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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr.

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Es muß daher in der Nation das Gefühl des Unwillens
erhalten werden über den Druck und die Abhängigkeit von einem
fremden übermütigen, täglich gehaltloser Werdenden Volke. Man
muß sie mit dem Gedanken der Selbsthilfe, der Aufopferung des
Lebens und des Eigentums, das ohnehin bald ein Mittel und
ein Raub der herrschenden Nation wird, vertraut erhalten, man
muß gewisse Ideen über die Art, wie Widerstand zu erregen und
zu leiten, verbreiten und beleben. Hierzu werden sich mehrere
Mittel auffinden und anwenden lassen, ohne daß die Negierung
dabei tätig ist, die aber bei schicklicher Gelegenheit und unter
günstigen Umständen diesen Geist wird benutzen können.

Freiherr vom Stein, ^sog.


Der Selbstschutz
Generalleutnant a. O. Frhr. v. Ivatter von

enden im Januar und März vorigen Jahres der Aufstand in
Mitteldeutschland und im Nuhrgebiet tobte, ist mehr als ein Jahr
vergangen. In meinen Händen lag damals in Westfalen und in
Teilen des unbesetzten Rheinlandes die ausübende Gewalt, die auf
meinen Antrag infolge der Januarunruhen im März mit sehr
erweiterten gesetzlichen Vollmachten ausgestattet war. Die Aufgabe war: den
Brand zu löschen, des Aufstandes Herr zu werden. Bevor die Aufgabe restlos
gelöst war, sah ich mich genötigt, voll einem Posten zurückzutreten, auf dein man
mir bei Durchführung meiner Aufgabe Arme nud Beine zu binden versuchte, indem
man die außerordentlichen Vollmachten gerade in dem Augenblick, wo ich sie für
den Endzweck am notwendigsten brauchte, wieder einschränken wollte. Anstatt den
Brand zu löschen, den Aufstand niederzuschlagen, begnügte man sich damit, die
Glut des Feuers zu dämpfen und denen die Türen offen zu lassen, die sich gegen
Volk und Vaterland vergingen, die den Landes- und Hochverrat auf ihre Fahnen
geschrieben hatten. Mehr will ich über diese Angelegenheit nicht sagen.

Ein Jahr habe ich geschwiegen, habe mir Zurückhaltung auferlegt, um auch
nicht den geringsten Anschein zu erwecken, als wolle ich meine Person über die


Grenzboten II 19,21 1


Es muß daher in der Nation das Gefühl des Unwillens
erhalten werden über den Druck und die Abhängigkeit von einem
fremden übermütigen, täglich gehaltloser Werdenden Volke. Man
muß sie mit dem Gedanken der Selbsthilfe, der Aufopferung des
Lebens und des Eigentums, das ohnehin bald ein Mittel und
ein Raub der herrschenden Nation wird, vertraut erhalten, man
muß gewisse Ideen über die Art, wie Widerstand zu erregen und
zu leiten, verbreiten und beleben. Hierzu werden sich mehrere
Mittel auffinden und anwenden lassen, ohne daß die Negierung
dabei tätig ist, die aber bei schicklicher Gelegenheit und unter
günstigen Umständen diesen Geist wird benutzen können.

Freiherr vom Stein, ^sog.


Der Selbstschutz
Generalleutnant a. O. Frhr. v. Ivatter von

enden im Januar und März vorigen Jahres der Aufstand in
Mitteldeutschland und im Nuhrgebiet tobte, ist mehr als ein Jahr
vergangen. In meinen Händen lag damals in Westfalen und in
Teilen des unbesetzten Rheinlandes die ausübende Gewalt, die auf
meinen Antrag infolge der Januarunruhen im März mit sehr
erweiterten gesetzlichen Vollmachten ausgestattet war. Die Aufgabe war: den
Brand zu löschen, des Aufstandes Herr zu werden. Bevor die Aufgabe restlos
gelöst war, sah ich mich genötigt, voll einem Posten zurückzutreten, auf dein man
mir bei Durchführung meiner Aufgabe Arme nud Beine zu binden versuchte, indem
man die außerordentlichen Vollmachten gerade in dem Augenblick, wo ich sie für
den Endzweck am notwendigsten brauchte, wieder einschränken wollte. Anstatt den
Brand zu löschen, den Aufstand niederzuschlagen, begnügte man sich damit, die
Glut des Feuers zu dämpfen und denen die Türen offen zu lassen, die sich gegen
Volk und Vaterland vergingen, die den Landes- und Hochverrat auf ihre Fahnen
geschrieben hatten. Mehr will ich über diese Angelegenheit nicht sagen.

Ein Jahr habe ich geschwiegen, habe mir Zurückhaltung auferlegt, um auch
nicht den geringsten Anschein zu erwecken, als wolle ich meine Person über die


Grenzboten II 19,21 1
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338800/7>, abgerufen am 23.11.2024.