, Deutsche Literaturgeschichte. In
drei Bänden. 17. Auflage. C.H. Beck'sche
Verlagsbuchhandlung Oskar Beck. Mün¬
chen. 1921.

Wenn von einem dreibändigen Werk das
fünfundsiebenzigste Tausend erscheint, würde
der Berichterstatter Eulen nach Athen tragen,
wollte er das Werk loben, und er würde
mit einem Sieb einen Strom aufhalten
wollen, würde er es tadeln. Kritisieren wir
also auch hier nicht mehr den Verfasser,
sondern das laufende Publikum, und stellen
wir fest, daß alle liternrischen und literar¬
historischen Purzelbäume unserer „Jüngsten"
und ihrer Impresarios die Gunst der Leser
noch nicht einer Literaturgeschichte entfremden
konnten, die für Grenzbotenleser nächst Koch
und Bartels in Betracht kommt.


Heinrich Bischoff, Nikolaus LenauS Lyrik.
Ihre Geschichte, Chronologie und Textkritik.
1. Bd. Geschichte der lyrischen Gedichte von
N. Lenau. Weidmannsche Buchhandlung,
Berlin. 1920. Preis M. 80.—.
[Spaltenumbruch]

über dessen „Sieg" sich — mit drei Vierteln
der Welt, und deshalb sagt und trägt es
nichts Besonderes — jetzt auch der Italiener
freut. Viclrix causa Oiis placuit, feci viela
Latoni, Freuen wir uns aber, daß in
Italien so vorurteilsfreie Männer wie der
gelehrte Piemontese Lumbroso die öffentliche
Meinung führen. DerFinanzmann derRivista
sagt den Franzosen, daß es eine Unwahrheit
sei, Frankreich heute als notleidender als
Deutschland hinzustellen, und geißelt sarkastisch
die „lateinischen Brüder" in Paris, die sich
auf das Latein ertum nur gegen Deutschland
besinnen möchten, in den Lebensfragen
Italiens sich aber höchst unlateinisch, echt¬
keltisch, mit den Slawen anfreunden (S. 97).
Und an andrer Stelle gibt die Rivista der
Forderung CimbalisRaum, nicht Wilhelm II.,
sondern d'e der Heuchelei und des Betrugs
schuldigen Häupter der Entente vor Gericht
zu ziehen. Die literarisch-künstlerischen Bei¬
träge sind noch vielseitiger als die Politischen
jedenfalls scheint Lumbroso der Wieder¬
aufbau der Zeitschrift Wohl zu gelingen.

Diese schon 1910 von der königlich¬
belgischen Akademie preisgekrönte Arbeit, die
jetzt nach dem Krieg in Brüssel gedruckt wurde,
erinnert an heute zerrissene Bande wissen¬
schaftlicher Gemeinschaft. Bischoffs großes
Wer! ist auf zwei Bände berechnet; der bisher
vorliegende bietet eine an Gründlichkeit
nicht zu überbietende biographisch-kritische
Geschichte des Lenauschen lyrischen Schaffens.


Harry Maync, Immermann. Der Mann
und sein Werk im Rahmen der Zeit- und
Literaturgeschichte. C, H. Beck'sche Verlags¬
buchhandlung Oskar Beck, München. 1921.
Nach Goethe ist es die Hauptaufgabe der

Biographie, „den Menschen in seinen Zeit-
Verhältnissen darzustellen und zu zeigen, in¬
wiefern ihm das Ganze widerstrebt, inwiefern
es ihn begünstigt, wie er sich eine Welt-
und Menschenanflcht daraus gebildet und wie
er sie, wenn er Künstler, Dichter, Schrift¬
steller ist, wieder nach außen abgespiegelt."
Und nichts anderes meinte der Versasser von
„Dichtung und Wahrheit", Wenn er feststellte?

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[0139] Bücherschau Buchecschau Rivista ti Rom«, herausgegeben von Alberto Lumbroso, Terza Serie Volume I Roma, alla „Rivista ti Roma", 26 Via Venti Settembre. Das erste Heft der nach fünfjähriger Kriegspause neuerscheinenden Serie der bor¬ nehmen Zeitschrift wird durch den Abdruck von Briefen Theodor Mommsens eingeleitet. Auch sonst zieht sich durch die reichhaltigen Spalten der Ribista Achtung vor Deutschland und der Wunsch, Verbindungsfäden wieder anzuspinnen. Möchte nur das Lob, das sich Italien hinsichtlich der Behandlung der Deutschtiroler (im Gegensatz zu der Behand¬ lung der Deutschen durch die Polen) ausstellt, (S. 1W) nicht zur Selbsttäuschung über das an Bozen begangene Unrecht führen, ein Unrecht, das so unitalienisch töricht ist. Aus dem reichen Inhalt des Heftes kann der deutsche Leser den Wechsel der Zeiten fühlbar erkennen. Wie viel tiefer, an Er¬ schütterungen, Zukunfisbürden, aber hoffent¬ lich auch an inneren Energien der Wieder¬ geburt reicher, haben wir diesen Krieg erlebt, Alfred Biese, Deutsche Literaturgeschichte. In drei Bänden. 17. Auflage. C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung Oskar Beck. Mün¬ chen. 1921. Wenn von einem dreibändigen Werk das fünfundsiebenzigste Tausend erscheint, würde der Berichterstatter Eulen nach Athen tragen, wollte er das Werk loben, und er würde mit einem Sieb einen Strom aufhalten wollen, würde er es tadeln. Kritisieren wir also auch hier nicht mehr den Verfasser, sondern das laufende Publikum, und stellen wir fest, daß alle liternrischen und literar¬ historischen Purzelbäume unserer „Jüngsten" und ihrer Impresarios die Gunst der Leser noch nicht einer Literaturgeschichte entfremden konnten, die für Grenzbotenleser nächst Koch und Bartels in Betracht kommt. Heinrich Bischoff, Nikolaus LenauS Lyrik. Ihre Geschichte, Chronologie und Textkritik. 1. Bd. Geschichte der lyrischen Gedichte von N. Lenau. Weidmannsche Buchhandlung, Berlin. 1920. Preis M. 80.—. über dessen „Sieg" sich — mit drei Vierteln der Welt, und deshalb sagt und trägt es nichts Besonderes — jetzt auch der Italiener freut. Viclrix causa Oiis placuit, feci viela Latoni, Freuen wir uns aber, daß in Italien so vorurteilsfreie Männer wie der gelehrte Piemontese Lumbroso die öffentliche Meinung führen. DerFinanzmann derRivista sagt den Franzosen, daß es eine Unwahrheit sei, Frankreich heute als notleidender als Deutschland hinzustellen, und geißelt sarkastisch die „lateinischen Brüder" in Paris, die sich auf das Latein ertum nur gegen Deutschland besinnen möchten, in den Lebensfragen Italiens sich aber höchst unlateinisch, echt¬ keltisch, mit den Slawen anfreunden (S. 97). Und an andrer Stelle gibt die Rivista der Forderung CimbalisRaum, nicht Wilhelm II., sondern d'e der Heuchelei und des Betrugs schuldigen Häupter der Entente vor Gericht zu ziehen. Die literarisch-künstlerischen Bei¬ träge sind noch vielseitiger als die Politischen jedenfalls scheint Lumbroso der Wieder¬ aufbau der Zeitschrift Wohl zu gelingen. Diese schon 1910 von der königlich¬ belgischen Akademie preisgekrönte Arbeit, die jetzt nach dem Krieg in Brüssel gedruckt wurde, erinnert an heute zerrissene Bande wissen¬ schaftlicher Gemeinschaft. Bischoffs großes Wer! ist auf zwei Bände berechnet; der bisher vorliegende bietet eine an Gründlichkeit nicht zu überbietende biographisch-kritische Geschichte des Lenauschen lyrischen Schaffens. Harry Maync, Immermann. Der Mann und sein Werk im Rahmen der Zeit- und Literaturgeschichte. C, H. Beck'sche Verlags¬ buchhandlung Oskar Beck, München. 1921. Nach Goethe ist es die Hauptaufgabe der Biographie, „den Menschen in seinen Zeit- Verhältnissen darzustellen und zu zeigen, in¬ wiefern ihm das Ganze widerstrebt, inwiefern es ihn begünstigt, wie er sich eine Welt- und Menschenanflcht daraus gebildet und wie er sie, wenn er Künstler, Dichter, Schrift¬ steller ist, wieder nach außen abgespiegelt." Und nichts anderes meinte der Versasser von „Dichtung und Wahrheit", Wenn er feststellte?

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/139>, abgerufen am 21.06.2024.