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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr.

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Hundert Jahre deutscher Gewerbfleisz

Das Land, das durch die Arbeit der Besten aus den verschiedensten deutschen
Stämmen nicht künstlich zusammengefügt, sondern in den Zeiten des Aufstiegs
und der Not zum größten und führenden Bundesstaate zusammengewachsen ist,
muß im Interesse des Ganzen sich behaupten und lebenskräftig bleiben, solange
in Deutschland staatliche Selbständigkeit an irgendeiner Stelle besteht. Frühere
Fehler mag es vermeiden, einen zeitgemäßen Ausbau seiner Einrichtungen herbei¬
führen müssen) die destruktiven Bestrebungen im Innern, insbesondere in der
Reichshauptstadt, wird es zu überwinden haben. Alsdann aber wird es sich
weiterhin als sicherster Grundpfeiler des Reichs erweisen, welches Verstärkungen
und Erweiterungen der Zentralgewalt -- wie Bismarcksches Vorbild und die Er¬
fahrungen der letzten Jahre übereinstimmend beweisen -- nur langsam und
organisch aus dem Vorhandenen heraus entwickeln, nicht theoretisch und überhastet
neu konstruieren kann. So wird die Gewerbcförderung, ein Hauptgebiet der
Verwaltungstätigkeit der Länder, auch weiterhin eine der wichtigsten Ausgaben
Preußens bleiben. Dem Gewerbfleißverein aber wird es, bei der Notwendigkeit
des Um- und des Aufbaues und der Vereinigung widerstreitender Ideen und
Kräfte des gewerblichen Lebens, an Aufgaben für reiche, nützliche Betätigung
sicherlich nicht fehlen.

Gewiß werben dabei die Ideen, welche die bisherige Arbeit getragen haben,
sich als unvergänglich erweisen. Gewerbliche Arbeit als sittliche Pflicht,
selbstverantwortliche Tätigkeit im Dienste des Staatswohls, Gemein¬
sinn, der das Einigende sucht und zu Opfern und Entbehrungen
bereit ist, sind und bleiben die Grundsteine für den Aufbau deutscher
Zukunft.

So rufen wir denn zum Schluß die Manen der großen Männer an, die
den Stempel ihres Geistes deutscher Arbeit aufgedrückt haben, der Friedrich, Stein,
Beuth und der anderen, die in ihrem Geist in schweren Zeiten gewirkt haben.
Möchten ihre Gedanken und Gesinnungen in Anpassung an die neue Zeit uns und
die nach uns kommen werden, auch weiterhin geleiten!^

Der Stern des deutschen Volks ist von seiner Höhe am Firmament tief
cherabgesunken und von finsterem Gewölk verhüllt. Aber in jedes guten Deutschen
Herz leben Glauben an unser Volk und deutsche Hoffnung. Unser ist die Ver¬
antwortung, daß beide in uns und in unseren Kindern wirksam und kräftig
bleiben, unser die Pflicht, in altgewohnter und unverdrossener Arbeit aus Trümmern
wieder aufzubauen. Zeigen wir uns unserer großen Vorfahren würdig, dann
wird auch unsere Arbeit mit Gottes Hilfe dazu beitragen, Preußen >ab ^das
einige Deutschland wieder hinaus und aufwärts zu führen aus den schweren
Sorgen und Nöten der Gegenwart: Durch Nacht zum Licht!




Hundert Jahre deutscher Gewerbfleisz

Das Land, das durch die Arbeit der Besten aus den verschiedensten deutschen
Stämmen nicht künstlich zusammengefügt, sondern in den Zeiten des Aufstiegs
und der Not zum größten und führenden Bundesstaate zusammengewachsen ist,
muß im Interesse des Ganzen sich behaupten und lebenskräftig bleiben, solange
in Deutschland staatliche Selbständigkeit an irgendeiner Stelle besteht. Frühere
Fehler mag es vermeiden, einen zeitgemäßen Ausbau seiner Einrichtungen herbei¬
führen müssen) die destruktiven Bestrebungen im Innern, insbesondere in der
Reichshauptstadt, wird es zu überwinden haben. Alsdann aber wird es sich
weiterhin als sicherster Grundpfeiler des Reichs erweisen, welches Verstärkungen
und Erweiterungen der Zentralgewalt — wie Bismarcksches Vorbild und die Er¬
fahrungen der letzten Jahre übereinstimmend beweisen — nur langsam und
organisch aus dem Vorhandenen heraus entwickeln, nicht theoretisch und überhastet
neu konstruieren kann. So wird die Gewerbcförderung, ein Hauptgebiet der
Verwaltungstätigkeit der Länder, auch weiterhin eine der wichtigsten Ausgaben
Preußens bleiben. Dem Gewerbfleißverein aber wird es, bei der Notwendigkeit
des Um- und des Aufbaues und der Vereinigung widerstreitender Ideen und
Kräfte des gewerblichen Lebens, an Aufgaben für reiche, nützliche Betätigung
sicherlich nicht fehlen.

Gewiß werben dabei die Ideen, welche die bisherige Arbeit getragen haben,
sich als unvergänglich erweisen. Gewerbliche Arbeit als sittliche Pflicht,
selbstverantwortliche Tätigkeit im Dienste des Staatswohls, Gemein¬
sinn, der das Einigende sucht und zu Opfern und Entbehrungen
bereit ist, sind und bleiben die Grundsteine für den Aufbau deutscher
Zukunft.

So rufen wir denn zum Schluß die Manen der großen Männer an, die
den Stempel ihres Geistes deutscher Arbeit aufgedrückt haben, der Friedrich, Stein,
Beuth und der anderen, die in ihrem Geist in schweren Zeiten gewirkt haben.
Möchten ihre Gedanken und Gesinnungen in Anpassung an die neue Zeit uns und
die nach uns kommen werden, auch weiterhin geleiten!^

Der Stern des deutschen Volks ist von seiner Höhe am Firmament tief
cherabgesunken und von finsterem Gewölk verhüllt. Aber in jedes guten Deutschen
Herz leben Glauben an unser Volk und deutsche Hoffnung. Unser ist die Ver¬
antwortung, daß beide in uns und in unseren Kindern wirksam und kräftig
bleiben, unser die Pflicht, in altgewohnter und unverdrossener Arbeit aus Trümmern
wieder aufzubauen. Zeigen wir uns unserer großen Vorfahren würdig, dann
wird auch unsere Arbeit mit Gottes Hilfe dazu beitragen, Preußen >ab ^das
einige Deutschland wieder hinaus und aufwärts zu führen aus den schweren
Sorgen und Nöten der Gegenwart: Durch Nacht zum Licht!




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[0032] Hundert Jahre deutscher Gewerbfleisz Das Land, das durch die Arbeit der Besten aus den verschiedensten deutschen Stämmen nicht künstlich zusammengefügt, sondern in den Zeiten des Aufstiegs und der Not zum größten und führenden Bundesstaate zusammengewachsen ist, muß im Interesse des Ganzen sich behaupten und lebenskräftig bleiben, solange in Deutschland staatliche Selbständigkeit an irgendeiner Stelle besteht. Frühere Fehler mag es vermeiden, einen zeitgemäßen Ausbau seiner Einrichtungen herbei¬ führen müssen) die destruktiven Bestrebungen im Innern, insbesondere in der Reichshauptstadt, wird es zu überwinden haben. Alsdann aber wird es sich weiterhin als sicherster Grundpfeiler des Reichs erweisen, welches Verstärkungen und Erweiterungen der Zentralgewalt — wie Bismarcksches Vorbild und die Er¬ fahrungen der letzten Jahre übereinstimmend beweisen — nur langsam und organisch aus dem Vorhandenen heraus entwickeln, nicht theoretisch und überhastet neu konstruieren kann. So wird die Gewerbcförderung, ein Hauptgebiet der Verwaltungstätigkeit der Länder, auch weiterhin eine der wichtigsten Ausgaben Preußens bleiben. Dem Gewerbfleißverein aber wird es, bei der Notwendigkeit des Um- und des Aufbaues und der Vereinigung widerstreitender Ideen und Kräfte des gewerblichen Lebens, an Aufgaben für reiche, nützliche Betätigung sicherlich nicht fehlen. Gewiß werben dabei die Ideen, welche die bisherige Arbeit getragen haben, sich als unvergänglich erweisen. Gewerbliche Arbeit als sittliche Pflicht, selbstverantwortliche Tätigkeit im Dienste des Staatswohls, Gemein¬ sinn, der das Einigende sucht und zu Opfern und Entbehrungen bereit ist, sind und bleiben die Grundsteine für den Aufbau deutscher Zukunft. So rufen wir denn zum Schluß die Manen der großen Männer an, die den Stempel ihres Geistes deutscher Arbeit aufgedrückt haben, der Friedrich, Stein, Beuth und der anderen, die in ihrem Geist in schweren Zeiten gewirkt haben. Möchten ihre Gedanken und Gesinnungen in Anpassung an die neue Zeit uns und die nach uns kommen werden, auch weiterhin geleiten!^ Der Stern des deutschen Volks ist von seiner Höhe am Firmament tief cherabgesunken und von finsterem Gewölk verhüllt. Aber in jedes guten Deutschen Herz leben Glauben an unser Volk und deutsche Hoffnung. Unser ist die Ver¬ antwortung, daß beide in uns und in unseren Kindern wirksam und kräftig bleiben, unser die Pflicht, in altgewohnter und unverdrossener Arbeit aus Trümmern wieder aufzubauen. Zeigen wir uns unserer großen Vorfahren würdig, dann wird auch unsere Arbeit mit Gottes Hilfe dazu beitragen, Preußen >ab ^das einige Deutschland wieder hinaus und aufwärts zu führen aus den schweren Sorgen und Nöten der Gegenwart: Durch Nacht zum Licht!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338800/32>, abgerufen am 23.11.2024.