Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr.Adolf Bartels: "Die Jüngsten" und persönliche Tapferkeit waren da für ihn nötig, noch mehr ästhetischer Instinkt Adolf Bartels: „Die Jüngsten" und persönliche Tapferkeit waren da für ihn nötig, noch mehr ästhetischer Instinkt <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0324" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/339125"/> <fw type="header" place="top"> Adolf Bartels: „Die Jüngsten"</fw><lb/> <p xml:id="ID_1113" prev="#ID_1112"> und persönliche Tapferkeit waren da für ihn nötig, noch mehr ästhetischer Instinkt<lb/> für Echt und Unecht von ungewöhnlicher Stärke, mit dem allein Bartels — ohne<lb/> Vorarbeiter auf diesem GebietI — sich zuerst selber zurechtfinden konnte, in dem<lb/> Chaos von Gegensätzlichkeiten, wie es das „deutsche" Schrifttum dieser Zeitspanne<lb/> immer toller und rätselvoller vor dem unberatenen Zeitgenossen aufquirlte —,<lb/> man denke nur so gegenfüßlerischer Gleichzeitigkeiten wie Wildenbruch-Schnitzler, j<lb/> ChamberleimFritz Mauthner oder Rudolf Steiner, Lienhard-Sternheim, Marie<lb/> v. Ebner-Eschenbach und die Laster-Schüler und u. s, f. ... Man wird der un¬<lb/> unsäglichen Wohltat der Aufklärung dieser Widersprüche durch den rassischen<lb/> Unterscheiderinstinkt bei Bartels erst ganz inne, wenn man die heillose Ver¬<lb/> wirrung, ja Verblödung des öffentlichen Urteils ins Auge faßt, die immer weitere<lb/> Kreise ergriff unter der stumpfgesichtigen Neunmalklugheit, mit der andererseits<lb/> die von der Weltjournaille emporgelobtesten „liberalen" Auchkünstler in ihren<lb/> Literaturgeschichten alle diese unvereinbarer Gegensätze als Auswirkungen ein und<lb/> desselben „deutschen Geistes" immer wieder uns mundgerecht zu macheu suchten (!)<lb/> Wie lange klang da Bartels Stimme gar nicht durch oder höchstens als die des<lb/> Predigers in der Wüste! Erst nach und nach fanden sich Mitstrebende, z. B,<lb/> Verfasser und Verleger des „Seni-Gotha", und zu dessen nützlichem Gegenstück,<lb/> dem „Seni-Kürschner", gaben Wohl erst recht Bartels bahnbrechende Unter¬<lb/> scheidungsbefunde zwischen dem Wirken jüdischer und deutscher Geistigkeit in seiner<lb/> „D.D. der Gegmw." — sie erschien 1897! — den gewichtigen Anstoß. Indem seine<lb/> Entlarvungen der Träger oft scheinbar harmlosester urdeutscher Namen als volks¬<lb/> fremde r Geister im Zusammenhalt mit ihren bedenklichen Hervorbringungen<lb/> die furchtbaren G efahren d er Sntartung aus einer gedankenlosen Ver¬<lb/> mischung absolut gegensätzlicher Menschenarten zeigte, erweckte er zum ersten Male<lb/> wieder genealogisches Interesse selbst in b ü r g e r l ich e n Kreisen, da Gencal-<lb/> Logik ja sogar in den hierzu wesentlich verpflichteten adeligen Kreisen<lb/> unter der Herrschaft der gleichmacherischen, internationalistischen Judenbotschaft<lb/> vom allein seligmachenden Geldsack bereits einzuschlummern begann, so daß man<lb/> sich schon bei der Tatsache des Gctauflseins (I) beider Eltern, oft sogar des<lb/> nomengebenden Vaters allein, über das „reinblutigo Deutschtum" eines Mannes<lb/> beruhigte . . . .; die häufig viel wichtigeren Einflüsse der Großeltern übersieht<lb/> man noch heute, selbst in Kreisen, die sich völkischer Gesinnung rühmen; nud gar<lb/> ein Grundgesetz der Vererbung kennt man kaum erst, wonach nämlich die mütter¬<lb/> liche Herkunft für die Beschaffenheit nationaler Gesinnung des Sprößlings<lb/> weitaus entscheidender ist als die väterliche. Aus Bartels „Jüngsten" kann das<lb/> jeder aufmerksame Leser lernen. Ich erwähne da nur die zwei Falle Frank<lb/> Wedekind und Alfred H e n s es k e - K l a b u n d . zu deren Vereinigung ich<lb/> selbst erst im verflossenen Jahre beitragen durste und deren noch frische Ergebnisse<lb/> -Lartels bereits in seinem neuen Bande ducht. Nebenbei gesagt, eine Stichprobe<lb/> ans die nimmermüde Umsichtigkeit dieses Partisans rassischer Geistigkeit. Sie<lb/> besteht aber nicht nur diese Stichprobe. Auch im aufbauenden bejahenden Sinne<lb/> waltet solche Umsicht bei Bartels. So entging ihm kaum ein bedeutendes Buch<lb/> der letzten Jahre, im Geiste von Deutschlands Erneuerung und mit wirtlich künst¬<lb/> lerischer Begabung geschrieben; Namen wie Otto Martin Johannes,<lb/> Kurt Gerlach, Friedr. Jos. Perkonig, G r e t e Ur b an i dz k y, die<lb/> erst im letzten Jahre Proben bedeutenden Talents vor die Öffentlichkeit brachten<lb/> und zweifellos starke Hoffnungen der deutschen Literatur genannt werden müssen,<lb/> — Bartels zeigt sie unter seinen „Jüngsten" mit nachdrücklichen Hinweisen<lb/> bereits auf! Einzig H a n s S es l i ep in a n n vermisse ich in diesen Reihen, zwar<lb/> nicht an Jahren, aber an Zioilkurage und innerer Spannkraft ein „jüngster"<lb/> Deutscher, und den Bartels in den Heften seines „deutschen Schrifttums" mit<lb/> sicherem Instinkt auch als eine für unsere völkische Kunst sehr wichtige Begabung<lb/> bereits wärmstens willkommen geheißen hat, namentlich seinem geiht- und gehalt¬<lb/> vollen Roman „Was das Leben erfüllt" (Matsch, Hartenstein im Erzgeb.)<lb/> verdiente Achtung zollend.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0324]
Adolf Bartels: „Die Jüngsten"
und persönliche Tapferkeit waren da für ihn nötig, noch mehr ästhetischer Instinkt
für Echt und Unecht von ungewöhnlicher Stärke, mit dem allein Bartels — ohne
Vorarbeiter auf diesem GebietI — sich zuerst selber zurechtfinden konnte, in dem
Chaos von Gegensätzlichkeiten, wie es das „deutsche" Schrifttum dieser Zeitspanne
immer toller und rätselvoller vor dem unberatenen Zeitgenossen aufquirlte —,
man denke nur so gegenfüßlerischer Gleichzeitigkeiten wie Wildenbruch-Schnitzler, j
ChamberleimFritz Mauthner oder Rudolf Steiner, Lienhard-Sternheim, Marie
v. Ebner-Eschenbach und die Laster-Schüler und u. s, f. ... Man wird der un¬
unsäglichen Wohltat der Aufklärung dieser Widersprüche durch den rassischen
Unterscheiderinstinkt bei Bartels erst ganz inne, wenn man die heillose Ver¬
wirrung, ja Verblödung des öffentlichen Urteils ins Auge faßt, die immer weitere
Kreise ergriff unter der stumpfgesichtigen Neunmalklugheit, mit der andererseits
die von der Weltjournaille emporgelobtesten „liberalen" Auchkünstler in ihren
Literaturgeschichten alle diese unvereinbarer Gegensätze als Auswirkungen ein und
desselben „deutschen Geistes" immer wieder uns mundgerecht zu macheu suchten (!)
Wie lange klang da Bartels Stimme gar nicht durch oder höchstens als die des
Predigers in der Wüste! Erst nach und nach fanden sich Mitstrebende, z. B,
Verfasser und Verleger des „Seni-Gotha", und zu dessen nützlichem Gegenstück,
dem „Seni-Kürschner", gaben Wohl erst recht Bartels bahnbrechende Unter¬
scheidungsbefunde zwischen dem Wirken jüdischer und deutscher Geistigkeit in seiner
„D.D. der Gegmw." — sie erschien 1897! — den gewichtigen Anstoß. Indem seine
Entlarvungen der Träger oft scheinbar harmlosester urdeutscher Namen als volks¬
fremde r Geister im Zusammenhalt mit ihren bedenklichen Hervorbringungen
die furchtbaren G efahren d er Sntartung aus einer gedankenlosen Ver¬
mischung absolut gegensätzlicher Menschenarten zeigte, erweckte er zum ersten Male
wieder genealogisches Interesse selbst in b ü r g e r l ich e n Kreisen, da Gencal-
Logik ja sogar in den hierzu wesentlich verpflichteten adeligen Kreisen
unter der Herrschaft der gleichmacherischen, internationalistischen Judenbotschaft
vom allein seligmachenden Geldsack bereits einzuschlummern begann, so daß man
sich schon bei der Tatsache des Gctauflseins (I) beider Eltern, oft sogar des
nomengebenden Vaters allein, über das „reinblutigo Deutschtum" eines Mannes
beruhigte . . . .; die häufig viel wichtigeren Einflüsse der Großeltern übersieht
man noch heute, selbst in Kreisen, die sich völkischer Gesinnung rühmen; nud gar
ein Grundgesetz der Vererbung kennt man kaum erst, wonach nämlich die mütter¬
liche Herkunft für die Beschaffenheit nationaler Gesinnung des Sprößlings
weitaus entscheidender ist als die väterliche. Aus Bartels „Jüngsten" kann das
jeder aufmerksame Leser lernen. Ich erwähne da nur die zwei Falle Frank
Wedekind und Alfred H e n s es k e - K l a b u n d . zu deren Vereinigung ich
selbst erst im verflossenen Jahre beitragen durste und deren noch frische Ergebnisse
-Lartels bereits in seinem neuen Bande ducht. Nebenbei gesagt, eine Stichprobe
ans die nimmermüde Umsichtigkeit dieses Partisans rassischer Geistigkeit. Sie
besteht aber nicht nur diese Stichprobe. Auch im aufbauenden bejahenden Sinne
waltet solche Umsicht bei Bartels. So entging ihm kaum ein bedeutendes Buch
der letzten Jahre, im Geiste von Deutschlands Erneuerung und mit wirtlich künst¬
lerischer Begabung geschrieben; Namen wie Otto Martin Johannes,
Kurt Gerlach, Friedr. Jos. Perkonig, G r e t e Ur b an i dz k y, die
erst im letzten Jahre Proben bedeutenden Talents vor die Öffentlichkeit brachten
und zweifellos starke Hoffnungen der deutschen Literatur genannt werden müssen,
— Bartels zeigt sie unter seinen „Jüngsten" mit nachdrücklichen Hinweisen
bereits auf! Einzig H a n s S es l i ep in a n n vermisse ich in diesen Reihen, zwar
nicht an Jahren, aber an Zioilkurage und innerer Spannkraft ein „jüngster"
Deutscher, und den Bartels in den Heften seines „deutschen Schrifttums" mit
sicherem Instinkt auch als eine für unsere völkische Kunst sehr wichtige Begabung
bereits wärmstens willkommen geheißen hat, namentlich seinem geiht- und gehalt¬
vollen Roman „Was das Leben erfüllt" (Matsch, Hartenstein im Erzgeb.)
verdiente Achtung zollend.
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