Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr.vom neuen Kulturkampf am Rhein Rolle spielt. Unter der besonderen Fürsorge des französischen OberkommissarS haben Wie bislang bereits die französische Kunst mit Recht als ein sehr wirkungs¬ Auf alle Fälle wächst das Verständnis für die Wichtigkeit auch dieser Ab¬ vom neuen Kulturkampf am Rhein Rolle spielt. Unter der besonderen Fürsorge des französischen OberkommissarS haben Wie bislang bereits die französische Kunst mit Recht als ein sehr wirkungs¬ Auf alle Fälle wächst das Verständnis für die Wichtigkeit auch dieser Ab¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0300" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/339101"/> <fw type="header" place="top"> vom neuen Kulturkampf am Rhein</fw><lb/> <p xml:id="ID_1034" prev="#ID_1033"> Rolle spielt. Unter der besonderen Fürsorge des französischen OberkommissarS haben<lb/> zu dem Zweck bereits bedeutende Pariser Historiker in rheinischen Archiven gear¬<lb/> beitet und versprechen für die allernächste Zeit schon die Herausgabe von Quellen<lb/> zur Geschichte der Rheinlande.</p><lb/> <p xml:id="ID_1035"> Wie bislang bereits die französische Kunst mit Recht als ein sehr wirkungs¬<lb/> volles Werbemittel gerade in unseren „gebildeten" Kreisen gilt, soll diese Propa¬<lb/> ganda gefördert und ausgebaut werden. Der Gedanke an eine große französische<lb/> Kunstausstellung im Mittelpunkt des französischen Brückenkopfes scheint der Durch¬<lb/> führung nahe, wenn auch ihre Eröffnung noch nicht, wie es anfangs hieß, in<lb/> den ersten Junitagen erfolgen konnte. Von der Großherzogin von Luxemburg ist<lb/> bereitwillig das alte nassauische Schloß zu Biebrich zur Verfügung gestellt worden;<lb/> das Protektorat hat der französische Oberkommissar selbst übernommen. Das<lb/> große Interesse im Inlands zeigt die Absicht der Stadt Paris, einen eigenen<lb/> Pavillon in diesem größeren Rahmen einzurichten. Literarische und wissenschaft¬<lb/> liche Vorträge, musikalische Darbietungen sowie Sportveranstaltungen sollen der<lb/> Ausstellung einen größeren Reiz auch für fremde Besucher geben. Allein für<lb/> Pferderennen hat der Koblenzer Oberkommissar dem Rennausschutz der Rhein¬<lb/> armee 25 000 Franken zur Verfügung gestellt. Während der Ausgang der<lb/> augenblicklichen Wirtschaftskrisis gerade im Rheinlande noch ganz ungewiß bleibt,<lb/> sucht so die französische Kulturpropaganda auch ihrerseits Schritt für Schritt<lb/> Boden zu gewinnen. Ob sie Erfolg haben wird und ob die deutsche Bildung in<lb/> ihrer Gesamtheit ihrerseits die nötige Widerstandskraft zeigen wird, das dürfen<lb/> wir hier nur von ganzen Herzen hoffen und wünschen. In der neuen Kölner<lb/> Zeitschrift „Die Westwarte", die seit dem 1. Januar 1921 als ausgesprochene<lb/> Verteidigerin der deutschen Vergangenheit, Wirtschaft und Kultur des Rheinlandes<lb/> von einer stattlichen Zahl bekannter Düsseldorfer, Kölner und Barmer Persönlich¬<lb/> keiten herausgegeben wird, zeigt sich vor allem der ernste Wille zum Leben. Der<lb/> programmatische Aufsatz über „die geschichtliche Einheit des Rheintales", den der<lb/> Düsseldorfer Historiker Paul Wentzcke im Januarheft voranstellte, beweist das<lb/> vielleicht am besten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1036"> Auf alle Fälle wächst das Verständnis für die Wichtigkeit auch dieser Ab¬<lb/> wehr eben mit der Durchführung der Zollmatznahmen, die auch dem gleichgültigsten<lb/> Rheinländer langsam die Zusammenhänge in diesem großen Kampf der<lb/> Wirtschaft und der Geister allzu deutlich vor Augen führen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0300]
vom neuen Kulturkampf am Rhein
Rolle spielt. Unter der besonderen Fürsorge des französischen OberkommissarS haben
zu dem Zweck bereits bedeutende Pariser Historiker in rheinischen Archiven gear¬
beitet und versprechen für die allernächste Zeit schon die Herausgabe von Quellen
zur Geschichte der Rheinlande.
Wie bislang bereits die französische Kunst mit Recht als ein sehr wirkungs¬
volles Werbemittel gerade in unseren „gebildeten" Kreisen gilt, soll diese Propa¬
ganda gefördert und ausgebaut werden. Der Gedanke an eine große französische
Kunstausstellung im Mittelpunkt des französischen Brückenkopfes scheint der Durch¬
führung nahe, wenn auch ihre Eröffnung noch nicht, wie es anfangs hieß, in
den ersten Junitagen erfolgen konnte. Von der Großherzogin von Luxemburg ist
bereitwillig das alte nassauische Schloß zu Biebrich zur Verfügung gestellt worden;
das Protektorat hat der französische Oberkommissar selbst übernommen. Das
große Interesse im Inlands zeigt die Absicht der Stadt Paris, einen eigenen
Pavillon in diesem größeren Rahmen einzurichten. Literarische und wissenschaft¬
liche Vorträge, musikalische Darbietungen sowie Sportveranstaltungen sollen der
Ausstellung einen größeren Reiz auch für fremde Besucher geben. Allein für
Pferderennen hat der Koblenzer Oberkommissar dem Rennausschutz der Rhein¬
armee 25 000 Franken zur Verfügung gestellt. Während der Ausgang der
augenblicklichen Wirtschaftskrisis gerade im Rheinlande noch ganz ungewiß bleibt,
sucht so die französische Kulturpropaganda auch ihrerseits Schritt für Schritt
Boden zu gewinnen. Ob sie Erfolg haben wird und ob die deutsche Bildung in
ihrer Gesamtheit ihrerseits die nötige Widerstandskraft zeigen wird, das dürfen
wir hier nur von ganzen Herzen hoffen und wünschen. In der neuen Kölner
Zeitschrift „Die Westwarte", die seit dem 1. Januar 1921 als ausgesprochene
Verteidigerin der deutschen Vergangenheit, Wirtschaft und Kultur des Rheinlandes
von einer stattlichen Zahl bekannter Düsseldorfer, Kölner und Barmer Persönlich¬
keiten herausgegeben wird, zeigt sich vor allem der ernste Wille zum Leben. Der
programmatische Aufsatz über „die geschichtliche Einheit des Rheintales", den der
Düsseldorfer Historiker Paul Wentzcke im Januarheft voranstellte, beweist das
vielleicht am besten.
Auf alle Fälle wächst das Verständnis für die Wichtigkeit auch dieser Ab¬
wehr eben mit der Durchführung der Zollmatznahmen, die auch dem gleichgültigsten
Rheinländer langsam die Zusammenhänge in diesem großen Kampf der
Wirtschaft und der Geister allzu deutlich vor Augen führen.
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