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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr.

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Wie Johannes Trojan über seine Werke dachte

frischer Geist in seinen Kinderliedern sich heute im Sturm die Herzen der Kleinen
erobert, der über das große Meer reiste und in den Wäldern Kanadas botanisierte/
schon die Schwelle des Greisenalters überschritt.

Wieder sind 6 Jahre vergangen. Der Greis erlitt in den Tagen, da er
sich zur Ruhe zurückzog, einen schweren Unglücksfall. Er stand mit seinen sieben
Jahrzehnten vor einer nicht leichten Operation und schrieb von seinem Krankenbett
das reizvolle, humorvolle Poem, das durch alle Zeitungen ging. Glücklicher
Optimist! Wo andere in Schmerz und Sorge verzweifeln, da findet er noch genug
der Sonnenstrahlen, um zu scherzen. Das ist Johannes Trojan. Ein lachender
Philosoph, ein deutscher Dichter. Julius Stinte nennt ihn den "Dichter des frohen
Gemüts". Die Zeit zu einem historischen Urteil über Trojans Kunst ist noch
nicht gekommen. Wilhelm Raabe, Heinrich Seidel, Julius Stinte, Wilhelm Busch
sind seine Geistesverwandten.

Interessant ist es zu lesen, wie Johannes Trojan über seine Werke
dachte. Unter den vielen Erinnerungszeichen und Briefen, die er an mich sandte,
ist sein erster Brief von allgemeiner Bedeutung. Ich hielt damals einen Vortrag
über Johannes Trojan und bat ihn, mir über einige Punkte Auskunft zu geben.
Wir traten dann in nähere Beziehungen. Er schrieb in dem ersten Brief:

Berlin, den 8. Febr. 1...
>V, Marburger Ser. 12.


Sehr geehrter Herr!

... Es ist schon lange her, daß eine Biographie von mir in Schorers
Familienblatt, das ja längst eingegangen ist, stand, daher ist diese Biographie
unvollständig. Eine etwas ausführlichere und daher vollständige Biographie von
mir, die ich selbst geschrieben habe, erschien mit verschiedenen Porträts von mir
in vorigem Jahr in "Über Land und Meer" und Sie können diese leihweise von
mir bekommen, wenn Sie sie haben wollen.

Von mir sind folgende Bücher erschienen:
1. Gedichte. 2. Auflage 1901 (Cotta, Stuttgart).
2. Scherzgedichte. 1. Auflage 1883, 4. Auflage 1900. Verlag Cotta.
3. Neue Scherzgedichte. Cotta 1903.
4. Bon Strand und Heide. Prosa. Verlag Hofmann, Berlin.
5. Kleine Bilder. Prosa. Verlag Hofmann, Berlin.
6. Von drinnen und draußen. Gedichte. Verlag Hofmann, Berlin.
7. Bon Einem zum Andern. Prosa. Grote'sche Buchhandlung, Berlin.
8. Für gewöhnliche Leute. Prosa und Poesie.
9. Zwei Monat Festung., Prosa und Poesie.
10. Hundert Kinderlieder.
11. Von der andern Seite.
12. Berliner Bilder.
13. Aus dem Leben. Gedichte.
14. Das Wustrower Königsschießen und andere Humoresken.

In "Gedichte" und "Scherzgedichte" ist, glaube ich, viel für mich Charakte¬
ristisches" enthalten. In den Scherzgedichten, alten und neuen, finden sich zahl¬
reiche unpolitische humoristische Sachen aus dem "Kladderadatsch", darunter
"Die 88 er Weine",'die sehr verbreitet sind und viel rezitiert werden.


Grenzboten II 1921 12
Wie Johannes Trojan über seine Werke dachte

frischer Geist in seinen Kinderliedern sich heute im Sturm die Herzen der Kleinen
erobert, der über das große Meer reiste und in den Wäldern Kanadas botanisierte/
schon die Schwelle des Greisenalters überschritt.

Wieder sind 6 Jahre vergangen. Der Greis erlitt in den Tagen, da er
sich zur Ruhe zurückzog, einen schweren Unglücksfall. Er stand mit seinen sieben
Jahrzehnten vor einer nicht leichten Operation und schrieb von seinem Krankenbett
das reizvolle, humorvolle Poem, das durch alle Zeitungen ging. Glücklicher
Optimist! Wo andere in Schmerz und Sorge verzweifeln, da findet er noch genug
der Sonnenstrahlen, um zu scherzen. Das ist Johannes Trojan. Ein lachender
Philosoph, ein deutscher Dichter. Julius Stinte nennt ihn den „Dichter des frohen
Gemüts". Die Zeit zu einem historischen Urteil über Trojans Kunst ist noch
nicht gekommen. Wilhelm Raabe, Heinrich Seidel, Julius Stinte, Wilhelm Busch
sind seine Geistesverwandten.

Interessant ist es zu lesen, wie Johannes Trojan über seine Werke
dachte. Unter den vielen Erinnerungszeichen und Briefen, die er an mich sandte,
ist sein erster Brief von allgemeiner Bedeutung. Ich hielt damals einen Vortrag
über Johannes Trojan und bat ihn, mir über einige Punkte Auskunft zu geben.
Wir traten dann in nähere Beziehungen. Er schrieb in dem ersten Brief:

Berlin, den 8. Febr. 1...
>V, Marburger Ser. 12.


Sehr geehrter Herr!

... Es ist schon lange her, daß eine Biographie von mir in Schorers
Familienblatt, das ja längst eingegangen ist, stand, daher ist diese Biographie
unvollständig. Eine etwas ausführlichere und daher vollständige Biographie von
mir, die ich selbst geschrieben habe, erschien mit verschiedenen Porträts von mir
in vorigem Jahr in „Über Land und Meer" und Sie können diese leihweise von
mir bekommen, wenn Sie sie haben wollen.

Von mir sind folgende Bücher erschienen:
1. Gedichte. 2. Auflage 1901 (Cotta, Stuttgart).
2. Scherzgedichte. 1. Auflage 1883, 4. Auflage 1900. Verlag Cotta.
3. Neue Scherzgedichte. Cotta 1903.
4. Bon Strand und Heide. Prosa. Verlag Hofmann, Berlin.
5. Kleine Bilder. Prosa. Verlag Hofmann, Berlin.
6. Von drinnen und draußen. Gedichte. Verlag Hofmann, Berlin.
7. Bon Einem zum Andern. Prosa. Grote'sche Buchhandlung, Berlin.
8. Für gewöhnliche Leute. Prosa und Poesie.
9. Zwei Monat Festung., Prosa und Poesie.
10. Hundert Kinderlieder.
11. Von der andern Seite.
12. Berliner Bilder.
13. Aus dem Leben. Gedichte.
14. Das Wustrower Königsschießen und andere Humoresken.

In „Gedichte" und „Scherzgedichte" ist, glaube ich, viel für mich Charakte¬
ristisches" enthalten. In den Scherzgedichten, alten und neuen, finden sich zahl¬
reiche unpolitische humoristische Sachen aus dem „Kladderadatsch", darunter
„Die 88 er Weine",'die sehr verbreitet sind und viel rezitiert werden.


Grenzboten II 1921 12
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[0199] Wie Johannes Trojan über seine Werke dachte frischer Geist in seinen Kinderliedern sich heute im Sturm die Herzen der Kleinen erobert, der über das große Meer reiste und in den Wäldern Kanadas botanisierte/ schon die Schwelle des Greisenalters überschritt. Wieder sind 6 Jahre vergangen. Der Greis erlitt in den Tagen, da er sich zur Ruhe zurückzog, einen schweren Unglücksfall. Er stand mit seinen sieben Jahrzehnten vor einer nicht leichten Operation und schrieb von seinem Krankenbett das reizvolle, humorvolle Poem, das durch alle Zeitungen ging. Glücklicher Optimist! Wo andere in Schmerz und Sorge verzweifeln, da findet er noch genug der Sonnenstrahlen, um zu scherzen. Das ist Johannes Trojan. Ein lachender Philosoph, ein deutscher Dichter. Julius Stinte nennt ihn den „Dichter des frohen Gemüts". Die Zeit zu einem historischen Urteil über Trojans Kunst ist noch nicht gekommen. Wilhelm Raabe, Heinrich Seidel, Julius Stinte, Wilhelm Busch sind seine Geistesverwandten. Interessant ist es zu lesen, wie Johannes Trojan über seine Werke dachte. Unter den vielen Erinnerungszeichen und Briefen, die er an mich sandte, ist sein erster Brief von allgemeiner Bedeutung. Ich hielt damals einen Vortrag über Johannes Trojan und bat ihn, mir über einige Punkte Auskunft zu geben. Wir traten dann in nähere Beziehungen. Er schrieb in dem ersten Brief: Berlin, den 8. Febr. 1... >V, Marburger Ser. 12. Sehr geehrter Herr! ... Es ist schon lange her, daß eine Biographie von mir in Schorers Familienblatt, das ja längst eingegangen ist, stand, daher ist diese Biographie unvollständig. Eine etwas ausführlichere und daher vollständige Biographie von mir, die ich selbst geschrieben habe, erschien mit verschiedenen Porträts von mir in vorigem Jahr in „Über Land und Meer" und Sie können diese leihweise von mir bekommen, wenn Sie sie haben wollen. Von mir sind folgende Bücher erschienen: 1. Gedichte. 2. Auflage 1901 (Cotta, Stuttgart). 2. Scherzgedichte. 1. Auflage 1883, 4. Auflage 1900. Verlag Cotta. 3. Neue Scherzgedichte. Cotta 1903. 4. Bon Strand und Heide. Prosa. Verlag Hofmann, Berlin. 5. Kleine Bilder. Prosa. Verlag Hofmann, Berlin. 6. Von drinnen und draußen. Gedichte. Verlag Hofmann, Berlin. 7. Bon Einem zum Andern. Prosa. Grote'sche Buchhandlung, Berlin. 8. Für gewöhnliche Leute. Prosa und Poesie. 9. Zwei Monat Festung., Prosa und Poesie. 10. Hundert Kinderlieder. 11. Von der andern Seite. 12. Berliner Bilder. 13. Aus dem Leben. Gedichte. 14. Das Wustrower Königsschießen und andere Humoresken. In „Gedichte" und „Scherzgedichte" ist, glaube ich, viel für mich Charakte¬ ristisches" enthalten. In den Scherzgedichten, alten und neuen, finden sich zahl¬ reiche unpolitische humoristische Sachen aus dem „Kladderadatsch", darunter „Die 88 er Weine",'die sehr verbreitet sind und viel rezitiert werden. Grenzboten II 1921 12

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338800/199>, abgerufen am 23.11.2024.